Kaisa

Kaisa -ein Multitalent? Ob Musik, Filme oder Hundezucht, der Mann hat viele  Interessen. Wir trafen uns mit dem Perfektionisten anlässlich seines am 10.10. erscheinenden neuen Albums "Der Schwarze Hai" in der herbstlichen Hauptstadt. Inmitten den Dreharbeiten zu seinem  ersten Pornofilm unterhielten wir uns über die Qualität von Pornos, sein Rehabilitationsjahr in Afrika und warum die Welt besser wäre, wenn Kinder an der Macht wären. King O.G. und Jessy waren auch dabei. Aber lest selbst.

rap.de: Hast du damals eigentlich Orgis Auftritt bei der Maischberger-Sendung gesehen?

Kaisa: Ja, auf jeden Fall. Die Sitution war schon skurril: er als einziger Pornotyp zwischen einer Vergewaltigten und noch zwei, drei Kranken…

rap.de: Das mit der Vergewaltigten ist dann natürlich auch nicht lustig.

Kaisa: Die Situation war einfach ein bisschen bescheuert, das muss man so sagen.  Da muss man schon ein Meister sein, um sich da rauszubügeln.

rap.de: Hättest du es besser gemacht?

Kaisa: Ich? Ja, natürlich – ganz klar.

rap.de: Meinst du, du wirst mal zu so etwas eingeladen werden?

Kaisa: Orgi war ja auch nur der Ersatz für Bushido und lieber bin ich als erster eingeladen, als als Ersatz für jemand anderen. Wenn ich aber direkt eingeladen werden würde, würde ich dort direkt hingehen und meinen Standpunkt vertreten, klar.

rap.de: Und was wäre dein Standpunkt?

Kaisa: Weniger „Öh, öh, öh“-Gestottere auf jeden Fall – das wär schon mal mein Standpunkt. Statt zu stottern, einfach klar sagen, was ich denke. Wenn mich eine Frau anspricht und fragt: "Hey, warum machst du das und das?", dann sag ich "Ja, ich mach es einfach aus dem und dem und dem Grund und ich wette mit dir, über zehn Ecken haste irgendwo eine Tante oder eine Cousine oder eine Nichte, die auch die Mucke hört oder die sich auch schon mal hat in den Arsch bumsen lassen oder so“. Die Frau war ja auch extrem auf ihn eingeschossen…

rap.de: Wer, Alice Schwarzer?

Kaisa: Ja, so heißt sie.
 
rap.de: Ich habe ja bei Alice Schwarzer auch den Eindruck, dass die Pornografie und Sex im Allgemeinen nicht gut findet, wohingegen ich ja sage, dass in den Arsch ficken auch eine schöne Sache sein kann.

Kaisa: Ich weiß nicht. Auf jeden Fall bei der Frau, nicht beim Mann!

rap.de: Ich hab ja mal gehört, dass ein Prostataorgasmus wahnsinnig gut sein soll. (lacht) Das wurde leider noch nie bei mir ausprobiert…

Kaisa: Ist das so, Jessy?

Jessy: Ich weiß nicht, ob die Männer am Analverkehr auch Spaß haben

rap.de: Es gibt einen Film von Rocco Siffredi, wie er sich das Arschloch lecken lässt und wie ne Frau da richtig reingeht.

Kaisa: Ich glaube, da muss man auf jeden Fall ein bisschen eine schwule oder bisexuelle Neigung haben.

rap.de: Das is ja meine große Theorie des Gangbangs – also Veranstaltungen, wo ein Frau und mehrere Männer dabei sind, wo man ja auch zwangläufig den Schwanz eines anderen Mannes berührt – dass das ja auch so ein bisschen homosexuelle Veranstaltungen sind.

Kaisa: Das is die Theorie, ja? (lacht) Also darüber hab ich noch nie nachgedacht, aber natürlich muss man sich da schon was trauen, wenn man da… Aber du machst ja Gangbang nicht mit irgendwelchen wildfremden Männern, sondern das sind ja Männer, die du schon lange kennst und wo du kein Problem hast, dass die dich nackt sehn. Ich habe bei einem Gangbang, wenn das mal vorgekommen sein sollte, woran ich mich natürlich nicht erinnere, noch nie einen Schwanz in der Hand gehabt. (alle lachen)

rap.de: Nun gut, wir sind heute bei deinem Pornodreh dabei. Du steigst jetzt auch ein in diese Branche?

Kaisa: Ich produziere und organisiere das Ganze nur und bin hinter der Kamera aktiv – ich bin da nicht zu sehen.

rap.de: Aber du präsentierst das auch nicht so wie Snoop, der dann da rum steht und sagt "Yeah, meine Homies…"?

Kaisa: Nö, also ich sag ganz klar, das ist mein Film. Wenn ihr den später in der Videothek seht, könnt ihr den ruhig kaufen, das muss was gutes sein, denn ich stehe dahinter. Ich bin jetzt aber nicht der Typ, der sich darüber selber noch profiliert oder so.

rap.de: Ist es dein erster Film heute?

Kaisa: Ja, mein erster Porno.

rap.de: Wie bist du jetzt darauf gekommen? Ist das ein Feld, wo man noch Geld verdienen kann?

Kaisa: Ich hab im letzten Jahr einen Bekannten kennen gelernt – King O. G. Jetzt, durch den Porno, heißt er Pimp O.G. und der hat mir irgendwann bei der Autofahrt gesagt, dass es sein größter Traum wäre, einen Porno zu drehen und ich als…

rap.de: …guter Freund…

Kaisa: (lacht) …sozialer Mensch hab natürlich gleich überlegt und alle, alle, alle Steine ins Rollen gebracht, damit wir das schaukeln. Ich hoffe auch, dass wir ihn dann auch noch mal ganz kurz dann vorstellen können, denn er ist ein ganz besonderer Typ und mir war einfach klar, dass das nicht der ganz normale Standardporno ist, sondern ein Porno für jedermann. Wo man halt nicht irgendwelche Rocco Sifredis oder gutgestylte Typen sieht, sondern man sieht den 0815-Typen. Das war einfach für mich das wichtige – der Porno für den normalen Standardtypen da draußen.


rap.de: Gefallen dir die normalen Pornos, die man so käuflich erwerben kann persönlich dann auch nicht?

