Die Firma

Das Kölner Trio Die Firma ist schon lange dabei im Game und das mit nicht wenig Erfolg. Dieses Jahr bringen sie ihr fünftes Album "Goldene Zeiten" raus. Im Vorfeld dazu haben wir sie in Berlin für ein Interview gewinnen können.

rap.de: Erstmal eine Frage nebenbei: Gibt es einen Zusammenhang zwischen euch und der New Yorker Gruppe „The Firm“, die ja auch 1996 gegründet wurde?

Tatwaffe: Ja klar, Nas ist halt mein Bruder, Brothers from another mother, und…(Lacht) Nein, natürlich nicht. „The Firm“ gab es nach uns. Wir haben uns … Wann haben wir…?

Fader Gladiator: Auf „Der Profi“ war das erste Stück drauf.

Tatwaffe: Das war 95, genau. Uns gab es also zuerst und dann hat halt Dr. Dre mit Nas, AZ, Foxy und am Anfang noch Cormega, für die Leute, die es interessiert – später Nature –  „The Firm“ gegründet. Und da das später war, gab es für uns auch keinen Grund, unseren Namen zu ändern. In diesem Sinne war unser Projekt dann auch erfolgreicher als ihr Projekt – ich spreche nicht von ihren Soloprojekten, ne? (Lacht) Nein, aber da gibt es natürlich keinen Zusammenhang. Weder haben die uns lizenziert, noch haben wir sie lizenziert.

Fader Gladiator: Aber eigentlich gab es „The Firm“ schon vorher und zwar war das ein Projekt gewesen von Led Zeppelin.

Tatwaffe: Ja, das weiß ich nicht.

       

rap.de: Zu Nas: Der Titel seines neuesten Albums „HipHop Is Dead“ hat ja für viele Diskussionen gesorgt und euch als Oldschooler muss man ja auch fragen, wie ihr die ganze Entwicklung seit damals bis heute so seht.

Tatwaffe: Ja, also, sein Statement kann ich schon nachvollziehen. Wer die Platte hört und ihn kennt, weiß ja, wie es gemeint ist. Es ist halt nicht mehr das gleiche, also den Hip Hop, wie er ihn kennen gelernt hat, gibt es nicht mehr und langsam aber sicher… Es entwickelt sich hier ja nicht viel anders. Viele von den neuen Gruppen haben halt kein Geschichtsbewusstsein, sag ich mal. Sie beschäftigen sich nicht mehr mit „Was kam vorher?“ und „Wie kommt es eigentlich, dass ich auf deutsch rappe und Leute hören zu?“. Als wir angefangen haben, war das ja noch nicht so. Da haben wir deutsch gerappt und kaum einer hat zugehört. Und wir waren halt eine von den Gruppen, von den Künstlern, die es überhaupt ein bisschen publik gemacht haben, dass es okay ist, auf deutsch zu rappen. Klar, damals gab es ein anderes Bewusstsein dafür. Da war HipHop noch Lebensgefühl, Kultur und da gehört halt alles dazu. Wenn du dich künstlerisch ausdrückst und die Musik hörst – die Musik hat ja auch ihre Wurzeln. Breakdancer tanzen jetzt nicht auf ein Stück von „Die Firma“, aber tanzen auf Musik, die uns auch beinflusst hat, in dem Sinne. Und da gehörte halt alles zusammen. Künstlerischer Ausdruck an sich, ob das jetzt malen ist oder sonst was. Und heute gibt es halt Rap, dann gibt es … Breakdance gibt es immernoch, aber Breakdancer müssen sich auch langsam damit anfreunden, dass sie halt Hip Hop Workshops machen. Hip Hop ist ja mittlerweile auch ein Tanzstil, in Tanzschulen gibt es Hip Hop. Wenn man Glück hat läuft da R’n’B. Das ist ja noch nah dran, das geht noch völlig in Ordnung. Aber das ist halt die Zeit. Die Zeit macht mit Begriffen, was sie will. Wenn du unsere Alben kennst, dann weißt du, dass wir uns vom Grundsatz nicht viel verändert haben, wir machen immer noch unser Ding und Hip Hop ist für uns immer noch das Leben und das versuchen wir in all seiner Bandbreite abzudecken. Viele von den neuen Gruppen beschränken sich halt selbst auf ein Thema, ein Style oder ein Image und bei uns ist halt alles möglich.

rap.de: Macht ihr denn jetzt nur Musik?

