Wahrscheinlich blieb B-Tight aka Bobby Dick immer der Kontroverseste aus dem Sekte Lager, zumindest löste sein letztes Album "Neger, Neger" die eine oder andere Diskussion aus. Zu Recht!
Doch darum soll es diesmal nicht gehen. Am 17.10. erscheint B-Tight sein neues Album und da steht ein Thema ganz vorne im Blickpunkt: Die menschliche Fortpflanzung oder einfach nur SEX.
Eigentlich wollten wir uns zum gemeinsamen Pornofilschauen verabreden. Da Herr Tight allerding s seine Lieblingsfilme vergessen hatte, wurde daraus dann doch eher ein methaphysisches Gespräch über Sexualität. Wie so oft in diesem Leben.
rap.de: Du bist Pornorapper, dein Album heißt "Goldständer". Bezieht sich natürlich auch auf die Manneskraft – den Magic Stick. Hat dir die Zeile aus dem 50 Cent Song gefallen, wo er sagt "I’m the lovedoctor – this is my magic stick"?
B-Tight: Ja, klar! Ich finde das gut. (lacht)
rap.de: Als ich das gehört habe, dachte ich, ich kotz gleich. Das kann doch nicht ernst gemeint sein.
B-Tight: Ich fand es witzig. Ist sicher auch nicht ernst gemeint.
rap.de: Glaubst du, 50 Cent ist homosexuell?
B-Tight: Ja, ein bisschen vielleicht! (lacht) Vielleicht lässt der sich auch mal einen Finger in den Arsch stecken.
rap.de: Prostataorgasmus? Hast du da Erfahrungen?
B-Tight: Ich hab gehört, das soll krass sein, aber sobald es in die Richtung von meinem Arsch geht, werde ich empfindlich.
rap.de: Also, das heißt, die Experimentierfreude bei dir hat auch ihre Grenzen?
B-Tight: An mir ja – an Anderen nicht. Mit Frauen würde ich alles ausprobieren, mit Männern nicht.
rap.de: Da gibt es also auch keine Ekelgrenzen für dich?
B-Tight: Ankacken und Ankotzen ist mir auch zu krass, aber mit Spielzeug, Fesseln und Peitschen ist ok.
rap.de: Ich hab mir im Zuge der Recherche ja auch diese frauenaffinen Pornos angeguckt, wo sie ihn mit einem Dildo fickt.
B-Tight: Bei mir ist hinten ne Einbahnstraße und vorne raus ist alles möglich.
rap.de: Eigentlich verschließt du dir so ja eine Erlebniswelt…
B-Tight: Na ja, auf Fesselspiele steh ich ja auch… Ich fessle sie oder bin auch gerne selbst gefesselt. Es ist ja auch eine Vertrauenssache.
rap.de: Habt ihr dann auch Codewörter? So was wie "Colorado" oder so? (lacht)
B-Tight: Nein.
rap.de: Also so extrem war es noch nicht?
B-Tight: Nein, es ist noch alles im Rahmen. Ein bisschen Würgen vielleicht.
rap.de: Ja, ich hab gehört, dass das richtig gut sein soll…
B-Tight: Ich wurde noch nicht gewürgt, aber schon oft malträtiert. Mit Fingernägeln und Zähnen und meine Haare wurden mir auch schon rausgerissen. Wenn es im Eifer des Gefechts passiert, ist es auch okay, aber so etwas wie Nippelbeißen find ich dann nicht mehr cool.
rap.de: Die Darstellung von Sexualität in Pornos ist ja oft sehr abrupt und in der Wirklichkeit geht es ja vor allem auch um das Flirten. Das Spiel "Will sie oder will sie nicht?" – Könntest du dir Vorstellen aufgrund deiner Erfahrungen einen Sexratgeber zu verfassen?
