Bogy

Bogy ist einer der wohl am härtesten arbeitenden Menschen im deutschen Rap-Biz, beinahe im Jahrestakt hagelt es neue Veröffentlichungen und schon wieder steht mit "Deutschlands Alptraum" das nächste Album in der Pipeline. Das Machwerk erscheint am 10.10., trotzdem haben wir schon jetzt mit dem Atzenkeeper gesprochen. Bei ihm zu Hause, auf der heimischen Couch, entstand ein interessantes Gespräch über Deutschland an sich, was der Berliner Bürgermeister eigentlich so auf Parties macht und warum ein Major-Deal für einen Musiker nicht immer die beste Lösung ist.

rap.de: Dein neues Album kommt am 10.10. raus…

Bogy: Definitiv am 10. Oktober. “Deutschlands Alptraum“ mit der DVD. Erst wollten wir es am 3. Oktober raus bringen, aber das war ein bisschen atzenmäßig gedacht, da haben natürlich die Läden zu.

rap.de: Was passiert eigentlich auf der DVD?

Bogy: Da gebe ich Interviews zu verschiedenen Gerüchten und versuche, alles richtig zu stellen, ein langes Interview, ein Tag im Leben von Bogy, tausende, ne, nicht tausende, aber viele Live-Auftritte, Studioarbeiten, ein kleiner Boxkampf, Making-Ofs… Ein Muss für Fans auf jeden Fall.

rap.de:Deutschlands Alptraum“ – in der Pressemitteilung steht, der Albumtitel ist wörtlich gemeint und Konzept.

Bogy: Ich würde eher sagen, das ist mein Gefühl. Manche würden sagen, ich dramatisiere, aber wenn ich in der Gesellschaft und nicht in meiner Szene bin, wo man mich anhand von Fakten abstempelt, gibt man mir immer das Gefühl, ich sei ein Alptraum.

rap.de: Also du bist der Alptraum für Deutschland?

Bogy: Würde ich nicht sagen. Ich sage ja nicht, dass ich das mache, aber so komme ich mir manchmal vor. Ich habe oft das Gefühl, wenn ich bei der Polizei oder vor Gericht bin, dass die sich denken: “Oh Gott, noch so ein Deutscher“. Zu mir hat mal ein Bulle gesagt, wenn Hitler mich gesehen hätte, hätte er sich im Grabe umgedreht.

rap.de: Man hat auch echt oft, gerade wenn man deine Texte hört, das Gefühl, dass da relativ wenig Kommunikation zwischen dir und der Gesellschaft stattfindet.

Bogy: Ich habe ja nicht mal einen Immigranten-Hintergrund. Ich komme aus einer normalen deutschen Familie. Ich war auch mit siebzehn oder achtzehn beim Sozialamt, aber bis dreizehn sind wir auch einmal im Jahr verreist. Erst hatten wir eine kleine Wohnung, dann irgendwann ein Reihenhaus – ganz normal halt. Meine Eltern kommen auch aus dieser Kriegsgeneration, die in den Krieg hineingeboren wurde und nie verstehe konnte, warum ich so bin. Ich würde sagen, ich breche nicht mit der Gesellschaft, sondern aus bestimmten Gründen, auf die ich auch nicht stolz bin, hat sie mit mir gebrochen. Und irgendwann gibt es auch kein zurück mehr. Letzten Dezember hatte ich Probleme, weil hohe Nachforderungen von der Justiz kamen und zurzeit schwimme ich ja im Rap-Game noch oben, aber es sind einfach nicht mehr die Zahlen, die man mal hatte. Und da wusste ich nicht, was ich machen sollte. Ich hatte nur die Wahl zwischen illegaler Scheiße, die ich natürlich nicht gemacht habe, ich bin ja auf Bewährung, und Türsteher-Jobs. Ich sag das jetzt so und will das aber auch gar nicht glorifizieren: ich habe das Gefühl es gibt kein Zurück.

rap.de: Warum glaubst du, dass die Gesellschaft mit dir gebrochen hat? Ich meine, das hat ja bei dir schon relativ früh angefangen, jetzt nicht in den Kinderheimen, aber…

Bogy: Niemals! Ich hatte sehr gute Eltern, aber früher war ich in der Jugendpsychiatrie. Das Jugendamt kam damals zu mir nach Hause, die meinten, ich würde missbraucht oder so, aber ich hatte die besten Eltern. Ich habe früher schon immer alle gefetzt, aber ich weiß nicht warum. Wie soll ich das sagen… Die sehen mich nicht gerne, verstehst du?

rap.de: Ja gut, du machst Probleme.

