Hecklah & Coch

Das Jahr 2006 neigte sich dem Ende zu und es war für uns an der Zeit, auf das folgende Jahr zu blicken. Auch aus diesem Grund trafen wir uns Ende Dezember in unserm Büro mit Hecklah & Coch, die nach 2jähriger Albumabstinenz bald wieder ein neues Album veröffentlichen wollen. Dabei kam es zu folgendem Gespräch:

rap.de: Fangen wir mal mit einer naheliegenden Frage an: euer Name leitet sich von der Waffenfirma Heckler & Koch ab. Hattet ihr diesbezüglich wie z.B. Smiff`n Wessun schon mal juristische Probleme?

Zem: Nein, wir haben sogar den Namen, was Musik- und Tonträger angeht, in unserer Schreibweise schützen lassen. Die Waffenfirma hat ja nur für ihre Sparte, also Waffen, die Rechte, und deswegen hatten wir bis jetzt noch keine Probleme.

Sylvestah: Beziehungsweise haben sie auch die Rechte für Klamotten und wir dürfen deswegen den Namen auf unseren T-Shirts oder so nicht ausschreiben. Aber ansonsten haben wir keine Probleme.

rap.de: Ihr kennt euch schon seit eurer Kindheit und seid seit zehn Jahren im Musik-Business. Hat eure Freundschaft da nie darunter gelitten?

Sylvestah: (lächelt) Die Freundschaft nicht, aber manchmal bekommt man sich ein bisschen in die Haare. Aber ich denke, dass das normal ist, wenn man viel miteinander zu tun hat, oder?

Zem: Vor allem wenn man zwei, drei Wochen hintereinander im Studio ist, gibt es natürlich auch Meinungsverschiedenheiten, aber die Freundschaft ist deswegen nicht in Gefahr. Das muss auch so sein, damit wir zusammen Musik machen können.

rap.de: Um das mal gleich aufzugreifen. Wie lange wart ihr denn für das jetzige Mixtape „Konnektionz Vol. 1“ im Studio?

Zem: Unsere eigenen Tracks haben wir innerhalb von zwei, drei Wochen fertig gemacht. Immer zwischendurch gechillt, dann sind wir wieder einen Tag hingefahren, haben geschrieben und aufgenommen. Die anderen Songs haben die Leute bei sich aufgenommen und wir haben es dann in einer Nacht-Session zusammen mit DJ Loody gemixt. Die Arbeitszeit für das Mixtape betrug insgesamt zwei, drei Monate, denn es hat natürlich immer ein bisschen gedauert, bis die Leute ihre Sachen geschickt haben, da sie ja auch viel zu tun haben. Kennt man ja (lächelt).

rap.de: Auf dem Mixtape sind viele Rapper aus diversen Teilen Deutschlands vertreten. Wie kam denn der ganze Kontakt zustande?

Zem: Viele Leute kannten wir schon vorher durch das Business, z.B. MOK hatte uns damals gefragt, ob wir Bock haben, mit ihm zusammen was zu machen. Oder Kaisa kenne ich, da er mit mir auf mehreren Schulen war.

Sylvestah: Und dann sind auch einige dabei, mit denen wir schon immer was machen wollten, die aber auf unserem Album keinen Platz mehr gefunden haben.

Zem: Was die eher unbekannten Rapper angeht: manche kannten wir natürlich schon länger, aber die meisten sind uns bei Shows oder im Internet wegen ihres Talents aufgefallen, und wir haben sie dann gefragt, ob sie Lust haben etwas für unser Mixtape beizusteuern. Stichwort myspace.

rap.de: Gutes Thema. Seid ihr denn da auch regelmäßig aktiv, wenn euch Fans schreiben? Antwortet ihr denen dann direkt oder habt ihr soviel zu tun, dass ihr es gar nicht macht bzw. schafft?

Sylvestah: Wenn die Zeit da ist, machen wir das natürlich immer. myspace ist ja mittlerweile auch das zweite Emailpostfach für jemanden, der Musik macht. Wir haben da gute Besuchszahlen und es macht Spaß, sich da mit den Leuten zu unterhalten…

rap.de: Ihr macht das auch selber? Es gibt ja auch Künstler, die da jemanden für haben?

Zem: Das ist unterschiedlich. Wir haben da auch unsere privaten Accounts, aber unser Manager Tom hier (Anm. der. Red.: sitzt daneben) macht auch viel. 


rap.de: Euer Mixtape ist ja eher ein Mixtape im klassischen Stil, bei dem die Songs ineinander übergehen. Warum habt ihr das so gemacht bzw. wolltet ihr das bewußt so machen?

Sylvestah: Dazu muss man erstmal sagen, dass wir so viele Künstler wie möglich auf dem Mixtape haben wollten, weswegen die einzelnen Lieder auch immer so kurz sind. Wir wollten das auch möglichst schnell machen, weswegen wir auch die Ami-Instrumentals genommen haben. Wenn man eigene Beats nimmt, kann man gleich ein neues Album machen.

