Pharoahe Monch

Pharoahe Monch, MC seit 16 Jahren und immer für eine Überraschung gut, bekannt durch Organized Konfusion und seine Beiträge zu den legendären Soundbombing Compilations aus den guten Zeiten von Rawkus Records, ist mit seinem neuen Album "Desire" wieder auf den Plan getreten. 8 Jahre nach seinem Banger "Internal Affairs" traf der MC aus Queens mit uns im Festsaal Kreuzberg zusammen, wobei das Wildstylemag und rap.de versuchten, die in der Art einer Pressekonferenz gehaltene Audienzstunde zu dominieren. Wir sprachen mit Pharoahe über hohe Erwartungen an den Macher von "Simon Says", sein Feature mit Justin Timberlake und die Frage, was er denn eigentlich die ganzen 8 Jahre getrieben hat.

rap.de: Du hast im Juli 2007 dein Album "Desire" rausgebracht, acht Jahre nach "Internal Affairs". Was für eine Entwicklung hast du in diesen Jahren durchgemacht, was ist alles passiert?

Pharoahe Monch: Lass uns soweit zurück gehen wie wir können. Nach "Internal Affairs" kam das Rawkus Album "Soundbombing II", ich denke, da sollten wir anfangen. Wir haben das Album im Oktober ´99 rausgebracht, sind mit der "Infamous"– und der "Simon Says"-Platte sehr viel getourt, haben über 300.000 Platten in den Staaten verkauft, aber das Label hat sich geweigert, das Sample zu klären, was für das Album bedeutete, dass es aus den Regalen genommen werden musste. Ich bin mir ziemlich sicher, dass es Neuauflagen und Bootlegs von dem Album gibt.

 

rap.de: Meinst du das "Godsilla"-Sample?

Pharoahe Monch: Genau. Bis heute denke ich, dass wir ein Gold-Album gehabt hätten, wenn sie das Sample geklärt hätten. Nachdem also das Album aus den Regalen verschwunden war, fingen wir eineinhalb oder zwei Jahre später an, das neue Album aufzunehmen, Rawkus hatte die Vertriebsrechte und war noch unsicher, was den Vertrag mit MCA anging. Der krempelte dann den gesamten Denkprozess des Labels um. Ich nahm immer noch auf und dann wurden MCA und Rawkus von Geffen geschluckt, was noch einmal ein Jahr in Anspruch nahm. Geffen hat alle Künstler auf seine Seite gezogen und ließ Rawkus nur eine Handvoll. Geffen war interessiert an ein paar meiner Songs, aber ich fand das Interesse nicht ausreichend. Ich glaube, sie waren verwirrt, was sie mit Q-Tip machen sollten, wie sie mich bewerben sollten und ich war dementsprechend einfach nicht interessiert. Da ich keinen Druck hatte, ein Album rauszubringen und auch keine Geldprobleme, dachte ich mir nur "fuck it", ich versuche, dieses Label zu verlassen, was wiederum sechs Monate rechtlicher Auseinandersetung nach sich zog.
Insgesamt reden wir hier über drei oder vier Jahre reinen Label-Bullshit. Ich dachte mir also wir wechseln die Vertriebsfirma, wobei ich keine Lust hatte, mein Album dazwischen rauszubringen. Geffen zeigte dann am Album kein Interesse, sie wollten auch eine andere Single…it was bullshit. Lange Rede kurzer Sinn, während ich also versuchte, aus dem Deal rauszukommen, brach Rawkus zusammen, dann trat Shady Records an uns heran und ich wollte zu ihnen, weil die wirklich interessiert waren. Als das passierte, knallten alle plötzlich völlig durch und die Leute von Geffen warfen astronomische Zahlen ins Spiel, was mich daran hinderte, meinen Vertrag bei Shady zu unterschreiben. Es folgten abermals sechs Monate rechtlicher Scheiss. Ich bin dann aus dem Deal rausgekommen und habe mit Alchemist aufgenommen, habe mit Mr. Porter und verschiedenen Produzenten gearbeitet und bin einfach auf Tour gegangen, weil ich den Freiraum dazu hatte.
Die Leute bookten mich für Shows und ich war sehr froh, auf überhaupt keinem Label mehr zu sein. Ich wollte einfach nicht in diesem ganzem Trubel stecken und sofort einen neuen Vertrag unterschreiben, um dann anzufangen, einen anderen A&R zufriedenzustellen. Also sind wir für ein weiteres Jahr on the road gegangen, wir waren auf Tour mit Talib Kweli und Mos Def, Jean Grae, machten noch eine andere Tour mit M.O.P. und spielten auch alleine Shows. Das alles ist gut gegangen bis das Album, welches ich aufnahm, langsam Gestalt annahm und die Leute davon hörten. Als ich von der Tour mit Talib zurückkam, habe ich einen Verlagsdeal mit EMI unterzeichnet, Puff hörte ein paar meiner Songs und bat mich, für sein Album zu schreiben. Ich schrieb also für Puffs Album, schrieb für mein eigenes und das nächste, woran ich mich erinnere, ist, dass ein paar Major Deals auf dem Tisch lagen, zwischen denen ich wählen musste. Ich habe SRC gewählt und bitte, hier bin ich.

