da wir aber keine Zeit verlieren und die euphorische Stimmung noch ein bisschen auskosten wollen gibt es vorab schon mal den ultimativen Festivalbericht. Impressionen von und mit der rap.de Redaktion. Rausch, Rap, Rucksackträger und Randale – wir liefern euch die umfassendste Nachberichtserstattung zum verregneten Spektakel am See.
Abfahrt und die Geschichte vom Defender
Wir treffen uns Donnerstagabend 19 Uhr, um loszufahren. Schließlich wollen wir ja die K.I.Z. Record Release Party nicht verpassen. Schließlich sind wir ja alle schon heiß aufs Festival und schließlich ist 19 Uhr jetzt auch nicht die absurdeste Zeit, wenn man so gegen 22 Uhr ankommen möchte. Hahaha. Um 19 Uhr waren tatsächlich alle da. Mit Schlafsäcken und Zelten und Bier und Wodka. Wir haben getrunken und auf das Auto gewartet. Eigentlich wurde uns ein Landrover versprochen, doch die Frau, die uns den Jeep ausleihen wollte, war den ganzen Tag nicht zu erreichen gewesen, weswegen wir dann bei einem Bauern aus Gräfenhainichen einen Anhänger gemietet haben. Hinfahren wollten wir dann mit einem VW Bus. Als dieser dann kam, stellte sich heraus, dass wir da gar nicht alle rein passen. Zu viele Menschen. Zu viel Gepäck. Plan B? Es gibt keinen Plan B, aber die Frau mit dem Landrover meldet sich. Handy vergessen, deshalb nicht zurück gerufen und so weiter. Wir fahren hin. Es ist mittlerweile kurz vor 21 Uhr. Bis wir den Landrover verstanden haben und alles Papiere unterschrieben haben und tausend mal geschworen haben, dass wir gut auf das gute Stück aufpassen würden und überhaupt vergeht wieder etwas Zeit. Losgefahren sind wir um 22:30. Den K.I.Z. Auftritt haben wir verpasst. Dafür gab’s beim splash!-Check In einen giftgrünen Kräuterschnaps, der erst nach dem dritten Glas ganz gut schmeckte. Es wurde ein toller Abend.
Prima MC
Nach der Donnerstag-Nacht-Weisswein-mit-Redbull-plus-Jim-Bean-pur-Eskapade steht plötzlich ein junger Mann bei unserem Camp. Völlig ruhig steht er da, bis irgendwer von uns den Fehler macht und ihn anspricht. Mit schnellen Schritten ist er in unserer Mitte, tauscht ein paar Belanglosigkeiten aus, sagt dann plötzlich den verhängnisvollen Satz „Ich bin ja auch Rapper“ und fängt einfach an zu freestylen.
Während man am Anfang noch milde lächelt, und sich denkt "Hach-HipHop-lebt-ja-auch-von-seiner-Spontanität-trotzdem-rappt-der-echt-grottenschlecht“, ist man nach zwei Minuten "Yo, ich weiss zwar nicht was ich sagen soll, trotzdem rocke ich den Scheiß bis alle sagen, toll!“ völlig entnervt und komplimentiert den hoffnungsvollen Nachwuchsrapper hinaus. Noch während er uns verlässt, rappt er vor sich hin und dreht sich immer wieder in unsere Richtung um. Wir winken, schütteln unsere Köpfe und steigen in den Bus nach Dessau, um uns an Schweinshaxen und Kohlrouladen zu laben.
Pissen am Zaun
Warum die verbesserten hygienischen Bedingungen der neuen Location nicht genutzt wurden ist uns auch drei Tage nach Beendigung des Festivals nicht wirklich ganz klar. Vielleicht ist es einfach die bloße Befriedigung eines satten Freiluftschiffs, was Abend für Abend die Massen in die Nähe unseres Wagens kommen ließ, der dummerweise in der Nähe eines Zaunes stand. Die Tatsache ungehemmt gegen einen Zaun pissen zu können, erfüllt offensichtlich weite Teile der männlichen Bevölkerung mit so viel Wohlbehagen, dass wir dem nicht entgegen treten wollten, auch vor allem, wenn mit so viel Begeisterung auf den Schwanz des Nachbarn geschielt wird. Da halten wir doch lieber drauf und dokumentieren. Dann haben wir alle was davon.
