Franky Kubrick

Franky Kubrick. Einst als junges Talent bei Kopfnicker Records gesignt, wurde er über die Jahre immer wieder zurück gestellt und als Außenstehender hat man den Eindruck, dass der Karrierezug ohne Karibik Frank abgefahren ist.
Dass er das Rappen trotzdem nicht sein lassen kann, ja, dass er ohne das Rappen gar nicht sein will, beweist er uns eindringlich in unserem Gespräch, dass wir mit ihm am Rande der großen Kool Savas John Bello Story 3 Tournee und anlässlich seines aktuellen Straßenalbums geführt haben. Einsichten eines nicht mehr ganz so jungen Rappers.

rap.de:
Fangen wir gleich mit deinem Album vielleicht an. “Guten Morgen Deutschland“ heißt es und ist ein Streetalbum. Kannst Du uns den Unterschied zwischen Album, Streetalbum und Mixtape mit eigenen Beats erklären?

Franky Kubrick: Im Endeffekt ist es eigentlich ein richtiges Album, aber ich habe das jetzt für die Tour gepresst. Eigentlich sollte das nur ein Online-Release werden und ich hab halt kein super krass dickes Booklet dabei. Aber das sind alles eigene Beats und richtige Songs und eigentlich ist es ein richtiges Album, nur mit einem kleineren Booklet.

rap.de: Glaubst du, dass sich die Leute online wirklich Musik kaufen? So richtige Alben?

Franky Kubrick: Ich hoffe, dass sie es machen. Heutzutage geht ja auch niemand mehr in den Laden und kauft eine CD. Das heißt im Endeffekt, wenn ich jetzt 2.000 Platten presse und hinterher aber wieder die Hälfte einstampfen muss, dann habe ich einfach Kosten, die ich mir eigentlich auch hätte sparen können. Und deshalb will ich das jetzt so versuchen. Ich denke sowieso, dass es in Zukunft eher so ablaufen wird.

rap.de: Also ich finde, es ist einfacher zu sagen: "Okay, wenn ich sowieso schon MP3 Dateien auf dem Rechner habe, dann kann ich mir die auch illegal ziehen ohne zu zahlen." So eine CD in der Hand zu halten ist immer noch etwas Anderes glaube ich.

Franky Kubrick: Das stimmt. Das ist etwas Anderes auf jeden Fall. Ich bin der Meinung, dass man halt auf Tour richtig gut physische Tonträger verkaufen kann, weil die Leute nach dem Konzert etwas mit nach Hause nehmen wollen und da wirst du die Dinger wirklich los. Und deshalb habe ich diese kleine Version vom Album nur für die Tour gemacht.
Ich habe eigentlich noch ein paar Songs mehr gehabt, die ich aber zurück gehalten habe und auch ein paar Features, die dann aus zeitlichen Gründen nicht mehr geklappt haben. Also ich werde nach der Tour dann noch mal die Knete investieren und auch noch mal richtig pressen lassen und über einen Vertrieb gehen, sodass die dann auch noch mal richtig in den Läden steht.
 


rap.de:
Das machst Du alles selbst, oder? Du bist ja quasi labellos, im Moment.

Franky Kubrick: Joa ich mach das jetzt selber. Ich habe das jetzt erstmal nur für mich vor und wenn es dann eines Tages so gut laufen sollte, dass ich irgendwie investieren kann, in andere Leute, dann würde ich das auch für andere Leute machen.
Aber in erster Linie geht es einfach mir darum, dass ich meine Platten jetzt rausbringen kann. Das war auch in der Vergangenheit immer so ein bisschen mein Problem, dass ich so oft das Label wechseln musste. Dass ich dann oft auch warten musste, weil zuerst andere Platten released werden sollten.
Rap ist halt ein super schnelllebiges Geschäft, besonders die letzten Jahre, man sollte schon jedes Jahr was am Start haben. Das hab ich jetzt in Zukunft auch vor und da kann mich auch keiner dran hindern, wenn ich das selber mache. Und ganz ehrlich: Die Gewinnspanne ist auch eine ganz andere. Man muss jetzt nicht darauf hoffen, dass man 20.000 Platten verkauft um ein bisschen Geld damit zu verdienen, sondern es reicht wenn man wirklich 2.000, 3.000 Platten verkauft. Dann hat man schon gut Geld gemacht.
Ich meine, ich habe auch in Vergangenheit immer sehr viel mitgeredet, sehr viel eigene Ideen eingebracht und ich habe für die Videos meistens selber die Drehbücher gemacht, meistens selber mitgearbeitet und auch ab und zu sogar selber finanziert.
Ich weiß wie es läuft. Und ich glaube das ist der einzige Weg für einen Artist wie mich, wie  man dann in Zukunft vernünftig davon leben kann.

