HipHop Kemp spezial: Ein Festivalbericht von Lisa

Es ist Samstag und das Hip Hop Kemp neigt sich dem Ende zu. Heute spielen die meisten hochkarätigen Acts, zumindest aus unserer Perspektive. Darunter K.I.Z., Random Axe, die Heavy Metal Kings und Method Man und Redman. Die letzteren beiden Kombos werden wir nicht sehen, da unser Zug am kommenden Morgen um sechs Uhr früh geht. Das stört uns fast nicht, weil wir uns überhaupt nicht auf sie gefreut haben. Wirklich gar nicht. Hat man ja eh alle schon mal gesehen. Ha. Ha. Ha. Haaaaa. Geht es nach den Veranstaltern des Kemps, scheint es sowieso keinen Grund zu geben, heute aufs Festivalgelände zu fahren. Zumindest fahren keine Shuttlebusse.

Man könnte sich jetzt die Frage nach dem Sinn der Tatsache stellen, dass am Line-Up-technischen Haupttag einer solchen Veranstaltung keine Busse zu ebendieser fahren, am darauffolgenden Tag, wo nichts mehr passiert, aber schon. Wir haben nach sämtlichen Verkehrs-bezogenen Rückschlägen der vergangenen Tage aber gelernt, einfach nichts mehr zu hinterfragen. Im Allgemeinen wird innerhalb unserer Zwei-Frau-Reisegruppe nicht mehr sonderlich viel gesprochen. Das könnte daran liegen, dass wir uns zwischen größtenteils ziemlich jungen HipHop-Begeisterten in Hanf-T-Shirts (!), Pelle Pelle-Trikots (!!) und mit falschem BlingBling (!!!) etwas deplatziert fühlen. Vielleicht aber auch daran, dass wir fälschlicherweise angenommen hatten, dass in Tschechien alles billiger als in Deutschland sei.

Wir fahren also mit dem Taxi zum Gelände und stellen fest: Von den über 20.000 Besuchern sind entweder schon erhebliche Teile abgereist, oder sie liegen auf dem Zeltplatz im alkoholbedingten Koma. Macht nichts, denken wir uns, und machen uns auf zur Hauptbühne. Der K.I.Z. Auftritt ist ok, mit dem Stimmungsfeuerwerk beim Splash aber selbstverständlich nicht zu vergleichen. Großartig aber nichtsdestotrotz die Versuche der Berliner Rapformation,
durch Anmoderationen in gebrochenem Englisch das internationale Publikum zum Ausrasten zu bewegen. Irgendeine Art von Emotion muss insbesondere Maxim jedoch geweckt haben, neben ihm landet nämlich unter anderem ein Tampon auf der Bühne.

Random Axe liefern eine akzeptable Show ab, die wir vielleicht deshalb nur okay finden, weil wir den Großteil der Zeit im engen Presse- und Artistcontainer verbringen und auf Interviewpartner warten. Insbesondere im Backstage-Bereich bestätigt sich das, was uns auch Besucher und Künstler schon das ganze Wochenende über erzählt haben: Das HipHop Kemp mag entspannter, offener, billiger und internationaler sein, was die Organisation und Professionalität angeht, kann es dem Splash aber nicht ansatzweise das Wasser reichen. Kaum einer der Sicherheitsleute und des Personals vor Ort spricht Englisch oder sonst eine Sprache, mit der sich zumindest der Großteil der Besucher verständigen könnten. Die Fahrtzeiten der Shuttlebusse sind gelinde gesagt fragwürdig und die Presseansprechpartner wirkten mitunter stark überfordert. Zumindest gab es hinter der Bühne W-Lan. Das sehr originelle Passwort hierfür: EatPussy.