Baba Saad

Baba Saad nimmt nicht gern ein Blatt vor den Mund. Das merkt man seinem neuen Album "Halunke" an. Er spielt es uns in einem geräumigen Benz der gehobeneren Klasse vor, der vor dem Sportcafé eines Freundes in einer nicht besonders schicken Gegend von Bremen parkt. Ein Mann in einem traditionellen afrikanischen Gewand läuft über den von Schlaglöchern durchsetzten Gehweg. Die meisten Songs sind genau das, was man von Saad erwartet: Hart, direkt, frech, mit einem Augenzwinkern zwar, aber ohne Kompromisse. Danach bittet er uns in den Keller des Etablissements, das erst in einigen Tagen offiziell öffnen wird. Dort gibt er uns ein Interview, in dem er ebenfalls kein Blatt vor den Mund nimmt, sondern ganz offen über seine Erwartungen an "Halunke", seinen Weggang von EGJ und seine Meinung über diverse andere Rapper spricht.

rap.de: Dein Album – wir haben es gerade gehört – ist zu etwa 50 % einfach voll asozial. War das Absicht?

Baba Saad: Was heißt hier nur 50%?

rap.de: Na gut, dann eben 70%.

Baba Saad: 75.

rap.de: Okay. (lacht)

Baba Saad: So kennt man mich. Also muss ich auch so ein asoziales Album machen, weil die Leute, die mich hören und unterstützen, halt diesen Style feiern. Ich fahr diesen Film schon seit Jahren. Ich bin ja erst 25, aber ich fahr diesen Film, seitdem ich 16, 17 bin. Ich habe mich auch von meinem Ex-Label getrennt, weil die diese Mucke nicht mehr machen und ich dort so eine harte Musik nicht mehr rausbringen kann. Das war auch einer der Gründe, wieso ich mich von denen getrennt habe. Und dann entsteht halt so ein Album. Das ist ein ehrliches Saad-Album, alles andere wäre eine Lüge gewesen. Ich lüge eigentlich sehr ungern. Die restlichen 25% sind traurige Lieder, von Storyteller bis Liebeslied und persönliche Songs, ist ja auch alles dabei, weil ich ja auch dafür bekannt bin, dass ich so etwas mache und auch gut kann. Es gibt viele, die vielleicht nicht die harten Songs feiern, sondern mehr diese Songs feiern, also muss ich quasi beide Parteien zufrieden stellen. Auf meinem Debüt-Album war ich ja auch ziemlich ruhig, dafür war ich dann bei “CCN“ richtig ekelhaft und auf “Saadcore“ habe ich auch nur zwei Themensongs, da war ich auch wieder härter.

rap.de: Aber denkst du wirklich über deine Fans nach, wenn du ein Album aufnimmst oder kommt das erst im Nachhinein?

Baba Saad: Nö, nö. Guck mal: Erstens feier’ ich diese Musik, ich kann sagen, dass ich mir bis heute treu geblieben bin. Ich feiere diese Musik und ich feiere auch diesen Lifestyle, ich mag das einfach. Ich bin nicht so der der Partyrapper. Ich mag es einfach, so zu sein und ich lebe auch mit ziemlich vielen Menschen, die so drauf sind wie ich rappe. Ich bin schon ein Höflicher, aber man kann ja auch ein höflicher Asi sein. Das ist einfach mein Lifestyle, und die Leute, die mich unterstützen und supporten, wir sind auch schon wie eine kleine Familie geworden. Die helfen mir quasi mit den CD-Käufen und wenn sie zum Konzert kommen, und ich gebe ihnen ja auch was zurück mit meiner Musik. Wenn sie diese Musik nicht feiern und fühlen würden, dann würden wir das auch nicht hören, deswegen ist da so ein Mittelweg zwischen beiden. Ich muss das natürlich selbst feiern, aber ich muss auch den Supportern das zurückgeben, was sie mir geben.  Wenn das nicht so wäre, dann wäre ich auch bei EGJ geblieben, da hätte ich die aber angelogen und mich auch selber verarscht, was natürlich am schlimmsten gewesen wäre.

rap.de: Gab es von EGJ konkret eine Ansage nach dem Motto “Entweder machst du jetzt ein softeres Album oder du kannst gehen“?

Baba Saad: Ich bin einfach hingefahren und habe mein Album abgegeben, dann haben sie es gehört und mir gesagt, so können wir das nicht raus bringen, weil das so zu hart ist, zu Saad. Dann habe ich gesagt, ich mach doch diese Musik schon seit Jahren, ihr habt doch auch mit dieser Musik angefangen. Ja nee, hieß es, das können wir so nicht raus bringen, mache das bitte noch mal. Irgendwann, ein paar Monate später kam noch mal ein Anruf, dass ich ein Album abgeben soll. Und ich habe denen eiskalt das gleiche Album wieder hingeschickt. Sie haben mich angerufen, da habe ich konkret gesagt: Ey, entweder so oder gar nicht. Ich bin hier kein Sklave, für keinen, und ich mache die Musik so, dass sie mir gefällt. Ich muss mir auch treu bleiben. Und wenn die damit nicht klar kommen, dann tut es mir leid, dann fickt euch.