Kaisa: Ich gucke es nicht unbedingt, um erregt zu werden, das läuft eher so nebenbei im Studio. Es is jetzt nicht so, dass ich mich damit groß beschäftige, ich finde es einfach kultig. Hätte ich jetzt einen Typen im Auto gehabt, der einen fünf Meter-Schwanz hat und sagt "mein größter Traum ist es, mal einen Porno zu drehen", hätte ich das auch gemacht. Es gibt natürlich schon genug Pornos da draußen, die schon ausgefallen sind, oder die auch ihr eigenes Image haben. Es ist jetzt nicht so, dass ich der Erfinder davon bin

rap.de: Orgi hat da ja so einen ähnlichen Ansatz: er will die normalen Typen zeigen, die mit den normal Ollen vögeln und das findet er gut. Ist das ein neuer Trend?

Kaisa: Dieser Pimp O.G. – bei dem könntest du sagen "Hey, das ist doch mein Nachbar von nebenan!“ Er hat halt den Style, dieses gewisse Etwas, dieses Charisma und ich muss ihn euch vorstellen, er ist einfach ein Wahnsinnstyp. Ein Ladylover, die Frauen stehen auf ihn und ich muss ihn mal herholen – das ist Pimp O.G.

rap.de: Herzlich Willkommen. Du bist…?

King O.G.: King O.G.


rap.de: Und du rappst normalerweise?

King O.G.: Eigentlich schon (alle lachen).

rap.de: Jetzt bist du aber Pornodarsteller. Was hast du getan, um diesen Traum zu verwirklichen?

Pimp O.G.: Viel, sehr viel!

rap.de: Trainiert? Viele Eier gegessen? Eiweiss-Shakes?

Pimp O.G.: Sowieso.

rap.de: Ist es eigentlich war, dass man Ananassaft trinken muss, damit das Sperma besser schmeckt?

Jessy: Das ist wirklich so. Wenn die Männer süße Getränke trinken oder Ananassaft trinken, schmeckt das Sperma schon besser.

rap.de: Hast du es schon mal selbst probiert?

Pimp O.G.: Nee, eigentlich nicht.

rap.de: Bist du eigentlich aufgeregt?

Pimp O.G.: Nö, auf gar keinen Fall.

rap.de: Ist aber dein erster Dreh?

Pimp O.G.: Schon, aber man muss halt damit klarkommen und innerlich die Ruhe bewahren, dann geht das schon. Auf jeden fall.

rap.de: Hast du Angst, das du zu früh kommst?

Pimp O.G.: Ja, das kann alles passieren…

rap.de: Ist ja auch ne krasse Situation: andere Menschen sind bei etwas dabei, was man normalerweise privat macht.

Pimp O.G.: Es gibt ja auch Gangbangs, da schauen dir andere ja auch zu

rap.de: Und diese Erfahrung hast du schon gemacht?

Kaisa: Man muss dazu auch sagen, dass wir schon zwei Szenen vom Porno gedreht haben. Das ist jetzt eine Szene, die noch im Film stattfinden wird, aber er war schon aktiv.

rap.de: Und die anderen Szenen verliefen erfolgreich?

Pimp O.G.: Auf jeden Fall, muss sein!



rap.de: Woher kommst du eigentlich aus Berlin?

Pimp O.G.: Ich komme nicht aus Berlin, sondern aus Augsburg.

rap.de: Nein, da wo Bertolt Brecht herkommt!

Pimp O.G.: Ja, Bayern.

rap.de: Schwaben, Regierungsbezirk Schwaben. Dann wünsch ich dir viel Glück und wir machen mal mit dem Interview weiter. Im Endeffekt ist ja diese Rückkehr zum Filmgeschäft auch das, womit du angefangen hast.

Kaisa: Wenn man mich fragen würde, was ich unbedingt erreichen will bevor ich sterbe, würde ich sagen: "Ich will einen richtig guten Film machen". Einen, der auch im Kino läuft, damit auch die Deutschen wieder mal in einen deutschen Film gehen und nicht nur amerikanische Filme sehen und dafür sorgen, dass andere Regisseure wieder angeregt sind, etwas eigenes zu machen, und nicht die Amerikaner zu kopieren.

rap.de: Welche französischen Filme findest du geil?

Kaisa: "Hass" natürlich, wobei das jetzt ist wie mit den Witzen, dass du so viele in deinem Kopf hast, dass sie dir jetzt gar nicht alle einfallen. „Menschenfeind“, „Irreversibel“ und „High Tension“ sind auf jeden Fall dabei. Es geht mir da auch eher um das Spektrum aller interessanten Filme da draußen.

rap.de: Arbeitest du aktuell an einem Drehbuch?

Kaisa: Wir haben bis jetzt zwei Drehbücher geschrieben, dass dann aber auch erstmal wieder sein lassen, weil wir ja Mucke machen müssen, um Geld zu verdienen. Zurzeit schreiben wir aber wieder permanent an einem Drehbuch.

rap.de: Wer ist „wir“?

Kaisa: Ich und mein Fotograph, der Jan.

rap.de. Die grafische Arbeit von dir war ja immer wahnsinnig gut. Siehst du dich als optischen Mensch?

Kaisa: Ja, bei einem Album ist es ja wie mit einer intelligenten Frau: wenn sie nicht hübsch ist, willst du was drinnen ist nicht mehr wissen. Wenn du ein optisch gut präsentiertes Album siehst, hörst du es dir viel intensiver an. Gerade bei Künstlern wie uns, die nicht Mainstream sind, wo bei jedem Album immer schon vorher alles klar ist und nur alles wiederholt wird, gerade wir müssen uns doppelt so viel Mühe geben, dass die Leute schon beim ersten Blick drauf aufmerksam werden.

rap.de: Konzipierst du alles selber?