Pension und LIDL
Während der männliche Teil der Redaktion wahnsinnig maskulin und unter massivem Einsatz von Dosennahrung und Bier gezeltet hat, verschlug es die stellvertretende Chefin samt mitgereister Freundin in eine kleine Pension. Einen knappen Kilometer von der nächsten Straße entfernt und inmitten von verlassenen Schrebergärten. Während des Frühstücks erzählt die Wirtin, dass sie kürzlich Großmutter geworden ist. Bilder gibt es davon natürlich auch, der weibliche Teil der rap.de Redaktion bekommt alle zu Gesicht. Wirklich alle. Später bei LIDL werden diverse splash!-Besucher angetroffen. Man erkennt sie schon von weitem daran, dass sie ausschließlich Alkoholika einkaufen. Manche schleppen auch noch Cola und Orangensaft zum Shuttle-Bus – man braucht ja auch was zum Mischen. Vor dem Discounter sitzen vier Franzosen und beweisen, dass es im Land der kulinarischen Genüsse auch bei sintflutartigem Wetter noch lustig zugehen kann. Es wird gesungen und vor sich hinkomplimentiert, dass es eine wahre Freude ist.
Unser Stand
Zugegeben, andere Festivalteilnehmer hatten stylischere Stände, aber an keinem war so viel Spaß und Unterhaltung und Action geboten, wie bei uns. Aus diesem Grund dürfte der etwas bescheidenere Auftritt locker zu verzeihen sein und auf den Spruch "Home Of The Stars“ sind wir auch stolz, auch wenn wir manchmal selber darüber lachen mussten.
Aruba Stage
Auch wenn die Meinungen bezüglich der neuen Location sehr weit auseinander gehen, durfte man sich als splash! Nostalgiker vor der Aruba Stage fast wieder ein bisschen wie in Ober Rabenstein fühlen. Die Bühne lag direkt am Strand und damit am See und das Gelände war abfällig. Von oben hatte man alles fest im Blick. Man kann fast von einer Miniatur Version der alten Chemnitzer splash! Bühne sprechen.
Heltah Skeltah
Wo wir schon bei Nostalgie und der Aruba Stage sind, Heltah Skeltah! Während Sean P auf dem letzten splash! bereits einiges an Wirbel machte, gab es Ruck und Rock dieses Jahr wieder gemeinsam auf der Bühne zu sehen. "Ruck and Roll", Vielmehr gibt es dazu eigentlich nicht zu sagen.
Talib Kweli
Es gibt Momente im Leben, in denen man einfach nur noch resigniert nickt und sich zu schwach fühlt, um einem Geschehnis die angemessene Aufgebrachtheit entgegen zu bringen. Die Tatsache, dass Talib Kwelis Auftritt einfach mit dem von Deichkind getauscht wurde, ohne dass dies vorher ausreichend kommuniziert wurde, war kein solcher Moment. Da durfte sich gebührend aufgeregt werden. Deichkind dann aus Prinzip nicht mehr angeguckt und diese Entscheidung nach euphorischen Schilderungen der Anwesenden bereut. Als wäre es nicht schon schlimm genug, dass Mos Def und Q-Tip abgesagt haben.
Bobbelle und die Liebe
Es hat wohl alles irgendwo zwischen Talib Kweli und Heltah Skeltah angefangen und endete in einer Schaar von Jüngern, die einem rap.de Mitarbeiter folgten. Lassen wir uns nun eine Person, nennen wir sie Bobbelle, vor unserem inneren Auge erscheinen: ca. 1.95m kräftige Körperstatur, kurzes dunkles Haar, hessischen Akzent und einen Blick, der die mehr als 10 Bier und diverse Mixgetränke deutlich erkennen ließ.
Diese besagte Person beabsichtigte, neben einem unbeschreiblichen Spaßfaktor für den Beobachter, tatsächlich, die Liebe auf das splash! Festival zurück zu bringen.
Da unsere Community aktuell hauptsächlich Hass zu beinhalten scheint, begab sich Bobbelle in die von Gangsterrap geprägten Abgründe der vermeintlichen Hip Hop Fans auf die Odyssee seines Lebens. Jeder, egal welcher Herkunft, Hautfarbe, Religion oder Geschlechts, wurde im starkstromalkoholischen Zustand mit einem heroischen Schrei der LIEBE beglückt.
Dasselbe geschah dann auch beim Auftritt von Dizzee Rascal. Inmitten eines Pogo-Kessels stand der fast zwei Meter Mann und schrie wiederholt und fordernd "Liebe!!!“ in die tobende Menge. Danach bedankte sich der Koloss und verschwand wieder zwischen den schwitzenden Massen.
