Review: Sero – One and Only


Sero scheint ein Newcomer zu sein, wie er im Buche steht. Als Sohn einer deutschen Mutter und eines tunesischen Vaters durchlebt er eine laut eigenen Angaben schwierige Jugend in Berlin-Schöneberg, macht nach einigen Schwierigkeiten ein Einser-Abitur, um dann mehrere Studiengänge abzubrechen.

Einzige Konstante in diesem doch recht durchwachsenen Lebenslauf ist demnach die Musik: Aus Freestyle-Sessions mit den Freunden wird ein 3-Track-Demo, das letztendlich bei Four Music landet. Nach „Holy“ wurde um den bislang unbekannten Rapper ein enormer Hype kreiert, dem Seros Debütalbum „One and Only“ nun gerecht zu werden versucht.

Vorab: Wer aufgrund der oben genannten Lebensgeschichte des Berliners jetzt ein Album erwartet, dass durch deepe Texte und gefühlvolle Rap-Balladen besticht, wird ziemlich sicher enttäuscht. Sero rechnet auf „The One and Only“ weder mit seiner Vergangenheit ab, noch beschäftigt er sich mit der inneren Zerissenheit, die man von einem zwischen zwei Nationalitäten stehenden jungen Mann erwarten könnte. Stattdessen: mächtige Beats, eine brachiale Stimme und Seros arrogante Representer-Attitüde – the „One and Only“ halt.

Der Spannungsbogen des Albums erinnert trotzdem stark an die bisherige Karriere des ehemaligen Psychologiestudenten: Mit „One and only“ macht er von Anfang an klar, wofür seine Musik und er selbst stehen. „Alles egal, gib mir den Beat, Hunger auf Beef, wie King BIG“ – der Hunger des Newcomers ist in der Tat unüberhörbar und macht Bock auf mehr solcher Tracks. Und die kommen: zum Beispiel in Form von „Holy“ oder „Future“.

Das Konzept der Songs, die schon vorher als Auskopplung des Albums zu hören waren, zieht sich durch das gesamte Album. Man kann durchaus behaupten, dass darunter die Abwechslung leidet, und tatsächlich kommt vor allem die erste Hälfte des Albums sowohl inhaltlich, aber auch soundtechnisch ein wenig eintönig daher.

Doch was man im ersten Teil von „One and Only“ vermisst, ist im zweiten Teil durchaus präsent: arabische  Sound-Einflüsse in „La Soleil“, der scheinbar für jeden Deutschrapper unverzichtbare Afro-Trap-Song „Aye Que Rico“ und dann doch noch der „Ich komme von ganz unten und will nach ganz oben“-Track „Dirty White Trash“. Sogar ein Liebessong findet mit „So ist es“ seinen Platz auf dem Album, aber auch hier bleibt Sero bei seiner bewährten herablassenden Attitüde.

Sero ist also hungrig, talentiert und hat Bock – das wird vor allem in den Auskopplungen „Holy“ oder „Sushi“ deutlich. Außerdem hat er schon jetzt seinen eigenen Stil entwickelt, der sich als roter Faden durch das ganze Album zieht. Und obwohl Sero sich offensichtlich von nichts und niemanden beirren lässt, trifft er den Nerv der Zeit. Einzig ein wenig mehr Experimentierfreudigkeit wäre wünschenswert – aber in seinem Fach hat er durchaus das Zeug zum „One and Only“.

One and Only
  • Audio-CD – Hörbuch
  • Four Music (Sony Music) (Herausgeber)