B-Tight: Ja, auf jeden Fall. Dazu würde ich mir aber eine weibliche Unterstützung holen und genau erklären, wie eine Frau es dem Mann am besten macht, damit die Jugend weiß, wie man Sex am besten praktiziert. Und so würde es auch keine Missverständnisse geben, wodurch dann Frauen beim ersten Mal Schmerzen haben.
rap.de: Jetzt gibt es aber das Problem, dass in deiner Musik Sexualität sehr verkürzt dargestellt wird. So in dem Stil "Wer bumst mich?“ – „Der Neger!" – das ist so ziemlich das Gegenteil von dem, was du sagst.
B-Tight: Ja, dann müsste ich aber auch einen 10-Minuten Song machen über das Verwöhnen einer Frau, aber mir geht es ja um Entertainment mit Schlagwörtern. Bam, bam, fertig.
rap.de: Glaubst du nicht, dass so ein Track interessant sein kann, wenn sich alles so langsam aufbaut?
B-Tight: Dann lieber ein Buch schreiben – oder ein Hörspiel. (lacht)
rap.de: Glaubst du, dass junge Leute in die falsche Richtung geführt werden können, wenn sie sich nur auf diese Schlagworte konzentrieren?
B-Tight: Kommt drauf an. Wenn sie in der Schule oder von den Eltern vernünftig aufgeklärt werden, dann eigentlich nicht. Weil sie dann wissen müssten, wie das erste Mal mit Liebe und so funktioniert. Das finde ich auch eine gute Sache, das erste Mal sollte man auf jeden Fall aus Liebe ficken. Wobei es das selten gibt. Mein erstes Mal war auch nicht aus Liebe, ich wollte einfach nur ficken und gucken, wie das ist. Aber für Mädchen finde ich es wichtig, dass das erste Mal Ficken auch mit jemandem passiert, den sie lieben.
rap.de: War das Mädchen bei deinem ersten Mal in dich verliebt?
B-Tight: Ich glaube nicht, wir fanden uns einfach nur gegenseitig geil. Wenn du 15 bist und dann als Junge die Chance hast zu ficken, dann nimmst du die wahr. Aber ich finde, als Mädchen ist das immer mal noch was anderes und sie war auf jeden Fall keine Jungfrau mehr und hatte auch schon ein paar Typen gehabt. Von daher war das schon ok, Sex muss ja auch nicht immer aus Liebe sein. Ich finde nur, das erste Mal sollte für eine Frau aus Liebe passieren, damit sie das Erlebnis mit der Romantik mal hatte. Ich meine, mit der Zeit will man dann sowieso nur noch hart und krass Ficken. Das ist ja wie eine Sucht, die immer stärker wird. Das erste Mal habe ich auch ziemlich soft gefickt und mit der Zeit merkt man, wie das läuft und es wird dann auch immer extremer. Zumindest ist das bei mir so.
rap.de: Und wie ist es mit dieser Frau und anderen Frauen?
B-Tight: Brauche ich nicht mehr, hatte ich schon genug. Was ich schon alles gefickt habe in meinem Leben – das reicht. Ich kann mich auf die eine festlegen oder lasse meine Jungs machen. Ich guck auch gerne zu, ich bin da voyeuristisch veranlagt. Das finde ich auch geil, wenn die die da so durchficken und sie guckt nach mir und will eigentlich meinen Schwanz haben. Vielleicht wichse ich mir dann einen, aber das reicht mir auch.
rap.de: Das finde ich auch ein Problem in deinen Texten, dass diese Fantasieebene sehr vernachlässigt wird. Vielleicht auch, weil sie schwerer darzustellen ist.
B-Tight: Ich bringe es halt auch gerne auf den Punkt. Gerade, wenn ich jetzt so einen Fick-Song mache, wie ich sie schon oft gemacht habe, dann geht es für mich einfach darum zu sagen, wie es ist.
rap.de: Aber im echten Leben gibt es doch, wie du auch sagst, viel mehr Zärtlichkeit, viel mehr Zwischentöne, viel mehr Romantik, viel mehr Unsicherheit, als das, was in deinen Texten gemacht wird. Da ist es ja „Komm her, Schwanz raus, Blasen, fertig.“
B-Tight: Den Leuten reicht es. Ich muss das ja auch nicht eins zu ein machen, wie ich es in Wirklichkeit machen würde. Deswegen mache ich auch Musik: um Spaß zu haben.
rap.de: Du sagst, in der Schule wird man wenig über Sexualität aufgeklärt. Andererseits gibt es schon Aufklärungsunterricht in den siebten Klassen, wenn man nicht gerade aus religiösen Gründen nicht teilnimmt.