Kaisa: Ich konzipiere alles selber, alles was ihr von mir je gesehen habt, jedes Video, jedes Cover, habe ich konzipiert beziehungsweise die Idee dazu. Hinterhof, Rasenmäher und so weiter. Früher habe ich die Cover mit Photoshop selber gemacht, aber andere können das handwerkliche besser und deshalb machen die das seit drei Jahren für mich.

rap.de: Was war das für eine schleimige schwarze Materie, mit der du dich in deinem Trailer eingeschmiert hast? Erdöl?

Kaisa: Es steht für Erdöl, ist aber ganz normale Baumarktfarbe. 14,99 der Liter

rap.de: Als du angefangen hast, diese Rapvideos zu drehen, kamst du dann zufällig zum Rap, oder hast du gleich gesagt "Ich will auch rappen"?

Kaisa: Nee, ich habe mich nie für Rap interessiert bis zum Jahr 2001. Da hab ich nie gedacht, dass ich mal auch recht erfolgreich sein würde mit dieser Musik. Ich hatte da einen einjährigen Rehabilitierungskurs in Afrika

rap.de: Was heißt Rehabilitierungskurs?

Kaisa: Wenn man ein gutes Jugendamt hat und so kurz vorm Knast steht, kann man noch mal mit einem Boot um die Welt schippern, zum Beispiel auch ein Jahr  in Afrika abhängen. Die Jugendlichen kommen meisten noch viel schlimmer wieder und haben ein Jahr in der Sonne gechillt. Nach fünf Jahren merkt man, dass die Reise doch gar nicht so schlecht war, denn dort bin ich auf die Idee gekommen, Filme zu drehen. Ich kam wieder und dachte, ich könne Kinofilme machen. Ich dachte wirklich, es geht so einfach. Dann hab ich erkannt, dass ich erstmal kleinere Brötchen backen muss und habe Musikvideoclips mit einigen Künstlern gemacht und habe so bei anderen Künstlern gesehen, das man mit der Musik Geld verdienen kann. Ich habe mit den Clips auch nicht so viel verdient und dachte, dass ich das auch kann. Malen, hab ich auch probiert, kann ich aber überhaupt nicht. Und das mit dem Texte schreiben hat geklappt. Wenn man ein kreativer Mensch ist, kann man in allen Bereichen erfolgreich sein, die Kreativität fordern.

rap.de: Hat dich überrascht, dass du damit Erfolg haben konntest?

Kaisa: Wenn ich mir die Künstler angucke, die sonst so erfolgreich sind, nein, überhaupt nicht.

rap.de: Wie findest du deine eigenen Sachen von damals heute?

Kaisa: Zur damaligen Zeit passend, ich kam aus einem Umbruch. Heute ist man erwachsener und ich musste damals die Musik machen, um meine Musik von heute machen zu können.

rap.de: Man muss also durch das Tal der Wackness auch mal durchgegangen sein?

Kaisa: Ja klar!  Ich hör mir meine eigene Musik von damals selbst nicht an, aber einige Leute, denen ich heute meine Musik präsentiere, sagen mir, dass das alles scheiße ist und sie meine alte Musik wieder haben wollen. Meine Musik hatte aber immer schon die gleichen Grundideen, immer gegen irgendwas zu sein: gegen andere Rapper, gegen den Staat, gegen irgendwelche Kinderschänder – dieses Thema ist viel realer als alles andere.

rap.de: Warum das Thema Kinderschänder?

Kaisa: Weil es nichts Schlimmeres und Krasseres da draußen gibt, als einen Kinderschänder. Ich würde Kinderschändern Dinge antun, die ich anderen nicht antun würde, zum Beispiel jemandem, der Einen aus meiner Familie überfährt. Kinderschänderei hat ja verschiedene Strukturen und die reichen bis in den Bundestag. Deshalb ist ja das Strafmaß hier zu milde, weil die Leute, die die Gesetze machen, teilweise selbst solche Ambitionen haben. Ich bin für die Todesstrafe für Kinderschänder

rap.de: Snuffmovies finde ich aber mindestens genauso krass. Man filmt die Tötung eines Menschen.

Kaisa: Ja, das sind natürlich fließende Übergänge.

rap.de: Aber es gibt ja auch Strömungen, bei denen auf Demos auch rechtsextreme für die Todesstrafe für Pädophile demonstrieren.

Kaisa: Ich glaube, Nazis haben einfach zu wenig zu tun, als dass sie eine Situation verpassen würden,  in der sie sich profilieren können.

rap.de: Abgesehen von der Tatsache, dass Kinderschänder wahrscheinlich das Schlimmste sind, was es wirklich gibt, sind Snuff-Movies das, was mir noch viel mehr Angst macht. Ein Mensch, der andere Menschen einfach kidnappt, nur um sie dann zu töten. Das finde ich persönlich das Allerkrasseste.

Kaisa: Das ist natürlich auch mies, klar. Da ist die Grenze nicht weit, das ist natürlich beides dasselbe.


rap.de: Mich wundert, dass es bei dem Thema „Für Kinderschänder die Todesstrafe“ so eine wahnsinnige Nähe zu Rechtradikalen gibt. Wo sich dann auch so die Volksseele trifft, die sich dann auch auf Demos trifft. Gerade wieder bei dem Fall dieser Michelle, wo Nazis aufmarschieren und dann die Todesstrafe fordern.