Bogy: Ich sage halt in Interviews manche Sachen wie z.B. “wir sind ein kastriertes Land“ oder so, aber ich liebe es, wenn Deutschland im Fußball gewinnt. Ich bin kein Antipatriot. Aber es gibt halt viele Strukturen, ich denke mal, die rühren noch vom Marshall-Plan, genau erklären kann ich das auch nicht, aber die Position in der man sich als Deutscher befindet, fühlt sich schon immer komisch an. Das fängt ja schon früh an, wir hatten so viele verschiedene Schulsysteme, die sich alle vermischen. Irgendwie bewegt sich jeder in seiner eigenen Subkultur: Es gibt diese Gesellschaft, die alle Fernsehen gucken, RTL II Nachrichten, und nach acht von der Arbeit kommen und die glauben halt diese Sachen die passieren. Und viele, die sich damit mehr beschäftigen, laufen ins offene Messer, katapultieren sich ins Ende. Bei vielen Sachen, die man mitbekommt, wird einem einfach schlecht.

rap.de: Das ist jetzt alles ein bisschen nebulös.

Bogy: Das ist noch das Bier von gestern Abend (lacht). Nee, zum Beispiel wenn man sagt “Ich bin Deutscher“, dann passieren ganz komische Sachen, wie Leute beispielsweise auf dich reagieren. Du wirst immer noch mit Hitler konfrontiert. Keine Frage, ich feiere Hitler kein bisschen, das war ein schlechter Mensch. Die Sensibilität, die in der Schule aufgebaut wird, so von wegen “dein Opa war ein Verbrecher!“. Es wäre ja nicht verwerflich, würden andere Systeme auch so mit ihrer Vergangenheit umgehen. Aber wenn ich zum Beispiel. Amerika sehe, die glorifizieren alles. Es gibt den 4. Juli oder wie das heißt. Ich meine, die sind in dieses Land eingeritten und haben das mit Leuten, die sie aus einem anderen Land geklaut haben, aufgebaut. Oder Frankreich: Es gibt napoleonische Straßen – auch alles Diktatoren. Das geht halt immer alles nach hinten los, dabei sage ich nur, dass ich mich mit der Regierung nicht so ganz identifizieren kann. Wir sagen beispielsweise, dass wir nicht mehr in den Krieg ziehen, aber stellen Tornados zur Verfügung, die Stützpunkte aufsuchen. Komische Sachen halt. Ich hatte früher immer einen Vorteil dadurch, dass ich Deutscher war. Und heute habe ich dadurch nur noch Nachteile, ok, einer mit einem Migranten-Hintergrund hat vielleicht noch mehr Nachteile. Aber die Gesellschaft sondert dich halt irgendwie aus. Die Meisten, die so ticken wie ich, haben einen Migranten-Hintergrund. Die verstehen meine Werte auch zum Teil, aber bei Deutschen ecke ich damit meistens an.

rap.de: Ok, was sind deine Werte?

Bogy: Das hat nicht mehr viel mit dem Thema zu tun, aber das sind tausend Sachen. Ich gehe zum Beispiel nicht mit meiner Ollen in den Swinger-Club. Mit einer Schlampe ok, die teilt man mit allen, aber nicht mit seiner Frau. Oder diese ganze Scheiße, die man im Fernsehen sieht, diese ganzen Lügen. Ich bin jetzt auch zu verkatert, um darauf weiter einzugehen, ich bin einfach “Deutschlands Alptraum“, fertig. Ich denke, das ist einfach das Gefühl, das man mir vermittelt.

rap.de: Ich habe ja auch das Gefühl, das die Schere zwischen den Gesellschaftsschichten immer mehr aufgeht und das es immer mehr dahin geht, dass die Leute nicht mehr miteinender sprechen. Die gut Ausgebildeten sprechen halt nicht mehr mit den schlecht Ausgebildeten und am Schluss ist zwischen beiden Gesellschaftsschichten nur noch so eine Polizeischicht.

Bogy: Ich komme aus einer ganz normalen Mittelschicht, meine Mutter war Krankenschwester und mein Vater war Angestellter. Aber so was gibt es gar nicht mehr. Selbst mein Vater sagt, dass ich selbst wenn ich den gleichen Job wie er hätte, nicht dasselbe erreichen könnte, weil ich nicht vierzig Jahre in einem Betrieb arbeiten würde. Es wird ja auch alles gekürzt. Als es mir vor vier Jahren finanziell gut ging, habe ich eine Schule besucht. Und weil ich noch unter 26 Jahren alt war, haben die das Einkommen meiner Eltern überprüft und selbst die haben noch soviel verdient, dass sie fünfzig Euro dazuzahlen mussten. Und ich hatte in meinem Freundeskreis die bestsituiertesten Eltern. Ganz normal, die Meisten kamen aus der Unterschicht. Da gab es Leute, die haben 500 Euro Schulgeld gezahlt, also fast siebenmal so viel verdient. Oder dieses ganze Privatschulsystem: man kann einem natürlich nicht vorwerfen, dass jeder das Beste für seine Kinder will, aber man sollte sich halt anderen Leuten gegenüber nichts anmaßen und sich über die stellen. Aber ich denke, es wird immer mehr darauf gezeigt. Und wenn ich zum Beispiel Monika Griefhahn höre, die uns unser Brot verbieten möchte, sehe ich parallel auch irgendwelche komischen Sachen im Fernsehen oder das die Kinder sofort zu Youporn gehen können. Diese Sachen halt. Da sind wir auch beim Thema Fler: der ist vielleicht bei manchen unbeliebt, weil er mit der Straße nicht so klar kommt. Aber ich finde es traurig, dass sie ihn dissen, weil er mal eine Deutschlandfahne zeigt. Andere Rapvideos zeigen alle die Amifahne. Diese Sensibilität, verstehste? Es ist auch voll komisch, den Kindern zu erklären, dass sie sich für die Vergangenheit schämen sollen. Ich finde, jedes Land hat Dreck am Stecken und ohne Frage war Hitler ein dreckiger Wichser, der hat Kinder getötet. Für mich ist es aber ganz schwer damit umzugehen, dass ich diese deutschen Wurzeln habe. Ich habe auch Fehler gemacht und mir in meinem Leben viel verbaut, aber irgendwann habe ich auch gesehen, dass auch Leute in solchen Strukturen drin sind.