rap.de: Wie schätzt Du Dich denn da selbst so ein? Es gibt ja Künstler, die allein von der Tatsache, dass sie jetzt ein krasses Image haben, sehr gut für den Mainstream geeignet sind. Was glaubst du wie viele Leute kannst du erreichen wenn alles ideal läuft.

Franky Kubrick: Also ich glaube ich habe die Songs, die auch im Radio laufen könnten oder im Fernsehen. Allerdings weiß ja jeder, dass wenn man nicht bei Universal ist, ist es ziemlich schwer, dass die da dein Video laufen lassen.
Das läuft ja meistens so, dass du eine Werbung buchst für 10.000 Euro und dann lassen sie dein Video auch laufen und dazu bin ich natürlich finanziell gar nicht in der Lage. Ich sehe mich schon als Rapper, der eigentlich Crossover tauglich ist, obwohl das Wort hässlich ist. Ich habe auch Songs, die ich meinen Eltern zeigen kann, was viele andere Rapper ja nicht haben. Also da besteht schon die Möglichkeit, dass ich mal eines Tages durch die Decke gehe. Jetzt könnten andere Leute wieder behaupten, wenn das so sein sollte, dann wäre das längst schon passiert, aber ich meine…

 


rap.de:
Es gibt auch Künstler, die verkaufen erst, wenn sie tot sind.

Franky Kubrick: Whowhowhowhoowhooowhoooooo! Was hast du vor? Shit. Ganz ehrlich, ich rechne jetzt nicht mit utopischen Zahlen, deshalb wie gesagt mache ich das selber und versuche, dass mein Gewinn halt da ist, ohne jetzt irgendwelche riesigen Verkaufszahlen. Wenn’s dann so sein soll, dass es richtig steil geht, ist das für mich cool. Dann ist alles gut.
In erster Linie ist es für mich einfach wichtig, dass ich den Ball am Rollen halte und das ich mal endlich wieder was release, damit ich auch meine Gigs weiter habe und so. Ich habe keinen Bock immer irgendwie zu warten auf irgendwelche Leute.

rap.de: Hattest du in der Vergangenheit das Gefühl, dass du da wirklich etwas hattest, was unbedingt rauskommen sollte, weil es den Nerv der Zeit trifft.

Franky Kubrick: Ich hatte das oft. Zum Beispiel bei meinem letzten Album war ja das erste Video "Was Sie Hören Wollen“. Da war dann die Geschichte, wo Massiv angeschossen wurde und ich hatte diesen Song schon ein Jahr vorher aufgenommen und der handelt ja ein bisschen von diesem Thema.
Dann ist dieser Schuss gefallen und dann habe ich gewusst: Okay, es sollte eh mein erstes Video sein und ich wollte das einen Monat später drehen und dann habe ich gemeint: Ey, ist mir scheißegal, was alle sagen, ich fahr jetzt nach Hannover und drehe dieses Video. Ich habe mir auch kein Go vom Label geholt, ich habe das einfach gemacht. Da gab es dann auch Bedenken von mehrerer Leuten, ob ich das doch nicht machen sollte oder so.

rap.de: Warum solltest du das doch nicht machen?

Franky Kubrick: Ich hatte im Vorfeld zu diesem Video ein Treatment geschrieben, wo ich so einen Introfilm drehen wollte, wo es aussieht, wie wenn ich auf die Fresse kriege, mit Handy gefilmt.

 


rap.de:
Was Gentleman jetzt gemacht hat.

