rap.de: Wie hast du zum Buddhismus gefunden? Gab es einen bestimmten Anlass?
Absztrakkt: Ich habe früh angefangen, mir Gedanken zu machen, wie sieht das aus, was kann sinnvoll sein, zu tun? Meine Gedanken, die ich mir dabei gemacht habe, habe ich im Buddhismus wieder gefunden. Und als das passiert ist, habe ich für mich gewusst, das könnte mein Weg sein. Dann habe ich Sachen geprüft, die mir gesagt wurden, kam zu der Erkenntnis, das ist so. Seitdem bin ich überzeugter Buddhist.
rap.de: Man kann ja auch gleichzeitig Buddhist sein und einer anderen Religion anhängen.
Absztrakkt: Genau. Kann man alles. Ich persönlich halte das nicht für gut. Oder gut ist ein komisches Wort, ich halte es nicht für sinnvoll. Ich persönlich halte es für sinnvoll, wenn man einen Weg hat, den man straight geht. Wo man sich nicht aus allen möglichen Dingern irgendetwas zusammenbaut, was man toll findet, sondern dass man einen Weg straight geht und auch weiß, warum man ihn geht, wohin man da kommt und wie man dahin kommt. Dass man quasi an einer Stelle bohrt, nicht immer an verschiedenen so ein bisschen, sondern an einer bestimmten, bis man reinkommt.
rap.de: Klingt sehr zielgerichtet.
Absztrakkt: Ja.
rap.de: Inwieweit beeinflusst dich das beim Rappen?
Absztrakkt: Das durchdringt mein Leben. Musik gehört zu meinem Leben und automatisch findet man das in der Musik auch wieder.
rap.de: Die Sachen, über die du rappst, sind realistisch, das scheint auch dein Ansatz zu sein, oder?
Absztrakkt: Ja. So habe ich Rap kennen gelernt. Dass man von sich erzählt, das, was einem selber wichtig ist, mit einbringt. Es sind sehr viele verschiedene Einflüsse drin. Generell das pralle Leben ist mein Einfluss. Alles, was kommt, was ich dafür verarbeiten kann, das fließt da ein.
rap.de: Eine Zeile wie die, dass dein Vater jahrelang im Knast saß und dein Bruder wegen Mordes gesucht wird, entspricht demnach auch den Tatsachen?
Absztrakkt: Der wird nicht gesucht, der ist in Haft. Ja, das ist realistisch.
rap.de: Du kommst aus einer schwerkriminellen Familie?
Absztrakkt: Nee, so kann man das auch nicht sagen. Das erzeugt wieder so ein Bild. Da will ich überhaupt nicht hin. Das ist so, aber da will ich überhaupt nichts mit zu tun haben. Nee, das würde ich so nicht sagen.
rap.de: Klingt aber schon so, als wärst du nicht gerade sehr behütet aufgewachsen…
Absztrakkt: Naja, ich war ja sehr klein. Da kriegt man das ja alles gar nicht so mit. Ich bin bei meinen Eltern aufgewachsen, meine Mutter hat mich dann aus Österreich nach Deutschland mitgenommen, wo ich geboren bin. Dann sind wir zu meinen Großeltern gezogen. Der andere Teil der Familie ist dort geblieben.
rap.de: Hast du noch Kontakt zu denen?
Absztrakkt: Nein. Will ich auch nicht. Ich habe damit abgeschlossen.
rap.de: Hast du dann als Kind nach einer neuen Vaterfigur gesucht?
Absztrakkt: In dem Sinne war das in meiner Jugend mein Großvater. Mein Opa war am Start, der war in dem Sinne meine Vaterfigur.
rap.de: Du meintest ja, Buddhismus heißt, sich viel mit dem permanenten Wandel der Dinge auseinanderzusetzen. Wie siehst du denn die Veränderungen, die in den letzten Jahren im deutschen Rap eingesetzt haben?
Absztrakkt: Naja, wenn eine Sache ein gewisse Zeit dominiert – das ist halt der Lauf der Dinge. Die Welle bricht irgendwann und die Leute kriegen irgendwann auch wieder Interesse an einer anderen Art von Rap. Es wird immer noch die Leute geben, die das gut finden, aber ich bin mir sicher, man freut sich, dass auch mal etwas anderes angeboten wird. Andere Thematiken, die man vielleicht im Hiphop-Bereich sonst gar nicht mitkriegen würde. Wie zum Beispiel durch einen Absztrakkt, der eine sehr spezielle Art von Rap macht. Wäre der nicht da, würden viele im HipHop keinen Verbindungspunkt dazu bekommen, oder vielleicht erst später, durch andere Dinge. So hat man ihn jetzt schon im Rap, wenn man sich dafür interessiert, und kann diesen Weg weitergehen und nach weiteren Informationen suchen.
rap.de: Du bietest also etwas an, was sonst keiner anzubieten hat?
Absztrakkt: Das ist doch eindeutig. Oder?
rap.de: Ja, klar. Ich wollte es nur von dir hören. Und was genau ist das, was die anderen nicht haben?
Absztrakkt: Wir sind ja alle als Person anders. Jeder hat unterschiedliche Motivationen und das, was für ihn wichtig ist, bringt er in die Musik rein. Bei mir ist es halt so, ich habe eine Grundlage, ich weiß, wovon ich spreche. Es gibt auch andere Rapper, die teilweise darüber rappen. Es ist ja auch in Mode gekommen, auch nach diesem ganzen Wu-Tang, Shaolin und keine Ahnung. Viele gehen auf Monk oder Mönch, aber haben vielleicht nicht wirklich in ihrem Privatleben diesen Bezug. Ich zum Beispiel habe den Bezug. Es kommt nicht aus dem Nichts, es ist nicht etwas, das ich mir ausdenke, es sind Einflüsse, die real im Leben existieren.