rap.de: Ich fand es halt früher im Hip Hop auch wahnsinnig schön, dass niemals darauf geachtet wurde, woher man kam.

Bogy: Ja genau das ist es, das ist Hip Hop, Dicker! Deswegen sage ich auch, ich bin Deutschlands Albtraum, denn ich habe noch diese Hip Hop-Struktur wie du, für mich kommt es nicht darauf an, woher jemand kommt: „It aint matter where you from, its how you act.“ Ich hasse es, Amikram zu zitieren, aber so ist es. Es geht immer viel mehr um Statussymbole, es fängt schon an wenn du mit dem Gesetz Probleme hast, wenn du einen teuren Anwalt hast, setzt er sich mit den Staatsanwältin an einen Tisch, fressen eine Ente und schon ist man draußen. Als kleiner Mann kommst du auf jeden Fall rein. Ich will den Leuten natürlich auch nicht sagen, sie hätten keine Perspektive, man muss immer noch das Beste draus machen, woanders ist die ganze Welt so schlimm. Was ich persönlich krass finde ist, wir sind in Deutschland, deswegen sage ich auch nach wie vor, ich bin Deutschlands Alptraum, denn ich sage wenn ich raus gehe, was passiert und andere reden es tot. Es fängt doch schon damit an, wie zum Beispiel in Erfurt, als wie da dieses Schulmassaker hatten. Ich kann mich erinnern, dass ein oder zwei Jahre zuvor das in Littleton passiert ist, da habe ich noch auf dem Bau gearbeitet, als mir ein Kollege sagte: „Die kranken Amis!“ Ich habe ihm gesagt, ich schwöre dir, so was kann auch in Deutschland passieren und dann hatten wir es mit einem mal. Ich denke, die Medien spielen da auch eine große Rolle.

rap.de: Wäre das nicht eine Möglichkeit für dich, dann wieder mit den oberen Gesellschaftsschichten in einen Dialog zu kommen, wenn sie einfach diese Kunst verstehen würden und vor allem die Message?

Bogy: Ich kenne ja keinen Menschen der oberen Schicht, zum Teil kenne ich diese gut verdienende Mittelschicht. Ich bin ja auch kein Hater, weil ich ja die gleichen Wurzeln habe, Mittelschicht ist ja im Prinzip gleich Mittelschicht. Nur als ich dann beim Amt war, sagten die: „Was machst du hier? Du bist doch ein Schmarotzer!“ Diese ganze Verheuchelung, ich will jetzt auch nicht zu schnell wieder abkommen, lass uns gleich wieder zurück zum Rap kommen. Denn um diese Dinge kümmert sich ja B-Lash zum Teil und er hat da auch in einigen Fällen vollkommen Recht, vor allem was manche Dinge im Fernsehen betrifft. Günther Jauch macht zum Beispiel diese Bierwerbung und sieht nicht, dass der deutsche Mann an Alkohol kaputt geht. Das ist nichts Gutes, er unterstützt damit den Regenwald mit einer Bierwerbung. Aber wenn dann auf der anderen Seite ein Drogendealer am Wochenende auch Geld spendet, der wird dann verurteilt, das ist halt immer dieses Anmaßen. Was mich auch stört, dass es immer heißt, dass wir immer nur Ami-Kopien machen. Die 80er Jahre waren glaube ich die schlimmste Zeit was Gang-Gewalt angeht, das waren ab und zu schon fast amerikanische Verhältnisse. Was ich gesehen habe mit meinen eigenen Augen… Da gab es noch keinen Hip Hop und deswegen sage ich auch immer, ich bin kein Erzieher, aber die haben genauso was versäumt und bei den Deutschen ist es halt auch immer so, dass die Meisten sich berieseln lassen. Ich bin ja auch schon manchmal so, das mir alles scheiß egal ist. Was ich damit sagen will ist, dass ich es falsch finde, wenn jemand behauptet, unser System wäre perfekt. Es ist nicht perfekt und wenn man dann hier mal was sagt, ist man gleich ein Anarcho oder ein RAF-Freak oder noch was schlimmeres, aber ich sage halt ab und zu gerne wie es ist.

rap.de: Hättest du eine Vorstellung wie es besser sein könnte?