Franky Kubrick: Genau. So was in der Art. Ich wollte was machen, was wirklich echt aussieht. Ich laufe rum, ziehe Kippen, zwei drei Leute kommen von hinten Bam Bam Bam! Messer oder Knarre oder so was. Das wollte ich als Teaser nehmen und einfach ins Netz stellen, was natürlich ein bisschen radikal ist. Dann ist das mit Massiv passiert. Ich habe erzählt, ich will das Video drehen und die dachten dann natürlich noch, ich will so ein Intro dazu drehen, was natürlich ein bisschen makaber gewesen wäre. Deshalb gab es dann da ein paar Diskussionen, aber nicht wirklich mit mir. Weil ich war dann schon im Zug und quasi gar nicht mehr erreichbar. Ich habe das dann einfach gemacht.

rap.de: Du ziehst Dein Ding ja anscheinend durch. Glaubst Du, das hat Dir auch irgendwann den Weg verbaut?

Franky Kubrick: Auf jeden Fall bei Four Music war das so. Weil ich hatte einfach keinen Manager und keinen Buffer dazwischen so und ich habe dann halt selber da immer angerufen und bin denen selber hart auf die Nerven gegangen.
Ich habe die auf Lautsprecher gemacht und hab gemeint: “Kannst du das jetzt nochmal sagen was Du gerade gesagt hast?“ Mir wurden da Sachen versprochen, und ich habe auf Lautsprecher gestellt und hab das alle mithören lassen.
Das fanden dann einige Leute dort natürlich ziemlich scheiße, aber ich meine wenn jemand sein Wort gibt, dann ist das doch eigentlich kein Ding.

rap.de: Du hattest relativ viele Labelstationen. Die letzte richtige war dann bei Optik. Kam das Ende von Optik überraschend?

Franky Kubrick: Es kam überraschend auf jeden Fall. Wir sollten nach Berlin. Ich bin mit Kaas und Amar zusammen gefahren und wir haben noch im Auto Witze gemacht, weshalb uns keiner gesagt hat, warum wir da hin sollten. Wir haben so gelacht: "Ja, weil das Label dicht macht. Haha." Und dann Hardcore, dann war es so.

rap.de: Ihr wart Schuld.

Franky Kubrick: In gewisser Hinsicht ja, aber ja das hat mich auf jeden Fall überrascht. Dass es jetzt nicht superkrass lukrativ war, war mir schon klar, aber ich hätte jetzt nicht gedacht dass es dann so…

rap.de: Stand es dann für dich fest, dass Du Dich alleine orientieren möchtest oder war da schon die Überlegung: Okay wo könnt ich jetzt hin?

Franky Kubrick: Ja, ich habe erst überlegt. Ich habe mir auch erst gedacht: Ich klapper mal paar Majors ab, weil ich echt auch Songs hatte die einfach auch meiner Meinung nach für Majors interessant wären. Aber da hatte ich dann zum Schluss gar kein Bock drauf.
Als Savas mich damals gefragt hat: "Willst du nicht zu Optik kommen?", habe ich ein halbes Jahr überlegt. Ich hab gechillt. Ich hab meine Platte erstmal in Ruhe fertig gemacht. Hatte dieses Angebot und hab auch regelmäßig mit ihm telefoniert ob das noch steht?
An dem Abend, wo mir Savas das Angebot gemacht hat, hat mich Azad fünf Minuten später auch gefragt. Das war jetzt auch nur zwischen Azad und mir. Er hat mich halt gefragt. Es gab nicht irgendwie Verträge oder richtige Angebote. Er hat mich halt gefragt und ich hab dann gemeint: "Ey krass vor fünf Minuten hat mich Savas gefragt" und dann meinte er so: "Ja ey, dann geh zu Savas, wenn er Dich eher gefragt hat. Außerdem passt Du da auch besser rein." Hat er vielleicht auch Recht gehabt. Aber das war natürlich ein cooler Tag auf jeden Fall.

rap.de: Gehen wir noch mal ein paar Jahre zurück. Du bist nach Stuttgart gezogen für Rap?

Franky Kubrick: Nee, wegen meiner Ex-Freundin. Die ist ins Frauenwohnheim gegangen. Die ist von zu Hause abgehauen und ich bin dann nachgegangen und mein Vater hat mich damals gefragt: "Was willst’n dann machen? Wovon willst du denn leben?" Ich hab ja damals meine Lehre geschmissen bzw. bin geschmissen worden.
 


rap.de:
Was hattest du für eine Lehre?