rap.de: In den 8 Jahren zwischen "Internal Affairs" und "Desire" hast du sehr viele Features gemacht, zum Beispiel mit Talib Kweli, Mos Def, Erykah Badu und vielen mehr. Was war die beeindruckendste Zusammenarbeit mit einem Künstler?

Pharoahe Monch: Die sind alle verschieden. Die überraschendste Zusammenarbeit war auf jeden Fall das Lied mit Will.I.Am und Justin Timberlake. Für die, die es nicht kennen, Will.I.Am hat ein Compilation-Album mit Sergio Mendez rausgebracht und ich bin darauf vertreten, Justin Timberlake singt bei diesem Lied den Chorus. Will.I.Am rief mich an und sagte, dass er mich für diesen Song mit Justin Timberlake haben will. Ich dachte nur "What? What the fuck is this going to sound like?" Aber als er mir den Beat geschickt hatte dachte ich "yo…this shit is thoughtprovoking!". Ich habe also einfach angefangen zu schreiben und alles fügte sich zusammen. Justin hatte den Chorus schon vollendet und daher war es interessant für mich über ein Thema zu schreiben, welches schon im Chorus war. Das war etwas völlig anderes als bei dem Lied mit Styles P ("The Life"), bei dem ich die Freiheit hatte, den Chorus zu schreiben, was kein Problem für mich war, weil ich das einfach fühlte.
 
rap.de: Seit 16 Jahren nimmst du Songs auf, tourst rund um die Welt und präsentierst dich, das ist schon fast dein halbes Leben lang so. Hast du nach all den Jahren jemals daran gedacht, etwas völlig anderes zu machen? (Sein Manager lacht laut los)

Pharoahe Monch: Nein, nicht wirklich. Etwas anderes als Schreiben? Alles dreht sich ums Schreiben, Bücher schreiben, Drehbücher, Reime, Theaterstücke usw. Solange es Schreiben beinhaltet, bin ich gut darin, mich auszudrücken, deshalb habe ich mich entschieden, ein MC zu sein. Ich hab eine wirkliche Liebe zu dem Zeug, ich bin in dieses Game gekommen wegen der Liebe dazu, ein MC zu sein, wegen der Liebe zu Hip Hop, die wird niemals gehen. Ich kann 73 Jahre alt sein und etwas hören und ich fange an zu schreiben, nur des Schreibens willen, nicht um irgendetwas zu sammeln, nicht um der Reichste zu sein. Es geht nicht darum, wieviele Leute die Songs mögen, it´s about self-satisfaction first. Das Schöne daran ist, wenn der Gedankenprozess in Fluss kommt und du es irgendwann den Leuten gibst und sie darauf positiv antworten, die Sache zu dir zurückkehrt. Das vervollständigt das Ganze für mich.Das Schwierige dabei ist herauszufinden, wie du diese Vervollständigung von 5 Millionen Menschen bekommst in der heutigen Musikindustrie.