Kralle
4:30, Samstagmorgen. Ziemlich zerstört irrt man über das Festivalgelände, während die Röhrenjeansträger-Gang die ganze Zeit von Boys Noize faselt. Unangenehmerweise geht die Sonne langsam auf. Zwei Mädchen tanzen ein bisschen verwirrt mitten auf dem Gelände, zu irgendwelchen Musikfetzen, die der Wind herweht. Man gesellt sich kurz zu ihnen und hält ein bisschen Smalltalk. Wie aus dem Nichts erscheint plötzlich ein etwas abgewetzt aussehender Typ, der Flyer verteilt. Seine etwas unangenehme Aura verscheucht sofort die Mädchen, die sich vorher mit uns unterhalten haben. Beim Betrachten des Flyers stellt sich raus, dass es sich um einen Berliner Rapper handelt, der vor geraumer Zeit einen etwas größeren Skandal aufgrund eines etwas dummen Lieds hatte, da sich er und sein Rapper-Kumpel an der sexuellen Ausrichtung einiger Menschen stießen. Er fragt nach einer Zigarette, im Gegenzug fragen wir ihn nach diesem Lied. Schwer getroffen hält er eine imposante Verteidigungsrede, die nur aus einem Satz besteht. "Wir sind keine Schwulenhasser, wir wollen Party machen!“ Dazu kann man dann nichts mehr sagen. Wir verabschieden uns, um eine weitere Nacht in einem Landrover Defender zu verbringen, während um uns herum die Sonne aufgeht und die letzten ihre Kochbananen erbrechen.
Curse redet über Kunst
Im Morgengrauen erhebt sich die Aruba Stage aus dem Nebel und versprengte Tänzer halten noch immer aus. Ein fast poetischer Anblick. Wir unterhalten uns mit Curse über die aktuelle Finanzpolitik und das Verhältnis von Rap, persönlichen Sprachbildern und Kunst. Das ganze ist wahnsinnig spannend, endet aber ergebnisoffen mit der Feststellung, dass wir noch mehr trinken müssen. Dies wurde augenblicklich in die Tat umgesetzt in der Hoffnung, dass dies nicht der Schlusspunkt einer interessanten Diskussion war. Wenn wir uns auch nicht mehr all zu deutlich erinnern konnten. Es war herrlich. Definitiv.
Schweinegrippe
Samstagmorgens, an der VIP-Bushaltestelle. Leichtes Unwohlsein, verursacht durch einen Toilettenbesuch. Denn selbst nach einer sonst so desinfizierenden Dusche hat man das Gefühl, sich einen Haufen exotischer Darmkrankheiten eingefangen zu haben. Und während man also leicht gekrümmt an der Bushaltestelle steht, fahren auf einmal zwei Krankenwagen mit Blaulicht an einem vorbei. Im Fahrerraum sitzt ein Sanitäter, der komplett mit Schutzanzügen und Atemmaske bedeckt ist. Ungläubiges Glotzen. Auch der Fahrer des zweiten Wagens sieht aus wie ein Darsteller bei "Outbreak“. Ungläubige Blicke. Natürlich hat man das unangenehme Wort "Schweinegrippe“ im Kopf, als es jemand ausspricht, fühlt man sich gleich noch ein bisschen schlechter. Hätte man gestern wirklich mit diesem Assi-Jungen mit dem Lippenpiercig aus einem Becher trinken sollen? Hat man die Luft angehalten, als diese Dreadlock-Schnappe einen zugequatscht hat? Hat die nicht auch immer so röchelnd gehustet? Auf dem Gelände erzählen wir erst mal allen, die wir treffen, von der unheimlichen Begegnung. Geteiltes Leid und so. Den ersten Wodka an diesem Tag wird tatsächlich mit dem Gedanken, "Alkohol desinfiziert!“ getrunken. Nach dem Vierten ertappen wir uns dabei, wie wir einen Assi-Jungen mit Lippenpiercing erklären, dass es an unserm Stand keine Geschenke gibt. Sind das da Schweiss-Perlen auf seiner Stirn?