Bogy: Das kann ich so nicht sagen, aber das fängt alleine an der Schule schon an. Wenn die Schulen schon etwas mehr über die Realität sprechen würden, zum Beispiel mehr vor Drogen warnen oder an unsere Geschichte anders herangehen, den Nationalstolz. Freunde von mir sagen zum Beispiel: „Ich bringe meinem Kind nicht bei, auf das oder das stolz zu sein, sondern nur darauf, was es ist.“ Ich will ja aus meinem Kind auch keinen Nationalisten machen, das mag ich ja auch nicht. Das ist es ja, worum es im Hip Hop geht: nicht woher du kommst, sondern was du machst. Aber trotzdem finde ich, dass wir mal langsam lernen sollten, dass das einfach alles verankert war bei den Menschen und diese Schulsysteme auch mehr fordern sollten, das Deutsch sein nichts negatives ist. Auch diese ganzen Ursachen werden immer erst dann behandelt, wenn es zu spät ist und irgendwas passiert ist.

rap.de: Glaubst du, dass viele Probleme in Deutschland darauf zurückzuführen sind, dass es keinen gesunden oder natürlichen Nationalstolz gibt?

Bogy: Ja, weil es voll nach hinten losgeht. Ein paar Leute gehen in die falsche Ecke und verurteilen die Anderen. Man kann die Immigranten nicht verurteilen. In den 70er und 80er Jahren wurden die untergebuttert. deswegen haben wir beigebracht bekommen: „Schlag zu, bevor du geschlagen wirst.“ Ich kann mich noch an die Zeit erinnern, als die Türken in der Schule geärgert wurden. In der Oberschule war es dann wieder umgekehrt, da hat man dann manchmal eine bekommen. Ich will auch gar nicht zu doll auf das Thema eingehen, aber manchmal kotzt mich das schon an. Wenn man mir erzählt, wir würden die Kinder vergiften – wir  sagen wie es ist. Meine Schule war genauso wie die Rütli-Schule, aber es muss halt erst mal was passieren, damit da einer hingeht. Man, ich lese nicht Zeitung, gucke kein Fernsehen, manche würden sagen, ich sei ungebildet. Aber scheiß drauf, ich weiß wie das Leben läuft. Ich sehe es doch allein bei den Sachen, in die ich verwickelt war: wie es wirklich war und was die dann berichten. Ich mag die Nazis nicht, aber es ist komisch: wenn irgendwo im Osten ein Schwarzer eine Schelle bekommt, weil er schwarz ist, eine unmögliche Aktion, dann steht das dick in der Zeitung. Wenn hier irgendwas passiert, steht es nicht in der Zeitung.

rap.de: Neulich sind hintereinender zwei Menschen getötet worden, vermutlich mit rechtsextremem Hintergrund, und davon stand gar nichts in der Zeitung.

Bogy: Ok, das geht dann in die umgekehrte Richtung, aber das sind halt immer Trends und keine richtige Berichterstattung. Ich bin jetzt kein absoluter Pessimist, ich genieße auch die Vorteile, die es hat, in Deutschland zu leben, aber die ganzen Probleme werden erst dann behandelt, wenn es eskaliert. Unser Bürgermeister säuft und kokst auf Parties, verstehst du, was ich meine? Ich hab nichts gegen den, aber das ist doch Heuchelei. Die machen dem kleinen Mann Stress, wenn er Schwarzarbeiten geht, aber selber ist es erwiesen, dass für staatliche Bauten Schwarz-Firmen beschäftigt worden sind. Dieses „Ich bin Deutschlands Alptraum“ ist nur das Gefühl, dass sie mir geben. Die zeigen mit dem Finger auf mich. Vielleicht genieße ich das auch im Unterbewusstsein, keine Ahnung. Ich  bin Deutscher und ich bin Deutschlands Alptraum.

rap.de: Bei dir hat man das Gefühl, dass dich, trotz deiner Aussage „Ich boxe mich nach oben“, gewisse Strukturen immer wieder einholen. Wie kommt man denn dann irgendwann mal raus?

Bogy: Ich weiß es nicht, dafür habe ich kein Rezept. Man kommt immer wieder rein, denke ich mal. Bestimmte Sachen sind negativ, aber die hast du dann zu tief in dir drin. Meine Mutter hat immer gesagt, ein guter Spruch übrigens: „Was Hänschen nicht lernt, lernt Hans nimmer mehr.“ Man kann über alles nachdenken und an sich arbeiten, aber im Endeffekt scheitern die Leute immer an ihren gleichen Verhaltensmustern.

rap.de: Aber wenn du das durchschaut hast, dann müsste man das doch auch aufbrechen können?

