rap.de: Wenn du so erzählst, klingt es schon, als ob die gute Seite ziemlich schwer wäre bei dir.
Baba Saad: Ich tu auch viel dafür, dass sie schwer ist. Ich sitze ja auch nicht auf der faulen. Wenn’s mir gerade schlecht geht, dann sitze ich zuhause und bemitleide mich selbst. Tja, von nichts kommt auch nichts, deshalb muss ich aufstehen und gucken, was ich dafür tun kann, dass es mir wieder gut geht. Und ich bin bereit, alles zu tun, damit es mir gut geht, ich bin bereit dazu, Sachen zu tun, wo andere Leute denken, ist der bescheuert, was macht er denn da? Nur, damit es mir, meiner Familie und meinem Umfeld gut geht.
rap.de: Meinst du damit verbotene Sachen?
Baba Saad: Egal was, ich bin wirklich bereit, alles zu machen, damit es mir gut geht. Ich habe EGJ aufgegeben, damit es mir gut geht. Ich hätte da auch bleiben können, aber ich habe drauf geschissen.
rap.de: War die Zeit im Libanon für dich wie Urlaub?
Baba Saad: Es war super. Die Zeit, wo ich mich um meine Oma kümmern musste, war ein bisschen hart, aber ansonsten war es eine schöne Zeit, gut, um mich selbst kennen zu lernen. Ich weiß jetzt, wer ich bin. Wer meine Familie ist, was meine Familie bis jetzt alles geschafft hat.
rap.de: Du hast zu deinen eigenen Wurzeln Kontakt aufgenommen?
Baba Saad: Genau, ich hab gesehen, wer meine Familie ist und was meine Familie ist und von wem ich überhaupt der Sohn bin. Ich wusste, mein Vater ist ein respektierter großer Mann. Ich wusste aber nicht, dass er so einen großen Stellenwert hat, hätte ich nicht gedacht. Ich bin ja auch sein Sohn, also kann er soviel in seinem Leben nicht falsch gemacht haben.
rap.de: Was gibt denn für dich den Ausschlag, doch weiter in Bremen zu leben?
Baba Saad: Das ist ja auch meine Heimatstadt. Ich komme ursprünglich aus dem Libanon, aber ich habe ja meine Jugend in Deutschland verbracht. Bremen ist für mich wunderschön. Hier kenne ich fast jeden, ich bin hier aufgewachsen, ich habe sehr viele Verwandte und sehr viele Erinnerungen hier. Wenn du mich jetzt im Moment fragst, ob ich im Libanon wohnen könnte, würde ich sagen nein. Aber wenn ich älter bin auf jeden Fall. Die Leute dort sind auch nicht so ausgeflippt wie wir hier. Dort sind die mit 14 schon so erwachsen wie hier mit 25. Die haben viel mehr Verantwortung und es gibt nicht diese sozialen Netzwerke wie hier. Wenn du nicht arbeitest, dann verhungerst du. Ich nehme das ganze Leben nicht so ernst wie die das machen, deswegen muss ich ein paar Jährchen warten, bis ich da leben könnte. Außerdem: Ich kann ja nicht rappen, wie hart und wie ghetto ich bin, wenn ich eigentlich nichts mehr mit dieser Stadt zu tun habe. Ich muss, um meine Stadt in meiner Mucke zu repräsentieren, ja immer wieder hier herkommen, um Adrenalin zu tanken.