Kaisa: Ich glaube, Nazis haben sowieso nichts zu tun, außer sich ständig irgendwo was zu suchen, wo sie wieder ihren Kater ausnüchtern können von der Nacht zuvor. Ich glaube nicht, dass die Leute es wirklich ernst meinen, aber es ist trotzdem nett zu sehen, das es irgendwo einen Punkt gibt, wo tatsächlich auch andere Leute wach werden. Ich glaube aber auch, wie man es oft sieht, dass Kinderschänder entlassen werden und das ist ständig der Fall. Darüber wird ja auch noch in der Presse berichtet: „Er war schon drin und ist wieder raus gekommen und am gleichen Tag wieder rückfällig“. Dass so was nicht den Leuten irgendwann die Augen öffnet! Ich meine, Leute hinterziehen Steuern und kriegen dafür was weiß ich wie viele Jahre und dann geht einfach mal jemand ein Kind ficken und bekommt Bewährung oder kommt in die Psychiatrie.

rap.de: Da ist neulich ein Fall gewesen, da hat eine Richterin jemanden auf Bewährung frei gesprochen.

Kaisa: Es gibt bestimmt auch Kinderfickerinnen. Ich meine, dass würde ich jetzt nicht auf sie zuschreiben, aber vielleicht hat ihr Mann schon was mit ihrer Tochter gemacht und daher hat sie keinen Bock der Wahrheit ins Gesicht zu gucken. Anders könnte ich mir das nicht vorstellen, das ist auf jeden Fall alles das wirklich Letzte! Die Kinderschänder sind genau so abgründig, wie die Richter, die solche Urteile geben. Das ist alles für mich der gleiche Dreck.

rap.de: Hat das einen persönlichen Grund, wieso dir das Thema so wichtig ist?

Kaisa: Na ja, also das ist jetzt nicht der ausschlaggebende Grund, aber es gab mal eine Geschichte dazu, bei uns in der Gegend, wo ein Kinderschänder rum gelaufen ist und der wollte die Tochter von einem guten Kumpel zu sich locken. Da hat sie uns das erzählt, dann sind wir alle hin und dann hat er sich den auch geschnappt und hat ihm auch richtig in die Fresse gehauen. Dann ist er sogar mit der Fresse in die Kacke gefallen, so richtig mit dem Gesicht. Das war echt mal schön zu sehen, das war echt der einzige Augenblick, wo ich die Polizei mal gut gefunden habe. Die haben den dann echt mal nicht in den Wagen reingesetzt, bis so ein zweiter Wagen mit Folien kam und haben den dann in Tüten gepackt, weil der echt voll mit Kacke war, danach den Wagen mit Folie ausgelegt und ihn dann erst reingesetzt. In der halben Stunde haben sie ihn einfach da stehen lassen und die ganze Strasse hat ihn angespuckt. Das war echt mal ein Erlebnis, ich habe es live erlebt, wir waren nur etwas zu kurz dort, sonst hätten wir den echt alle gelyncht. Aber jetzt ein direktes Erlebnis, dass jetzt einem Freund oder einer Freundin was passiert ist, nicht. Natürlich, über ein paar Ecken hat man so was schon mal gehört, aber das ändert jetzt nichts daran, ob ich es in meinem Umfeld mal gesehen oder gehört habe oder ob ich es im Fernsehen sehen muss: es bleibt und ist komplett dasselbe.

rap.de: Jetzt gibt es einen Track auf deinem Album der heißt „Kinder an der Macht“. Nicht mehr „Kinder an die Macht“, die Forderung. Was heißt jetzt „Kinder an der Macht“? Ist damit gemeint, dass die Politiker sich wie Kinder verhalten?

Kaisa: Nee, das ist einfach so die Konsequenz, die gezogen wird, das spiegelt der Track wieder. Wie ich gerade gesagt habe, es hat sich nicht viel verändert in der Rechtssprechung, dass mittlerweile Polizisten Kinder ficken gehen und dann darauf auch nur drei Jahre Gefängnis kriegen. Was würde also wirklich passieren, wenn Kinder an der Macht sind und sich dafür rächen könnten? Ich wäre auch ganz vorne mit dabei. Wenn das morgen so sein würde, dass die Kinder echt an der Macht sind, würden einige Fächer aus dem Stundenplan komplett gestrichen werden. Dann würden einige Denkmäler gar nicht gebaut werden, dann würden einige Gelder nicht da raus geschissen werden, dann würde die komplette Welt umgedreht werden. In einer Woche wäre die Welt dann im Arsch, aber die Party wäre mal geil!

rap.de: Das wäre ja mal echt interessant. Welche Fächer würden rausgeschmissen werden?

Kaisa: Also auf jeden Fall Chemie, Biologie und Physik, die Fächer würde ich sofort raus streichen. Das mit den ganzen Formeln und drum herum. Dann sollen die Kinder, die von Anfang an von den Eltern dazu gezüchtet werden, Biologe oder Chemiker zu werden, auf eine Chemieschule gehen. Die einzigen Fächer, die man wirklich braucht, sind Mathematik, Deutsch und Englisch. Dein Kopf wird ja so zugestopft mit anderen Sachen, ich brauche heute nicht einmal mehr dieses C+H+blabla…

rap.de: Aber es ist doch schön eine Allgemeinbildung zu haben. Guck mal, das menschliche Gehirn hat ja die Fähigkeit, mehr Informationen aufzusaugen als ein Rechner, weil der ganze Speicherplatz nie belegt wird.

Kaisa: Ja, aber das muss sich ja schon noch ein Kind selber aussuchen können, was es lernen will. Um klar zu kommen in der Gesellschaft brauchst du Mathematik und Englisch, das ist auch noch ein wichtiges Fach. Die ganzen anderen Fächer sind halt nebensächlich, die brauchst du nicht, die kann man dann als Nebenfächer bestimmen, aber nicht so wie es dir in der Schule aufgezogen wird. Das ist komplett Paperlapap, ich halte einfach nicht viel von dem heutigen Schulsystem. Statt mal da eine Lösung zu finden, dass Kinder wirklich mehr das lernen, was sie lernen wollen und dann auch im Anschluss auch den Arbeitsplatz oder die Ausbildung kriegen die sie kriegen wollen, für die sie dann auch gelernt haben. Das sollten sie mal verbessern, statt die Rechtschreibung umzukrempeln, wo die Kinder sowieso völlig durcheinander kommen.


rap.de: Also du wärest für so eine Montessori-Kita?

