Postman

Der Niederländer Postman veröffentlicht am 10. Oktober sein neues Album "Green". In der Vergangenheit hatte er mit der Gruppe The Postmen bereits drei, vor allem in seiner Heimat. überaus erfolgreiche Alben veröffentlicht. Warum Postman jetzt nur noch alline durch die Gegend zieht ist ja damit schon mal ein Gesprächsthema, aber dazu später mehr. Ich traf ihn anlässlich der 21. liveDemo in unserem Büro in Kreuzberg zu einem extrem entspannten Gespräch. Ich musste feststellen, dass ein Interview mit Postman nicht unbedingt nach den klassischen Spielregeln läuft, sondern schnell zu einer lockeren Unterhaltung – man könnte fast sagen Momonlog – über alle Themen wird, die ihn zur Zeit beschäftigen. Aber seht selbst.

rap.de: Der Titel des neuen Albums ist “Green”. Was bedeutet er für dich und was möchtest du damit ausdrücken?

Postman: “Green” bedeutet für mich Frieden im Geist und einen neuen Anfang, etwas wirklich Frisches. “Green” war ein neues Ziel für mich. Nach dem dritten Album war ich an einem toten Punkt, ich hatte mich von den anderen Mitgliedern meiner Gruppe getrennt und wollte meinen neuen, eigenen Groove finden. Grün ist ja die Farbe des Lebens, es bedeutet also einen neuen Anfang für mich

          

rap.de: Du hast dich also von deiner ursprünglichen Gruppe getrennt?

Postman: Genau, wir hatten diese Gruppe, die Postmen. Wir haben zusammen drei Alben aufgenommen und alles war super, aber nach acht Jahren war das Ganze dann vorbei.

rap.de: War das was Persönliches zwischen dir und den beiden Anderen?

Postman: Ja, aber wir haben nie wirklich darüber gesprochen. Wir haben uns einfach entschieden auseinander zu gehen, es ist sehr schade. Aber die Sache hat mich dazu inspiriert, das neue Album zu schreiben und so wurde schließlich doch noch etwas Positives daraus. Man muss nur die richtige Balance finden.
Ich habe mich sehr gefreut, “Green” aufnehmen zu können, weil ich bei
“Green” völlig ohne Druck war. Ich hatte kein Label mehr und fing wieder an Musik zu machen, genauso, wie ich früher Musik gemacht habe. Ohne ständig im Kopf zu haben, was die nächste Single werden könnte. Ich glaube, dass solche Überlegungen auch beteiligt waren an dem ganzen Ärger in der Gruppe. Die Erwartungen waren einfach viel zu hoch. Wir konnten das erste Album eigentlich gar nicht überbieten. Es war das bestverkaufte holländische Hip Hop Album, das es je gab. Und das ist es auch nach wie vor, noch hat uns keiner ausgestochen! Man hat also bestimmte Vorstellungen für das nächste Projekt. Das zweite Album kommt heraus, läuft aber nicht so gut wie das erste und die Anspannung steigt. Eigentlich haben wir uns immer noch sehr gut geschlagen, haben ein par Platten in Frankreich verkauft, sind zweimal in Köln beim Summer Jam auf getreten, nur unsere Plattenfirma hatte andere Erwartungen an uns als es um die Geldfrage ging. So was macht dich ziemlich fertig, wenn du noch jung bist, ich war immerhin erst 21 als ich das erste Album veröffentlicht habe. Am Anfang hast du überhaupt keine Kohle auf dem Konto und im nächsten Moment hast du alles Geld der Welt. “Lifestyles of the rich and famous”. Manchmal musst du die Kohle einfach ausgeben, du kriegst diese Chance vielleicht nur einmal, also kauf dir 100 Paar Schuhe,oder sonsnst irgengendwas, ganz egal! Über die Phase bin ich jetzt hinweg, ich gebe zwar manchmal immer noch willkürlich mein Geld aus, aber weil ich Spaß daran habe und nicht aus Dummheit

rap.de: Was sind eigentlich deine musikalischen Einflüsse? Auf “Green” kann man ja eine Menge verschiedenes Zeug hören