Franky Kubrick: Ich habe angefangen als Schreiner. Ich war dann aber in Stuttgart an einem Wochenende bei meiner Ex Freundin. Dann habe ich jemandem Geld geliehen, der es mir eigentlich am Sonntag wiedergeben sollte. Hat er aber nicht. Das habe ich erst am Montag bekommen. Dann konnte ich am Montag nicht arbeiten und habe direkt die Kündigung bekommen, weil ich noch in der Probezeit war. Dann bin ich einfach nach Stuttgart gegangen und habe wirklich ganz fest daran geglaubt, es als Rapper zu schaffen, weil ich mich einfach so super fand. Das ist halt voll krass, weil man hört jetzt immer so die ganzen schlechten Rapper, die auch immer Sachen rausbringen und denken, sie sind der King.  Das war bei mir einfach auch so. Was ich damals gemacht habe, fand ich immer geil irgendwie.

rap.de: Vermisst Du früher?

Franky Kubrick: Nö. Nö. Ich finde es eigentlich gut, wie es jetzt ist. Es gibt natürlich viele negative Sachen und diesen ganzen Internet Kram, aber es gibt natürlich positive Sachen, dass  man halt einfach für Youtube ein Video drehen kann und die Leute das angucken können.
 


rap.de:
Manche Rapper wirken ja immer so ein bisschen verbittert, was das Internet angeht. Wie wichtig sind Dir Internetforen?

Franky Kubrick: Ich bin da gar nicht so hinterher. Ich habe halt meine Rapkarriere, dann bin ich ja auch noch Vater von einem Sohn, der nicht in Stuttgart wohnt. Das heißt, ich bin sehr viel unterwegs und ich habe auch gar nicht den Nerv, die ganze Zeit in allen Foren rumzugucken, was die Leute jetzt schreiben. Da kriegt man auch ein total verfälschtes Bild. Das sind eh nur ein paar Leute, die irgendwas schreiben. Es gibt aber so viele mehr, die auch eine Meinung haben, die aber nicht posten. Man liest aber immer nur diese behinderten, kleinen Hater.   
Man sieht das ja auch auf youtube, bei irgendwelchen Videos. Die haben die superkrassen Bewertungen, aber die Kommentare drunter sind immer schlecht. Es gibt ja aber anscheinend viel mehr Leute, die das gut bewerten, sonst hätte das Ding keine fünf Sterne.
Ich sag Dir ganz ehrlich, ich glaube dran, dass viele Rapper einfach fünf Kumpels nehmen, die sich jeweils drei Accounts machen und dann einfach anfangen zu haten. Alleine drei Leute reichen, dann kannst du jemanden zerstören. Du gehst einfach nur jeden tag kurz 10 Minuten ins Netz und spamst die ganze Scheiße voll und dann haben alle den Eindruck, der Typ ist der meistgehasste Rapper Deutschlands.
Deshalb glaube ich nicht, was im Internet steht. Ich glaube nur das was ich sehe, ob die Leute auf dem Konzert abgehen oder nicht.


rap.de:
Diese, man möchte fast sagen, Hasskampagne, die Farid Bang losgetreten hat, hat dich das beschäftigt?

Franky Kubrick: Ehrlich gesagt, der hat Hurensohn gesagt, im Interview mit Manuellsen. Ich kenn den ja gar nicht. Ich hab den noch nie gesehen und ganz ehrlich: Ich hab das erst einen Monat später mitgekriegt. Das haben mir irgendwelche Leute gesagt.
Erst habe ich es ignoriert, dann haben mir das irgendwelche Leute gezeigt und wenn man so was dann sieht, dann regt man sich schon voll auf. Ich habe mir wirklich gedacht: Was soll das? Der kennt mich doch gar nicht. Was labert der da und warum? Dann hab ich’s aber auch ignoriert und hab mir gedacht, ich scheiß einfach drauf, is mir egal, weil ich kenn den ja gar nicht und vor allem kennt er meine Mutter nicht.
Dann hab ich Kollegah gesehen, in Hannover beim One Love Festival und dann bin ich auch zu Kollegah hingegangen und hab gemeint, was denn los und so? Und er hat dann so gemacht: Wer bist du denn? Und ich so: Du hast doch auch meinen Namen gesagt in irgendwelchen Interviews und weißt jetzt nicht, wer ich bin, oder was? Ich hab ihn dann auch gefragt: Was ist denn so? Was ist denn los? So hin und her und ich wollt jetzt auch niemanden klatschen, aber es hat mich schon wirklich aufgeregt und ich bin jetzt eher jemand, der zu den Leuten selber hingeht, wenn er sie dann mal sieht, als dass ich mir jetzt auch ne Kamera in die Fresse halte und irgendeine Scheiße labere.
Ich möchte da auch gar nicht stattfinden. Ich möchte nicht, dass die Kumpels von meinem Sohn "Franky Kubrick“ bei youtube eingeben und dann irgendein Video von mir sehen, wo ich irgendeinem drohe oder irgendwelche Beleidigungen raushaue. Das ist gar nicht mehr mein Level. Ich bin auch zu alt für den Kack.
Ich glaub auch nicht, dass da richtig krasser Hass ist, dass jetzt irgendjemand wen schlagen will. Ich glaube, das ist einfach Entertainment für die. Die finden das lustig. Sollen sie machen, aber ich wird jetzt nicht wegen diesen Leuten meine Musik ändern und wieder anfangen, Battleraps zu schreiben, wie vor 10 Jahren. Da habe ich einfach keinen Bock drauf.