Warten auf den Shuttle-Bus
Das Warten auf den Shuttlebus in Gräfenhainichen hingegen gestaltet sich wenig überraschend sehr ermüdend. Nur eine Frau aus dem Mehrfamilienhaus gegenüber der Haltestelle hat ihren Spaß. In feinster Dorf-Klatschweib-Manier hängt sie eine gefühlte Dreiviertelstunde aus ihrem Küchenfenster und starrt die Festivalbesucher an. Man munkelt, dass sie dabei nicht einmal geblinzelt hat. Auch ihr Mann gesellt sich für kurze Zeit dazu, beweist aber weniger psychopathisches Durchhaltevermögen. Als der Bus endlich da ist, findet man sich zwischen wahnsinnig vielen, wahnsinnig schwer bepackten Menschen wieder. Schnell wird klar: Der Großteil der Männer schwitzt bereits Wodka.
Meet and Greets
Weil wir unser splash!09-Motto "rap.de – Home Of The Stars“ heimlich doch ein bisschen ernst meinen, gab es natürlich auch das ein oder andere Meet and Greet an unserem Stand respektive dem Auto. Nach leichten Anlaufschwierigkeiten bei Casper am Freitag, geriet das Ganze spätestens bei Prinz Pi, der auf dem Jeep "Keine Liebe“ performte und sich danach der wartenden Menge zuwandte, so richtig ins Rollen und lief bei Fiva MC, Marteria und Olli Banjo nahezu problemlos ab. Nur Curse ließ ein bisschen auf sich Warten, was den YeLm dazu nötigte, die gierige Meute mit Kasperle Theater Spielchen a la "Jetzt rufen wir ihn alle mal gemeinsam. Er hat gesagt, dass er nur kommt, wenn ihr gaaaanz laut seinen Namen ruft. Köhööörs!“ hinzuhalten.
In-Look 2009
Auch wenn das Style-Bewusstsein der meisten Festivalbesucher stark zu wünschen übrig ließ, manche Menschen haben sich doch noch in Schale geworfen für das ehemals größte Hip Hop Festival Europas. Das wissen wir zu schätzen und besonders bei diesem Traum in Grün kommen wir ins Schwärmen. Wir sagen, weiter so.
Körperdusche inklusive temporärer Amnesie
Eines der Highlights schlecht hin war die Dusche am vergangenen Samstag. Ein Mitarbeiter, der weder wusste, wie er am Abend davor vom Festivalgelände auf den Zeltplatz gekommen ist oder was er am vergangen Abend getan hatte, erhielt diesbezügliche Hilfe von freundlichen Nachbarn und das sah in etwa so aus: “Na moin, bist du der, der gestern Abend bei uns gepennt hat? – “Nee man, ich hab in meinem eigenen Zelt geschlafen.“ – “Alter verarsch mich nicht, wir haben dich doch gestern vom Gelände mitgenommen.“ – “Echt jetzt?“ “Ja, wir haben dich auf einen Stuhl gesetzt und du hast noch zwei Sätze geredet und bist eingeschlafen“ – “Vegiss es, daran könnte ich mich doch erinnern“. Nach dem ihm das Beweisfoto vorgelegt wurde, ging er beschämt duschen.
Wasted German Youth
Backstage und VIP Party. Das hört sich alles saugut an, ist aber im Endeffekt auch nicht anders als die Schulabschlussparty vom letzten Jahr. Vor allem sind die Ergebnisse stets dieselben. Wasted German Youth und wir haben eine kleine Auswahl für Euch zusammengestellt, damit ihr wisst, was ihr verpasst habt und euch ärgert. Denn nachmachen, zu hause, kann man diesen Quatsch leider nicht, oder ist in Eurem Dorf die Farbkombination Gelb-Grün, in dieser Saison etwa in Mode? Wir wollen es nicht hoffen, aber auf dem splash! hat es funktioniert. Und zwar richtig gut und bis halb 7 Uhr morgens, auch wenn manch anderer das gar nicht mehr so richtig mitbekommen hat. Selber Schuld.
Kaas featured Major Tom
Kaas hat auf seiner niemals endenden Liebesmission dieses Jahr auch auf dem splash!-Festival Halt gemacht und neben jeder Menge Seifenblasen und einem talentierten Background Tänzer, (Der einen nahezu perfekten Kaas getanzt hat) einige Remixe aus der Euro Trash und Neue Deutsche Welle Fraktion dabei gehabt. Die wunderbar am See gelegene Abura Stage war Austragungsort der “Kaasiade“ und auf den Plätzen drei, zwei und eins gab es für die rund 100 Mann nur einen Sieger: Kaas. Selbst die Orsons waren vertreten, jedoch “leider“ nur als Zuschauer in mitten der feiernden Menge. Kaas hatte sich innerhalb seines Auftritts drei Mal umgezogen, die Ghostbusters (Die die Geister der Liebe vertrieben haben) engagiert und verließ die Stage mit einem grandiosen Showdown. “Völlig losgelöst von der Erde“ flog er im “Raumschiff der Liebe“ auf einem Peter Schilling Remix von der Bühne und hinterließ restlos begeisterte Fans im Rausch der Glückseligkeit.
