Absztrakkt

rap.de: Turnt dich Rap, der nur aus Slogans und Schlagwörtern besteht, dementsprechend ab?

Absztrakkt: Kommt drauf an, wie es gemacht ist. Ich schere nicht alles über einen Kamm oder will das direkt einordnen. Mir gefallen auch von manchen Gangsta Rappern die Songs. Wenn ich etwas gut finde, finde ich das gut – egal, aus welcher Sparte es kommt. Eine gewisse Sparte bediene ich ja selber. Ich mache ja schon eine ganze Weile Musik, ich habe auch schon viele Sachen gesagt. Ich kenne auch viel, weil ich lange dabei bin. Halt nur im Hintergrund, aber ich habe die ganzen Leute gesehen, wie sie kamen und gingen oder immer noch da sind. Mich flasht auch nicht mehr viel. Das finde ich ein bisschen schade. Wie du vorhin meintest mit dem Sound, dass sich vieles gleich anhört. Es gibt wenige Leute, die durch irgendetwas Besonderes herausstechen.

rap.de: Wobei sich das ja gerade ein bisschen ändert, oder?

Absztrakkt: Das kann sein, da hast du wahrscheinlich mehr Plan als ich. In diesem Rapding bin ich gar nicht mehr so tief drin, ich kriege auch nicht mit, wer alles Neues da ist. Das geht ein bisschen an mir vorbei. Es gibt bestimmte Leute, die ich gut finde, die Musik höre ich auch, aber was im Allgemeinen so abgeht, geht an mir vorbei.

rap.de: Du bist niemand, der jeden Tag auf rap.de oder hiphop.de die News checkt?

Absztrakkt: Überhaupt nicht, nee.

rap.de: Was hörst du selber denn noch für Rap?

Absztrakkt: Ich höre am liebsten den alten Stuff, von 93 bis 98. Das habe ich immer noch am liebsten, wie sich das anhört, von den Sounds und so.

rap.de: Es gibt ja heute immer noch Leute, die diesen Sound fahren. Gefällt dir dann sowas wie Random Axe?

Absztrakkt: Random Axe war jetzt hier Sean Price, ne? Das Album habe ich nicht gehört, aber Sean Price finde ich auf jeden Fall ziemlich cool. Keine Ahnung, wie der im Verbund mit den beiden anderen klingt.

rap.de: Kannst du von Rapmusik eigentlich leben?

Absztrakkt: Nein.

rap.de: Du hast noch einen normalen Job?

Absztrakkt: Momentan nicht. Aber wenn ich einen habe, dann ja. Was ich damit sagen will: Ich bin normal im Berufsleben, ich lebe nicht von Rap. Das ist auch nicht mein Ziel. Davon habe ich mich schon sehr lange verabschiedet. Meine Musik ist so, wie ich sie selber beurteile, viel zu speziell, um eine große Masse damit zu erreichen. Das ist meine eigene Einschätzung. Denn meine Thematik ist für viele einfach sehr neu. Wenn man Interesse hat, an diesen Wegen, an dieser Spiritualität, sind das Wege der Erfahrungen, die man für sich macht. Mit Worten kann man da immer nur so ein bisschen hinleiten, dass man weiß, wo es hingeht. Aber man kommt da nie so wirklich dran. Wie schmeckt dir eine Banane? Da kannste labern wie du willst, aber du kannst mir den Geschmack nicht mit Worten begreiflich machen, das geht nur durch Erfahrung.

rap.de: Stößt du als Rapper manchmal an Grenzen, wenn du Sachen ausdrücken willst, die du gar nicht so recht in Worte fassen kannst?

Absztrakkt: Ja. Das ist mir bei diesem Album auch aufgefallen. Ich habe die Technik schon ein bisschen hintangestellt, mir war wichtiger, dass rüberkommt, was ich sagen will, dass der Satz stimmt, dass die Aussage stimmt. Völlig unabhängig, ob da jetzt ein Reim ist, Hauptsache, es wurde gesagt. So, wie ich es sagen wollte.

rap.de: Wäre es dann nicht einfacher, wenn du statt Rap zum Beispiel Spoken Word machen würdest?

Absztrakkt: Rap macht mir aber auch Spaß. Die Beats bringen das ja auch in mir hervor. Wenn ich Beats höre, die geil sind, und ich irgendwann kein Verlangen mehr habe, darauf zu schreiben, dann weiß ich, meine Zeit ist vorbei. Aber solange es so ist, dass die Beats das in mir hervorbringen, werde ich auf jeden Fall am Ball bleiben. Wenn ich aufhören sollte, hat das nichts mit Geld zu tun. Ich habe in den gesamten zehn Jahren nie groß Geld damit verdient, also wenn ich damit aufhöre, dann weil es meine Entscheidung ist. Das ist nicht abhängig von irgendwelchen Businessfaktoren. Ich möchte halt machen, was ich machen möchte. Und ich weiß auch, was ich machen möchte.

rap.de: Vielleicht ist es ja genau das, was dich von anderen Rappern unterscheidet.

Absztrakkt: Schön, dass wir da noch hingekommen sind (grinst).