rap.de: Aber Battle ist ja schon ein Element im Rap, oder?

Franky Kubrick: Ja auf jeden Fall, aber das ist einfach nicht mein Ding. Ich mach das ab und zu, wenn ich Bock drauf habe, aber ich werde jetzt nicht meine Musik ändern, nur weil irgendein Typ, der noch nicht mal 5 Jahre rappt, irgendwas behauptet über mich. Normalerweise muss ich mich damit gar nicht befassen. Ich bin auch viel älter und habe viel mehr gemacht.
Wenn du der Underdog bist, dann bist du immer cool. Dann wirst du bekannt, dann finden dich die Leute auf einmal nicht mehr so cool und dann kommt irgendwann der nächste und nimmt deinen Namen in den Mund. Was machst du dann? Das wird auch alles kommen. Kommt Zeit kommt Rat. Ich bin gespannt, was dann passiert.
Ich seh das alles locker mittlerweile. Mir ist das alles scheißegal, deshalb wird’s da auch keine Antwort drauf geben.
 


rap.de:
Aber ihr, habt doch auch ein krasses Internet Movement.

Franky Kubrick: Ja schon. Ich finds auch gut, dass Savas das so macht. Ich könnte es ein bisschen mehr machen, ich bin auch im Optik Forum nicht so aktiv. Ich find halt einfach auch nicht die Zeit dafür. Ich bin nicht so der Computermensch. Ich tipp mit einem Finger.
Ich weiß, ich sollte das mehr machen, das wäre wahrscheinlich auch ganz gut für mich, aber…
Ich denke heutzutage ist das halt leider echt so, dass du jedem antworten musst, jedem Fan, weil wenn du dem nicht zurück schreibst, dann ist der sauer.
Ich meine, was ist das? Ich erwarte von einem Artist, den ich mag und den ich feiere, dass er einfach ne Platte rausbringt jedes Jahr und mich da nicht im Stich lässt. Aber ich erwarte nicht, dass er jetzt rangeht, wenn ich anrufe, dass ich seine Telefonnummer haben muss, dass ich sehn muss, wie der scheißt, wie der isst und was weiß ich.
Aber heutzutage machen das halt so viele und lassen die Leute an allem teilhaben, was sie machen, dass du dann der Arsch bist, wenn du es nicht machst. Das ist mir schon ein bisschen zu viel.
Wenn du nur noch so unterwegs bist, dann kannst du einfach gar keine Musik mehr machen. Dann bist du ja die ganze Zeit nur noch im Internet und schreibst mit irgendwelchen Leuten über Musik, aber du machst keine. Ich denk einfach, ich möchte auch den Kopf frei haben für meine Mucke.
Ich bin schon jemand, der meistens antwortet, wenn mir jemand schreibt. Es ist jetzt nicht so, dass ich das alles einfach ignoriere, aber ich bin nicht jeden Tag im Internet.

rap.de: Du bist ja schon Hip Hop Fan. Gab es damals auch Künstler für die Du 500 Kilometer weit gefahren bist?