B-Tight: Ich kann mich nicht erinnern, dass mir jemand gesagt hat, wie ich die Klitoris bearbeiten muss, dass…
rap.de: Nee, aber das ist ja schon wieder zu praktisch.
B-Tight: Aber das sollten die machen!
rap.de: Worauf ich aber hinaus möchte ist, dass die Kinder Leuten wie euch mehr zuhören und dass sie dort diese Sachen, die du jetzt auch selbst als wichtig empfunden hast, nicht gesagt bekommen und auch nicht hören.
B-Tight: Ja, darüber war ich mir aber auch nicht so bewusst, als ich diese Songs gemacht habe. Mittlerweile denke ich da vielleicht auch ein bisschen anders, aber ich finde es trotzdem cool, dass ich diese Songs gemacht habe. Für mich ist es einfach Ficken und fertig. Du musst dir auch vorstellen, dass ich in dieser Zeit nur Groupies hatte, die auch nur ficken wollten. Da ist das so gelaufen: du bist rein gekommen, Schwanz raus, ab in den Mund, ab in den Arsch, ab in die Fotze und fertig. Hauste rein.
rap.de: Abschließend wäre es aber doch mal Zeit für den zehn Minuten Track?
B-Tight: Deswegen schreibe ich ja ein Buch namens "Der Mann, die Frau und die Sexualität“.
rap.de: Also ist das tatsächlich in Planung?
B-Tight: Ich weiß nicht. Ich finde das aber eine gute Idee. Ich glaube, ich schreibe einfach ein Buch.
rap.de: Das ist auch der Sinn eines solchen Gesprächs. Ich halte nichts davon, dass man über Pornographie nicht redet. Ich möchte darüber sprechen, dass es schöne Pornographie gibt und ich sage auch, dass es überhaupt kein Problem ist „Geh auf die Knie und blas, du Nutte“ zu sagen. Das ist ein Satz, der in einem Rollenspiel durchaus seinen Reiz haben kann.
B-Tight: Da stimme ich dir zu. Man kann jetzt nicht einfach eine Braut auf der Straße ansprechen und sagen „Geh auf die Knie und blas!“. Wenn du jetzt natürlich eine Braut anguckst, sie guckt dich an und du weißt, sie ist ein Fan von dir, dann kannst du den Satz auch bringen. Es kommt halt immer auf die Situation an. Und ich rechne damit, dass die Kinder oder Jugendlichen, die meine Musik hören, zumindest so viel Intelligenz haben, dass sie im Kaufhaus nicht einfach zur Verkäuferin hingehen und sagen können „Hey, komm blas mir einen.“
rap.de: Magst du Deepthroat eigentlich? Also, so richtig tief rein?
B-Tight: Ich steck ihn ihr gerne rein bis sie röchelt, ja. Ich finde das voll geil.
rap.de: Weißt du, warum ich das nicht mag? Ich denke dann immer, dass mein Penis zu klein ist. Ich mag das lieber, wenn sie zwei Hände dran hat und sagt „Oh Gott, er ist so groß, ich kriege ihn nicht ganz rein!“
B-Tight: Kommt immer darauf an. Es gibt Bräute, denen habe ich Deepthroat dann beigebracht. Die konnten das nicht und haben immer nur fünf Zentimeter oder so geschafft. Da habe ich gemeint „Du musst dich locker machen, der muss ganz reingehen“ und dann haben die dass auch geschafft. Mit einem guten Willen geht alles. Egal wie groß der ist, die schaffen das.
rap.de: Warum glaubst du, dass Frauen Männer, die auf der Bühne stehen, interessant finden?