Tatwaffe: Also, als wir angefangen haben, war der Ben ein extrem guter Tänzer und man konnte vielleicht noch den einen oder anderen Freeze erleben, aber nein, ansonsten machen wir nur Musik. Das nimmt auch Zeit in Anspruch.

 

rap.de: Was hört ihr denn selber für Musik?

Tatwaffe: Fang ich an. Ich selber höre viel Hip Hop aus den USA. Einer meiner Lieblingsrapper Stack Bundles ist gerade erschossen worden – R.I.P. – sehr traurig. Was hör ich gern? Dipset – das hört man zum Beispiel aus unseren Platten nicht raus, wie bei anderen, wo man merkt, die haben grad mal die Hälfte der Dipset-Texte kopiert – ja, Dipset und alles, was dazu gehört – Byrdgang. 50 Cent hör ich auch immer noch gern, obwohl er, glaub ich, langsam größenwahnsinnig wird. Ich höre viel R’n’B, R. Kelly – das neue Album ist auch sehr gelungen – Curtis Mayfield, Marvin Gaye – also hauptsächlich schwarze Musik. Weiße Musik eher aus den 80ern, Cyndi Lauper (Fader Gladiator lacht) paar Sachen, Duran Duran kann ich mir noch ein paar Sachen geben (Fader Gladiator: Achtung!)

Def Benski: Ich, für meinen Fall: Ich hör zuhause so Roots Reggae, Conscious Reggae und wenn ich dann mal ausgehe, dann gehe ich zur Pow Pow Movement auf einen Dance, Dancehall Musik, das ist meine Musik, die Musik, die ich mir gebe. Natürlich auch Rapmusik, aber die neuen Sachen kauf ich kaum mehr, da greif ich auf meine alte Platten zurück, aus den 80ern und Anfang der 90er.

Fader Gladiator: Ich sammle seit 15 Jahren Platten, habe jetzt ungefähr zehntausend und einen Anbau für meine Schallplatten. Ich würde sagen, so 30% davon ist Rap, also: Die wichtigen Platten habe ich alle und alles, was von ´80 bis `95 raus gekommen ist, habe ich auch. Aber im Prinzip bin ich für alles offen, denn ich muss ja immer neue Sachen einfließen lassen. Ich habe auch keinen bestimmten Musikstil, wo ich sage, der gefällt mir am besten. Je obskurer, teilweise, je kaputter die Cover, desto interessanter ist für mich das, was dann drin ist.

        

rap.de: Speziell bei dir, Tatwaffe, merkt man ja stark, dass du nicht diese „Früher war alles besser“- Mentalität hast, die ja teilweise unter HipHoppern stark verbreitet ist.

Tatwaffe: Bin ich ja froh, dass man das merkt.

rap.de: Was haltet ihr allgemein von dieser Mentalität?

Tatwaffe: Ist ja ein bisschen stehen geblieben, diese „Früher war alles besser“-Mentalität, ne? Man widersetzt sich halt dem Fortschritt – ob der Fortschritt immer positiv ist, ist eine andere Sache. Aber als Rapper sollte man mit der Zeit gehen. Denn es muss authentisch sein und gleichzeitig muss es auch aktuell sein. Du musst schon wissen, was um dich herum vorgeht. Ich find es auch wichtig, dass Musik gehört wird. Wenn man Musik macht und sich selber ernst nimmt und gehört werden will, dann sollte man auch dafür sorgen, dass es gehört wird. Das heißt, man muss schon wissen, was die jungen Leute von heute denken, was in ihnen vorgeht. Man darf halt einfach den Kontakt zur Jugend nicht verlieren. Ich glaube, viele von den Leuten, die sagen "Ach, früher war alles viel besser, da gab es dies nicht, da gab es das nicht, dafür gab es das …", die sind halt irgendwo stehen geblieben und haben gesagt "Ne, ich möchte nicht, ich möchte so bleiben, wie ich war". Aber ich bleibe lieber, wie ich bin und wie ich bin, entwickelt sich immer weiter.

rap.de: Heutige Rapmusik ist ja stark vom Gangstarap geprägt…

Tatwaffe: Ja, dank mir und "Gangstaville", möchte ich noch einmal drauf hinweisen, ohne mich wäre das nie hoffähig geworden. Aber kein Ursache, Jungs.

rap.de: Euer Mafia-Image – ist das was authentisches oder eher ein Bild?