Franky Kubrick: Ja auf jeden Fall. Das habe ich auch gemacht. Als ich 14 war, bin ich auf eine Jam gefahren in Mannheim, das war von mir 500 Kilometer entfernt, von dort, wo ich gewohnt habe. Ich bin alleine da hingefahren, als 14 jähriger. Hab da am Bahnhof gepennt. Was heißt gepennt. Wir haben da gebreakt.
In Mannheim habe ich dann Storm getroffen und für mich war das damals ein Star. Ich bin da auch hingegangen und hab den angequatscht und wollte mal mit dem geredet haben. deshalb weiß ich schon, wie die Kids sich fühlen.
Ich hab auch mal geträumt, dass ich Torch im Schulbus treffe und ihm so Fragen über Hip Hop stelle.

rap.de: Gibt es jetzt jemanden, mit dem Du gerne zusammen arbeiten würdest.

Franky Kubrick: Ja, es gibt schon ein paar Leute, aber die Leute sind dann auch schwer zu erreichen und wenn ich dann ein zweites mal nachfragen muss, dann ist mir das echt zu ätzend.
Ich bin den Leuten dann auch nicht sauer, aber ich mach das dann lieber alleine, oder ich warte bis die mich fragen.
Das habe ich vom Graffiti. Wenn du unbedingt in ne Crew wolltest, dann konntest du nicht dahingehen und rumheulen: Darf ich in eurer Crew sein? Dann hat man einfach gewartet, bis sie dich fragen.

rap.de: Sind schon Größere auf Dich zugekommen, außer Savas?

Franky Kubrick: Ja. Ich war damals anderthalb Wochen mit Xavier auf Tour und mein Plan war, dass ich ihn am Ende der Tour frage, ob man mal einen Song zusammen machen könnte?
Dann war’s so, dass mir Xavier erzählt hat, dass er 2001 schon meine EP gekauft hat und er kannte Sachen von mir und fand das voll cool und hat mich dann gefragt, ob wir nicht einen Track zusammen machen wollen. Das Angebot stand dann jahrelang und erst zu meinem letzten Album haben wir das gemacht, weil für ein Mixtape war mir das dann zu schade.
 


rap.de:
Wirst Du viel von Jüngeren gefragt, ob du mit ihnen was zusammen machst?

Franky Kubrick: Ja. Superviel. Es gibt ja auch ne Menge Rapper, die das dann für Knete machen.
Ich wollte das aber nie machen. Ich hab jetzt schon ein paar Features für Knete gemacht, aber ich hör mir das an und wenn das nicht gut ist oder mir nicht gefällt, dann mach ich das auch nicht.
Mir ist das eigentlich auch zu anstrengend. Die ganzen Homies, die auch Features haben wollen, die lässt man dann auch zwei drei Monate warten und deshalb mache ich das eigentlich ungern Features mit Leuten, die ich nicht kenne.

rap.de: Als Du angefangen hast zu rappen, hattest Du da auch diese Ami Videos im Kopf und die Vorstellung, die und die Kette kaufen zu können und jenes Auto und so?

Franky Kubrick: Guck mal, ich war nie so ein materialistischer Typ. Das hat mir nie was bedeutet. Ich bin auch sehr früh Vater geworden, das heißt, als ich meinen ersten Deal unterschrieben habe, gab’s auch noch Vorschüsse. Das Geld habe ich einfach genommen, ein paar Schulden bezahlt. Meinen Eltern ein bisschen was geschickt und dann einfach geguckt, dass ich für meine Familie da bin. Da stand nie zur Debatte, dass ich mir ein Auto für 30.000 hole.
Ich habe einfach, dadurch, dass ich ein Kind habe, eine ganz andere Verantwortung.
Ich wohne in Stuttgart, mein Sohn wohnt in Hamburg. Das sind jetzt fünf Jahre, seit er und seine Mutter dorthin gezogen sind und ich war mindestens einmal im Monat da. Das heißt schon alleine dafür geb ich im Monat zwei bis dreihundert euro aus. Das ist der Luxus, den ich mir gönne. So lange ich das machen konnte, war für mich alles cool. Jetzt ist es natürlich so… also ich werde dreißig dieses Jahr und dann denkt man sich schon: Wenn ich jetzt normal gearbeitet hätte, würde ich jetzt 3.000 im Monat konstant verdienen und hätte jetzt nicht die Problem mit Steuer und Versicherung und so.
Man hätte aber auch kein Leben mehr und deshalb bin ich eigentlich ganz glücklich.
Dafür, dass ich jetzt nicht so bekannt bin, ist es trotzdem so, dass es immer für mich Wege gab, davon leben zu können.
 


rap.de:
Was glaubst Du wie lange Du das noch machen kannst? 30 ist ja jetzt nicht mehr allzu jung.     