Bogy: Ich bin gerade dabei, aber es ist nicht einfach. Ich sage dir ehrlich, ich habe keinen Migranten-Hintergrund und meine Eltern haben mich auch gut versorgt, aber die hatten kein Vitamin B. Letztes Jahr, als ich kein Geld hatte, haben nur dreckige Jobs auf mich gewartet, ich bin da einfach zu tief drin. Ich hasse es so zu reden. Wir sind nicht in Amerika, aber ich könnte noch nicht mal die Polizei rufen, weil man damit Angriffsfläche bietet. Dann tut man es trotzdem und muss sich selbst schützen. Bei mir ist es auch oft so, dass mich nur die Kanacken verstehen. „Warum lässt du deiner Ollen das durchgehen, warum reagierst du so?“ – bei denen muss ich das nicht fragen, die ticken genauso. Aber die meisten Deutschen die ich kenne… Meine engsten Brüder sind Deutsche, aber bei denen fällt das nicht so auf. Wir sind eine kleinere Zahl, uns gibt es auch und das repräsentieren wir. Wir sind definitiv da, aber es gibt keine Sendung, wo Deutsche wie ich drin sind.

rap.de: Es gibt einen Song auf deinem Album namens „Weißer Müll“. Meinst du das damit?

Bogy: Ja, auf jeden. Uns gibt es auch, White Trash. Wir sind keine Eminem-Fans, wir hatten dieses Gefühl schon immer. Wir haben uns da nicht reingesteigert und auch nicht angestrebt, so zu sein, aber jeder wurde irgendwie da rein katapultiert. Ich habe so oft probiert, an die Gesellschaft anzuknüpfen, aber es nicht geschafft. Ich meine, ich bin ja auch selber schuld. Ich habe mir schon Sachen geleistet… Aber viele sind so kleinlaut – auch das, über Statussymbole zu reden. Alleine wenn du mal diese Soaps siehst: den Leuten geht es krass gut. Wir hungern hier nicht, auch wenn das gerne mal erwähnt wird. Das ist Schwachsinn. Es gibt leider oftmals Kinder, die hungern müssen, aber für so was reicht die Sozialhilfe noch. Es ist hier eigentlich wie bei den Indianern: man kriegt gerade noch das nötigste bezahlt, wird abhängig gemacht und berieselt. Wir leben nicht mehr in den achtziger Jahren.

rap.de: Das Problem ist ja nicht auch nur die materielle Armut, sondern auch das Bildungswesen.

Bogy: Ja, man ist da einfach auch ausgeschlossen und ich finde, man sollte über so etwas mehr sprechen. Und ich finde es auch komisch, dass ich für die Texte, die ich mache, verurteilt werde. Ich bin auch nur ein Mensch, 24 Stunden lang. Ich lauf draußen rum, sehe was passiert, was meine Homies machen und gebe das wieder. Und dann wird auf uns mit dem Finger gezeigt und so getan, als wollten wir schocken. Wie irgendwelche Horrorcore-Rapper, die sich böse Dinge für die ausdenken, die das anspricht. Wir sagen einfach, wie es ist und dann werden wir beschuldigt, irgendwelche Jugendlichen zu vergiften? Genau die Leute beziehungsweise ihre Vorgänger sind doch dafür verantwortlich und die zeigen mit dem Finger auf uns? Diese Doppelmoral auch. Wenn ich Fernsehe sehe ich Sex, Geld- und Gewaltverherrlichung, wir stellen es nur drastischer dar und ficken die Jugend damit. Oder irgendwelche Ami-Stars, die ich nicht hate, weil die aus irgendwelchen abgefuckten Verhältnissen kommen, dürfen im Fernsehen „Slap that hoe“ sagen und im gleichen Atemzug sieht man dann die Deutschrapper, dieses kastrierte Volk. Nein, das ist kastrierte Politik! In Frankreich oder England haben die diese landeseigene Tonträgerstatistik, die müssen zu 60 Prozent Musik in der Landessprache spielen. Unsere Radiostationen unterstützen uns nicht. Wir sind ja auch keine Pessimisten, wir haben es nur schwarz auf weiß gesehen. Die Leute sagen mir, dass ich selbst schuld bin, denn ich hätte ja was lernen können. Ich hatte ja auch das Fundament, aber wenn man da nicht ganz gerade mitschwimmen konnte und das ausgehalten hat, musstest du auch von Sozialhilfe leben. Das ist dann auch dieses Alptraum-Gefühl.

rap.de: Im Vorgespräch hast du gesagt, dass du mittlerweile zu hundert Prozent Rapper bist. Was heißt das?

Bogy: Also, ich lebe nur von dem Rapgeld und kümmere mich nur um Rap. Merchandise, Auftritte, Promotion, Studio.

rap.de: Hat sich da in letzter Zeit was verändert? Musst du dich heute um mehr Sachen kümmern als vor zwei, drei Jahren?

