Diesmal haben wir nicht etwa einen Rapper oder Produzenten interviewt, sondern den „Heimwerkerkönig“ Fynn Kliemann, der unter dem Namen fimbim auch Musik macht. Die promotet er nicht nur auf seinem YouTube-Kanal, sondern auch mit einem eigenen Soundcloud-Profil.
Du machst ja eigentlich Heimwerkervideos. Zwischendrin rappst du aber auch hin und wieder. Wie bist du darauf gekommen?
Ich hab irgendwie schon immer Musik gemacht. Musik war immer die Entspannungs-Komponente am Abend, und das war ein Weg, Leuten Mucke unterzumogeln. Am Ende braucht man Musik, ich hatte keinen Bock auf diesen GEMA-Wichs, und dann hab ich einfach gedacht, mach ich was eigenes. Dann hab ich einfach immer das, was ich so erlebt hab während der Bauphase, noch mal zusammengefasst. Das ist ja einfach ein Spaß, das nachher wieder zusammenzufassen. Fand ich lustig.
Denkst du, dass Heimwerkerrap sich, ähnlich wie Zuhälterrap, als eigenes Subgenre bewähren könnte?
(lacht) Nee, keinen Meter. Überhaupt nicht. Das ist ja auch kein richtiges Genre, würde ich mal behaupten. Manche Sachen sind ja auch gesungen, paar Sachen sind gerappt, wenn du so willst. Ich sehe meinen Kram nicht so richtig als echten Rap an. Die Jungs, die das sonst machen, sind ja out of my league so ein bisschen. Das ist alles nur aus Spaß. Sprechgesang, weil es einfacher ist, schnell Informationen rüber zu bringen, und dann sind die ganzen Beats ja aber auch komplett durch alle Genres durch. Ich hab in manchen Sachen Jack Johnson gesamplet und so Kram gemacht. Das Meiste ist eh komplett selbst gebastelt, viele Piano-Riffe eingespielt, und mal sitzt dann hier ein Kumpel mit ’ner Gitarre. Das ist ja zumindest von den Beats her musikalisch nicht in eine Richtung zu stecken, sondern da ist jedes Ding anders. Ich hab ja dieses Aerotrim gebaut und dazu das Teil ist so ein Space-Beat geworden aus Geräuschen von der NASA. Meine Stimme ist die einzige harte Komponente, die überall immer drin ist, und alles andere ändert sich immer, je nach Thema.
Benutzt du die Musik, um auf deine Heimwerkervideos aufmerksam zu machen, oder benutzt du deine Heimwerkervideos, um eine Karriere als Musiker aufzubauen?
Gar nix von beidem so richtig, also ich mach es einfach nur aus Spaß. Gerade diese Heimwerker-Nummer ist ja nur so ein Gag-Projekt gewesen. Ich hab das nur gemacht, weil ich Lust dazu hatte und Sachen brauchte, und dann einfach Bock hatte, Beats, die ich sowieso rumfliegen hatte, darin zu verwursten, oder hab dann selber welche dafür gebastelt. Wenn eins auf das andere hinweist, dann auf jeden Fall die Heimwerkervideos auf die Musik. Die meisten Leute wissen auch gar nicht, dass das Zeug von mir ist. Youtube, ne? Da sind auch ein paar Pappnasen unterwegs! Die haben auch bis jetzt nicht verstanden, dass ich das selber mache. Ob man das so aufbauen kann, weiß ich auch nicht. Auf jeden Fall hat das dazu geführt, dass ich mehr Musik machen kann und dass es auch Leute gibt, die Interesse daran haben. Wenn, dann hat dieser Heimwerker-Kram dazu geführt, dass sich Leute meine Musik anhören.
Wie produzierst du deine Beats?
Mittlerweile arbeite ich nur noch mit Ableton. Ich hab‘ vorher mit Q-Base rumgeeiert und alles Mögliche mal ausprobiert, auch einfach Audacity. Ich hab früher ganz viel Hardware-Kram benutzt. Ich hatte so ’ne Loop-Station und damit hab ich dann immer live Zeug zusammengebastelt. Nachdem sich meine Band aufgelöst hat, hab ich angefangen, alleine Kram zu machen, und dann hab ich den Looper genommen und den direkt ins Piano gesteckt und dazu dann Beats gebastelt, und irgendwann dann halt Software benutzt und jetzt bin ich bei Ableton geblieben und benutze das viel.