Wall Of Death
Die Wall of Death hat vor allen in härteren gitarrenlastigen Genres ihre Tradition. Spätestens aber seit K.I.Z und Olli Banjo finden auch immer mehr Rapfans gefallen an der Massenkeilerei auf der Tanzfläche. Das hat scheinbar auch Curse mitbekommen, denn für "Lass Uns Doch Freunde sein“, ließ der Mindener ebenfalls eine Gasse im Publikum bilden um die geteilte Menge gegeneinander anrennen zu lassen. Nächstes Jahr dann aber bitte bei "Und Was Ist Jetzt“.
Bühnenbild K.I.Z.
Es war eines der besten Bühnenbilder auf diesem splash!. Genauer gesagt, war es das einzige wirklich ausgearbeitete Bühnenbild überhaupt. K.I.Z. stahlen mit ihren Richterpulten und den "Sexismus gegen Rechts“ Fahnen im Hintergrund, der Konkurrenz die Show. Mit ihrem Auftritt sowieso, obwohl nach Curse wohl eine der größten Publikumsumwälzungen des Festivals stattgefunden haben dürfte. Diejenigen, die es dann auf den Platz geschafft haben, hatten ihren Spaß bei Riesenpimmeln, Geldregen und Schweinegrippe Desinfektion.
Unbekannter kackt in die Menge und Menge johlt
Das unglaublichste Erlebnis hatten wir dann am Samstagabend, als sich ein unbekannter, junger Mann tatsächlich auf den Platz vor der Hauptbühne hockte und zwischen die Besucher kackte. Das ganze ging so schnell, dass wir gerade noch den Fotoapparat hochreißen konnten, um das ganze bildlich festzuhalten. Es war unglaublich.
Noch unglaublicher war hingegen die Reaktion des Publikums. Nach anfänglichen ausrufen des Ekels hatte die umhersitzende Menge ihren Spaß daran, Menschen dabei zu beobachten, die auf den Kackehaufen zugingen. Verpasste der Nichtsahnende den Haufen, machte sich ein Laut der Enttäuschung breit, der einem, sich steigernden Laut der Spannung folgte, ähnlich einer Menge im Fußballstadion beim Eckball.
Schließlich aber trat dann doch einer, volle Kanne in die Scheiße und das Publikum jubelte und johlte als wäre endlich das erlösende Tor gefallen.
Wir kamen zu dem Schluss, dass der Mensch an sich seltsam und immer bereit ist, das beste aus einer Situation zu machen. Das finden wir gut.
Taktlo$$
Nachdem der Battlerapking tagsüber bereits im Mathelehrer Outfit T- Shirts an zahlreiche willige Fans aus einer Reisetasche verkaufte, wollten abends so viele Menschen den letzten tighten Nigga sehen, dass, das Zelt wegen Überfüllung geschlossen wurde. Für die Draußengebliebenen, Drinnen gab es Plastikwaffen, Fußballtrikots und die gewohnten Punchlines des maskulinen Westberliners zu bestaunen.
Curse versöhnt sich mit Maxim
Manchmal gab es dann auch einen kleinen Moment der Ruhe. Einen Moment der Meditation. Einen Moment des Innehaltens und des Nachdenkens. Diese Momente waren rar gesät in den drei Tagen des Festivals. Aber es gab sie und sie sahen wunderschön aus. Einfach so.
Wiener Geschichten
Als einer unserer Mitarbeiter Sonntagmorgens sein Zelt öffnete und sich auf seinem Camping Stuhl niederließ, um über die Unklarheiten des vorherigen Abends zu sinnieren, wird er von einer aufgebrachten Wienerin mit den Worten “Weißt du eigentlich, dass du ein Hurensohn bist?“ begrüßt. Nach mehrmaligem Nachfragen wird ihm endlich die Begründung für sein Hurensohn-Dasein offen gelegt. Er soll Schnaps, Unterwäsche sowie einen Schlafsack gestohlen haben. Darüber hinaus wirft man ihm vor, die Reifen des Vehikels des österreichischen Fräuleins zerstochen zu haben. Der Mitarbeiter hingegen ist sich sicher, die Dame noch nie zuvor gesehen zu haben.