Bogy: Na klar, für mich hat sich mittlerweile herausgestellt, dass vom Marktfaktor her zu 30 Prozent das Rappen zählt und zu 70 Prozent, wie du das vermarktest. Ich bin jetzt viel mehr involviert in Promoarbeit. Früher habe ich mein Album oder mein Mixtape rausgebracht, den Vertrieb angerufen, das geschickt und dann sind die Leute zu mir gekommen. Jetzt rufe ich die an und kümmere mich auch um diese ganze Internet-Scheiße. Ich sehe das jetzt viel wichtiger als früher. Früher habe ich das nicht ernst genommen und jetzt sehe ich, dass das ein wichtiges Fundament ist. Ich habe mir jetzt auch Partner gesucht und bringe Kollektionen raus. College-Jacken, Hoodies, T-Shirts, und das kaufen halt die Leute auch. Hosen noch nicht, aber vielleicht auch mal irgendwann. Man muss einfach berücksichtigen, dass das eine ganz wichtige Sache ist, weil es da ja nicht dieses Download-Problem gibt.

rap.de: Glaubst du, dass es ein Zukunftsmodell wäre, dass der Künstler sein eigener Boss ist, dass es diese Labelkonstruktion gar nicht mehr so wirklich gibt?

Bogy: Wenn man auf Savas guckt, dann sieht man schon ein bisschen, wo der Wind hingeht. Du musst es auch so sehen: wenn ich 5000 oder 10 000 Einheiten verkaufe, ist das für mich ein Erfolg und ich kann auch davon leben. Wenn ein Major so was macht, dann ist es ein Flop, die kotzen dann ab. Das hört sich brutal an, aber das ist die Wahrheit. Ich muss zwar auch alles bezahlen und habe dann halt das Risiko, aber bei diesen kleinen Zahlen kommst du nur so über die Runden. Was kriegt ein Artist beim Label? Ich glaube, mit 15, 20 Prozent bist du schon großzügig. Und wenn ich mir jetzt überlege, ich müsste von dem, was ich verdiene, 80 Prozent abgeben, dann müsste ich Insolvenz anmelden.

rap.de: Dafür kriegst du dann auch die „großen“ Videos.

Bogy: Natürlich, aber dann musst du es auf einen Sprung schaffen. Wenn das dann nicht gespielt wird, bist du für immer bei denen verschuldet. Der Rap-Markt an sich ist gerade katastrophal. Die, von denen man früher gesagt hat, dass sie Gold gehen, verkaufen 35.000, kleinere Leute mit früher 5000 verkaufen nur noch 400 Platten. Die Leute, die ich, wenn ich jetzt einen Riesenbetrag gehabt hätte, gesignt hätte, wären alle gefloppt. Zu Mastino, zu dem bin ich noch loyal, weil zwischen uns eine persönliche Bindung ist. Aber die Leute, die jetzt Geld machen, verändern ihren Style… Ich ruf den Tättowierer mal an.

rap.de: Hätte Bassboxxx eigentlich so eine Plattform sein können, wo man sich gegenseitig unterstützt?

Bogy: Es hätte nicht, es war definitiv eine Organisation, die sich sehr weit unterstützt hat. Es war auch musikalisch die schönste Zeit, weil man sehr frei war, aber es hatte halt kaum Labelstrukturen, da waren einfach zu viel Egos in einem Raum. Es war, glaube ich, das krasseste rotierende Mic, das Mic hatte nie Ruhe, es hat immer geglüht. Es wurde einfach von  morgens bis abends aufgenommen. Ich konnte ja zum Beispiel nur abends aufnehmen, denn Rap war mein drittes, wenn nicht viertes Gleis, wo ich nur rein wollte und das war einfach alles nur Spaß. Es war unberührtes Gebiet so, das hatte echt nichts mit Fame zu tun, das hatte mehr was mit Inspiration zu tun. Ich würde sagen, Bassboxxx war, auch wenn es unterschätzt wird, ein großer Meilenstein der Hip Hop Geschichte, gerade auf dem Independentweg. Bassboxxx ist auf jeden Fall immer eine Zeit, auf die ich sehr stolz bin.

rap.de: Das Ganze ist dann wirklich so weit eingebrochen, dass man nicht mehr miteinander zusammenarbeiten würde?

Bogy: Na ja, viele Leute waren halt keine richtigen Arbeiter. Wer hatten denn die Jaguars und die ganzen Autos etc. bezahlt, die Studios und den ganzen Scheiss? Das kam ja von bestimmten Leuten, die irgendwann gesagt haben, es kommt mir zu wenig zurück. Auch Frauenarzt, der so vielen die Türen geöffnet hat, der hat gesehen, jeder Wichser nimmt seine Prozente. Er und Mach haben ja zu 90% für fremde Leute gearbeitet. Das ging ja dann nicht mehr nur um den Atzenfaktor und das kannste nicht machen. Irgendwann werden alle alt, das lag ja dann auch wieder am Alter. Du hast ja mit 18 nicht die gleichen Verpflichtungen, manche vielleicht schon, wir hatten es noch nicht, diese finanziellen Verpflichtungen wie ein 25-Jähriger. Weil man noch bei den Eltern gewohnt hat oder so, dadurch konnte man sich auf das konzentrieren. Irgendwann ändert sich das und es steckt plötzlich auch eine Arbeit dahinter. Irgendwann haben die Bullen dann auch Terror mit Hausdurchsuchungen gemacht und uns die Rechner weggenommen… Na ja, was soll ich dazu sagen, wäre ich Bulle, hätte ich auch bei Bassboxxx Terror gemacht. Du weißt was ich meine, es waren halt schon ziemliche Straßenstrukturen und so.

rap.de: Gibt es eigentlich so ein Südberlin-Gefühl?