 

rap.de: Du bist aufgewachsen im Queens der frühen 80er, dort hast du die Liebe zu Hip Hop im Moment der Entstehung aufgeschnappt. Heutzutage wachsen Kids auf und hören überall Rap, sie sehen Graffiti an den Wänden, viele von ihnen wissen, was ein Beatboxer ist, sie kennen B-Boying und DJs. Damals wie heute wachsen Kids mit Hip Hop auf, wo liegt der Unterschied?

Pharoahe Monch: Es ist offensichtlich. Wenn du dir Songs von den Cold Crush Brothers anhörst, von den Treachorous Three, von Funky Four Plus One, Furious Five, dann kriegst du einen Eindruck von der Kultur. Jeder lernt irgendwann, wie man aufnimmt, aber wenn wir über Park Jams reden, dann reden wir über ein Element, das ein Nährboden für Tanz ist. Der Basketballplatz ist Nährboden für Graffiti, für die Klamotten und den Style, er beinhaltet all diese Dinge. Hip Hop wurde offensichtlich aus dieser Situation herausgenommen und kommerzialisiert. Wir reden hier über eine Gerneration von Leuten, die noch nicht mal die Filme gesehen haben, die "Beatstreet"  oder sowas nicht kannten und keine Ahnung hatten, wie sie von dieser Kultur profitieren. Daraus entstand die Kultur, die sie heute ist. Wenn ich das einem Kind erzähle, hört sich das wie mein Vater an, der versucht, mir irgendwas zu verklickern. Ich Versuch das überhaupt nicht mehr, weil es einfach soviele Generationen gibt.

rap.de: Was hat sich besonders verändert?
Während ich aufgewachsen bin mit Kool G Rap, Rakim und Big Daddy Kane und das die Leute sind, mit denen ich meinen Reim-Skill vergleiche, kann ich nicht zu einem 15-jährigen gehen und sagen "Du musst jetzt Kool G Rap hören, du musst Rakim hören!". Er wächst auf mit wem auch immer. Es gibt Leute, die kommen zu Rock durch die Rolling Stones, manche kommen durch Led Zeppelin dazu, andere wieder durch Soundgarden oder Limp Bizkit. Wenn ich eine Verabredung habe mit jemandem, der fünf oder zehn Jahre jünger ist als ich, dann höre ich vielleicht "Blackstar war mein allererstes Rap-Album und ich liebe es", während jemand der fünf Jahre älter ist sagen würde, "Wu-Tang was the first shit I heard". Und obwohl ich schon länger als das dabei bin, ist es schön für mich mir vorzustellen, dass Wu-Tang das Zeug war, was dich zu Hip Hop gebracht hat, daran ist überhaupt nichts Falsches.

rap.de: Was ist heute der größte musikalische Unterschied zu früher?

Das Problem heutzutage ist, dass du damals, als diese Ära anfing, eine Wahl zwischen Wu-Tang, DasEFX und sowas hattest. Heute ist alles so trendy, dass es gleich klingt, selbst wenn du von einem Künstler zum anderen springst, besonders auf dem kommerziellen Level. Daher haben die neuen Künstler nichts, von dem sie sich inspirieren lassen können. Als wir mit Organized Konfusion Platten machten, hingen wir ab mit Q-Tip und fragten "Hast du das neue Zeug von Brand Nubian gehört? Das ist was komplett neues! Hast du den neuen Pharcyde-Shit gehört? Das ist was komplett anderes!" Das gibt es heute eigentlich nicht mehr, die Themen sind alle ähnlich, die Beats sind ähnlich. Das ist für mich der größte musikalische Unterschied neben dem Internet und der Art, wie es das Game geändert hat.

  rap.de: Du hast als Teil von Organized Konfusion eine ganze Generation beeinflußt, denkst du, dass du das mit "Desire" wiederholen kannst?

