Pharoahe Monch

"Oh Mann, wir haben eigentlich keine Zeit mehr und jetzt redet der über Atomkraft! Wieso kann ich keinen dummen Rapper haben?"  Guy, der Tourmanager von Pharoahe Monch, ist verzweifelt. Der New Yorker Rapper wirkt wenige Stunden vor seinem Auftritt im Berliner "Bohannon" zwar noch ziemlich verschlafen, scheut sich aber nicht davor, komplexe Sachverhalte anzusprechen. Bester Beweis hierfür ist das aktuelle Album "W.A.R. (We Are Renegades)". Guys augenzwinkernd vorgetragener Bitte, wir mögen zum Zwecke der Zeitersparnis doch bitte ein paar "fluffy questions", also harmlose Fragen, einstreuen, sind wir zwar nachgekommen – aber in der Hauptsache ging es um die großen Themen: Politischer Wandel, das Gleichgewicht im HipHop, die Versäumnisse der Musikindustrie. Bühne frei.    

 
rap.de: Vor einem Jahr hast Du beim South Central Festival ein Interview gegeben, in dem Du gesagt hast, dass Dein Album im Juli des letzten Jahres kommen würde. Jetzt ist März 2011. Warum genau hat es dann doch noch so lange gedauert?

Pharoahe Monch: Gedanklich war ich schon lange damit fertig, aber in der Wirklichkeit eben noch nicht. Ich hatte die Hoffnung, noch ein paar Künstler auf das Album zu bekommen, die es aber bis jetzt immer noch nicht draufgeschafft haben. Wenn es nach mir ginge, würde ich immer noch dran arbeiten. Ich bin ein Perfektionist und da sind ja noch immer ein paar Ungereimtheiten drauf.

rap.de: Wie sieht das dann ganz konkret aus? Gehst Du jeden Tag ins Studio und bearbeitest winzige Details, oder mixt Du die Sachen zwanzig Mal, oder wie?

Pharoahe Monch: Manchmal. (lacht)

rap.de: Und wer bezahlt sowas?

Pharoahe Monch: Das ist das Tolle an diesem Projekt. So viele Leute haben ihre Talente zur Verfügung gestellt und haben Dinge gratis gemacht, um Teil davon sein zu können. Das lief nach dem Motto: "Du tust dies, ich tu das".

rap.de: Was tust Du eigentlich, wenn Du nicht gerade im Studio bist und nicht rappst?

Pharoahe Monch: Ich chille, ich gehe ins Fitnessstudio, ich kucke Sport im Fernsehen und mache Bullshit im Internet.

rap.de: In einem Interview sprichst Du davon, dass sich die Matrix verändert. Was meinst Du damit? Glaubst Du an die Matrix?

Pharoahe Monch: Physisch, psychologisch, spirituell findet eine Veränderung in der Welt statt. Die Proteste, die es in der Welt gerade gibt, die Umwälzungen, ermahnen uns, aufzupassen, was mit unserem Planeten abgeht. Als ich das in diesem Interview sagte, ging das über Musik und Entertainment hinaus. Ich denke, dass mehr und mehr Leute sich der Realität bewusst werden und wenn sie es immer noch nicht wollen, dann werden die Ereignisse sie dazu zwingen. Wir müssen uns entwickeln. Dinge müssen sich entwickeln. Wir können nicht stehen bleiben. Früher haben sich die Leute nicht darum gekümmert, jetzt ist die Erkenntnis da.
Warum sind die Spitpreise so hoch? Ich sag Dir warum: Weil Gaddafi die Kontrolle hat. Wenn der nächste Präsidentschaftskandidat ein kluger Wissenschaftler ist, der etwas gefunden hat, das Wasser in einen brauchbaren Kraftstoff verwandelt, dann werden die Menschen ihn wählen.
Ich glaube, die Industrie will uns mit unmusikalischer Musik unten halten, das Zielpublikum ist von acht bis 18. Die Kinder verstehen Jazz nicht oder Klassik, musikalische Musik generell nicht. Die verstehen nur ganz einfache Ohrwurm-Melodien.