Franky Kubrick: Bei mir, war das immer so, ich war immer der superjunge Typ und innerhalb von einem Jahr, war ich plötzlich der alte Typ.
Ich habe aber, glaube ich das Glück, dass ich mich sehr jung anhöre und ich sehe auch nicht so alt aus. Ich glaube, in zehn Jahren könnte ich immer noch rappen.
Jay-Z ist auch 40 und keiner erwartet von ihm, dass er aufhört. Ich hoffe, dass auch irgendwann mal Leute mit 50 rappen und dass man selber 50 ist und immer noch Rap hören will.
Wenn ich jetzt singen könnte, dann würde ich vielleicht auch Singer Songwriter Sachen machen, ganz ehrlich, weil ich da auch Bock drauf habe. Ich habe ja auch am MMS Album mit geschrieben, das fällt mir einfacher als ein Rap Song. Ich habe auch diese Melodien im Kopf, aber parallel dazu werde ich immer rappen. Auch wenn ich irgendwann mal keine Platten mehr rausbringen sollte, dann werde ich das weiter für mich machen, weil ich habe ja auch für mich angefangen.
Ich verstehe auch diese Leute nicht, die jetzt sagen: "Ich hör auf zu rappen. Keine kauft mehr die Platten. So jetzt habt ihr euern Salat. Ich hör auf.“
Dann sag ich ganz ehrlich, dann hattest du nie richtig Liebe zu dem Ding. Wenn ich nicht mehr meine Songs schreibe, dann fehlt mir was ganz Großes in meinem Leben.
Wenn ich einen guten Song schreibe, dann freue ich mich mehr, als wenn Du mir nen Ferrari vor die Tür stellst, weil dann denke ich mir: Das ist der Shit!
Wenn das Ding dann gemischt ist und wenn ich dann ein Video dazu mache, dann freu ich mich noch mal und noch mal. Ich kann mich so oft über diese Scheiße freuen. Das kann man nicht mit irgendetwas materiellem vergleichen. Das will ich mir nicht nehmen lassen.

rap.de: Dann kennt dich schon jeder darunter. Letzte Frage: Angefangen hast du ja unter dem Pseudonym "Karibik Frank". Warum?

Franky Kubrick: Äh. Ja. Eigentlich haben mich so Kumpels genannt, weißt du? Ich hatte einfach keine andere Idee.
Ich hatte oft sturmfrei gehabt. Meine Eltern haben beide gearbeitet. Und ich habe dann so ne Party gemacht. Also ich habe öfters Partys geschmissen und irgendwann habe ich gemeint aus Scheiß, komm lass uns einfach Flyer drucken: "Karibik Nacht". Ganz schlecht mit Kissen und irgendwelchen karibischen Getränken und so. Dann haben wir Flyer gedruckt und haben die nur an Kumpels verteilt. Dann hab ich geschrieben "Wo?: Bei Karibik Frank zu Hause" und dann hatte ich halt den Namen weg. Ich hatte auch so ganz schlechte Second Hand Hawaii-Hemden und habe mir gedacht: Cool. Mit denen bin ich dann zu Freestylebattles gefahren.
Früher war es wirklich so, dass ich auch auf die Jams gefahren bin, mir war egal wer da gerappt hat. Ich hab nur gewartet, bis die Show vorbei war und Open Mic war, damit ich dann wirklich mit Ellenbogeneinsatz, das Scheiß Mic greifen und rappen kann.
Heutzutage: Schau dir die Leute an. Die würden bei einem Open Mic gar nicht mehr das Mikro kriegen, die meisten von diesen Leuten.
Ich meine, ich will nicht dissen, aber was Kollegah beim Splash! damals gemacht hat. Da hatte er ja schon einen Monsterhype und Staiger musste ihm das Mikrofon halten, weil er das nicht mal gepeilt hat. So eine Sache hätte ihm gar nicht passieren können, wenn er wirklich auf Jams gewesen wäre und so weiter und nicht immer vor seiner RBA gesessen hätte und da gerappt hätte.
 


rap.de:
Na gut, dann sind wir soweit fertig. Wenn Du noch ein Schlusswort hast, dann kannst du das natürlich noch loswerden.

Franky Kubrick: Ähm. Nö.

rap.de: Nö? Dann wars das.