rap.de: Aber nicht nur zu Savas. Da waren ja noch ein paar andere…
Beirut: Ja, aber die waren ein bisschen unwichtig. Jeder behauptet ja, Savas wäre der King of Rap. Was hat er denn für Rap getan, dass er der King ist?
rap.de: Naja, er hat aber doch schon recht viel gemacht. Und er rappt sehr gut.
Beirut: Er hat ein bisschen gerappt, okay. Ein bisschen Rap, wo man nix versteht. Alles ein bisschen zu schnell für mich. Ich denke nicht, dass die Kids auf der Straße seine Musik hören. Die wollen schon was Authentisches. Naja, ich habe sowieso nie viel deutschen Rap gehört.
rap.de: Woher weißt du denn dann, dass Savas so scheiße ist?
Beirut: Natürlich habe ich in ein paar Lieder mal reingehört. Da hört man "Dududududu". Was hat er gesagt? Ich spule nochmal zurück. "Dududududu". Wieder zurück. "Dudududu". Okay, scheiß drauf (lacht).
rap.de: Das heißt, du erwartest von Rap, dass er dir etwas erzählt?
Beirut: Natürlich, man muss hineinversetzen können in das, was er sagt. Und nicht über Kappen rappen, die zu groß sind. Man muss etwas zu erzählen haben.
rap.de: Was hast du denn zu erzählen?
Beirut: Ich habe viele Tracks über Gefühle gemacht. Einen Liebessong habe ich auch drauf, oder was heißt Liebessong, "Ist das wahre Liebe?". Er liebt sie zwar, aber betrügt sie. Das wird wahrscheinlich meine zweite Single. Ein anderes Lied ist über den Knast, ich erzähle, wie ich im Knast sitze. Ich war ja auch mal ein halbes Jahr drin. Untersuchungshaft. Naja, man lernt daraus.
rap.de: Was lernt man denn daraus?
Beirut: Man lernt, dass man das nächste Mal…
rap.de: …besser nicht erwischt wird.
Beirut: (lacht) Genau, es ein bisschen anders macht. Aber am Ende kommt das Gleiche heraus. Irgendwann erwischen sie dich. Irgendwann erwischen die jeden! Also: Lieber Rapper werden, vielleicht klappt's dann ja (lacht). Okay, es ist schwer, mit HipHop in Deutschland etwas zu erreichen. Aber man sollte was machen, wenigstens als Hobby. Und nebenher auf jeden Fall Schule oder Job, das ist am wichtigsten. Schule ist sehr wichtig. Das haben mir früher auch immer die Älteren gesagt: Mach deine Schule. Ich habe immer gesagt, was labern die da? Die meinten auch immer, sie vermissen die Schulzeit, das konnte ich nie verstehen. Aber jetzt merke ich auch, die Schulzeit war schon etwas Geiles. Hat schon Spaß gemacht, man war noch jung, hatte keine Verantwortung – alles schön und gut. Jetzt muss ich für mich selbst sorgen.
rap.de: Nach welchen Kriterien hast du denn die Beats auf deinem Album ausgesucht?
Beirut: Ein Beat muss einfach das gewisse Etwas haben. Der muss mir einfach gleich gefallen. Wenn mir direkt was zu dem Beat einfällt, was ich rappen kann, dann nehme ich ihn. Wenn ich ihn höre und mir erst überlegen muss, was ich darauf machen kann, dann skippe ich direkt weiter zum nächsten. Muss direkt klatschen.
rap.de: Und wie schreibst du deine Texte?
Beirut: Hinsetzen, Beat an, meine Ruhe, eine Zigarettenschachtel neben mir. Nachts ist es am besten. Immer wenn ich mich hinlege und schlafen will, fallen mir ein paar Sachen ein. Deswegen habe ich immer einen Block und einen Stift neben meinem Bett. Ich will eigentlich einschlafen, und pamm, kommt was in meinen Kopf. So entsteht dann ein komplettes Lied. Ich streiche natürlich auch viel, weil ich versuche, alles top zu machen.
rap.de: Zeigst du dein Album auch deinen Eltern?
Beirut: Ja, schon, aber die hören sich das sowieso nicht an. Die sagen nur, okay, haste gut gemacht, mein Sohn. (lacht)
rap.de: Du nennst dich Beirut, nach der Hauptstadt des Libanon. Du bist vermutlich Libanese?
Beirut: Ja, purer Libanese. Vater und Mutter.
rap.de: Bist du noch oft im Libanon?
Beirut: Ich war das letzte Mal vor sechs Jahren da. Ich wollte eigentlich dieses Jahr fliegen, aber es heißt, es gibt bald Krieg, Mieg. Du weißt doch, in den arabischen Ländern geht's grad ab. Jeder macht irgendwas. In Syrien hat's schon angefangen und im Libanon wird jetzt auch bald irgendwas anfangen.
rap.de: Verfolgst du denn die ganze Entwicklung?
Beirut: Ja, natürlich, ich komm doch von da. Ich gucke Nachrichten auf Al Jazeera. Die deutschen Medien berichten ja nicht so viel.
rap.de: Und wie ist dein Eindruck? Geht das in die richtige Richtung?
Beirut: Es sieht schlimm aus. Da sterben grad viele Menschen, für gar nix. Da geht’s grad richtig ab. Die sollen alle von ihrem Thron runter. Es war natürlich an der Zeit, dass da mal was passiert, nach 40 Jahren. Es gibt ja keine freie Demokratie dort. Die dürfen ja gar nicht wählen. Das ist das Problem. Das Volk darf nicht entscheiden, wer die führen soll. Ich hoffe, dass alles besser wird. Ich würde auch gerne wieder in den Libanon reisen.