B-Tight: Der Erfolg, das Rampenlicht, das Adrenalin – wenn die bei der Show sind. Der Typ, der auf der Bühne steht, hat, sagen wir mal, 500 Leute im Griff. Das heißt, der Typ hat Charisma und darauf stehen Frauen. Auch wenn der so ein bisschen machomäßig ist… Ich glaube, Frauen mögen keine Weicheier.
rap.de: Aber sie wollen in einer Partnerschaft gleichberechtigt sein.
B-Tight: Ach, das ist nur blabla. Man muss der Frau die Option lassen, aber im Endeffekt wird das gemacht, was der Mann sagt. Und glaub mir, das finden Frauen auch ok so.
rap.de: Ich glaube, wenn ich mit deiner Frau reden würde, würde sie sagen „Er denkt zwar, dass er alles im Griff hat, aber im Endeffekt wird das gemacht, was ich will.“
B-Tight: (lacht) Genau! Das ist ein harmonisches Zusammenspiel. Jede Partei denkt natürlich, dass sie die Oberhand hat, aber die habe ich.
rap.de: Respektierst du diese Frauen, die sich backstage anbieten?
B-Tight: Wenn ich merke, dass die Frau damit klar kommt, was sie gerade gemacht hat, und dass sie das auch wollte, dann ja. Es gibt Frauen, die danach meinen „Oh Gott, was habe ich gemacht? Jetzt bin ich voll die Schlampe!“ – die respektiere ich nicht, die sind für mich Opfer.
rap.de: Du hast einen Track namens „Es ist cool eine Schlampe zu sein“ auf deinem Album.
B-Tight: „Schlampe sein ist ok“ sage ich.
rap.de: Ja, genau. Könntest du dir auch vorstellen, so eine Frau zu heiraten?
B-Tight: Nein. Ich sage ja nicht, dass ich eine Schlampe gerne heiraten möchte, aber ich finde es ok. Wenn eine Frau Spaß haben will, soll sie auch dazu stehen. Im Endeffekt geht es in dem Song darum, dass es egal ist, ob du eine Schlampe bist oder nicht. Sei einfach wie du bist. Wenn du ficken willst, dann sag es und wenn du nicht ficken willst, dann sag es auch. Tu nicht auf Schlampe, nur weil du denkst, du musst das jetzt machen. Erst auf versaut machen und dann, wenn es hart auf hart kommt, den Schwanz einziehen. Das kam auch schon vor. Erst total auf Schlampe gemacht, man dachte sich „Ok, cool“, und dann im Hotel doch abgekackt und nach Hause gefahren.
rap.de: Da fühltest du dich betrogen.
B-Tight: Da fühlte ich mich auf jeden Fall betrogen, das war nicht ok. Sie hat sich in dem Moment ja auch selbst betrogen und solche Frauen kann ich auch nicht respektieren. Da soll sie lieber gleich sagen „Ich finde dich cool, aber mehr ist nicht“, das ist ja auch schon vorgekommen. Sag es wie es ist und fertig, dann ist das cool. Es gibt natürlich auch welche, die sagen „Ich bin nicht so Eine“ und dann investiert man zwei Stunden und fickt sie trotzdem. Diese Frauen respektiere ich auch nicht.
rap.de: Ist es dir unangenehm, als wenig intellektuell bekannt zu sein?
B-Tight: Eigentlich ist mir das egal, inwieweit ich intelligent bin oder nicht und was die Anderen darüber denken. Mein engster Freundeskreis weiß, wie ich bin, wer ich bin und was ich bin und das reicht mir auch. Der Rest kann spekulieren und meinetwegen nie dahinter kommen, wie ich nun wirklich bin, oder sich tausend Gedanken machen – das ist mir egal. Ich bin nach außen hin einfach wie ich bin. Mal ein bisschen besser drauf, mal ein bisschen schlechter drauf.
rap.de: Wäre auch ein normaler Beruf eine Option für dich gewesen?
B-Tight: Ich musste auch schon normale Jobs machen, aber länger als drei Monate habe ich das nie ausgehalten. Ich kann das nicht. Ich kann nicht jeden Tag die gleiche Kacke machen: acht Stunden rum sitzen und irgendwas arbeiten. An der Kasse habe ich ja auch schon gesessen. Ich brauche meinen eigenen Rhythmus und muss was Besonderes machen.
rap.de: Jetzt bist du aber nicht so erfolgreich wie Sido oder Bushido. Irgendwann wird mal Schluss sein mit auf der Bühne stehen. Denkst du über die Zeit danach nach?