Zem: Das Mixtape dient eigentlich auch nur zum Anfüttern für unser neues Album. Wir hatten seit 2005 keinen Tonträger mehr draußen, nur Sampler- und Feature-Beiträge. Es ging auch darum, es besonders abwechslungsreich zu gestalten, also dass immer nur ein 16er kommt, höchstens noch eine Hook und dann der Übergang zum nächsten Track. Wir wollten es randvoll packen, was uns auch gelungen ist: 74 Minuten, eine normale Albumlänge. Und dabei haben wir 54 Tracks. Außerdem sollte man es auch von Anfang bis Ende hören und nicht nur einzelne Tracks herauspicken.

rap.de: Du hast es gerade angesprochen. Sind das nur Ami-Beats oder sind da nicht auch ein paar eigene Instrumentals dabei?

Zem: Könnte vorgekommen sein (lächelt).

rap.de: Warum sind die dann nicht extra im Booklet aufgeführt?

Zem: Wir haben von den meisten keineCredits bekommen, wussten also auch nicht, wie das Lied heißen soll. Für die meisten haben wir uns dann auch den Namen des Songs ausgedacht. Wir hatten denen auch vorher gesagt, dass sie Ami-Beats nehmen soll, damit es einheitlich ist. Im Endeffekt sind jetzt aber auch zwei, drei eigene Beats mit drauf. Man hört aber, dass sie auf jeden Fall mit den Ami-Beats mithalten können. Und deswegen fällt das nicht auf.

rap.de: Mir ist aufgefallen, als ich in die CD reingehört habe, dass die Beats sehr southlastig sind. War das gewollt oder kam es zwangsläufig zustande, da sich die Leute die Beats selber aussuchen konnten?

Zem: Das ist ja momentan auch Mode, also kommt aus den Staaten rüber. Wir machen jetzt auch verstärkt mehr solche Tracks. Die Leute haben sich das aber alle selber ausgesucht, da die Wahl des Instrumentals frei war. Wir haben nur darauf geachtet, dass nichts doppelt vorkommt, was auch nicht ganz gelungen ist. Aber bei 54 Tracks ist das auch schwer. Im Grunde genommen war das der Geschmack der Künstler selbst.

rap.de:  Ihr habt eben gesagt, dass dieses Mixtape auch nur der Vorreiter zu eurem Album sein soll. Sind aber trotzdem noch weitere Mixtapes geplant oder ist das vom Erfolg des ersten Mixtapes abhängig?

Zem: Es gibt definitiv einen zweiten Teil. Auf den meisten Flyern heißt es auch "Vol.1", was aber auf der CD selber nicht steht. Wir empfinden das generell als gute Idee, so etwas zu produzieren. Was auch daran liegt, dass es nicht so aufwendig ist, ein Mixtape herzustellen, da viele Leute daran beteiligt sind und selber ihre Arbeit leisten müssen. Eigentlich haben wir geplant, so etwas halbjährlich nebenbei rauszubringen, um eben vielen Rappern so ein Medium zu bieten, sodass sie zeigen können, was sie können und wie ihr aktueller Stand ist. Kein Track der Leute, die  auf diesem Mixtape gefeaturet sind, ist älter als drei Monate.

rap.de: Auf der CD ist das jetzt nicht so ersichtlich. Ihr wart ja bis vor kurzem noch bei Rawzone, aber über welches Label habt ihr diese CD rausgebracht bzw. habt ihr sie einfach selber rausgebracht?

Zem: Genau, wir haben dafür nur einen Vertrieb. Die Arbeit bei unserem neuen Label beginnt erst mit dem neuen Album, an dem wir auch gerade heftig arbeiten. Und da es fertig war bzw. in Arbeit, bevor wir offiziell unterschrieben hatten, haben wir es über unsere eigene kleine Produktionsfirma, eben mit Vertriebsanbindung, rausgebracht.

Tom: TVT hat es auch gepresst.

rap.de: Dann lasst uns mal auf euer neues Label zu sprechen kommen: TVT Europe. Ihr seid in Deutschland ja die ersten, die bei ihnen unter Vertrag genommen wurden. Wie kam es dazu?

Zem: Unser Vertrag bei Rawzone lief aus und wir haben ihn auslaufen lassen, da sie uns nicht mehr die richtigen Strukturen bieten konnten, um einen Schritt weiterzugehen. Für das neue Album, was damals schon in der Bearbeitung war, hatten wir verschiedene Angebote und haben mit verschiedenen Leuten gesprochen, Universal, Sony BMG und eben auch mit TVT. Und deren Angebot hat uns im Endeffekt am meisten zugesagt, da es ein Indie-Label ist, und wir so alle Mitarbeiter schnell kennen gelernt haben und gemerkt haben, dass die sich auch wirklich alle mit HipHop beschäftigen. Somit werden wir nicht von Leuten promotet, die sich nebenbei auch um die Killerpilze kümmern. Sie sitzen hier in Berlin-Mitte um die Ecke, wir haben einen guten Draht zu ihnen und natürlich hat das Angebot auch finanziell gestimmt.


rap.de: Wo du gerade die finanzielle Seite ansprichst: könnt ihr allein vom HipHop leben oder habt ihr noch andere private Verdienste?