Fader Gladiator: Die Frage war jetzt, ob wir dem organisierten Verbrechen angehören und das dir jetzt im Interview erzählen, oder was? Man spielt ja auch mit Bildern. Und das, was wir mitbringen, ist vielleicht eine soziale Herkunft, ich bin Italiener, ich kann mit dem Image spielen. Aber natürlich sind wir das nicht. Aber du hast doch gesagt „Mafia“, wir sehen einfach nur uniform aus mit schwarzen Anzügen …

Tatwaffe: Ich habe das immer als Familienimage gedeutet.

Fader Gladiator: Ist es ja auch, genau.

Tatwaffe: Die Familie lässt halt nicht zu, dass jemanden aus der Familie etwas passiert. Aber das ist auch eine Frage, die kann ich so, darf ich so gar nicht beantworten. (Lachen) Ich schweige lieber. Andere Leute können da gerne irgend etwas erzählen.

 

rap.de: In dem Song „Ihr wisst wie ihr heißt“ auf eurem neuen Album „Goldene Zeiten“ sprecht ihr das Dissen an, das ja schon immer eine wichtige Rolle im Hip Hop gespielt hat, aber teilweise ziemlich lächerlich geworden ist, bzw. manchmal auch fatale Folgen hatte.

Tatwaffe: Ja, darum geht es ja in dem Song, genau.

rap.de: Was könnt ihr dazu noch sagen?

Tatwaffe: Der Song sagt eigentlich ziemlich viel. Einmal ist er natürlich an die gerichtet, die mich oder uns "Die Firma" gedisst haben, aber – wie ich schon sage – sie wissen, wie sie heißen, da muss ich sie nicht nennen. Ich mache ungern Werbung für Leute, die mich nicht mögen. Wenn man sich persönlich kennt und sich dann disst, dann ist das eine Sache, Probleme müssen aus der Welt, da muss man drüber reden, darf man auch drüber rappen. Aber wenn man sich nicht kennt und jemanden scheiße findet und dann darüber ein Lied macht, nur weil man selbst keinen Namen hat oder um sich ins Gespräch zu bringen, weil das alles ist, was noch funktioniert bei den Leuten, dann ist es halt wirklich kindisch, muss man einfach so sagen, das ist Kindergartenkacke. Wenn man jemanden nicht mag, dann hat man mit der Person einfach nichts zu tun. Man kann immer noch höflich sein, aber man hat mit den Leuten einfach nichts zu tun. Wenn es soweit kommt, dass man eine Auseinandersetzung hat, dann klärt man die doch auf der Straße, dann macht man doch keine Musik darüber. Das ist ja auch irgendwo eine feige Art. Mittlerweile ist es einfach ein Verkaufsargument geworden, jemanden zu dissen und da machen wir nicht mit. Mein Gott, ehrlich, ich bin ein erwachsener Mensch und stehe im Leben und genieße das Leben und dann brauche ich das nicht, dass ich irgendwelchen Leuten erzähle, wie scheiße sie sind. Ich find schon extrem viel Rapper scheiße, aber wie gesagt, ich würde auch nie Werbung für die machen, indem ich jetzt die Namen nenne, das ist einfach paradox. Aber bei manchen, kein Ahnung … Viele Leute, die jetzt nach kommen, bei denen ist ja klar, die haben es vorgemacht gekriegt und machen es nach, weil sie sehen, es hat irgendwie funktioniert. Die waren dann mal in einem Bericht im Fernsehen oder in der Zeitung, weil sie gedisst haben, dann machen wir das auch, vielleicht klappt das bei uns auch. Das kann ich verstehen. Da muss man halt bei den Leuten anklopfen, die damit angefangen haben und das groß aufgebauscht haben und sich ein Image aufgebaut haben. Die haben halt echt Fehler gemacht. Aber was soll’s, mittlerweile nimmt es ja auch keiner mehr ernst, wenn sich Leute dissen, dann is dat so. Irgendwann ist es auch kein Verkaufsargument mehr, weil die Leute wissen: es ist nur Musik.

          

rap.de: Ich sehe es auch so, dass es da meistens eher um kommerziellen Erfolg geht und damit komm ich zur nächsten Frage: Diese Kommerzialisierung wird ja oft kritisiert. Was sagt ihr dazu?