Postman: Ich bin ein großer Fan von Quincy Jones, Michael Jackson, natürlich Bob Marley, Kool G Rap, es ist ganz verschiedenes Zeug dabei, sogar Sachen wie Miles Davis oder Stevie Wonder. Ich bewundere sie alle und hole mir Teile aus ganz verschiedenen Arten von Musik. Wenn ich eine tolle Rock-Platte höre, werde ich mir vielleicht einen Teil davon nehmen und versuchen in meiner eigenen Musik unter zu bringen. Ich schmeiße Alles zusammen wie ein Koch, ich nehme mir meine Zutaten, werfe sie in den großen Suppentopf und warte ab was dabei heraus kommt. Wenn es gut genug ist werde ich es auf einem Album veröffentlichen, es gibt aber immer noch eine ganze Menge an Material, das bis heute unveröffentlicht und geheim gehalten ist. Insgesamt gesehen ist


rap.de: Wie sieht das heute aus. Sagen wir, wenn du später ins Hotel kommst, was könnte da in deinen CD-Player laufen?

Postman: Ich mag das neue Album von Keith Murray, es hat mich überrascht. Ich war letzten Monat in LA und war dort in einem Turnschuh-Laden. Ich war dort für etwa 25 Minuten und die ganze Zeit spielten sie die CD. Ich dachte mir „Das ist gut, auf jeden Fall besser als seine letzten Sachen, mehr so wie sein erstes Album” Ich finde auch, es ist besser als Redman´s letztes Album. Im Moment warte ich auf den Wettkampf zwischen Kanye West und 50 Cent. Ich bin echt gespannt auf die Verkaufszahlen. Ich habe Snippets von beiden Alben gehört und ich mag die Beats, die 50 Cent dieses Mal auf dem Album hat. Mit seinem letzten Album, konnte ich nicht wirklich etwas anfangen. (“The Massacre” Anm. d. Verf). Die ersten beiden Alben von Kanye finde ich gut, ich bin mir aber nicht sicher, ob er mit dem dritten Erfolg haben wird. Aber, wie auch Jay-Z gesagt hat, wird dieser ganze Streit letzten Endes gut für Hip Hop sein, er bringt die Aufmerksamkeit für Hip Hop zurück, auf einmal reden wieder alle Leute darüber. Ich liebe Hip Hop immer noch, aber ehrlich gesagt kann ich den ganzen Hype um Lil´Wayne nicht verstehen, so in Richtung „Er ist der beste Rapper“. Niemand ist der beste Rapper, sie sind alle für das, was sie tun mehr oder weniger großartig. Die Erwartungen die auf ihm ruhen sind schon extrem hoch und sein neues Album ist noch nicht mal raus gekommen.