Kaisa: Nee, das ist kompletter Scheiss! Das ist von Nena die Schule, oder?

rap.de: Montessori war ein Dorf in Italien und da haben sie einfach gesagt, die Kinder sind interessiert und wir geben den einfach nur so quasi Anreize und die suchen sich dann aus, was sie gerne machen.

Kaisa: Ich weiß nur, dass es da so ein Nena-Beispiel gab. In Hamburg hat sie so eine Schule aufgemacht, wo genau das passiert ist, was ich gerade beschrieben habe und dann steht die Welt auf dem Kopf. Das geht natürlich auch nicht, du musst den Kindern natürlich ein paar Grundlagen geben und den richtigen Weg weisen. Einige Sachen müssen sie lernen, das ist klar, aber man muss einfach ein neues System erfinden. Das ist halt mein Wunsch.

rap.de: Welche Denkmäler würden nicht gebaut werden?

Kaisa: Einige. die schon gebaut wurden. Ich finde, dass einfach viel, viel Geld rausgeschmissen wird. Wiedergutmachung, also zum Beispiel, dass Holocaust-Opfern Geld zu Gute kommt, finde ich ja völlig ok, nur was mich am Ende des Tages wundert  ist, dass dann wirklich die Leute, die im KZ gewesen sind, gar kein Geld bekommen haben oder viel zu wenig. Da wird dann plötzlich 50.000 pro Toter gerechnet, wo ich mich dann frage: „Warum ist die Familie Quant so reich?“ Oder ich finde zum Beispiel dieses Denkmal, was für 79 Millionen am Brandenburger Tor gebaut wurden, nur damit da dann verschiedene Klötze rum stehen, total falsch. Das ist total ausgeschissenes Geld! Wozu, warum? Wir wissen alle, was geschehen ist und dann kann man doch das Geld komplett in andere Sachen stecken, statt dort so etwas zu bauen.

rap.de: Kommen wir doch noch mal auf deine eigene Geschichte. Diese Umerziehung oder dieses Jahr Rehabilitation in Afrika war ja auch rausgeschmissenes Steuergeld, bis zu einem gewissen Grad. Du warst schwer erziehbar oder hattest auf jeden Fall Probleme mit der Gesellschaft oder die Gesellschaft mit dir. Was denkst du wäre der korrekte Weg gewesen mit dir umzugehen?

Kaisa: Also ich find das schon eine gute Sache, das man so was hat, wo Jugendliche nicht gleich in den Knast gehen, sonder erst mal noch eine Chance haben sich zu ändern. Manchen Kindern tut das gut, aus ihrem Umfeld raus zu kommen, aber das trifft nicht auf jedes Kind zu. Da waren dann halt auch genug Jugendliche, die auch da nur in der Stadt rum gehangen haben. Ok, in einem Jahr kannst du jetzt dort nicht so viele Leute kennen lernen und so viel Scheiße bauen, weil du da dann auch nicht den Bezug zu allen da hast, wie man es vielleicht hier gemacht hätte. Es hilft halt einfach nicht, Leute in eine andere Umgebung zu tun, die hätten es dort halt auch einfach mehr kontrollieren müssen. Ich habe dann dort erst irgendwann die Möglichkeit gehabt, mir ein bisschen den Kopf zu machen, über das was ich eigentlich mal machen will. Aber ganz viele andere Jugendliche, die ich dort getroffen habe, die haben dort in der Stadt genauso weitergemacht und weiter gekifft oder gesoffen. Scheiße haben sie dort halt nicht gebaut, weil der Knast da einfach mal ganz eklig ist, da hatte dann einfach mal Keiner Bock drauf. Aber im Grunde genommen ist es schon eine bessere Möglichkeit oder es ist eine coole Alternative, die Leute erst mal irgendwo hinzutun, bevor man sie komplett hinter Gitterstäben einsperrt. Ich weiß aber nicht, ob das alles finanzierbar wäre.

rap.de: Du hast angefangen mit so Splatterlyrics, dann war dein Image auch dementsprechend. Hat sich da noch mal was geändert? Sagen wir mal so, du hattest einen schlechten Ruf.
 
Kaisa: (lacht) Aber der Ruf eilt einem ja auch immer voraus. Ich glaube einfach, umso jünger man ist, umso härter ist man halt drauf. Auch der harmloseste Mensch ist wahrscheinlich in seinen jungen Jahren härter drauf, als später im Leben, deswegen ist man dann halt auch lyrisch härter abgegangen. Auf jeden Fall hat sich alles zum Besseren gewendet und ich bin sehr froh, dass wir hier angekommen sind.

rap.de: Hättest du diese künstlerische Sache nicht gehabt, wo würdest du heute sein?

Kaisa: Ich wäre komplett am Arsch, also ich wäre auf jeden Fall im Knast und wäre ich nicht nach Afrika gegangen, hätte ich diesen Weg gar nicht gefunden. Da bin ich irgendwie auf meine Kreativität gestoßen und habe gesehen, was eigentlich geht. Im Normalfall hätte ich eine Ausbildung angefangen und abgebrochen. Ich wäre den Bach runter gegangen, bestimmt.

rap.de: Also hat es doch alles was gebracht.

Kaisa: Auf längere Zeit gesehen schon, denn als ich aus Afrika wieder kam, hab ich auch erst mal wieder ein Jahr lang geklaut, geraubt, gestohlen und wieder auch komplett Scheiße gebaut. Irgendwie habe ich mich dann erst richtig dazu entschlossen.

rap.de: Wie alt bist du jetzt?

Kaisa: 25.

rap.de: Es gibt ja auch diese Theorie, dass man ab 21 oder 24 so diesen Knackpunkt erlebt, an dem man dann noch mal die Kurve kriegt.