Tatwaffe: Ja, das Hip Hop kommerziell ist, … Ist die Frage, wie du das meinst. Ob du damit meinst, dass sich ein Künstler verkauft, um Platten zu verkaufen, in dem Sinne, dass er nicht mehr macht, was er will, sondern das, wo er denkt: Das sollte ich machen, weil ich so Platten verkaufe. Oder ob – wie bei uns – jemand macht, was er liebt und was er schon immer gemacht hat. Du wirst keinen Unterschied zwischen unserem ersten Album und dem neuen bemerken, in dem Sinne, dass wir wirklich viele Themen anschneiden – unter anderem auch Liebe. Bei uns ist es halt so: Wir machen Musik und haben damit Erfolg, sind kommerziell erfolgreich, aber deswegen sind wir nicht "kommerziell", in Anführungsstrichen. Solang die Leute das machen, was sie lieben, wünsche ich jedem auch kommerziellen Erfolg.

rap.de: Damit hast du mir schon die nächste Frage beantwortet: die Frage, wie Songs wie „Die Eine“, das ja kommerziell ziemlich erfolgreich war, und dann andererseits Lieder wie „Scheiß auf die Hookline“, das gegen Pop und Kommerzialisierung gerichtet ist, wie die zusammen passen.

Tatwaffe: Ja genau, im Endeffekt geht es nur darum, dass jemand authentisch ist, dass er das macht, was aus seinem Leben kommt. Und da „Die Eine“ keine erfunden Geschichte ist und ich nicht einfach gesagt habe: "Ich schreibe jetzt mal einen Lovesong, vielleicht wird das ein Hit", sondern es halt ein Text war, der aus mir raus musste, geht das in Ordnung. Aber die meisten Leute haben das ja auch so gesehen.

rap.de: Das wurde viel in Foren diskutiert und kritisiert.

Tatwaffe: Ja, klar, das gibt es ja immer, gerade in Foren. Die ganzen Internet-Hater sind ganz vorne mit dabei, wenn es darum geht, irgendwas schlecht zu reden. Die reden mich schlecht, die reden Bushido schlecht, die reden Sido schlecht, die reden sogar Eißfeldt schlecht. Da ist egal, was für eine Musik das ist, du wirst immer genug Leute finden, die das hassen und die gerade im Internet ihr Maul aufreißen. Die Leute, die du auf der Straße siehst, sind meistens die, die nicht im Internet sind. Die sagen es mir direkt ins Gesicht und haben, glaub ich, nicht einmal ein Computer zuhause. Nichts gegen das Internet, aber es ist einfach so, dass es da relativ einfach ist, seine Meinung zu hinterlassen und sich auch hinter dem Computer zu verstecken. Ich hoffe, das ändert sich auch irgendwann und es gibt vielleicht irgendwann ein Bewusstsein bei der Internet-Community dafür, dass man ganz klar sagen muss, wer man ist und warum man was scheiße findet und nicht einfach nur schreibt: "Ist scheiße, fand ich schon immer scheiße, blablabla…"

 

rap.de: Ich habe ja ein bisschen in den Foren rumgelesen und da wurde auch oft deine Zusammenarbeit mit DJ Tomekk kritisiert …

Tatwaffe: Hoch gelobt! (Lacht)

rap.de: Hoch gelobt auch, stimmt, zum Teil.

Tatwaffe: Zum Teil, ja. Soll ich dazu was sagen?

rap.de: Ja …  wenn du dich rechtfertigen musst.

Tatwaffe: Nein, rechtfertigen muss ich mich nicht, aber ich kann es gerne zum hundertsten Mal erklären. Kurupt – das neue Dogg Pound Album "Dogg Chit" ist übrigens wieder super geil, alle reinhören, alle kaufen am besten, damit die Jungs auch leben können – Kurupt ist immer einer meiner Favorite MCs gewesen, schon vom ersten Dr. Dre „The Chronic“ Album, seit dem halt, wo ich ihn zum ertsn Mal gehört habe. Und er wurde immer besser – bis heute. Damals habe ich bei Tomekk den Track gehört, „Gangtsaville“ nur mit Kurupt, „Gangstaville“ ist ja ein Begriff, den er, Snoop Dogg und Nate Dogg geprägt haben. Ich habe den Track gehört und habe gesagt, „Tomekk, du musst mir den Track geben!“ Tomekk meinte: „Ja, ne, ich kann ihn dir jetzt nicht mitgeben“ und ich: “Gib ihn mir mit!“. Dann er so: „Ja, komm … ich weiß ja, was für ein Fan du bist … hier!“ Da war von einem Album oder so noch gar nicht die Rede, da war es gerade noch in seinem Entstehungsprozess. Ich habe das Ding zuhause gehört und habe noch in der gleichen Nacht einen 16er geschrieben, hab die Hook geschrieben und hab Tomekk am nächsten Tag angerufen: „Check mal deine Email!“. Dann hat der Tomekk das gesehen und meinte „Ja, geil! Hook ist auch geil, wer singt das?“ und ich so: „Ja, ich hab so einen Kumpel, G-Style aus Köln“ und er: „Wenn du sagst, er ist gut, bring ihn mit!“ Zack! Verstehst du? Da war nichts mit „Wir machen Geld“, ich hab das Lied geliebt, hab mein Teil dazu getan, G-Style hat eine geile Hook gesungen, Tomekk hat überhaupt keine Probleme gemacht, sondern war immer sofort „Lass uns machen!" Hauptsache machen, das ist Hip Hop: machen! Der Song ist geil geworden, ich hab Kurupt kennen gelernt und es war eine der besten Erfahrungen meines Lebens. Deshalb gibt es da nichts zu rechtfertigen, sondern ich kann allen nur erzählen, ich würde es jederzeit wieder tun. Mir ging es nur um die Musik und das war es auch.