Bier zum Frühstück
Disziplin ist eine der wichtigsten Tugenden in dieser Gesellschaft. Menschen mit Disziplin sind bewundernswert und man muss sie schützen. Wer am dritten Festivaltag aus einem fremden Zelt stolpert, bei dem er sich nicht mehr erinnern kann, wie er da rein gekommen ist und dann trotzdem den Tag mit einem kräftigen Schluck Stütz Bier beginnt, beweist Disziplin. Definitiv. Big up für diese Leistung.
Schwimmen
Am Sonntagmittag herrschte redaktionsinterne Katerstimmung, bei manchen Mitarbeitern wurde sich sogar darüber gewundert, dass sie überhaupt noch leben. Das für splash!-Verhältnisse nahezu sonnig anmutende Wetter drängte den ein oder anderen Redakteur an den See mit Sandstrand, Monsieur Staiger brachte es außerdem zu einer nahezu David Hasselhoff-liken Schwimm-Vorführung. All eyes on him. Einmal mehr. Beinahe kommt Urlaubsstimmung auf.
Abfaulende Füße
Der Regen. Die Nässe. Die Kälte. Selbst wenn am dritten Tag die Sonnen lachte, die Kälte der 2 ersten Festivaltage konnte sie nicht aus unseren Herzen brennen.
Letztendlich erinnerte unser splash! Ausflug an die Dschungelkämpfe von Che Guevaras und seinen Männern, deren Hauptproblem die Feuchtigkeit der karibischen Regenwälder war. Nasses Schuhwerk, faulende Socken, offene Füße. Vor diesem Hintergrund ist die Leistung der Kubanischen Revolution doppelt hoch anzuerkennen. Unsere Füße sahen nach drei Regentagen schon so aus. Ihr wisst, was wir meinen.
Doc Köllewood
Bei "Schlag den Yelm“ trinkt ein leicht verwirrter junger Mann mit einem prächtigen Oberlippenflaum zwei Liter Milch in gefühlten 40 Sekunden. Gegröhle, der junge Mann wird mit Anerkennung überschüttet und dann von den Zuschauern dazu gezwungen, einen weiteren Liter zu trinken. Daraufhin erbricht er sich an einen Zaun und steht zitternd etwas abseits, während ihm Milchkotze vom Oberlippenflaum tropft. Er zwängt sich in seine gewonnenen Ecko-Klamotten und schlingert über das Gelände. Videomaterial dazu folgt.
Schlafen im Jeep
Der Schlaf kommt, wenn man ihn am wenigsten erwartet. Manchmal kann man ihn eigentlich auch gar nicht gebrauchen, aber man muss eben nehmen, was man kriegen kann und wer mit so viel Eleganz und Grandezza schlafen kann, wie dieser junge Mann aus unserer Redaktion, der hat Stylerprops verdient. Bravo! (Vor allem danach aufstehen und einfach weiter feiern, das ist dann wirklich die ganz hohe Schule.)
Kamp & Whizz Vienna
Das Publikum besteht aus gefühlten 30 Personen, von denen fünf namentlich begrüßt werden. Auf der Bühne werden Zigarettenpausen seitens der Protagonisten eingelegt. Anschließend wird Wodka und Bier unter den Zuschauern verteilt. Kamp lässt sich erst zu einer Zugabe bewegen, als Gegenstände auf die Bühne fliegen. Großartig!