Kaisa: Muss jeder für sich selbst wissen. Wenn man stark genug ist, mit seinem Ungang und der Umgebung zu brechen und seinen Weg zu verfolgen… Man braucht ein Ziel im Leben, das ist das allerwichtigste. Wenn man ein Ziel hat, muss man nur noch stark genug sein, es zu verwirklichen. Wenn man keine Erfolge sieht, dann wird es auch nicht klappen.
 
rap.de: Glaubst du, dass viele Leute keine Ziele haben? Wenn man sich die Aussagen vieler Jugendlicher anhört, dann ist da wenig Ziel.

Kaisa: Ja, das ist definitiv so. Sie zum Beispiel hier ist Pornodarstellerin, sie hat ein Ziel, sie macht das. Aber viel mehr Angst machen mir all die Leute, die im Supermarkt sitzen oder so. Ich meine, die brauchen wir auch, aber es ist halt meine Angst, was ich nie machen könnte. Morgens aufstehen, den ganzen Tag an der Kasse sitzen, die ganze Zeit die du hier sitzt –  was du alles verpasst da draußen.

rap.de: Du machst vielleicht Musik für Leute, die im Supermarkt arbeiten?

Kaisa: Leute, ich liebe euch alle da draußen, ob ihr im Supermarkt arbeitet oder bei der BSR, mir egal wo, aber  ich sag es halt nur auf mich bezogen: wenn ich mir vorstelle, dass ich das machen würde.


rap.de: Aber vielleicht lieben die Leute dich ja auch deswegen, weil du ihren Traum lebst. Du sagst in einem neuen Track, dass du kein Vorbild sein möchtest. In einem anderen Track sagst du wiederum, dass du der Vater der Nation bist. Das ist nicht unbedingt ein Widerspruch, aber an sich ist der Vater ja ein Vorbild.

Kaisa: Ich meine damit nicht das Vorbild, was die Leute sagen das du sein sollst, beziehungsweise die Politiker, die es einem dann aufzwingen. Keiner sagt DJ Bobo, dass er ein Vorbild sein muss, es sind immer Rapper. Aber das ist falsch, weil wir die Realität irgendwie wiedergeben, weil wir viel echter und authentischer durch unsere Musik sind. Am Ende des Tages machen wir auch einfach nur unsere Kunst und ob ich ein Bild male oder ein Film drehe, ist doch egal. Du erzählst doch auch nicht dem Regisseur von Saw, dass er eine Vorbildfunktion hat. Ich habe keinen Bock, mir von irgendwelchen Leuten, die selbst gar nichts auf die Reihe kriegen, ob Politiker und sonst wen, mir etwas sagen zu lassen. Ich bin da kein Vorbild und „Vater der Nation“ ist eher so überheblich, ein bisschen übertrieben einfach. Setzt mich mal auf den Platz von Wowereit und ich sage euch, innerhalb einer Woche ist alles besser.

rap.de: Du sprichst dich da schon für absolute Kunstfreiheit aus?

Kaisa: Also es hält sich in Grenzen. Bei der Musik, die ich früher gemacht habe, ist das schon manchmal über die Stränge geschlagen. Da muss man sich natürlich auch nicht über die Konsequenzen wundern. Aber bei dem was ich heute mache, will ich mir absolut nichts sagen lassen, weil das komplett angebracht ist. Auch das, was ich sage.

rap.de: Im Schreiben zu deiner CD steht, dass dieses Album nichts mit der deutschen Rapszene zu tun hat und auch nichts mit Zeit und Raum. Das hört sich ein bisschen so an, als würdest du dich von jeglichen Grenzen frei machen. Siehst du dich als so universellen Künstler?

Kaisa: Da ich ja in der Rapszene agiere, sehe ich das schon so. Bei manchen Künstlern hört man, dass sie komplett von Hip Hop beeinflusst sind. Bei mir ist es eher so, dass ich mich frage, was ich als Kind gehört habe, was damals im Radio lief und was mir meine Eltern gezeigt haben. Und das ist dann die Musik, die sich wiederum auch in meiner Musik widerspiegelt, jetzt auf die Beats bezogen. Das sind dann meine Einflüsse, dass ich die Musik mache, die mir einfach gefällt, dass ich mir nicht denke, ich müsste eine Hip Hop Platte machen, die gar nicht nach Techno oder gar nicht nach Achtziger Jahre klingen darf. Genau das sind die Einflüsse, die man braucht, um etwas innovativ zu sein und Hip Hop verändert sich ja auch. So muss das sein, finde ich. Ich habe nichts dagegen, wenn Leute gerne übers Sprühen, Breaken und Rappen sprechen, aber ich fand, das war alles zu verbissen. Es ist schon wichtig, sich auch mal neue Facetten klar zu machen.

rap.de: Produzierst du auch selbst?

Kaisa: Heute weniger und nur noch so teilweise, früher habe ich ganz viel selbst gemacht. Ich habe eigene Produzenten, aber Undercover Molotov aus der Schweiz und Baller Beatz sind bei mir gesignt und wenn ich ein gutes Sample habe, dann gebe ich ihnen das und sie machen was draus. Normalerweise schicken sie mir die Sachen aber zu und ich suche mir dann was Geiles aus.

rap.de: Des Weiteren steht in dem Text, dass der Inhalt des Albums so gewaltig ist, dass man ihn nicht in Worte fassen kann. Ist das wirklich so?

Kaisa: Na ja, es handelt sich halt um 34 Lieder und wenn die dann auch noch ziemlich abwechslungsreich sind, dann ist das einfach zu viel, um es in einen Pressetext zu verpacken. Es soll halt einfach heißen, dass es viele Lieder sind, die alle über drei Minuten lang sind und zu 70, 80 Prozent in unterschiedliche Richtungen gehen. Das wollten wir eigentlich damit sagen.

rap.de: Also auch thematisch?

Kaisa: Thematisch und musikalisch, auf jeden Fall.

rap.de: Was sind so ein paar Themen, die du da abgearbeitet hast?