rap.de: Wayne legt sich ja auch noch mit Jay-Z an

Postman: Niemand kann es heute wirklich mit Jay-Z aufnehmen. Er ist einfach ein großartiger Künstler, alle seine Alben sind gut gelaufen. Ich meine, last es sein, er steht jetzt an der Spitze der Industrie. Sogar Nas hat es versucht, ich bin echt enttäuscht von ihm. Ich war ein großer Fan von Nas, als er das erste Mal veröffentlichte, schließlich bin ich auch mit der Musik von Kool G Rap aufgewachsen. Ich kenne diesen Style, ich habe auch angefangen zu rappen, indem ich Kool G Rap gebited habe. Und dann kam Nas, der nur ein paar Jahre älter ist als ich, weshalb ich mich echt gut mit ihm identifizieren konnte. Sein erstes Album gehört für mich zu den besten Hip Hop Alben, die je veröffentlicht wurden, Primo war mit drauf, Pete Rock, Large Professor, zu der Zeit war das eine der größten Hip Hop Platten. Aber danach wurde Nas echt schlecht. Jay-Z veröffentlichte diesen Diss und hatte damit absolut recht. Nas hatte ein großartiges Album in 10 Jahren. Ich habe Nas immer in Schutz genommen, aber als er mit “Hip Hop Is Dead” angefangen hat, dachte ich mir nur noch: „Was soll das Ganze. Du legst dich mit allen Künstlern an. Hip Hop ist mehr als lebendig, warum also so eine Aussage?“ In einigen meiner Songs schreibe ich etwas Ähnliches: „Der schwarze Mann hält den schwarzen Mann am Boden“. Die Weißen haben damit, zumindest Heute, nur noch selten zu tun. Schwarze unterdrücken Schwarze, weil sie sich immer darüber beschweren, wie schlecht Alles angeblich ist. Ihr solltet froh sein! Mit Hip Hop läuft es auch gut und diese Leute Down South sind immer noch Hip Hop. Ich mag T.I., er bringt frischen Wind mit ins Spiel. Was habt ihr erwartet? New York steht für immer an der Spitze und alle machen den New York Sound? J. Dilla ist zum Beispiel aus Detroit, oder? Jeder macht diese Musik, die ganze Welt macht sie. Warum da nur auf New York beschränken? Entspannt euch! Wir sollten alle mehr mit Leuten von unterschiedlichen Orten zusammenarbeiten Was ich besonders mag an Hip Hop sind die unerwarteten Dinge, wie zum Beispiel eine Kollabo mit Leute zu machen, von denen man nie gedacht, dass man mit ihnen arbeiten könnte. Ich mag die Fugees im Hip Hop, ihr Album „The Score” war genau meine Musik. Und jetzt haben die sich wegen dem Geld getrennt. Ich liebe die unerwarteten Dinge im Hip Hop. So wie Onyx, die mit dem Schrei-Style rauskamen, ich meine Rapper haben natürlich immer schon rum gebrüllt, aber die haben das Alles auf eine ganz neue Ebene gebracht.
Wenn ich mir Rock vornehme, sehe ich das auch aus einer Hip Hop – Perspektive, mein Blick ist immer durch Hip Hop beeinflusst. Ich kann deswegen andere Musikrichtungen genauso respektieren, weil ich das Hip Hop Element in ihnen erkenne. Hip Hop ist wie Rock´n´Roll. Im Hip Hop sind die Leute genau so, die Typen trinken, sie rauchen. Nur mit ihrem eigen kulturellen Hintergrund und auf eine spezifische Art und Weise. Ich halte Hip Hop für den Rock´n´Roll des 21.Jahrhunderts. In den 1950s gab es diese rebellierenden Jugendlichen, die Rock´n´Roll gemacht haben, mit Elvis und dem ganzen Rockabilly Zeug und so, den Motorrad-Gangs. Das war auch eine junge Generation, die sich gegen das System aufgelehnt hat. Ab 1988 oder vielleicht sogar schon 1984 war Hip Hop auch stark gegen das System gerichtet. Ich glaube, es ist eine rebellische Form der Musik, die gegen das System Kämpft und ich mag es so, jeder sollte seinen eigenen Weg finden. Es wird zwar oft davon geredet, dass es nur um nackte Frauen geht, aber wir alle lieben doch nackte Frauen, was ist denn bitte falsch daran? Ich gebe zu, dass es teilweise vielleicht etwas zu weit geht und die Leute schnell genug davon bekommen, gleiches Thema sind die ganzen Goldketten und so. Aber ich bin ein Fan von Rakim, Big Daddy Kane und sie hatten die dicken Goldketten schon vor 20 Jahren. Oder Just Ice, er hatte fette Goldzähne bereits in den ´80ern. Also greift Hip Hop nicht auf so einer Grundlage an, auch wenn Heute alles immer mehr in die Gansta Richtung abdriftet. Wir brauchen meiner Meinung nach mehr Gruppen wie Tribe Called Quest, die Black Sheep, Lords Of The Underground, oder sogar Cypress Hill, die auch nicht wirklich Gangsta waren. Ihr erstes Album war großartig. Weißt du was ich an Reggae liebe, ich meine Roots-Reggae nicht Dancehall? Da geht es auch darum dankbar zu sein, dass man am Leben ist und jeden Tag neu zu segnen! Freut euch, dass ihr lebt. Ich glaube an Gott, aber nicht nur an einen Gott. Ich glaube er ist irgendwo in dir selbst. Man fühlt schließlich, ob etwas gut oder schlecht ist, wenn du etwas Schlechtes getan hast, dann spürst du es. So sieht mein Glaube aus, ich denke Gott lebt in deinem Unterbewusstsein und spricht zu dir, so als ob du zu dir selbst reden würdest. Ich verstehe mich gut mit Rastas, Moslems, Christen, Zeugen Jehovas, ich respektiere jede Kultur und Religion so wie sie ist. Ich entscheide selbst, was für mich am besten ist, weil ich nicht will, dass mir irgendjemand vorschreibt, was ich zu sein habe.