Dis is wo ich herkomm
Samy Deluxe spielt seinen heisserwarteten Auftritt. Beinahe das gesamte Camp sammelt sich vor der Mainstage. Nach dem Intro manifestiert sich die Spannung physisch, einige zarte Gemüter erbrechen sich. Dann die ersten Takte von "Dis is wo ich herkomm“. Massenhysterie. Der Atzen-T-Shirt-Träger umarmt glücklich den Jungen mit dem "Immortal Technique“-Pullover. Dreadlock-Mädchen tanzen entrückt und wiegen ihre Arme über den Kopf. Der Himmel reißt auf und die Sonne strahlt auf Samy Sorges Haupt, der beide Arme nach oben reißt und immer wieder "Deutschland!“ ruft. Die Menge tut es ihm gleich. Aus 6000 (die Veranstalter sprechen von ca. 12.000 Besuchern) Kehlen schallt es, "DEUTSCHLAND!“. Eine riesige Deutschlandfahne wird hinter der Bühne gespannt, atemloses Gegröhle. Tausende Arme bleiben starr in der Luft stehen. Dann die Nationalhymne. Keinen hält es mehr auf seinen Plätzen, alle rennen vor die Bühne, die Security kapituliert unter dem Ansturm. Zwei rotgesichtige 150-Kilo-Männer mit Imbiss Bronko-Shirts heben Samy Deluxe auf ihre Schultern und tragen ihn durch das Meer aus Leibern. Die Menge ruft "Samy-Deutschland, Samy-Deutschland“, Zeppeline fliegen über dem See, als auch die dritte Strophe gespielt wird, die Nationalhymne verwandelt sich in ein Pochen und Stampfen in meinem Schädel. Plötzlich klopft es. Verwirrt löst der Mitarbeiter sein verschwitztes Gesicht von der Fensterscheibe des Defenders. "Ey, nich’ hier pennen. Samy tritt gleich auf!", sagt mir ein Assi-Junge mit Lippenpiercing. "Gibt’s hier eigentlich was umsonst?“ Müdes Kopfschütteln, irgendjemand reicht einen Becher.
Schlägerei
Unangenehme Situation nach dem großen Yelm Finale oder besser gesagt währenddessen. Ein sehr betrunkener, sehr aggressiver Mensch versuchte dem souveränen Gewinner den Badeanzugsstring vom Leib zu reißen, was ihm auch gelang, allerdings in einer Keilerei endete. Staiger sprang daraufhin vom Auto und versuchte dazwischen zu gehen. Das Ganze endete irgendwie in einem Handgemenge und der Betrunkene biss Staiger in den linken unterarm. Bei so viel Schaum vor dem Mund eine unangenehme Erfahrung.
Jedi Mind Tricks
An dieser Stelle würden wir auch am liebsten von unserem persönlichen Headliner Jedi Mind Tricks berichten, anstatt dessen werden wir uns über die organisatorischen Talente der Veranstalter beschweren und eine Anekdote über verärgerte Fans erzählen. Denn: Leider war es uns aus arbeitstechnischen Gründen nicht möglich, rechtzeitig zum Joint der Philly MCs zu kommen und mussten, wie einige andere auch, zu unserem Ärger feststellen, dass das Samoa Tent bereits von den freundlichen Sicherheitsleuten des Festivals abgesperrt wurde. Zu viele Leute. Okay dachten wir, unter dem Zelt durch und rein zur Party. Pustekuchen. Noch nie haben wir einen so enttäuschenden Sound erlebt und als ob es nicht genug wäre, konnten wir weder etwas sehen, noch auf irgendeine Art in die Nähe der Vibes kommen, die das Trio im Normalfall verbreiten. Angepisst haben wir uns auf den Weg zu Hiob und Morlockk Dilemma gemacht und dort ist die Bombe endgültig geplatzt. Es waren vielleicht 50 Leute anwesend und wir dachten “Hätte man das nicht absehen können?“ Nicht dass wir etwas gegen Dilemma haben, im Gegenteil, aber hätte man die Location nicht einfach tauschen können? War es nicht abzusehen, dass mehr Leute zu Jedi wollen, als zu Hiob und Dilemma? Am Zelt versammelte sich währenddessen ein Mob von ebenso enttäuschten Fans, die Dreck und Müll auf das aktuelle splash!-Festival Poster warfen und es bespuckt haben. Außerdem wurde die Veranstaltung nachdrücklich für tot erklärt.
Interviews
Am Sonntag erwischten wir dann Marteria zum Interview. Dieser hatte zu diesem Zeitpunkt offensichtlich noch nicht geschlafen gehabt und erklärte uns auch, dass dies noch ein bisschen so weiter gehen würde. Schließlich könne man ja am Montag oder Dienstag noch genug nachschlafen und wenn das nicht geht, halt später… wenn man tot ist.
Außerdem trafen wir Kaas beim Essen und nötigen ihm dieses Interview auf, auf das er eigentlich keine rechte Lust hatte. Aber weil Kaas ein extrem netter und höflicher Mensch ist, kann er uns den Wunsch leider nicht abschlagen. Wir reden ein bisschen mit ihm über Kollegah und dessen spirituelle Erfahrungen. Nicht schlecht für ein kleines Dinnergespräch.
