rap.de: Naja, warum auch, wenn es anders geht.
Baba Saad: Das wichtigste ist, dass ich zufrieden bin. Jeder, auch ich, hat Probleme ganz klar. Jeder Mensch hat Probleme im Leben, aber ich bin sehr zufrieden, ich bin gesund, meine Familie ist gesund und ich kann das machen, was mir Spaß macht.
rap.de: Und mit Bushido bist du im Guten auseinander gegangen?
Baba Saad: Ich war ja letztens bei einem Haftbefehl-Konzert. Da waren noch Spannungen in der Luft, ich habe einen über den Durst getrunken. Dann sind halt die Emotionen mit mir durchgegangen und ich habe einen blöden Satz gesagt, ich stehe auch dazu, das ist ja nicht so schlimm. Vor kurzem hat man dann noch mal telefoniert, hat ein bisschen geredet, und auch, wenn er das wahrscheinlich nicht zugeben würde, hab ich doch gemerkt, dass auch ihm was an mir liegt, so wie mir auch an ihm. Wir waren lange Zeit befreundet.
rap.de: Würdest du überhaupt hier sitzen ohne ihn?
Baba Saad: Natürlich nicht. Er hat mich entdeckt. Aber ich lass mir von keinem sagen, dass mein Erfolg nur durch Bushido gewesen ist, das ist Blödsinn in meinen Augen. Nicht alle Künstler bei EGJ sind gut gegangen, das hat nicht immer was mit Bushido zu tun, das vergessen die Leute ganz schnell. Chakuza ist gut gegangen und ich bin gut gegangen, alles andere ist nicht gut gegangen. Irgendwie muss ich ja etwas gehabt haben.
rap.de: Das kannst du mit deinem neuen Album ja jetzt beweisen.
Baba Saad: Genau, natürlich. Klar. Was mich gut stimmt, ist, dass ich bei Amazon um einiges mehr Vorverkäufe habe als in meiner EGJ-Zeit, das hat mir mein Vertrieb mitgeteilt.
rap.de: Unter den persönlichen Songs war auch dieser Storyteller, eine dramatische Geschichte über ein Mädchen, das umgebracht wird. Ist das eine wahre Geschichte ?
Baba Saad: Ja. Als ich im Libanon war, habe ich das in den Nachrichten gesehen. Die Geschichte war auch über eine Woche lang jeden Tag in den Schlagzeilen. Ich habe diese Geschichte ein bisschen umgeändert, so dass man daraus einen Song machen konnte, aber so an sich ist die Geschichte wahr. Sie ist im Libanon passiert vor einigen Monaten. Das ist auf jeden Fall sehr traurig, aber leider wahr. Als ich das gehört habe, dachte ich, Alter, wie kann das sein? Was für ein Schicksal das war. Er bringt irgendeinen Typen um, nachher lernt er eine Frau kennen und liebt sie und sie liebt ihn. Auf einmal kommt raus, dass er ihren Bruder umgebracht hat. Diese Geschichte hat mich fasziniert, daran habe ich gesehen, dass im Leben alles möglich ist. Und im Schlechten ist immer mehr möglich als im Guten, das Leben besteht mehr aus schlechten Tagen als guten, deswegen muss man die schönen und guten Tage genießen. Ich genieße jede Minute, jede Sekunde, wo es gut läuft bei mir.
rap.de: Hattest du auch eine gute Zeit im Libanon?
Baba Saad: Ja, natürlich, ich habe überall schon eine gute Zeit gehabt. Ich habe auch im Libanon schlechte Zeiten gehabt, weil meine Oma krank war, aber ich habe auch gute Zeiten gehabt, weil ich meine ganzen Verwandten kennen gelernt habe. Außerdem habe ich gesehen, was uns eigentlich alles gehört im Dorf, unserer Boden, unsere Felder und unsere Häuser. Es ist alles wie so eine Waage. Es wäre schön, wenn die gute Seite der Waage schwerer ist.