          

Das bringt mich direkt auf die ganze Lage im Irak zu sprechen, die ganze Situation dort ist einfach furchtbar. Wenn du ein Problem hast mit Saddam, gut, dann hast du ein Problem. Aber wer bist du, dass man es dir erlaubt in dieses Land einzudringen und diesen Mann zu töten. Das sollte den Menschen dort überlassen werden, es ist ihr Glaube und ihr Land. In dem ganzen Krieg ging es um Nichts, außer um Öl und Geld. In Amerika scheint es jetzt allen peinlich zu sein, sie reden davon, dass Bush der schlechteste Präsident in der Geschichte von Amerika sei. Aber immerhin haben sie ihn wieder gewählt. Sie hatten die Chance ihn zweimal raus zu werfen und haben ihn behalten, da sind sie doch echt selber schuld. (lacht). Deswegen bin ich so stolz auf Europa. Europa hat eine großartige Geschichte. Auch wir hatten natürlich unsere düsteren Momente, aber es gibt hier einen ziemlich hohen Wissensstandard. Wir wissen eine ganze Menge, sind in Schulen aufgewachsen. Wir sprechen mehrere Sprachen. In Amerika spricht man Englisch, fragst du die Leute „Wo liegt Amsterdam?“ kann es passieren, dass sie „In Schweden“ sagen. Europa sollte sich vereinigen. Es gibt schon keine wirklichen Grenzen mehr, so dass du theoretisch ohne Reisepass in ein anderes Land fahren kannst, wenn du mit dem Auto unterwegs bist. Das halte ich führ einen guten Anfang. Ich fahre deshalb auch oft nach Deutschland, es ist wirklich sehr nahe für mich. In etwa zwei Stunden komme ich mit dem Auto von Amsterdam nach Köln, das ist doch nichts. Europa ist ein toller Kontinent. Hier gibt es großartige Schulen, wir haben eine tolle Geschichte, es gibt fantastische medizinische Forschungszentren. Ich würde fast sagen wir stehen an der Spitze der Welt. Alle schauen immer auf England und Amerika, aber das langweilt mich. Ich liebe Europa und ich liebe Deutschland und deutschen Hip Hop. Manchmal verstehe ich die Sachen komplett, manchmal nur in kleinen Teilen. Ich mag gute Musik, egal wo sie her kommt. Wenn sie gut ist, ist sie gut.


rap.de: Kennst du eigentlich deutsche Künstler?

Postman: Ich kenne Culcha Candela, Azad, Bushido. Ich habe sie nie persönlich kennen gelernt, aber ich kenne ihre Musik. Die Ausnahme bilden Culcha Candela, wir werden im Oktober zusammen auf Tour gehen. Ich kenne sie jetzt seit über einem Jahr. Wir haben einen Track für mein Album aufgenommen und generell eine ganz gute Connection. Ich liebe Seeed, ich mag Gentleman, ihr habt echt tolle Musik hier in Deutschland. Ich habe ein paar Leute bei der liveDemo getroffen, großartige Sänger wie Fetsum oder Pat Appleton. Holland ist nur ein sehr kleiner Markt, ich hoffe also, dass es mir heute Abend gelingt, mit dem live Auftritt etwas Großartiges auf die Bühne zu stellen. Die Leute hier kennen mich ja kaum, das heißt ich bin noch frischer und stehe vor einer neuen Herausforderung. Das ist gut für mich. Ich werde versuchen meine Frau Anouk mit auf Tour zu nehmen, sie hat den Gesang bei “Downhill” gemacht. Zu hause haben wir auch so ein musikalisches Ding am laufen, die Kinder lieben Rap Musik, weil sie einen guten Beat hat.

           

rap.de: Welcher ist dein persönlicher Lieblingssong auf “Green”?

