Die meisten Rapper erfinden sich hin und wieder neu. Damit ihre Fans nicht rumheulen und Dinge wie zum Beispiel „Du hast dich voll verändert, mach mal wieder so wie früher“ sagen, legen sich viele sich auch ein sogenanntes Alter Ego zu. Das bedeutet, dass sie sich einen anderen Künstlernamen ausdenken und gegebenenfalls ihr äußeres Erscheinungsbild an den neuen Charakter anpassen. Hier einige Bespiele für gespaltene Persönlichkeiten aus dem Rap-Game:
1. Marteria aka Marsimoto
Das wohl bekannteste Ein-Mann-Duo Deutschlands dürfte Marteria aka Marsimoto sein. Sein Debut gab er als kiffenden, mit verzerrter Stimme rappenden Marsimoto mit der grüne Maske. Der Marsianer hat inzwischen schon fünf Studioalben produziert, in denen es neben dem Preisen der grünen Pflanze auch um die Vertreibung der Indianer aus Amerika oder um verwöhnte „Designerkids“ geht. Marsi ist direkter, vercheckter und wütender als sein maskenloser Bruder. Und er hat eine, naja, andere Stimme.
Erst der familienfreundliche, von einer breiten Zuhörerschaft gefeierte Marteria brachte den kommerziellen Erfolg. Unter diesem Namen ist er eher auf positive Themen wie zum Beispiel das unbeschwerte Feiern fixiert, hat entspanntere Beats und rappt mit seiner normalen Stimme.
Das scheint der breiten Masse besser zu gefallen, denn die Alben „Zum Glück in die Zukunkft“ und „Roswell“ wurden über 100.000 mal verkauft und gingen dadurch Gold. Für „Zurück in die Zukunft II“ bekam er mit 200.000 verkauften Platten sogar eine Platin Auszeichnung.
2. K.I.Z. aka „Die Schwarzwälder Kirschtorten“ aka „Verbales Style Kollektiv“
Die Rap-Crew K.I.Z., was unter anderem für „Kannibalen in Zivil“ steht, macht seit 2005 gemeinsam Musik. Die Gruppe besitzt einen sehr großen vulgären Wortschatz, äußert ungeniert Gesellschaftskritik, macht sich über Politiker lustig und weiß, wie man feiert. Außerdem liebt sie das Stilmittel der Ironie.
Letztes Jahr erfand sich KIZ neu: Unter dem Alter Ego Die Schwarzwälder Kirschtorten sangen die drei einen Schlager namens „Glück gehabt“. Im Video stehen sie in schicken Anzügen freudig lächelnd auf einer Alm und thematisieren, sich treu bleibend, Themen wie Drogenhandel, Korruption oder Sextourismus.
Durch diesen drastischen Sprung im Genre kann auch die auf gute Stimmung fokussierte Musikhörerschaft etwas über die Missstände in dieser Welt erfahren und dazu glücklich von links nach rechts schunkeln. Die werden das allerdings eh nicht hören. Schade eigentlich, denn gerade Tareks Stimme beweist, dass einer Karriere als Sänger nichts im Weg steht.
Dieses Jahr folgte die zweite Reinkarnation: Unter dem Namen Verbales Style Kollektiv (VSK), schlossen sich KIZ unter anderem mit Vork und Cannibal Rob zusammen. Unter neuer Flagge haben die Jungs sich den Auftrag gesetzt, den vom Aussterben bedrohten HipHop zu retten. Und zwar den aus Jugendzentrum 1994.
Dafür schlüpfen sie in Jogginganzüge aus den 90ern, drehen die Cap zur Seite, sind total unbeschwert und gaben sich kurzerhand neue Namen: Maxim wird zu MC Schreibmaschine, Nico spittet als Streichholz MC und Tarek flowt als Flowbotta. Die Jungs, die schon vorher bei VKS waren, nennen sich Dr. Podwich, MC Bleistift, Masta Maik, Fanta Yokai und DJ Ratzefummel. Am 10. August 2018 erscheint das komplette Album „Wo die wilden Kerle flowen“.