Pharoahe Monch: Ich weiß es nicht. Ich denke, dass die Industrie…ich bin ein großer Verschwörungstheoretiker (lacht)…ich denke, dass die Industrie es erschwert. Als ich das erste Kanye West Album hörte, war ich aufgeregt, weil seine Art zu samplen aus einer Generation von älterem Style kommt. Sie steht in Tradition zu Pete Rock, die Vocalchops sind wie die von RZA. Ich habe gehofft, dass es viele Leute inspirieren würde, als es auf diesem Level abging, dass sie sagen könnten "Ich kann jetzt sein wie Kanye, wie Jay Dilla oder wie Jeezy, ich habe ein Wahl." Aber es hat nicht so funktioniert, wie ich es erwartet habe, auch aus der Perspektive eines MCs. Der Trend von Schmuck, Gold und Felgen hielt einfach an. Ich dachte, dass seine Songs so gut waren, dass er die Leute wirklich dazu inspirieren würde, introvertierter zu sein und über größere Themen zu reimen, aber das ist nicht passiert. Ich denke Kanye ist sehr froh darüber, denn es hält den Weg frei für ihn zu tun was er tut. Um die Frage zu "Desire" zu beantworten, MC-mäßig und auf einem Untergrundlevel weiß ich, dass es Leute inspiriert, weil die Künstler mir das sagen. Sie schreiben mir, sie sagen "Yo, ich habe das Album gehört und es hat mich inspiriert, ich wollte eigentlich damit aufhören, aber es inspiriert mich, weiterhin zu versuchen, ein Künstler zu sein."Das wirklich Wichtige dabei ist, dass es mir auf einer höheren Ebene wirklich viel bedeutet. Die Welt soll sehen, dass es mir wirklich wichtig ist. Bedeutsame Musik mit Inhalt und das Gegenteil, beide haben ihren Platz.

rap.de: Glaubst du, dass dir die Leute heutzutage wirklich zuhören, verglichen mit früher?

Pharoahe Monch: Mit dem neuen Album?
rap.de: Ja.

Pharoahe Monch: Ich habe versucht, alles zu einem Gefühl zu kombinieren. Wenn du "Push" oder "Desire" hörst, sollte es schon inspirierende Musik sein, bevor ich anfange zu singen. Wenn du nur die Instrumentals hörst, solltest du "Free" hören und dich dabei wie ein Abtrünniger fühlen, voller Kraft. Bei "Desire" solltest du dich inspiriert und voller Hoffnung fühlen, bei "What It Is" solltest du völlig angepisst sein like "I´ll fuck somebody up if they step on my fucking shoe tonight".Jeder Song sollte ein spezielles Gefühl in sich tragen, ohne dass ich auch nur zu hören bin. Ich wollte auch keine Kompromisse mehr eingehen, dieses Mal wollte ich, dass alles eng miteinander funktioniert. Ein großer Teil war der Gesang. Wenn die Leute "Gesang" hören, denken sie oft an "Candy Shop" von 50 Cent, aber es gibt noch anderen Gesang im Rap… Denk an James Brown oder David Axelrod, oder an Leute, die groß sind bei Opersachen, du kannst damit gruseliges Zeug wie "Das Omen" produzieren oder inspiriende Sachen wie Gospel. Ich habe versucht, den Gesang von Mela und Showtyme oder Samples zu nehmen und damit Extra-Emotionen in die Songs zu bringen. Sogar bei den straighten Hip Hop Songs wie "Let´s Go", der von Black Milk produziert wurde, ist Gesang eingebaut und ich wollte, dass ihr dadurch noch mehr auf den Beat abgeht.
rap.de: Wenn wir gerade über Black Milk reden, was hälst du von Detroit? Ich habe gehört, dass du eine ziemlich hohe Meinung von Slum Village und Jay Dilla hast?