B-Tight: Ab und zu denke ich darüber nach, aber jetzt mache ich das erstmal so lange wie es geht. Man sucht natürlich schon mal nach Talenten und will Sachen produzieren und so, aber jetzt denke ich erstmal an jetzt und heute. Es gibt Leute, die sind mit 60 noch auf der Bühne.
rap.de: Neil Young zum Beispiel. Den solltest du kennen, wenn du dich für Rock’n’Roll interessierst.
B-Tight: Dafür interessiere ich mich nicht so wirklich. Die Red Hot Chilli Peppers höre ich manchmal.
rap.de: Aber du sagst das auf deinem Album.
B-Tight: „Mein Rap ist der neue Rock’n’Roll“.
rap.de: Royal Bunker hat vor zwei Jahren einen Sampler raus gebracht, der „Rock’n’Roll“ hieß.
B-Tight: Echt? Das habe ich irgendwie überhaupt nicht mitgekriegt. (lacht)
rap.de: Ist mir nur so eingefallen, ich kenne die Leute von Royal Bunker noch gut. (lacht) Wir hatten ja auch vorhin schon darüber gesprochen: du kriegst wenig mit.
B-Tight: Ja, das interessiert mich aber alles auch nicht. Ich lebe so ein bisschen in meiner Welt, höre Radio – im Moment vor allem die ganzen 80er Jahre Sender.
rap.de: Radio Paradiso?
B-Tight: Nee, der ist mir ein bisschen zu langweilig. Eher Spree Radio oder RS2, RTL, 103 Energy und so ne Kacke. Ich brauche Abstand von Hip Hop.
rap.de: Aber du hast ja jetzt dein eigenes Label und musst auch nach neuen Talenten suchen.
B-Tight: Mach ich ja auch, gibt’s aber noch nicht. Es ist schwierig. Wenn ich wüsste, woran das liegt, würde ich was ändern, aber ich weiß nicht warum. Die Leute gucken nicht nach vorne. Die leben im jetzt und hier und gucken halt, wie das aktuell gemacht wird. Das ist glaube ich das Problem. Ich als Künstler bin immer auf der Suche nach was Neuem und versuche immer was zu machen, was vorher noch keiner gemacht hat oder was ich zumindest noch nicht gemacht habe.
rap.de: Nervt es dich manchmal, wenn du siehst, unter welchen Bedingungen die Leute heute produzieren können, im Vergleich dazu, wie ihr das früher gemacht habt. Und dann die Leute aber sagen, dass ihnen das Geld für besseres Equipment fehlt?
B-Tight: Ja, vor allem ist das Problem, dass es dadurch, dass es so einfach geworden ist, jeder irgendeine Scheiße raus bringen kann. Du gesamte Internet ist übelste Scheiße, vor allem MySpace. Von tausend Leuten, die ich mir anhöre, sind tausend Leute scheiße.
rap.de: Nicht mal einer gut?
B-Tight: Nicht mal einer! Die schreiben einem dann ja auch immer, dass man sich ihre Sachen anhören soll. Da gucke ich mir dann erstmal an, ob der überhaupt nach was aussieht und auch wenn der cool aussieht, macht er die hinterletzte Scheiße. Jeder kann sich die Programme cracken, nimmt sich einen Rechner, nimmt sich ein Mic und nimmt irgendeine Scheiße auf. Die denken gar nicht darüber nach, vielleicht erst mal gut zu werden und dann die Sachen raus zu bringen. Die wollen lieber, dass jeder hört, wie scheiße sie sind. Dadurch wird die ganze Szene scheiße. Ein Riesenhaufen Scheiße.
rap.de: Sag noch mal „Scheiße“.
B-Tight: Scheiße! (lacht)
rap.de: Also, wie war das damals?