         

rap.de: Wegen solchen Sachen scheint ihr oft widersprüchlich und es stand auch in eurem Pressetext „DIE HipHop Band der Widersprüche“.

Fader Gladiator: Sind wir auch. Wenn du mich jetzt zu diesem Lied fragen würdest, würde ich was ganz anderes antworten. Wir lassen ja auch in der Band andere Meinungen zu, der Geschmack ist total verschieden.

Tatwaffe: Er meint damit, dass es auch nicht sein Lieblingslied ist.

Fader Gladiator: Ne!! (Lachen) Aber es ist auch gar kein Problem für mich, dass er das macht.

Tatwaffe: Bei so Sachen verweise ich immer gern auf das erste Album: „Spiel des Lebens, Spiel des Todes“. Wir haben von Anfang an … Im Titel unseres Albums ist der Widerspruch drin. Beziehungsweise … es ist kein Widerspruch. Leben und Tod sind kein Widerspruch, sondern sie gehen Hand in Hand. Für andere sieht es vielleicht so aus, als wäre es ein Widerspruch. Aber bei uns ist das Leben das Thema und da sind Widersprüche vorprogrammiert, aber im Endeffekt gehört doch alles zum Leben dazu.

Fader Gladiator: Also, ab dem Moment, wo eine Band funktioniert, weil alles zusammenpasst, ist sie so langweilig und interessiert mich auch nicht mehr, auch bei anderen Leuten. Es ist ja grad gut, wenn etwas nicht zusammen passt und widersprüchlich ist.

Tatwaffe: Die gleichen Fragen musste sich Nas übrigens jetzt bei der Promo zu seinem neuen Album anhören: warum er denn so widersprüchlich ist, warum er Lieder macht, die Mafioso-Stil sind, warum er übers Kiffen redet, warum er dann aber gleichzeitig darüber redet, wie scheiße es in Afrika ist und dass den Menschen geholfen werden muss. Aber das macht ja einen Künstler aus, dass er sich nicht auf ein Thema begrenzt, sondern zeigt: "Ich habe viele Facetten, viele Charakterzüge und alles zusammen macht mich aus. Und wenn ich darüber reden will, rede ich darüber." Und das ist bei uns nicht anders.

 

rap.de: Mal was anderes. Ihr habt ja früher viel mit den Brüdern Rick Ski und Future Rock zusammen gearbeitet. Geht da noch was?

Tatwaffe: Also, Future Rock habe ich einmal zusammen geschlagen, der ging mir so auf die Eier! (Lacht) Nein.
Fader Gladiator: Aber ich habe mit Rick Ski zwei Mixtapes gemacht. "Ramba Zamba 1" und "Ramba Zamba 2", Schlagermixtapes.

Tatwaffe: "Ramba Zamba 2" ist gerade jetzt raus, oder?

Fader Gladiator: Gemacht haben wir es 2003, aber jetzt ist es raus gekommen, ja.

Tatwaffe: Auf jeden Fall total durchgedreht. Kann ich jedem empfehlen, total daneben. Geil!

Fader Gladiator: Und Future Rock ist jetzt in Frankfurt und macht halt mehr so Instrumentalmusik, weil er, glaube ich, keine Lust mehr auf die Rapsachen hat. Oder die haben, glaub ich, das neue LSD Album grad raus gebracht – aber auch Jahre später, das haben sie auch vor drei vier Jahren schon vor gehabt.