Postman: Ich glaube es ist “Downhill”, weil das der erste Song war, den ich für das Album aufgenommen habe. Mir gefällt die Energie des Songs, ich mag ihn immer noch, besonders ihn live zu performen. Er hat eine besondere Energie und einen eigenen Flow. Die Musik ist hier wesentlich freier. Normalerweise, wenn du Blues spielst, hältst du dich an deine acht Takte bevor do den Akkord änderst. Ich habe jedoch nur sechs Takte vorgegeben und die Musiker waren für einen Moment völlig verwirrt. Ich liebe das Unerwartete. Die Leute waren daran gewohnt, dass Postmen immer mit so einem Reggae-Ding raus kommen, so Hip Hop-Reggae, mit netter gesungener Hook und Raps in den Strophen. Ich kam auf einmal mit “Downhill” und Anouk, aber die Leute liebten es. Wir waren Nummer 17 in den holländischen Charts. Der Song war kein wirklicher Erfolg in Deutschland, lief aber immer noch ganz OK.

rap.de: Ich hatte “Downhill”, “Rendezvous Point” und “Confrontation” und auf meiner persönlichen Liste. Ich wollte noch fragen, ob der Song “Conflict” von einer bestimmten Person handelt?

Postman: Der Song handelt von einem Mädchen, dass ich vor meiner Frau kennen gelernt habe. Es war aber fast zu der gleichen Zeit, zu der ich auch meine Frau getroffen habe. Ich habe sie auf dem Set von einem Video Dreh getroffen und sie war ein echt schönes, junges und intelligentes Mädchen Wir hatten schon eine sehr starke Verbindung, aber wir mussten uns an diesem Punkt entscheiden, ob es etwas Dauerhaftes werden sollte, oder nicht. Für mich sagt der Song aus „Sorry, ich bin jetzt mit meiner Frau zusammen, komm darüber hinweg.“ Ich wollte nichts Neues mit einem jungen Mädchen anfangen, obwohl das ja durchaus nett sein kann, braucht man, manchmal eben einen reiferen gleichaltrigen Partner. Sie war einfach noch sehr jung und durch meine Karriere hatte ich schon viele Erfahrungen gesammelt, die mir dabei geholfen haben, schneller zu reifen.

rap.de: Nach klassischer Hip Hop Zeitrechnung hast du relativ lange gebraucht, um ein neues Album heraus zu bringen („Era“ 2003). War da die Trennung vom Rest der Gruppe schuld, oder gab es noch andere Gründe?

Postman: Ja und nein. Es gab ja auch einige Ereignisse in meinem Privatleben, unser baby wurde geboren. Ich lebe in erster Linie mein Privatleben weiter und versuche natürlich ein guter Vater zu sein. Manchmal hast du Inspiration, manchmal leider nicht. In den letzten zwei Wochen habe ich zum Beispiel ungefähr zehn Songs geschrieben. Ich war einfach in der richtigen Stimmung als ich aus LA zurückgekommen bin.

rap.de: Ich habe das gefragt, weil es ja genug Leute gibt, die jedes Jahr ein Album raus hauen, oder sogar mehr als ein Album pro Jahr.

Postman: Die Leute kriegen schnell genug von dir. Ich versuche ihnen etwas Besonderes zu liefern. Ich stecke viel Arbeit in meine Musik, ich könnte natürlich auch jedes Jahr veröffentlichen, aber da würde die Qualität zu sehr darunter leiden. Wenn “Green” hier erscheint, ist es für mich jedoch schon zwei Jahre alt. Vielleicht mache ich dann nächstes Jahr schon ein neues Album. Aber erstmal abwarten wie die aktuelle Platte läuft.


 

rap.de: Ich habe mehrmals gelesen, dass es eine spezielle positive Botschaft gibt, die du mit “Green”. Wie sieht diese Botschaft aus?

Postman: Passt auf, wen ihr für eure Freunde und Familie haltet. Stay conscious all the time. Die Welt an sich ist ja schon schlimm genug, aber Musik ist etwas, dass wir alle lieben. Deswegen versuche ich durch die Musik etwas Positives zu vermitteln. Selbst aus meinen schlechten Erfahrungen versuche ich, eine positive Botschaft heraus zu holen, ohne dabei aber mit dem erhobenen Zeigefinger herum zu rennen. Ich würde eher sagen „Ich habe Drogen genommen und es war eine schlechte Erfahrung für mich” anstatt einfach nur „Nehmt keine Drogen!“ wie es Eltern tun würden, weil man damit ja oft eher zuerst das Gegenteil auslöst. So wie ich die Sache angehe, hört man meine Musik und lernt vielleicht aus meinen Erfahrungen.

rap.de: Kommen wir zu etwas anderem: Heute Abend wirst du auf der gleichen Bühne stehen wie C.L. Smooth. Wie ist das für dich, gemeinsam mit so einer „Legende“ auf zu treten?