B-Tight: Man musste erst mal übelst viel Geld sparen, damit man sich ein Vierspur-Gerät kaufen konnte. Du konntest auch nicht einfach so eine CD raus bringen. Du musstest die Kacke erst mal aufnehmen, dann zu einem Presswerk gehen, was man auch erst mal finden musste, und dann auch Geld haben, um die Scheiße zu pressen. So ging das damals einfach. Du musstest dir erst einen Namen machen, bevor du was raus bringen konntest. Ohne Namen hast du kein Geld gekriegt, es sei denn, du warst reich. Deswegen waren die Hip Hop-Leute früher ja auch immer reich. Deshalb kam aus Stuttgart und München auch so viel, die hatten das Geld dafür.
rap.de: Nee, das liegt einfach daran, dass da die Kontakte zu den Labels waren.
B-Tight: Ja, die hatten mehr Geld um das zu machen. Das ist so.
rap.de: In Berlin gab es damals einfach keine Labels.
B-Tight: Weil Berlin arm ist!
rap.de: (lacht) Und heute sind alle Labels hier in Berlin reich.
B-Tight: Ich bin einfach der Meinung, dass das damals schwerer war, hier was zu machen und deshalb hat es auch länger gedauert, bis du was raus bringen konntest. In der Zeit konntest du dich dann aber wenigstens etwas verbessern. Heute brennst du eine CD oder stellst alles ins Internet und jeder hört deine Kacke. Wenn die Leute ein bisschen warten würden, bis sie besser sind, und dann ihre Sachen raus bringen, wäre das nicht so schlimm. Vielleicht gibt es da diesen Einen, der krass ist, aber man kommt nicht an ihn ran, weil man erst durch tausend Meter lange Scheiße gehen muss.
rap.de: Denkst du dir dann auch manchmal so „Oh Gott, was für eine Kacke habe ich denn damals gemacht?“
B-Tight: Natürlich! Die alte Scheiße kann ich mir gar nicht mehr anhören. Gerade als Künstler ist es so, dass man ein Album macht, es überkrass findet, und ein Jahr später schon wieder Meilen weiter ist und sich denkt „Scheiße“.
rap.de: Aber Fans lieben solche alten Sachen.
B-Tight: Ich verstehe das auch nicht, es ist mir immer wieder ein Rätsel. Wenn ich mal in unserem Forum bin und lese „Boah, die alten Sachen waren überkrass. Wieso ist er nicht mehr so gut wie damals?“, denke ich mir immer nur „Was? Was gut, Alter, das war so eine Scheiße!“
rap.de: Kommen wir doch mal auf deine persönliche Geschichte. Du hast irgendwann mal gesagt „Ich nehme mehr Drogen als ein Junkie“. Hast du eigentlich inzwischen aufgehört Drogen zu nehmen? Du wirkst ja eigentlich eher so als ob du auf dich Acht geben würdest.
B-Tight: Inzwischen gebe ich auf mich Acht, ja. Zu Royal Bunker Zeiten und kurz danach war es mir scheiß egal was mit mir passiert. Ich habe alles Mögliche in mich reingestopft, sah aus wie ein Strich in der Landschaft, meine Wangenknochen waren das Breiteste an meinem Gesicht. Das hat sich aber verändert, ich habe gemerkt, dass es so nicht weiter geht. Irgendwann hatte ich einfach keine Lust mehr Drogen zu nehmen. Es gab keinen Ausschlag gebenden Punkt. Wie bei Forrest Gump, der irgendwann keine Lust hatte mehr zu laufen hatte ich halt keine Lust mehr Drogen zu nehmen und habe das einfach reduziert. Also einfach, was heißt einfach, es ist natürlich nicht einfach auf einmal keine Drogen mehr zu nehmen nachdem dein Körper sich daran gewöhnt hat. Es war ein harter Weg, mit Entzugserscheinungen und durchschwitzten Nächten und noch mehr abnehmen. Es war ein harter Weg vom Junkie zum cleanen Mann.
rap.de: Du sagst in einem Song, dass du alle Schuld auf dich nehmen würdest und Du schuld daran wärst, dass die Rechten mehr Aufwind bekommen würden, weil du, als Halb-Neger viel zu locker drauf bist.
