Farid Bang
rap.de: Findest du, dass man irgendwie geistig gewappnet sein muss, um Beef aushalten zu können?
Farid Bang: Definitiv. Man muss wirklich einen kühlen Kopf behalten und schauen, was einem mehr bringt. Was ist klüger für mein Business? Wenn ich den jetzt umhaue, oder wenn ich jetzt einen geilen Disstrack zurück bringe. Und jetzt nenne ich Dir das beste Beispiel. Es gibt diese Berliner Aktion und es gibt diesen Disstrack von Kollegah gegen Fler. Und jetzt sag Du mir doch mal, was hat Deiner Meinung nach mehr gebracht? Promo? Oder auch für den Künstleraufbau? Welche Aktion hat wem mehr gebracht? Diese Berlin Schlägerei, hat die den beteiligten mehr gebracht oder dieser Disstrack von Kollegah gegen Fler? Wem hat das am Ende mehr für sein Business gebracht? Kollegah oder?
Und wenn die Leute einfach mal so intelligent sind und so cool dahinterkommen und das einfach mal raffen, dass man guten Rap machen muss, anstatt irgendeinen Konzert zu stürmen, dann werden sich auch ihre CDs besser verkaufen. Weil kein Rapper irgendeine CD mehr verkauft, weil er ein Konzert stürmt und da irgendwen schlägt.
Ich kann jetzt auch mit 100 Leuten losgehen und Franky Kubrick schlagen, aber dadurch werde ich mit Sicherheit nicht eine CD mehr verkaufen.
rap.de: Warum solltest Du das tun?
Farid Bang: Es gibt für mich keinen Grund. Guck mal, der Junge macht ein Dissvideo gegen mich und ich amüsiere mich darüber. Warum? Weil wir hier von Entertainment sprechen und ich weiß, dass mich ein Franky Kubrick im Grunde genommen nicht hasst.
rap.de: Erwischt Du Dich manchmal dabei, dass du so ein bisschen nachsichtig wirst? Es ist ja auch eine Leistung, dieses Energielevel an Hass so hoch zu halten, wie du das gerade tust. Hast Du auch manchmal so Tage, an denen du denkst "Eigentlich is mir das scheiß egal“?
Farid Bang: Ja, definitiv, öfter. Fast immer. Aber das ist nun mal immer das Problem.
rap.de: Pushst Du Dich vor solchen Interviews?
Farid Bang: Normalerweise sollte ich das schon tun. Also aufpushen nicht direkt. Ich schreibe meistens in diesen Momenten, wenn ich so nen Diss gegen mich höre. Dann bin ich so was von motiviert und hab so nen Hass in mir, dass ich wirklich erstma ne Stunde durch den Block laufen oder boxen gehen muss, mich wirklich abreagieren, bevor irgendwie mein Gehirn aussetzt. Und dann ist der Moment für mich gekommen, in dem ich sage, jetzt kann ich lachen und jetzt schreibe ich geile Zeilen und jetzt diss ich diese Leute geil weg, so dass sich ganz Rapdeutschland darüber amüsiert. Das macht dann für mich viel, viel mehr Sinn als aus dem Affekt irgendwo hin zu fahren und jemanden zu schlagen.
Stattdessen sollte man sich einfach mal abreagieren. Ich habe auch viele Freunde, die versuchen mich zu animieren und die sagen "Komm, wir fahren da hin, wir hauen die weg“. Aber man muss in diesem Augenblick wirklich mal nen kühlen Kopf bewahren.
rap.de: Achtest du seit den letzten zwei Jahren noch verstärkter auf Raptechnik?
Farid Bang: Immer mehr, gerade nach dem Kollegah Album war es für mich wichtig, immer einen Schritt nach vorne zu machen, weil mich das auch noch mal motiviert hat. Ich denke auch, dass mir das mit "Asphalt Massaka 2“ sehr gut gelungen ist.
Ich denke, dass der erste Teil, egal wie gut er war, nicht an "Asphalt Massaka 2" rein kommt. Da liegen wirklich Welten dazwischen. Und klar bin ich ein super Rapper und egal was ich mache, bin ich ein ehrgeiziger Typ und will der Beste da drin sein. Wenn ich das nämlich nicht sein will, bin ich komplett fehl am Platz.
rap.de: Ist es so, dass es auch für Dich mittlerweile wieder ok ist, Rapfan zu sein?
Farid Bang: Ja, definitiv. Auf jeden Fall. Meine Einstellung hat sich in den letzten zwei Jahren auf jeden Fall stark verändert. Im Grunde genommen bin ich ein Rapfan und ich feier auch viele Sachen auf jeden Fall. Also es gibt auch viele deutsche Sachen, von denen ich sage, dass sie cool sind.
rap.de: Jetzt habe ich irgendwie die Antwort überhört oder Du hast sie nicht gegeben. Wo befindest Du Dich in zwei Jahren?
Farid Bang: Also ich denke schon, dass ich noch das Maximum rausholen kann, was meine Person angeht. Ich denke auch, dass dieses Album ein sehr, sehr wichtiger Schritt für meine Karriere ist und wenn das jetzt alles reibungslos verläuft, seh ich nach oben hin noch Platz. Ich denke schon, dass ich dort Fuß fassen kann.
Über die neue Generation muss man offen und ehrlich sagen, dass es nur zwei Rapper gibt, die sich wirklich durchgesetzt haben. Zum einen ist das Kollegah und zum anderen bin ich das. Ansonsten fällt mir da jetzt leider keiner ein.
rap.de: Das war doch mal ein Schlusswort. Vielen Dank Farid Bang für dieses Gespräch.