La Coka Nostra
Anfangs war es noch relativ leer vor der Hauptbühne, aber spätestens als die Fanfaren von House of Pains "Jump Around“ einsetzten, kamen panikartig Festival Besucher aus allen Winkeln des Geländes gekrochen, um sich vor der Bühne die Köpfe einzuschlagen. Sehr schönes Bild. Außerdem während des La Coka Nostra-Auftritts: Ein Typ mit 2001-HipHop-Uniform, bestehend aus Schlabber-Pulli und ausgefranster Dickies-Hose, rennt komplett besoffen in Richtung Toilette. Plötzlich sagt einer der LCN-Rapper so etwas wie "Are you here for Rap?“ Wie von der Tarantel gestochen wirft er sich herum und schreit "JAAA!“ Ill Bill fragt die Menge "Or should we go?“ Eine Welt bricht für den jungen Mann zusammen. "Noooo!!!“ brüllt er, dabei fällt er auf die Knie. Ill Bill veranstaltet ein Bühnenspielchen, "When I say Pizza, you say Blowjobs!“ Der junge Mann versteht zwar kein Wort, brüllt aber Fantasieenglisch mit und macht dabei diese etwas unangenehme Rapper-Handbewegung. Langsam richtet er sich auf. Bei den ersten Takten eines Liedes rennt er besinnungslos in Richtung Bühne und schreit dabei.
Simon und Kaas
Unfassbare Kombinationen haben sich ergeben, unfassbare Freundschaften wurden geknüpft. splash!-Veteran Rhymin Simon im brüderlichen Small Talk mit Kaas. Der Kingpint und das Einhorn. Schöner wäre nur noch Staiger mit Immo. Aber auch das werden wir noch erleben.
Die Heimfahrt
"How many Roads must a man walk down, before you can call him a man?" Zumindest die eine mit Staiger und dem Rest zusammen in einem Landrover Defender auf der Heimreise von Gräfenhainichen nach Berlin. Es war einer aus der 110er Reihe, der in sich mehr Rost als Stahl vereinte und bei über 140 Stundenkilometer das Gefühl vermittelte, im Innern eines russischen Panzers zu sitzen. Wie auch immer, zumindest schlafen konnte man notgedrungen auf der Rückbank. Start auf dem splash! war so in etwa gegen 24 Uhr Sonntagabend, angekommen in Kreuzberg sind wir circa gegen Vier. Irgendwann dazwischen wurde eine Pause bei Maeckes eingelegt, danach verabschiedete sich der Chef zu einer Runde Powernapping.
Als keiner mehr mit einer Weiterfahrt gerechnet hatte, läutete das Signalhorn und Staiger war aus seinem künstlich herbeigerufenen Tiefschlaf erwacht. Back on the Highway. Als der Rest der Redaktion aus einer Erschöpfungsbedingten Dösigkeit erwacht, befand man sich bereits in der Hauptstadt. Nun hieß es zu sich kommen, die restlichen Sachen aus der Redaktion in den Defender packen und endlich den Heimweg antreten. Eigentlich sollte es kaum mehr als zehn Minuten in Anspruch nehmen, nur noch schnell einen Mitarbeiter, der etwas außerhalb der Frankfurter Allee zu wohnen schien, raus lassen und ab ins Bett. Alle waren in genau der Stimmung, in der sich jeder befindet, wenn er sich vier Tage von der Zivilisation abwendet, und sich auf dem Nachhauseweg nichts sehnlicher wünscht, als endlich wieder in der Gesellschaft anzukommen.
Als wir von der Frankfurter Allee bis zur Allee der Kosmonauten gefahren waren, kam es zu folgendem Dialog zwischen dem im Osten wohnhaften Mitarbeiter und Staiger: “Sag mal, soll ich die Unterführung durchfahren oder rechts vorbei?“ – “Ja, ich weiß ja nicht, wo ihr hin wollt.“ – “Na, wir wollen dich nach Hause fahren“ – “Ach so, aber ich wohn doch Landsberger Allee“ -“Alter, was meinst du denn, wo wir hier noch hinwollen? Wir müssen alle in die andere Richtung!“ – “Sorry, das wusste ich nicht.“ – “Du bist der verrückteste Mensch, den ich kenne.“
Schlussendlich kamen wir doch alle genau da an, wo wir hinwollten. In unserem Bett. Wir sind immer noch geschädigt von vier Tagen Rap, Suff und Schlafentzug, aber was soll’s. Wir sind für euch da. Immer wieder gerne.