Postman: Das ist super. Ich habe schon mit einigen Hip Hop Leuten auf der Bühne gestanden, Ich war auf der auf der gleichen Bühne wie Biggie in Rotterdam, habe schon verschiedene Typen aus der Old-school getroffen. Das waren alles großartige Erfahrungen. Ich habe ein Interview mit Pete Rock gelesen, in dem er C.L. Smooth gedisst hat, so in Richtung „The People liked Pete Rock & C.L. Smooth for the beats”. Aber wir mochten auch C.L. Smooth nicht nur Pete Rock, die beiden zusammen als Gruppe. Die EP und die beiden Alben waren einfach großartige Musik Ich würde niemals etwas Schlechtes über die Jungs aus meiner frühren Gruppe sagen.

          

Rap.de: Wir hatten schon angesprochen, dass du mit Culcha Candela auf Tour gehen wirst. Sonst noch jemand mit dem du gerne mal arbeiten möchtest, egal, ob auf europäischer oder internationaler Ebene?

Postman: Vielleicht jemand aus Frankreich, oder England, oder so. Ich hab da eine interessante Geschichte für dich: Amy Whinehouse ist jetzt ja ziemlich groß. Sie ist ja bei EMI Publishing und ist beim North Sea Jazz Festival in Holland aufgetreten. Ich wollte sie dort treffen, Ich bin ein großer Fan ihres ersten Albums, sie ist eine unglaubliche Sängerin. Ich bin auch bei EMI Publishing, also sagte ich denen, dass sie ein Treffen arrangieren sollen. Aber es lief dann so, dass ihr Auftritt vor meinem war und ich sie 15 Minuten vor meinem Set, also in der Pause, treffen sollte. Wenn ich schon jemanden treffen kann, dann nicht direkt bevor ich auf die Bühne gehe, lass uns das hinterher machen. Dann bin ich entspannter und habe den Kopf wieder frei. Ich hab sie aber nicht mehr getroffen, weil alles etwas hektisch wurde, mir noch andere Shows ansehen wollte und dachte, ich könnte sie ja auch zu einem späteren Zeitpunkt treffen. Rein musikalisch mag ich sie natürlich immer noch, sie hat eine echt tolle Stimme. Ich würde gerne einen Song mit ihr aufnehmen, aber sie ist ein bisschen durchgeknallt und ich traue mich kaum noch zu fragen, mit ihren ganzen Drogen- und Alkohol-Geschichten. Sie ist jetzt ja ein großer Star. Ich mag Miss Dynamite, die im Moment wahrscheinlich leichter zu erreichen ist, weil ihr letztes Album nicht so super lief (lacht). Ich muss einfach unterschiedliche Leute treffen und sehen, wie die Stimmung ist, man weiß nie genau, was dann passieren kann.

rap.de: Hast du schon mal überlegt, in deiner eigenen Sprache zu rappen?

Postman: In Niederländisch, Yeah! Ich habe einen Track mit dem besten Rapper in Holland gemacht. Das ist ein Typ namens Extencies, wenn er auf Niederländisch rappt, ist das der pure Genuss. Er benutzt die alte Sprache und hat einen echt tollen Flow. Ich habe also einen Remix für eine seiner Singles gemacht. Ich arbeitete mit einigen anderen Mcs, die ich von früher kannte, die zusammen mit mir die bekanntesten englischsprachigen Rapper in Holland waren. Wir haben alle einen gemeinsamen Track mit ihm aufgenommen, auf dem wir in Niederländisch reimen. Das war nur für diesen einen Track, aber in Holland ist das ein Classic. Ich kann mich auf Niederländisch nicht richtig ausdrücken, ich bin mit englischsprachigem Hip Hop aufgewachsen. Ich rappe sogar besser auf Englisch als ich es sprechen kann. Es ist so, als ob ich Gitarre spielen würde und im nächsten Moment drückt mir jemand eine Sitar in die Hand. Ich kann das schon machen, aber es fühlt sich für mich nicht richtig an.

rap.de: Sagen wir ich interessiere mich für die holländische Hip Hop Szene. Wo sollte ich deiner Meinung nach anfangen, mich um zu sehen?