Bogy: Das ist hier halt dieses Unterschätzte, du läufst hier rum und alles sieht grün aus, wenig Tags an den Wänden, aber wir haben das alles auch. Wir wollen das auch gar nicht so glorifizieren, von wegen wir sind krasser als der und der Bezirk, das wollen wir gar nicht. Wir haben halt schon immer das repräsentiert. MOK halt Neukölln, Cente (Frauenarzt) Tempelhof und so weiter. In Kreuzberg ist halt ein schöneres Nachtleben, mehr vernünftige Leute, auch mehr durch geknallte Leute, aber auch viele gute Menschen, mit den man sich vernünftig unterhalten kann. Hier in meinem Umfeld ist alles leicht beschränkt, irgendwie könnte ich mir trotzdem nicht vorstellen, hier weg zu ziehen.

rap.de: Ok. Westberlin Maskulin oder Südberlin Maskulin, was liegt dir mehr?

Bogy: Was soll ich sagen, „Westberlin Maskulin“ war ein Meilenstein. Das war ja auch das, was ich gehört hab, deswegen war ich dann auch später enttäuscht, dass Savas sich davon distanziert hat. Denn das war ja auch meine Musik, auch wenn er das teilweise gemacht hat, um zu schocken. Er hat das noch nicht einmal so krass erlebt, aber er hat manchen anderen aus der Seele gesprochen. Wir fanden das damals einfach gut und ich finde es heute auch immer noch interessant. Es ist so was wie Bassboxxx, einfach ein Meilenstein. Taktloss und Savas. Von der Struktur war es auch echt geil, wenn ich überlege, zu den Zeiten war ja auch „Lyrischer Hooligan“ draußen und wenn ich das mit „Westberlin Maskulin“ vergleiche, weil es ja die gleiche Epoche war, war der Shit von Savas schon viel gereifter. „Südberlin Maskulin“ wird bestimmt ein gutes Rapalbum, aber kann „Westberlin Maskulin“ natürlich niemals ersetzen. Was soll ich dazu noch sagen, für die Zeit waren es Stars, halt so ein Berlin-Ding

rap.de: Du hast auf dem neuen Album den Track „Ich bin ein Gangster“, damals aber einen Track gemacht namens „Ich bin kein Gangster“. Erklär uns das mal.

Bogy: Wer den Track „Ich in kein Gangster“ gehört hat, kennt auch den „Gangster Remix“. Auf dem sage ich ja die ganze Zeit „Ich breche Gesetze, mache Straftaten“, aber das war ironisch. Denn wenn du Rapper bist, bist du kein ganzer Gangster mehr, weil du in die Öffentlichkeit gehst und ein Gangster arbeitet verdeckt. Ich lebe dieses Gangsterleben immer noch und habe es gelebt. Bass Sultan Hengzt sagt ja, dass Gangsterrap tot wäre, aber solche Leute sagen so was nur, wenn sie bei so was nicht mehr mitschwimmen können, weil es denen zu hart wird. Das ist nicht gegen Leute die früher keinen Gangsterrap gemacht haben und jetzt welchen machen, aber gegen die, die früher welchen gemacht haben und sich jetzt davon distanzieren, weil sie das vom Essentiellen her nicht durchziehen können.

rap.de: Was ich immer lustig finde ist, wenn Leute Gangsterrap machen, aber direkt im Nachsatz sagen, dass sie ja gar keine sind.

Bogy: Jetzt werden mich noch mehr Leute hassen, aber ich genieße das: wie soll ich mich denn sonst nennen, was bin ich denn sonst? Ich bin ein geisteskranker Idiot, der falsche Werte hat, nichts Gesellschaftliches vorzuweisen hat und irgendwie gar nicht klarkommt, aber in dieser Welt bin ich wiederum was. Ein Gangster ist für mich einfach jemand, der andere Werte hat, als sie im Bundesgesetzbuch stehen, der diese Straßenhärte hat, der sich selbst schützt, eine gewisse Loyalität hat und unabhängig ist. Es hat mich so angekotzt, als alle die, die das früher gehyped haben, gesagt haben, dass Gangsterrap tot wäre. Irgendwelche Rapper, so ein Pack wie Olli Banjo, stellen sich hin und behaupten, wir würden die Kinder vergiften und reiten auf dieser Schiene rum. Der kennt uns nicht, der kann uns nicht den Mund verbieten. Er kann sich höchstens distanzieren und sagen, dass er anders denkt. Ich kenne einfach viele, auch wenn andere Rapper oder die Medien sagen, das wäre alles erfunden, die genau diesen Lebensstil haben..

rap.de: Warum sind so viele Leute nicht ehrlich?