Pharoahe Monch: Die sind sehr progressiv. Kein normaler Musikliebhaber will stehenbleiben, du willst immer nach vorne gehen. Detroit und dieser kleine Kreis hat sich getraut und Chancen wahrgenommen, wirklich progressive Musik zu machen, allen voran Slum Village. Eminem, Giorgia Anne Muldrow, Black Milk, Guilty Simpson, es ist eine ganze Bewegung. Denaun Porter hat einen Produzenten, der das "Desire" Album co-executive-produziert hat. Ich denke, dieser Typ ist einer der besten Produzenten im Geschäft, weil er von 50 Cent/Snoop-Song bis zu "When The Guns Draws" von einem Pharoahe Monch einfach alles kann. Es ist verdammt inspirierend dort zu sein, die machen ihr Ding. Mich zieht es wirklich hin nach Detroit und zu dem, was sie machen.
rap.de: Was waren die Kriterien, die du bei der Auswahl der Produzenten für "Desire" angelegt hast?

Pharoahe Monch: Wer auch immer Beats beigesteuert hat, musste sich der Struktur der Arbeit anpassen, die Sounds mussten anregend sein! Nach einer Weile hatten wir eine Menge Instrumentals und ich wollte einfach kein normales Sample mit Drums darüber. Nachdem wir die ersten acht Tracks fertig hatten wurde es einfacher, wir ließen die Produzenten kommen und zeigten ihnen was wir hatten, und sie konnten zurückkommen und etwas zur Produktion beitragen.

rap.de: Ich habe in einem Interview gelesen, dass die Leute dich zu ernst nehmen. Warum ist das so?

Pharoahe Monch: Das ist mein eigener Fehler, es liegt an meiner Persönlichkeit. Durch die Themen, über die ich schreibe, gebe ich den Leuten ein Bild von meiner Person. Aber es gibt eben immer zwei Seiten einer Medaille, deshalb habe ich einen Song wie "Body Baby" aufgenommen, um das Ganze ein bisschen aufzulockern.
rap.de: Auf der MySpace-Seite von Prinz Po, der anderen Hälfte von Organized Konfusion, habe ich dieses Zitat gefunden: "Die Politik des Geschäfts wird niemals zwischen uns stehen". Wieso habt ihr dann nie wieder ein Album zusammen aufgenommen, nachdem ihr euch ´97 das erste Mal aufgelöst habt?

Pharoahe Monch: Ich bin ein treuer Organized Konfusion-Head. Wir hatten Angebote, ein Album aufzunehmen, aber das hätte viel Zeit und Konzentration gekostet. Ich hatte die Zeit einfach nicht, auch wenn es anders scheint, ich war so beschäftigt mit rechtlichem Kram und Verträgen, dass ich dazu einfach nicht die Möglichkeit hatte. Aber…who knows, what the future holds.

rap.de: Ich wusste, dass du das sagen würdest. Es sind acht Jahre vergangen, seit du dein letztes Album "Internal Affairs" mit der Hitsingle "Simon Says" rausgebracht hast. Hattest du jemals das Gefühl etwas verpasst zu haben wegen den rechtlichen Problemen, mit denen du dich rumgeschlagen hast?

