Pharoahe Monch

rap.de: Aber am Ende war es doch eine Wahl des Konsumenten, oder? Die Leute haben eben eine gewisse Form von HipHop gekauft und damit die anderen Formen verdrängt.

Pharoahe Monch: Das liegt an den Konzernen, die sagen: (nimmt Süßstoff und eine Flasche Honig, die neben seinem Tee steht) "Wir bieten Dir ein Süßungsmittel für Deinen Tee. Du kannst entweder das nehmen (stellt den Honig auf den Tisch) oder das (stellt den Süßstoff auf den Tisch). Das eine wird dich umbringen, das andere hat eine Menge Zucker." Und dann sagst Du: "Moment mal! Gibt es nicht andere Wege, seinen Tee süßer zu machen?" Aber die sagen: "Ne, nur die beiden. Nimm eins davon." (Gelächter) Weißt Du, was ich meine? Wo ist denn da die Wahl? Sie sagen immer, dass man im Radio auch nur 24 Stunden am Tag hat, die man mit Programm füllen kann. Man braucht Werbespots, also hat man vielleicht noch 16 Stunden über. Welche Songs spielt man da, vor allem zur Rush Hour, wenn die meisten Leute Radio hören? (Klopft mit dem Honig und den Süßstoff auf den Tisch) Süßstoff und Honig. Das war's.
 

rap.de: Aber die Leute hören doch gar kein Radio mehr. Sie machen sich mit dem Internet ihre eigenen Programme. Die haben doch die Wahl. Die ultimative Wahl.

Pharoahe Monch: Und genau da haben sich die Konzerne geirrt. Deswegen hat "W.A.R." 10.000 Exemplare in der ersten Woche verkauft, ohne Radio-Airplay, ohne Video, ohne Anzeigen. Sie haben die Kids gezwungen, sich wieder Optionen zu suchen, und ließen ihnen YouTube und das Internet. Und plötzlich haben die Leute entdeckt, dass es doch andere Wege gibt, seinen Tee zu süßen.

rap.de: Ist das jetzt gut oder schlecht?

Pharoahe Monch: Ich finde: Scheiß auf die. Scheiß auf die, ich hoffe, sie zerbröckeln und brechen zusammen.

rap.de: Träumst Du also von einer Art Revolution?

Pharoahe Monch: Im Radio?

rap.de: In der Gesellschaft.

Pharoahe Monch: Nein. Die Revolution und der Wandel passieren instinktiv durch Dinge, die sich weiterentwickeln. Wenn Du in einer Beziehung bist, in einer Freundschaft, einer Ehe, fester Freund, feste Freundin… und Du verliebst Dich, weil Ihr beide Football mögt und zusammen Tennis spielt. Wenn die Beziehung die ersten zwei, drei Jahre übersteht, zu einer Verlobung und später dann zu einer Ehe wird, verändert sich diese Liebe und man liebt aus anderen Gründen.
Blumen sprießen und Vögel lernen fliegen – die Dinge können nicht immer gleich bleiben. Es liegt in der Natur der Dinge, sich weiterzuentwickeln. Und es ist interessant zu sehen, wie sie sich verwirklichen.

Ich bin kein Wahrsager oder jemand, der Dinge vorhersehen kann. Das ist einfach nur Wissen. Wenn du weiser wirst, siehst Du, was passiert. Wir werden älter, wir werden weiser, wir machen nicht dieselben dummen Fehler, die wir früher gemacht haben. Ich sehe Regierungen, die immer wieder dieselben Fehler machen. Wir haben diese Krise im Nahen Osten, mit dem ganzen Öl und so, schon mein ganzes Leben lang und ich denke mir nur: "Was macht Ihr da? Was läuft hier schief?" Du wirst älter und dann stirbst Du, dann kommt eine neue Generation, wird alt und stirbt, die Regierungen und Regimes wechseln ständig… dieselbe Scheiße. Ich denke, die Leute werden sich dessen bewusst. Sie wollen Wandel, und zwar in diesem Leben.
rap.de: Hat sich Dein Leben in den letzten Jahren verändert?

Pharoahe Monch: Oh, Mann. Eine Menge.

rap.de: Isst Du jetzt Bio?

Pharoahe Monch: Ich versuche es, sofern ich kann. Auf Tour ist es schwierig. Heute hatten wir ein bisschen Zeit, aber sehr oft fliegst Du rein, landest, Hotel, direkt zum Soundcheck, machst den Soundcheck und merkst dann, dass Du Hunger hast.

rap.de: Burger King oder McDonalds? Was magst Du lieber? Das ist eine "fluffy question", das interessiert mich. (Gelächter)

Pharoahe Monch: Oh nein. Ich versuche, mich von beidem fernzuhalten. Auf dieser Tour war es so, dass ein paar von den Veranstaltern richtig gekocht haben. Die hatten da richtige Küchen. Gestern Abend gab es Fisch und Gemüse. Das war gut.