B-Tight: (lacht) Ja, da sind sie wieder, die Defizite. Du hast es gerade völlig falsch formuliert aber ist schon in Ordnung. Ich finde es auch nicht schlimm, „Neger“ zu sagen..
rap.de: Warum?
B-Tight: Weil es immer auf die Betonung ankommt und auf den Zusammenhang, in dem es benutzt. Der Ton spielt die Musik. Wenn jetzt eine Schwarzer in ein Haus einzieht und die Nachbarn sagen „Ach, da ist so ’n Neger hingezogen“, dann ist das scheiße. Das will ich nicht. Aber wenn die sagen „Ah ja, da ist ein Neger eingezogen, lass mal rüber gehen oder dem ´n Kuchen backen“, dann ist doch in Ordnung.
rap.de: Du bedienst ja aber selbst auch Vorurteile. Du hast mal gesagt, dass der Neger in dir der Coole und der Weiße in dir der Spast ist. Warum ist das so? Sind Weiße alle Spasten?
B-Tight: Nicht alle. (lacht) Ich habe da einen Kumpel, der ist sehr… verkrampft. Es gibt auch Schwarze, die sehr verkrampft sind.
rap.de: Eben. Es gibt auch Schwarze, die Doktoren und Psychologen sind.
B-Tight: Es gibt aber das Klischee, dass Weiße verkrampft sind und Schwarze sind cool und…
rap.de: …haben den Rhythmus im Blut?
B-Tight: Genau. Es gibt natürlich auch Schwarze, die überhaupt nicht tanzen können und da denke ich mir dann „Mann, du bist schwarz!“ (lacht) Ich spiele einfach mit den ganzen Sachen.
rap.de: Ok, aber wenn du ernsthaft über Rassenfeindlichkeit und die Ausländerproblematik nachdenkst: ist das ein Problem?
B-Tight: Ich glaube schon. Wenn ich diese ganzen Nazi-Paraden sehe, schiebe ich natürlich auch Abturn, aber im Endeffekt gibt es wichtigere Sachen. Wichtigere Dinge, als ob jetzt jemand „Neger“ gesagt hat, oder ob ich mich politisch unkorrekt verhalte.
rap.de: Ihr wart ja letztes Jahr auch zu der Brothers Keepers Diskussionsrunde bei der Popkomm eingeladen. Wieso hattest du da keinen Bock drauf?
B-Tight: Weil die auf ihrem Standpunkt beharren und sich niemals was von mir erzählen lassen würden.
rap.de: Aber du gehst ja noch nicht mal hin, oder hast du mit ihnen hinter den Kulissen geredet?
B-Tight: Nö, brauche ich auch nicht. Das sind die größten Heuchler. Erstens schmücken sie ihre Startseite im Internet mit mir, weil ich da gerade ein heißes Thema war und auf Platz sechs in die Charts eingestiegen bin. Plötzlich reden die alle über mich. Dann haben sie diese Wohltätigkeitsplatte für die Familie von diesem Schwarzen raus gebracht, der erschlagen wurde. Samy Deluxe und Xavier Naidoo können das gerne machen, aber die ganzen Anderen, die keiner kennt, waren nur dabei, damit sie mal im Fernsehen sind. Die haben das nicht gemacht, weil der Schwarze denen so Leid tut, die haben das gemacht, weil die Promo haben wollten und das finde ich scheiße. Da sollen doch bei den Brothers Keepers diejenigen das machen, bei denen das wirklich Sinn macht.
rap.de: Hättest du mitgemacht, wenn sie dich angefragt hätten?
B-Tight: Nö, eiskalt nicht. Weil das Heuchler sind. Und auch dieses Ding, dass da nur Schwarze mitmachen dürfen. Die haben Harris angefragt und der meinte, er hätte noch ein paar arabische Kumpels. Da meinten die „Nein, nur Schwarze!“
rap.de: Auch eine Form von Rassismus.
B-Tight: Eben. Das sind einfach richtige Vollidioten, richtige Heuchler, und mit denen will ich gar nichts zu tun haben.
rap.de: Es ist aber trotzdem ein Mensch aufgrund seiner Hautfarbe gestorben.