Zem: Man muss immer nebenbei etwas machen, aber mittlerweile ist es nicht mehr nur Taschengeld wie früher, sondern mehr, da man sich ja nach zehn Jahren auch nicht nur von Trockenbrot und Wasser ernähren möchte. Das ist ja bei den meisten Rappern so in Deutschland. Und mit den neuen Strukturen und dem neuen Label machen wir einen krassen Fortschritt.

rap.de: Du hast ja auch erwähnt, dass euch Rawzone nicht mehr die Strukturen geboten hat. Aber steckt hinter Rawzone nicht Rhymez & Prok

Sylvestah: Also, das sind nicht direkt Rhymez & Prok; es sind ja eigentlich nur zwei Produzenten, die früher sehr erfolgreich waren und Pop-Sachen gemacht haben.

Zem: Die haben uns damals ein Forum mit ihrem Studio und ihrem Strukturen, die sie hatten, geboten. Rhymez & Prok und wir waren die einzigen Künstler da. Vorher war auch mal Lisi da, die mittlerweile bei Four Music ist. Wo die Jungs ihr nächstes Album machen, ist noch nicht ganz klar. Da müsstet ihr sie selbst fragen. Für uns war es einfach an der Zeit, einen Schritt weiterzugehen und das Label zu wechseln.

rap.de: Also war es kein persönlicher Grund, dass ihr euch getrennt habt?

Zem: Nein, gar nicht, wir sind immer noch down mit den Produzenten

Sylvestah: An einem Teil unseres jetzigen Albums, das über TVT rauskommen wird, haben sie auch noch mitgearbeitet.

rap.de: Euer Label TVT ist der europäische Ableger von dem Label von z.B. Lil Jon. Kann man da erwarten, dass eine Kollege aus Amerika auf dem neuen Album dabei sein wird?

Zem: Wie du sagst, haben sie Künstler wie die Ying Yang Twins oder Lil Jon, aber TVT Europe hat auch noch ganz andere Sparten, die sie bedienen, z.B.  Rock, Crossover, Alternative oder auch viele Künstler aus Großbritannien. Wir sind natürlich gewillt mit anderen Leuten zusammenzuarbeiten, aber, was das Album angeht, soll es auch eine Überraschung sein…

rap.de: O.k., wer hat denn noch außer den ehemaligen Rawzone-Leuten produziert?

Sylvestah: P-Dog haben einen Track gemacht, Shuko ist drauf. Das war es eigentlich schon

Zem: Und ich habe einen Beat selber beigesteuert.

Sylvestah: Genau, aber grundsätzlich haben wir von denen geschöpft, auf die wir uns schon immer verlassen haben, da uns ihre Arbeit gut gefällt. Deswegen gibt es keinen Grund, das zu ändern.

Zem: Obwohl 80 Prozent des Albums von ihnen produziert wurden, hört man das nicht. Es ist überhaupt nicht einseitig, sondern, was die Beats angeht, sehr vielfältig. Wir haben South-Beats, die nach Vorne gehen, aber auch klassische Sachen dabei. Es wird auf jeden Fall sehr abwechslungsreich.

rap.de: Und was die Features angeht, kann man da aus dem deutschsprachigem Raum schon welche erwähnen?

Tom: Erwähnen kann man keine (lächelt).

Zem: Es sind Berliner drauf, andere deutsche Rapper und selbstverständlich unsere Leute: Rhymez & Prok und BK, unsere Entdeckung, den wir fördern wollen. Mehr sagen wir erstmal nicht (lächelt).

rap.de:  Was kann man ansonsten noch von Hecklah & Coch in der Zukunft erwarten?

Zem: Kinofilme wollen wir erstmal nicht drehen (lacht).

Sylvestah: Man kann aber viel erwarten, da in nächster Zeit viel passieren wird, auch was die Promo angeht. Da lassen wir uns selber überraschen, denn auf so einem Level waren wir ja selber noch nicht. Da müssen wir erstmal gucken, ob das klappt oder wie das klappt. Wir hoffen natürlich das Beste. Wir wissen ja auch von den Feature-Gästen und das Album wird auch jeden Fall Bombe

Zem: Wir wollen es auch vertiefen, mit Leuten zusammenzuarbeiten, denn das ist in der Vergangenheit immer ein bisschen zu kurz gekommen. Unser Album, samt Video und Single, wird kommen, dann das zweite Mixtape. Es wird natürlich bei anderen Gruppen und Künstlern wieder Feature-Beiträge geben. Wir haben viel geplant.

rap.de: O.k., dann Danke für das Interview und wir wünschen euch viel Erfolg für euer Mixtape und das Album. Wollt ihr den Lesern noch etwas sagen?

Zem: Hört euch das Mixtape an. Da sind einige Talente drauf, die auf keinen Fall zu kurz kommen sollten. Also, reinhören, auch wenn man den einen oder anderen nicht kennt. Ansonsten hört das Album, denn das wird auf jeden Fall ein Knaller.