Wie kam es zur Zusammenarbeit mit Fettes Brot?
Die Jungs haben gefragt, ob ich nicht Bock hätte, das zu machen, und dann haben wir uns getroffen. War jetzt kein großes Ding. Das ganze Ding hat VEVO ja so ein bisschen eingefädelt. Der Selcuk (Erdogan – Anm. d. Verf.) ist ja in der Szene auch raptechnisch am Start und der hat das eingetütet und hat dann mich gefragt und die Jungs gefragt und dann sind sie vorbei gekommen und dann hatten wir einfach ’nen schönen Tag und haben uns danach noch zwei, drei mal getroffen. Kein großes Kalkül. Das war einfach nur ein lustiger Tag.
Welche Rapper hörst du selbst gerne? Wie beurteilst du als Außenstehender die Rapszene?
Ich hör‘ viel Rap. Ich hör‘ jetzt weniger Fettes Brot ehrlich gesagt. Ich fand die Typen einfach nur nett, wenn das jetzt ’ne Anschlussfrage sein sollte. Ich find die ganze Szene lustig, ich find die Charaktere darin super spannend. Ich hör‘ halt mehr so Jazz-Zeug und viel Untergrundkram. Viel aus dem SXT-Lager, FloFilz, Dramadigs und auch viel Akustik-Kram, der so reingespült wird. Die ganze MPM– und Sichtexot-Nummer find ich spannend. Jakarta Records macht coole Sachen, Joe Space find ich geil, Hubert Daviz und so, aber das ist halt viel Beat-Zeug. Ich hör‘ mir fast alles an, was es an großen Releases gibt, find aber vieles davon eben schrottig und hör‘ halt eher Retrogott, dieses ganze Boombap-Zeug, das ist das, was ich mir viel anhöre. Was ich einfach nur krass finde: Die EP von Döll und alles, was da dran hängt, fand ich einfach oberheftig, und auch alles von eloQuent. Das feier‘ ich total.
Was ist eigentlich der Anspruch deiner Videos? Sollen die Zuschauer wirklich etwas lernen oder willst du nur unterhalten?
Nö, die müssen nix dabei lernen. Wenn sie Bock haben, dann können sie sich mit mir auf die Reise zu einem neuen Projekt begeben. Eigentlich ist es ja eher ’ne Dokumentation: Man kann mich beim Zweifeln, Scheitern und natürlich auch beim Siegen am Ende meistens beobachten, und dann sollen die Leute das so interpretieren, wie sie da Bock drauf haben. Jeder soll da draus machen, was er will. Für mich ist das einfach ’ne Dokumentation von meinem Weg zu irgendwas Neuem.
Findest du, dass Handwerker angemessen gewürdigt werden? Ich meine, heutzutage wollen die meisten Menschen studieren und sich selbst verwirklichen, aber wo wäre unsere Gesellschaft ohne Handwerker?
Ich schätze Handwerker sehr und auch die Expertise, die die Leute so mitbringen, aber das geht mir bei jedem Beruf so. Jeder, der in irgendwas gut ist, ist für mich beeindruckend. Ich glaube, durch meinen Kram haben sich viele Leute auch wieder mit dem Thema beschäftigt und Handwerk ist nach außen wertiger geworden, was voll geil ist, weil Leute das auf einmal auch wieder gut finden. Für viele sind das Bauern, die irgendwas Dummes machen und nicht am Computer rumhängen. Ich fand das schon immer spannend und ’ne coole Alternative für jeden Menschen, mal ein bisschen rauszukommen und diesen ganzen Bildschirm-Krempel mal beiseite zu legen. Wir machen ja gerade dieses „Kliemannsland“, das ist ja dieses fette Projekt, das wir gerade am Start haben. Da produzieren wir jetzt ’ne eigene Sendung mit dem NDR zusammen, und da ist es auch so, dass voll viele verschiedene Gewerke zusammenkommen und alle auch gewürdigt werden.