Olli Banjo und Jonesmann

rap.de: Eine Line auf dem Album lautet: „Chicks, die ihre Fotze zeigen statt Skills“. Was genau wollt ihr damit anprangen?

Jonesmann: Also, ich erklär ja da meinen Rap, was ich scheiße finde, was ich cool finde. Zum Beispiel, finde ich Frauen, die rappen obercool, aber wenn die jetzt einen auf Titten und Arsch machen und auf Über-Sex machen, dann finde ich es nicht so cool. Ich finde es geil anzusehen, aber wenn sie ihren Kopf und ihren Verstand gar nicht benutzen, es nicht ernst nehmen und so pornomäßig ihr Ding machen, dann finde ich das weniger cool. Manche sind echt peinlich, wie sie sich geben.

rap.de: Und wenn man das mit etwas Selbstironie macht, wir wollen jetzt keine Namen nennen, und sich dann als weiblicher Frauenarzt oder Orgi verkauft?

Jonesmann: An sich ist Selbstironie okay, aber wie gesagt, wenn sie das ernst meinen… Es gibt dann ja auch so ne Moves, dass es nach Selbstironie aussehen soll, sie es aber eigentlich ernst meinen und dann ist es schon wieder peinlich.

Olli Banjo: Ich glaube, es ist eine Gratwanderung zwischen Satire und Ironie und purer Effekthascherei. Ich bin in dem Segment sowieso ein ziemlich altmodischer Mensch, obwohl ich auch so „Wie Im Zoo“-Texte schreibe. Aber meine Texte sind alle noch knapp oberhalb der Gürtellinie und sobald Dinge plump und ordinär werden, ist es einfach nicht mein Film. Wenn es den Leuten gefällt, ok. Wir leben in einem freien Land und von mir aus können die auch Pferdepornos drehen, aber ich finde es nicht gut.

rap.de: Ist es allgemein so, dass es euch stört, dass es aktuell gerade im Hip Hop-Bereich einfacher zu sein scheint, etwas Oberflächliches zu machen und dieser ganze Technik-orientierte Rap einfach nicht mehr die Aufmerksamkeit der Öffentlichkeit hat?

Olli Banjo: Das stimmt ja gar nicht. Erstens ist es ein Verzweiflungsakt, wenn man nur versucht, oberflächliche Images zum Greifen zu bringen. Ich glaube, es gibt gerade den gegenteiligen Trend, dass Qualität im Rap immer wichtiger wird. Ich war zum Beispiel in Bochum auf einem Optik Konzert und habe mit Savas zwei Tracks gemacht. Die Halle war voll gestopft bis obenhin. Die Kids haben auf den Lüftungsrohren gesessen, weil sie keinen Platz mehr gekriegt haben. Savas und ich stehen ja auch für technisch krassen Rap, Jonesmann steht für technisch krassen Rap, sogar Curse steht für technisch krassen Rap, der sehr krass unterschätzt ist. Das sind alles Leute, die ständig ihre Platten verkaufen und vor allem volle Konzerte haben. Ich bin zum Beispiel jemand, der für seinen Live-Ruf bekannt ist. Die Leute wissen, dass ich eine supergeile Liveshow habe und es Spaß macht, zu meinen Konzerten zu kommen. Wenn du nur auf einem Image aufbaust, und das haben viele Labels jetzt falsch gemacht, die ein, zwei tolle Künstler hatten und dann nur noch Quatsch aus dem näheren Umfeld eingekauft haben, dann ist das natürlich ein Gebilde, das sehr schnell einstürzt. Insofern glaube ich gar nicht, dass es so ist, wie du sagst. Dass diese oberflächlichen Sachen erfolgreich sind. Wo sind die denn? Die sind vielleicht in irgendwelchen Foren präsent, aber das hat ja nichts über den tatsächlichen Hype, über den tatsächlichen Erfolg eines Projekts auszusagen. Zum Beispiel Dendemann: Kein Mensch redet über den, aber der Typ hat Touren, die ausverkauft sind, der Typ verkauft wahnsinnig viele CDs und dann gibt es Andere, die auf irgendwelche oberflächlichen Images aufbauen, über die wahnsinnig viel gesprochen wird, und dann kommst du zum Konzert und da sind 150 Leute. Da siehst du dann, was tatsächlich bei denen am Start ist.

rap.de: Samy Deluxe, der jahrelang der bestverkaufendste MC hier war und auch technisch in Deutschland zur absoluten Spitze gehört, war mit seinem letzten Deluxe Records-Sampler aber nicht ansatzweise in den Charts. Was ist da passiert?

Olli Banjo: Das ist natürlich krass und da kann man sich denken „Hey, warum ist das so passiert?“, aber wenn der ein Soloalbum raus bringt, dann ist der damit auf jeden Fall wieder in den Charts. Das sind manchmal so Dinge, die du einfach nicht beurteilen kannst. Vielleicht war für die Kids das Label auch gar nicht mehr so interessant, aber das hat jetzt nichts damit zu tun, dass Samy Deluxe ein Technik-Rapper ist und das nicht mehr so gefragt ist. Ich glaube, die Dynamite Deluxe-Tour ist auch gut gelaufen. Das sind alles solche Sachen, wo man nicht zu schnell etwas reininterpretieren darf.

rap.de: Du hast gesagt, dass das Label für die Leute vielleicht nicht so interessant war. Optik Records steht auch vor der Schließung und die bringen nur noch das Mixtape von Melbeatz raus. Da hat das ja auch nicht funktioniert, dass Savas quasi die Lichtgestalt war, seine Homies aber nicht mitziehen konnte. Ist das gerade in den jetzigen Zeiten ein auslaufendes Geschäftsmodell, das früher mal gut ging, jetzt aber einfach nicht mehr funktioniert?

Olli Banjo: Aber das ist ja jetzt nicht nur ein deutsches Problem. Jay Z hat ja auch seine Leute, die jetzt nicht so durchschlagend erfolgreich sind. Trotzdem hat er die in seinen Videos und zieht die irgendwie mit. Das kann man nicht berechnen, Musik kann man nicht berechnen. Man weiß nicht, was rauskommt und das ist einfach ein Lotteriespiel, auch bei meinen Veröffentlichungen. Das ist jedes Mal wieder was Neues, jedes Mal fragt man sich, wie die Kids wohl darauf reagieren. Es gibt so viele Sachen die du falsch machen kannst, im Marketing et cetera, et cetera. Das kann ich dir jetzt also nicht beantworten.