Postman: Statemagazine.nl, das ist eine echt coole Seite. Es gibt Videos und man kann sich Songs anhören. Die Seite gehört einem Freund von mir, er hat mein erstes Album veröffentlicht. Es gibt dort einige tolle Künstler, vielleicht werde ich etwas für sie produzieren, einige Beats oder so.

rap.de: Ich hätte noch ein zwei Fragen abseits von der Musik: Ich habe im Internet gelesen, dass einer deiner Eltern aus dem Surinam kommt, stimmt das und bist du schon dort gewesen?

Postman: Yeah, wir haben dort ein Video gedreht. Das lustige an der Geschichte ist, dass ich als wir in das Land eingereist sind, musste ich nicht einmal meinen Pass zeigen. Wir haben den Präsident des Landes am Flughafen getroffen und er sagte uns, was es ihm für eine Ehre sei uns zu treffen und alles war sehr cool

rap.de: Hattest du jemals die Idee, mit deiner Musik da hin zu gehen und dort etwas zu machen, wenn du den richtigen Künstler findest?

Postman: Also, die Musik an sich ist ja schon dort, aber es ist wie in der dritten Welt, es werden dort keine gepressten Alben verkauft. Es gibt Raubkopien und Tapes. Es gibt aber ein großes Stadion und ich will da hin fahren und dort spielen. Ich werde das nächstes Jahr angehen, weil wir das erst noch gründlich organisieren müssen, damit dann auch wirklich alles gut läuft. Es ist ein tolles Land, ich war im Dschungel mit den Spinnen, den Schlangen und den Affen und dachte nur noch, „Ich will wieder in die Stadt, ich bin zu europäisch für all das hier“ (lacht). Ich war mit einem Stamm Eingeborener im Dschungel als wir das Video gedreht haben. Man kann es immer noch auf YouTube sehen, es heißt “U Wait” von den Postmen.

rap.de: Aus den verschiedenen Videos konnte man es nicht erkennen wo du her kommst und auf deiner Myspace-Seite steht, dass du aus Cincinnati, Ohio bist. Warum das?

Postman: Ich hab keine Ahnung, zuerst stand da noch Los Angeles. Ich werde das bald in Amsterdam, Holland umändern. Ich habe eine Weile in Cincinnati gelebt und dort gearbeitet. Weißt du wer 10 Minuten von mir entfernt gewohnt hat? Hi Tek. EMI kontrollieren meine Myspace-Seite, also haben die das wahrscheinlich da rein geschrieben, weil auch ich ein Haus in Cincinnati habe. Jetzt, da ich wieder hier will ich es aber in meine eigene Hand nehmen, weil mir meine Freunde erzählt haben, wie wichtig das heute ist. Aber eigentlich bin ich nicht so der Myspace Typ, ich möchte die Leute lieber Draußen in der Realität treffen. Das ist mir viel wichtiger. Ich glaube, dass zu viel Internet auch nicht gut ist. Ich bin daran gewöhnt Vinyl zu kaufen, raus in den Laden zu gehen und Vinyl zu Kaufen, wie damals bei Big Daddy Kane´s zweitem Album, als ich das in meinen Händen hielt, war es schon ein besonderes Gefühl. Heute kann man so was einfach downloaden, manchmal mache ich das natürlich auch, um mir bestimmte Tracks an zu hören. Ich mag es, etwas in den Händen halten zu können und es an zu fassen, das hat mehr Erinnerungswert.

rap.de: Noch ein letztes Statement für unsere Leser.

Postman: Deutschland, ich komme! Macht euch bereit für Postman. Trefft mich auf der Culcha Candela Tour. Es gibt verschiedenen Gelegenheiten mich demnächst hier zu sehen, auf der Popkomm zum Beispiel, die anderen Dates habe ich gerade nicht im kopf. Kommt zu den Konzerten und genießt die Musik!

rap.de: Ich bedanke mich bei dir für ein super Interview.

Postman: Dank dir für deine Zeit und das Interesse.