Kaisa: „Kinder An Die Macht“ ist eine ganz wichtige Nummer, da bin ich superstolz drauf.  Da sind die Hassmonstas auch mit dabei, mit denen hatte ich länger nichts mehr gemacht. Ein anderes wichtiges Lied ist „Anarchie“, das ist ein Lied über… Anarchie und der Beat ist auch so komplett Achtziger Jahre mäßig und vom Sound mal was ganz anderes. Das aller, allerwichtigste Lied ist „Grimmig Guckt Das Kleinkind“, wurde von Woroc produziert und ist zwar einerseits persönlich, steht aber auch allgemein für die Planlosigkeit der Jugendlichen, die halt im frühesten Kindesalter schon anfängt.

rap.de: Ein wahnsinnig schöner Titel übrigens.

Kaisa: Ja, das kam mir auch voll spontan. Ich habe den ersten Satz geschrieben und da war dann der Name schon klar. Allgemein will ich nicht sagen, dass jedes Lied komplett durchdacht ist und einen philosophischen Ansatz hat, da sind auch viele eklige und Draufhau-Lieder dabei. Krasse Scheiße auf jeden Fall.

rap.de: Stichwort Anarchie – das ist ja doch auch ein politisches Konzept. Ist das eine Richtung, die dir gefällt? Beschäftigst du dich mit so was?

Kaisa: Nee, ich will mich damit im Endeffekt nur von diesem ganzen Aufgesetzten und Aufgedrückten frei machen. Ich scheiß auf alles, ich spare jetzt nicht 80 Jahre auf mein Reihenhaus, damit ich mit 90 Jahren einziehen kann, weißt du? Das ist für mich einfach ein Allroundbegriff und es ist jetzt nicht so, dass ich da groß politisch bin und will, dass die Straßen brennen. Ich glaube, das wäre wiederum ganz anderen Leuten lieb. Anarchie ist das, was gewisse Politiker da draußen bewirken wollen, aber das geht jetzt auch wieder zu weit.

rap.de: Wobei wir jetzt beim Thema Verschwörungstheorien wären. Das beschäftigt dich?

Kaisa: Ja, ganz klar. Mir sind die immer am wichtigsten, wo ich am Anfang selbst an alles geglaubt habe und dann raus finden musste, dass das alles eigentlich eine krasse Lüge war und die, die dafür eigentlich verantwortlich sind, gar nicht bestraft werden.

rap.de: Wie zum Beispiel beim Irakkrieg?

Kaisa: Ganz klar, oder auch der 11. September. Die ganzen Lügen, die ganzen Geschichten, die sie dir da draußen erzählen, um dich abzulenken… Allein im Fernsehen, allein die Nachrichten! Wem kannst du denn glauben heutzutage? Wer sagt denn, dass das, was du in den Nachrichten hörst, stimmt? Wer garantiert dir das? Wer sagt dir denn, dass die Leute, die die Nachrichten machen, nicht auch dieselben sind, die daraus einen Krieg machen? Wenn du erst mal so ein bisschen einen Einblick gekriegt hast, willst du eigentlich gar nicht mehr wissen, weil du auch nichts daran ändern kannst.

rap.de: Ich glaube, dass diese Verschwörungstheorien weitere Versuche sind, vom wahren Kern abzulenken. Im Endeffekt geht es schlicht und einfach um den Kapitalismus. Das ist das große Übel.

Kaisa: Ich glaube, es geht um die totale Weltherrschaft.

rap.de: Jeder, der Schnürsenkel für Springerstiefel herstellt, hat ein Interesse daran, das Krieg ist.

Kaisa: Und die Waffenindustrie, die verdienen ja daran. Aber es gibt auch Leute da draußen die so viel Geld haben, dass es denen gar nicht mehr darum geht. Denen geht es um Einfluss und die Macht, in der Welt die Dinge so zu schieben, wie sie das wollen. Es geht um eine totalitäre Weltherrschaft, um eine Weltarmee. Das hört sich jetzt alles bescheuert an, aber warum wollen sie dir denn demnächst einen Chip implantieren oder eine Karte machen, von der aus alle deine Daten direkt abgerufen werden können?

rap.de: Damit du alles damit bezahlen kannst! (lacht)

Kaisa: Na klar… Wie gesagt, es gibt da draußen sehr viele Lücken und nach sechs oder sieben Jahren siehst du die, du musst nur genau hinschauen. Natürlich werden Kriege gemacht, damit man damit Geld verdient, irgendwie muss man die ganze Scheiße ja auch finanzieren, die die da geplant haben: Raumschiffe, UFOs…

rap.de: Ich habe übrigens eine Reportage über Mönche gesehen, die in Eiswasser getauchte Stoffbahnen um sich herum schlingen, sich in einen Null Grad kalten Raum setzen und dann anfangen zu dampfen. Die können ihre Körpertemperatur wirklich kontrollieren. Nun gut, du bezeichnest dein Album als das beste Rapalbum seit langem. Hörst du überhaupt andere Sachen?

Kaisa: Na ja, man hört ja in das ein oder andere Aktuelle doch mal rein und ich habe ja auch gesagt, dass es für mich das beste Rapalbum ist, nicht allgemein. Ich bin aber der Meinung, ganz klar.

rap.de: Dieses Album gibt es auch als MP3-Player.

Kaisa: Richtig. Wo du das gerade sagst, liegt er zufälligerweise auch gerade neben mir. Das ist jetzt so ein Musterexemplar und die Leute aus China haben leider das Zubehör, die Kopfhörer und die Batterien hier vorne draufgepackt, also eigentlich müsste hier das Cover sein.

rap.de: Wo gibt es das zu kaufen?

Kaisa: In China. Ach so, der Endkonsument? Der kann das auf jeden Fall bei uns bestellen, bei distributionz.com und natürlich auch in den Läden. Ich bin einer der ersten Künstler, der so was macht, von daher kann man nicht erwarten, dass die das direkt überall haben. Wer aber die Augen offen hält, wird es sicherlich irgendwo finden.

rap.de: Es wundert mich, dass das so ein relativer Untergrundkünstler macht und nicht ein Major-Künstler, weil das ja eine gute Idee ist. War das deine Idee?