Pharoahe Monch: Ich weiß nicht, ob ich total desillusioniert bin oder nicht, aber schon damals habe ich, auf dem Höhepunkt des Albums, an andere Sachen und andere Songs gedacht und war nie in meiner Kreativität eingeschränkt, weil ich einen zweiten oder dritten Teil von "Simon Says" machen wollte, "Los, benutz jetzt ein King Kong Sample!" (lacht). Ich habe mich nie besonders darum gekümmert und bin gesegnet mit diesem Track, gesegnet damit, ein Teil von ihm zu sein. Das ist ein wunderbares Sprungbrett, denn ich weiss dadurch, dass ich sowohl ein Lied wie "Simon Says", als auch einen Konzept-Track machen kann. "Desire" hilft mir dabei, es ist ein weiteres Sprungbrett, es ist wie etwas zu tun, was man nicht von einem erwartet, und ich lasse mich zu keinem Album zwingen, sondern versuche offen zu arbeiten, womit die Wahscheinlichkeit gegeben ist, dass es einen zweiten Teil von "Simon Says" geben wird. Dieser würde sich allerdings wesentlich anders anhören, das wurde von sovielen Künstlern schon bewiesen. Mein Manager hat mir von Princes "Purple Rain" Album erzählt. Es war unglaublich erfolgreich und sein Label spornte ihn an sofort wieder ins Studio zu gehen, was er auch tat. Aber das nächste Album hiess nicht eben "Pink Rain", sondern war etwas völlig anderes, gegen den Willen des Labels. Prince drohte damals, evtl. sogar nie wieder mit den "Purple Rain" Songs aufzutreten.

rap.de: Denkst du, du kannst mit "Desire" an den kommerziellen Erfolg des Vorgängers anknüpfen?

Pharoahe Monch: Hätte ich zwei Jahre nach "Internal Affairs" ein neues Album rausgebracht und es wäre kein "Simon Says" drauf gewesen, dann hätten die Leute nur geschrien "Come on, Simon Says again!", was es aber nicht gewesen wäre. Zeit ist gleichzeitig Fluch und Geschenk. Manche Leute vergessen dich mit der Zeit einfach, trotzdem gibt es nicht viele Künstler, die drei Karrieren hinter sich haben und immer noch auf einem Majorlabel sind. Es gibt zum Beispiel Fans, die mich aus meiner Zeit von Organized Konfusion kennen und sich zu der Zeit von "Simon Says" überhaupt nicht mehr dafür interessierten. Dann gibt es die Leute, die "My Life" liebten und dann erzählt ihnen jemand "Das ist derselbe Typ von "Simon Says". Die Ausrichtung von meinem neuen Album ist anders, wenn du es im Radio gehört hast denkst du dir "Yo, that´s fucking Pharoahe!"
Und genau das genieße ich, da ich es nicht leiden kann, in eine Schublade gesteckt zu werden. Natürlich wäre es schön gewesen, die Sache damals am Laufen zu halten, aber ich glaube, dass alle Dinge aus einem Grund passieren. Ein Beispiel: Der Track, der MCA wirklich aus dem Häuschen gebracht hat, war "Agent Orange" – ich weiss nicht, ob du den kennst. Es war das erste mal, dass ich mit Sa-Ra gearbeitet habe, einer Produzentengruppe, die von Kanye West gesigned wurde. Die haben diesen Song für mich produziert und alles geschah in "the heat of the war", der Krieg war noch ganz frisch. Der Song war politisch und die Leute von der Record Company rasteten völlig aus bei der Überlegung, was sie mit diesem Song alles machen könnten. Der Krieg war kontrovers, die Wahlen standen vor der Tür. Ich hätte nie gedacht, dass ein Label wie MCA an dem Song Gefallen finden würde, aber er ging bis in die obersten Etagen. Nach der Zeit, die es braucht eine Single rauszubringen, also fünf Wochen, hatte der Krieg begonnen und die Umfragewerte des Präsidenten stiegen wieder. Das Timing machte also keinen Sinn und ich war frustriert und deprimiert, heute macht das aber alles Sinn.
rap.de: Was sind deine weiteren Pläne, nachdem du jetzt "Desire" rausgebracht hast?

Pharoahe Monch: Wenn die Tour vorbei ist gehe ich zurück in die Staaten und werde anfangen an meinem nächsten Album zu arbeiten. Es wird sehr konzeptionell werden, ich kann nicht über die Titel oder den Inhalt reden, aber ich arbeite zur Zeit an einem Major-Album und zwei Internet-Releases. Allerdings wid es nicht wieder acht Jahre dauern.