Bogy: Weil es viel einfacher ist, nicht ehrlich zu sein. Ich könnte jetzt auch einfach ein Lied machen, in dem ich mit irgendwelchen Images spiele, was ich mir von der Credibility her auch leisten könnte, aber ich werde das nicht tun. Ich kann nicht sagen, dass ich ein Zuhälter bin, auch wenn es sich verkauft. Rap ist wie ein Pornofilm geworden, auf den die armen Atzen wichsen, wenn sie keine Olle haben. Da ist es ihnen dann egal, ob die Braut aus Polen kommt oder ob sie ihre fünf Kinder füttern und ihren Kindern Geld geben muss. Die Leute wollen einfach den Film sehen und genau so ist Rap geworden. Die Leute, mit denen ich Musik mache, haben das alles vorher schon gelebt und wir bleiben straight auf dieser Linie, egal ob es gerade in ist oder nicht. Viele brauchen auch die Musik, die wir machen, und die spreche ich an, auch wenn ich mich nicht „Gangster“ sondern „Gangsterrapper“ nenne. Ich kriege auch Briefe von Leuten aus dem Knast, die Autogramme wollen. Ich repräsentiere das ja immer noch, ohne das jetzt krass zu glorifizieren. Auch auf Interviews bezogen: ich kann mich auf Themen einlassen, auf die ich mich nicht einlassen könnte, wenn ich nur ein Imagerapper wäre, weil mir dann das Hintergrundwissen fehlen würde. Andere hätten gesagt, sie würden darüber nicht reden wollen. Ich könnte jetzt sagen „Ey. ich fick den und den. Komm, ich zeig Strafakte!“, aber es ist für mich eben auch Gangster: dass man bescheiden ist und was dahinter steckt. Alle, die jetzt diesen „Gangsterrap“-Hype haben, kommen angeblich von den Straßen, aber nur wenige bleiben straight auf der Linie. Ich habe keine andere Wahl.

rap.de: Was ist, wenn es mit dem Hype vorbei ist?

Bogy: Ach, wie soll ich das sagen… Dann müsste ich Zukunftsängste haben. Wenn ich ein Boxer wäre, könnte ich mir auch denken „Was machst du, wenn du jetzt querschnittsgelähmt bist?“, aber du musst dich trotzdem weiterhin konzentrieren können und ich bin ja immer noch im Kampf. Ich habe neben Rap keine Zeit, um mir ein zweites Standbein zu suchen und mir fällt auch nichts ein. Auch wenn ich mich umbringen müsste, scheiß egal: ich stell mich nicht bei Lidl hin oder so. Ich habe Respekt vor denen, die das machen, aber ich könnte es nicht. Durch dieses Rap-Ding lernt man ja auch viele Leute kennen, die man sonst nicht kennen gelernt hätte, und wenn es dann mal nicht mehr läuft… Das wird ja immer unterschätzt. Wenn ich mich wirklich hinsetze und was erreichen will, dann schaffe ich das auch immer. Ich denke, wenn du es in der Berliner Rapszene schaffst, dann kannst du es fast überall schaffen. Wenn du ein Label führst, dann kannst du auch eine Baufirma führen, das sind ja die gleichen Strukturen. Gute Ware, sprich gute Arbeit abgeben, die vermarkten…

rap.de: Im Track mit K.I.Z. sagst du so was wie „Mama, ich möchte dich um Verzeihung bitten und ich hab’s begriffen.

Bogy: Sie hatte mir das alles genau so prophezeit. Das man krank wird, durch diesen Lebensstil, dass man da irgendwann nicht mehr rauskommt und es bereut – natürlich gebe ich ihr da recht. Aber ich bin jetzt, wie die Amis sagen am „Point of no return“, also was soll ich machen? Das ist, als würde ich dir sagen „Ey, leg dich nicht mit dem an, der da vorne wohnt, der haut jedem den Kopf weg!“ und du gehst da trotzdem hin und in dem Moment, wo du ihn siehst, denkst du „Ah, ich weiß was Bogy meint. Ich habe es begriffen.“ Aber dann bringt es dir nichts mehr, denn er steht ja schon vor dir und du kannst auch nicht weglaufen, denn er ist schneller als du, also musst du dich da jetzt durchsetzen.

rap.de: Wusstest du das in dem Moment, in dem du es getan hast?

Bogy: Ich glaube nicht, sonst wäre ich ja nicht überzeugt davon gewesen. Ganz ehrlich, ich würde so viele Sachen rückgängig machen… Man hat nur eine Mutter im Leben, weißt du, was ich meine? Deine Mutter weint, wenn du eingesperrt bist und sie von den Leuten erfährt, was du alles gemacht hast. Wenn du in der Pubertät bist, ist es ganz normal, dass du das alles nicht so an dich ranlässt, aber irgendwann bist du erwachsen, dann ist eine Bindung da und du bist unglücklich, dass du das getrübt hast.