B-Tight: Ja, an sich finde ich das ja auch gut, wenn Samy oder Denyo oder einfach Leute, die was erreicht haben, was Wohltätiges machen. Dadurch verkauft sich das dann ja auch. Die Anderen kennt doch kein Arsch, wer sind die? Wegen denen wird das bestimmt nicht gekauft. Deswegen können die sich auch sparen, so was zu machen.
rap.de: Jetzt hast du ja vorhin gesagt, dass es dir als Künstler immer darum geht was neues zu machen. Was ist zum Beispiel auf dem neuen Album neu?
B-Tight: Die ganze musikalische Richtung. Die Standard Version ist glaube ich fast nur Drum’n’Bass, Elektro, Gitarrenriffs… halt experimentell. Was heißt experimentell. Ich wusste genau, was ich mache aber ich habe einfach gemacht, auf was ich Bock hatte. Sektestyle. Einfach mal was anderes machen. Was neu machen. Das hab ich gemacht und das ist auch mein Anspruch. Ich hab meinen Produzenten auch gesagt, schickt mir mal was, was anders ist. Ich will kein Hip Hop. Zeigt mir mal was, was anders ist und das eine oder andere ist dabei rumgekommen.
rap.de: Viele denken ja auch Hip Hop hätte sich jetzt auch langsam erledigt.
B-Tight: Ich würde sagen, Hip Hop ist auf seinem Höhenpunkt. Damals gab es keine TRL Sendung in der Hip Hop das Hauptthema war. Und dass die beiden erfolgreichsten Künstler gerade Sido und Bushido sind, spricht doch für sich. Das ist natürlich für Leute, die das schon ewig machen, langweilig, aber man sieht Werbung, in der gerappt wird, in Kindersendungen wird gerappt und so weiter, das wird oft unterschätzt.
rap.de: Weil die Verkaufszahlen sinken.
B-Tight: Ja, aber das hat ja damit nichts zu tun. Die Verkaufszahlen sinken ja überall, außer bei Künstlern wie Grönemeyer oder so, weil die einfach ein anderes Publikum haben, was gar nicht weiß, dass man sich Musik im Internet runterladen kann. Die gehen in den Laden und kaufen sich das Album. Aber der Trend geht zu Hip Hop. Sido sitzt in der Jury von Popstars. Krass.
rap.de: Machst du dir Gedanken über Verkaufszahlen?
B-Tight: Klar. Klar denkt man es wäre cool wenn man mehr verkaufen würde. Da kann man grübeln und nachdenken und Abtörn schieben wie man will, bringt doch alles nichts. Man muss einfach Musik machen, gucken wie viele Leute sie kaufen und dann dein Leben danach ausrichten wie es funktioniert.
rap.de: Wir haben uns ja eigentlich getroffen, um zusammen Pornofilme anzugucken. Du hast deine vergessen. Hast du eine große Pornosammlung?
B-Tight: Nein, nur so zwei oder drei. Ich gucke im Internet. Es gibt ja youporn.com und so. Da findet man alles was man braucht für einsame Stunden.
rap.de: Guckst du gerne Pornos?
B-Tight: Ja, ich gucke voll gerne Pornos, auch wenn ich mir nicht immer dabei einen wichse. Aber wenn mir langweilig ist, dann gucke ich ab und zu Pornos einfach um zu sehen, wie Leute ficken.
rap.de: Ich finde Pornofilme ja meistens ein bisschen anstrengend, also gerade bei so Situationen, in denen der Mann der Frau an den Arm fasst und sie davon beinahe einen Orgasmus bekommt. Das finde ich sehr, sehr unrealistisch. Oder wenn Leute anfangen auf die Klitoris einzuhämmern. Kennst du das? So dieses draufhauen mit der flachen Hand?
B-Tight: (lacht) Musste mal probieren wahrscheinlich. Vielleicht ist das ja richtig gut. Ich probiere das mal und berichte dir dann davon.
rap.de: Ja bitte. Ich lese es dann in deinem Buch nach.