Kollegah

rap.de: Du studierst vermutlich Jura, weil du ein Anwalt der Entrechteten und Enterbten werden willst, nehme ich an.

Kollegah: (lacht) Robin Hood! Nein, ich studiere es eigentlich nur aus Interesse heraus. Wer weiß? Vielleicht werde ich nach meiner Rapkarriere irgendwas damit machen, aber im Vordergrund steht einfach das seit Jahren bestehende Interesse auf dem Gebiet der Rechtswissenschaft.

rap.de: Bist du ein rechthaberischer Typ?

Kollegah: Nein, ich finde es einfach interessant, wie es mit der tatsächlichen Rechtslage in unserem Land aussieht. Um im Alltag in gewissen Situationen das beste für sich rauszuholen, ist das sehr nützlich.

rap.de: Wie kommst du mit deinen Kommilitonen klar? Juristen gelten gemeinhin nicht als die lockersten und coolsten Leute.

Kollegah: Ja, da sind auch viele, die das Klischee erfüllen, aber trotzdem sind auch viele lockere Leute dabei, Leute, die mich als Rapper gar nicht kennen und mit denen ich einfach auch so cool bin.

 

rap.de: Du chillst also auch auf Studentenpartys?

Kollegah: Nee, das nicht. Ich bin wirklich kaum an der Uni, muss ich dazu sagen, vielleicht ein oder zwei Mal im Jahr. Als ich angefangen habe, zu studieren, habe ich auch die Vorlesungen besucht, aber jetzt schreibe ich nur noch die Klausuren und mache das meiste autodidaktisch von zuhause.

rap.de: Du stehst für eine bestimmte Stilrichtung im deutschen Rap, zusammen mit Leuten wie Farid Bang…

Kollegah: …ja klar…

rap.de: …oder auch Massiv.

Kollegah: Massiv ist doch was völlig anders als das, was wir machen. Okay, es ist auch übertrieben, was das Image angeht, aber was den Rap und den sprachlichen Aspekt angeht, kann man das überhaupt nicht mit uns vergleichen.

rap.de: Klar, er hat nicht so komplizierte Punchlines. Aber seine Musik ist auch ein Film, auf den man sich einlassen muss.

Kollegah: Ja, das stimmt schon.

rap.de: Und damit steht sie im Gegensatz zu einer anderen Herangehensweise an Rap, wo ganz viel Wert auf den Realitätsfaktor gelegt wird.

Kollegah: ich glaube, so was gibt es in der Rapszene gar nicht mehr, dass einer komplett das erzählt, was er wirklich macht.

rap.de: Dein Freund Laas Unltd. vielleicht?

Kollegah: Ja, gut. Aber ich meine jetzt erfolgreiche Rapper.

rap.de: Na, immerhin hat er es auch auf Platz 37 geschafft.

Kollegah: Was, ehrlich? Platz 37? (lacht) Dann muss er die momentane Lage aber mal so richtig ausgenutzt haben. Auf jeden Fall Glückwunsch an Laas zu Platz 37. Jedenfalls war es mir schon immer wichtig, dass ein Rapper mich entertaint. Ich habe nie hinterfragt, ob das nun real ist oder nicht.

rap.de: Was waren denn so deine ersten Rapper, die du dir angehört hast?

Kollegah: Das waren damals Eins Zwo, Dendemann hatte damals schon bessere Rhymes und Wortspiele als viele heute. Auch die Massiven Töne waren echt nicht schlecht, oder Freundeskreis. Dann kam Savas und die ganzen Berliner, M.O.R. und so, dann Aggro und dann habe ich auch schon selbst angefangen, zu rappen.

rap.de: Dein Konzept hast du dir dabei offensichtlich nicht von einem der genannten abgeschaut.

Kollegah: Nee, überhaupt nicht. Alles, was ich mache, ist von mir selber erfunden, mein kompletter Rapstyle. Die Art, Punchlines zu spitten, hat vorher noch keiner so gemacht. Das kommt alles von mir selber, mein ganzes Image und meine Kreativität.