Kaisa: Die Leute, die das herstellen, sind auf mich zugekommen und dieselbe Frage wie du habe ich mir auch gestellt. Wahrscheinlich haben die alle Schiss da oben und wollen, dass es erst mal jemand Anderes macht, um dann zu sehen, ob es funktioniert.

rap.de: Wie viel kostet dieser MP3-Player?

Kaisa: Das kann ich jetzt nicht so genau sagen, aber das ist ein Special Merchandise-Artikel und wird daher wahrscheinlich schon so an die 30 Euro kosten. Dafür hat man aber dann einen MP3-Player inklusive der ersten CD vom Doppelalbum, was ja auch 16 Lieder sind.

rap.de: Und die zweite CD kann man sich dann irgendwo runterladen?

Kaisa: Das ist auf jeden Fall das, was man nicht machen sollte! (lacht) Aber ihr könnt euch dann das Doppelalbum selbst noch mal im Laden kaufen und dann habt ihr das auch richtig fürs Auto.

rap.de: Wie kommt es, dass die offizielle Record Release Party deines Albums in Halle an der Saale ist?

Kaisa: Erstmal einen richtig fetten Gruß nach Halle, da ist einfach meine zweite Heimat. Die Leute da sind der Wahnsinn. Die hören so krass meine Mucke, gehen immer total ab und freuen sich jedes Mal so wenn ich komme, dass ich dort immer gerne spiele. Ich trete natürlich überall gerne auf, alle anderen Städte sind auch cool, aber Halle ist ein ganz spezieller Ort, da stimmt einfach die Wellenlänge zwischen mir und den Fans. Letztes Jahr war ich viermal da, es wurde von mal zu mal besser und deshalb kam ich dann auch auf die Idee, meine Record Release Party da zu machen. Ich will aber natürlich Berlin auch nicht im Stich lassen und habe mir deshalb was ganz besonderes ausgedacht: am 1. November wird das „Schwarzer Hai“-Festival im Columbia Fritz stattfinden und dazu werdet ihr dann auch spätestens in zwei, drei Wochen überall die Plakate sehen. Das wird eine sehr spezielle, richtig geile Show mit jeder Menge düsterer Clowns, nackten Frauen auf der Bühne und ganz anderem abgefahrenen Zeug.

rap.de: Werden auch alte Kollegen dabei sein?

Kaisa: Ja, MC Basstard und Skinny Al werden als Special Guests dabei sein und vor mir auftreten.

rap.de: Bei „Fick Die Ex“ waren wahnsinnig viele Leute aus der Berliner Szene zusammen, die heute alle ihr eigenes Ding machen. Findest du es schade, dass das alles so ein bisschen auseinander gegangen ist?

Kaisa: Es ist mir vor einer Woche erst richtig bewusst geworden, warum das jetzt alles so ist – es ist alles wegen Rap gekommen. Die Leute haben sich letztendlich alle wegen der Musik verstritten und da, wo alle Freunde waren und den Ansatz hatten, aus Spaß zusammen Musik zu machen, war alles noch cool. Als dann alle erfolgreicher wurden und dann automatisch so ein Konkurrenzkampf entstanden ist, ist alles kaputt gegangen. Am Ende des Tages sind mir 80 Prozent der Leute egal und man kann die Zeit auch nicht zurückdrehen, aber könnte man es, würde man da vielleicht versöhnlicher miteinander umgehen. Wenn in Berlin alle diese Einstellung hätten, hätten wir einen viel besseren Zusammenhalt. Ich habe das schon immer kommen sehen, dass plötzlich auch andere Städte anfangen, hier oben mitzuspielen. Aber ich habe ja auch meinen Anteil dazu beigetragen, dass es so ist, wie es ist.

rap.de: Könntest du nicht als Vater der Nation alle zu diesem Festival einladen? (lacht)

Kaisa: Ich bin ja nicht der Vater der Szene, das ist wirklich zu weit gegriffen. Es gibt wie gesagt wichtigere Probleme als uns Rapper, die sich nicht immer so verstehen. Man läuft sich ab und zu über den Weg, wenn man zum Beispiel zur Hundeschule geht. Derjenige weiß schon Bescheid… Man muss sich ja privat auch nicht hassen.

rap.de: Vielleicht trifft man sich dann später auch irgendwann mal auf dem Kinderspielplatz.

Kaisa: Das wäre der Wahnsinn. Also, wer das Bild schießt, der macht ein paar Millionen.

rap.de: Max Herre, Kaisa und MC Bogy.

Kaisa: Max Herre gehört ja gar nicht mehr zu uns. Der würde mit seinen Kindern auch nicht mehr auf den Spielplatz gehen, der ist ja schon ziemlich alt.

rap.de: Du sagst bei jedem deiner Alben, es wäre das Beste. Bist du Perfektionist?

Kaisa: Wenn es um richtige Alben geht, feile ich schon bis zur letzten Sekunde daran. Am aktuellen Album arbeiten wir inklusive Mischen schon seit zehn Monaten und was das Video betrifft, gab es einige Probleme. Wir hatten eine Cutterin, die alles versemmelt hat. Die hatte absolut keinen Plan und dann musste ich mich selbst mit ihr hinsetzen und ihr sagen, was sie schneiden soll. Jetzt könnt ihr auch alle auf den neuen Videoclip gespannt sein, den wird es innerhalb der nächsten Wochen zu sehen geben. Am 10.10. kommt dann „Der Schwarze Hai“ und am selben Tag ist auch die Record Release Party in Halle. Am 1. November findet das Festival im Columbia Fritz statt und den Porno drehen wir hier jetzt eben noch zu Ende, damit ihr den auch Ende diesen Jahres oder Anfang nächsten Jahres bekommt. Geht außerdem auf meine Seite www.kaisa030.de und den Rest erfahrt ihr, wenn es soweit ist.