Tatwaffe: Und Rick Ski kommt alle zwei Monate bei mir zuhause zum Essen vorbei – ist jetzt kein Witz! Man ist auf jeden Fall in Kontakt. (Fader Gladiator: Man isst halt gerne) Ist halt ein waschechter Hip Hop Typ, Mann! Der ist ein DJ und legt immernoch auf, wenn er die Möglichkeit hat. Letztens war er mit Stylewarz irgendwo in der Schweiz und hat aufgelegt.

Fader Gladiator: Beim Skifahren

Def Benski: Ich werde demnächst auch wieder mit ihm zusammen arbeiten.

Tatwaffe: Siehste!

rap.de: Was genau?

Def Benski: Wenn er auflegt, dann unterstütz ich ihn, wird dann eine Riesen-Party.

Tatwaffe: Hosting sozusagen.

        

rap.de: Du hast auf deiner Myspace Seite geschrieben, dass du vorhast, mehr Reggae zu machen. (Tatwaffe: Ist ja interessant!) (Lachen) Gibt es da etwas konkretes?

Def Benski: Ja – außerhalb der Formation „Die Firma“ (Tatwaffe: Ja, vielen Dank!) (Lachen) Hab ich ja vorhin schon erwähnt, dass das meine Musik ist, die ich auch höre und konkret hab ich jetzt vor, dass ich zur nächsten Karnevalssaison, die am 11. im 11. ja wieder anfängt, eine Hymne dazusteuern möchte, die auch jüngeres Karnevalpublikum mag und da ist ja auch auf meiner Myspace Seite so ein Song „Funke opjepass“. Das war auch der Auslöser des ganzen.

Tatwaffe: Hast du es gehört?

rap.de: Ja.

Def Benski: Verstanden aber nichts? (Anmerkung: Es ist auf Kölsch)

rap.de: Nein. (Lachen)

Tatwaffe: Geht auf jeden Fall ab, ne?

Def Benski: Ja, da bin jetzt auch so dabei. Aber normale Lieder auf Hochdeutsch gibt es dann auch, bin ich auch gerade am Schreiben. Es ist einfach so: es macht mir Spaß.

Fader Gladiator: Da musst du jetzt aber anfangen. Die fangen dann ab November an, durch die Säle zu ziehen.

Def Benski: Im September treff ich mich mit … du weißt schon. Und dann wird besprochen.

Tatwaffe: Mit Herbert Grönemeyer und BAP und Bläck Fööss

Def Benski: Ja, ja, ja. (Lachen)

 

rap.de: Es klingt also ganz so, als wolltet ihr nicht in nächster Zeit aufhören mit Musik machen?

Fader Gladiator: Ich glaube, du hörst irgendwann auf, Musik zu verkaufen, aber Musik machen: wenn du damit groß geworden bist, dann wirst du es wahrscheinlich immer, das ganze Leben lang machen. Dass du es verkaufst, glaube ich eher nicht. Irgendwann hast du auch keine Lust mehr dazu, es macht kein Sinn mehr.

Tatwaffe: Das ist jetzt bei ihm so. (Lacht)

Fader Gladiator: Musik verkaufen? Du kannst bald keine Musik mehr verkaufen, weil man alles im Internet runterladen kann.

Tatwaffe: Achso ja, das ist natürlich auch ein Argument. (Lachen) Ne, ne, aber ein, zwei Alben werden wir schon noch machen.

Fader Gladiator: Wenn die Zeit nicht schneller ist.

Tatwaffe: (Lacht) Also, drei Songs sind schon fast fertig in meinem Kopf, eins wird es auf jeden Fall noch geben – das wir auch verkaufen.

         

rap.de: Schön. Habt ihr noch eine Message für die rap.de Leser?

Tatwaffe: Mir fällt nur der Spruch ein, den ich damals für den rap.de-Sampler gemacht habe: „Ihr checkt es eh, die Firma ist auf rap.de / Und wir bleiben Bestseller wie Sex und Schnee!“ Ansonsten kann ich jedem nur empfehlen, in „Goldene Zeiten“, unser neues Album, rein zu hören und sich drauf einzulassen. Es sind 21 Stück, es ist eine lange Reise, aber es sollten für jeden ein paar Stationen sein, wo er sagt: „Ah ja, hier war ich mal“ oder: „Da wäre ich auch gern“. A’ight!