Auf einer Bühne findet ein Breakdance-Contest statt, in einer Ecke werden sich zu späterer Stunde mehrere Freestyler treffen, um eine New York back in the days artige Cypher zu bilden, es gibt gefühlte fünftausend Essens- und Getränkestände und man kann tonnenweise T-Shirts erwerben.
Unseren Hass zieht bereits nach relativ kurzer Zeit die Axe-Partystation auf sich, deren DJs es sich offenkundig zur Aufgabe gemacht haben, jeweils die ersten 25 Sekunden legendärer HipHop-Klassiker durchzuhecheln, während in den verschiedenen Hangars kleinere Acts auftreten und/oder ein alternatives Musikprogramm (Reggae, Electro etc) dargeboten wird. Einer dieser Acts ist Donato, der neben seinem Auftritt auch in karitativer Mission unterwegs war, um die Beerdigung des kürzlich verstorbenen RAG-Members Galla zu sammeln. Mehr dazu erfahrt ihr auf der Website des Dortmunders.
Zu R.A. the Rugged Man zieht es uns kurz davor zur Hauptbühne und obgleich sich „The Legendary“ im direkten Gespräch mit dem Publikum wenig sympathisch gibt ("Yeah, I’m not singing. I’m rapping, bitch!“), ist die Show doch durchaus gelungen. Neben der Tatsache, dass er sich von einem geschätzt 10-Jährigen Nachwuchsrapper backen lässt, erzeugt das Jedi Mind Tricks-Feature "Uncommon Valor (A Vietnam Story)“ flächendeckende Gänsehaut. Der Mann kann es halt wirklich. Das mit dem Sprechgesang.
Einen ähnlich ansprechenden Auftritt erwarten wir, nachdem wir bei geschätzten tausend Prozent Luftfeuchtigkeit ordentlich Zeit totgeschlagen und uns auch mit dem ein oder anderen Künstler unterhalten haben, von Pharoahe Monch. Was dann kommt, verdirbt aber nicht nur uns die Laune. Der Mann, mit dessen Hit "Simon Says“ sicherlich schon die ein oder andere im Sterben liegende Party wiederbelebt wurde, scheint es sich zur Aufgabe gemacht zu haben, möglichst wenig eigene Songs zu spielen. Stattdessen gibt es unter anderem das bekannteste Liedgut von und mit Nate Dogg. Ja, ja, Rest In Peace und so, aber hat Mr. Monch wirklich so wenige Live-taugliche Tracks, dass er lieber die anderer Personen spielt, zu denen auf jeden Fall ausgerastet wird? Vielleicht hätte er aber auch, bis auf wenige Ausnahmen, komplett auf seine eigenen Werke verzichten sollen. Als musikalische Unterstützung hat er nämlich jemanden namens Showtyme mitgebracht, der dermaßen überdramatisiert tanzt und singt, dass ich versucht bin, mich nach einer versteckten Kamera respektive Kai Pflaume umzusehen. Am darauffolgenden Tag werde ich jemanden im Backstage-Bereich ansprechen, den ich für ebendiesen "Künstler“ halte, der aber irgendein Crew-Mitglied von Method Man und Redman ist. Es wird ziemlich peinlich werden, tatsächlich sahen sich beide Personen aber zum Verwechseln ähnlich. Samt Brille und Rucksack. All das weiß ich jetzt aber noch nicht.
Es ist mittlerweile schon ziemlich spät, wir sind müde und haben die noch kommenden Künstler bereits mehrfach gesehen. Deshalb sparen wir uns Looptroop und M.O.P. und fahren zurück ins Hotel. Man möge es uns verzeihen, aber Festivals sind anstrengend. Insbesondere wenn man weitestgehend nüchtern ist. Augenzeugenberichten zufolge soll die Mash-Out Posse den "Laden abgerissen“ haben. Irgendwie müssen wir uns aber vorstellen, wie sie einfach eine halbe Stunde lang verschiedene Remixe von "Ante Up“ spielen und nicken nur geistesabwesend.