Azad & Sti

Vor einigen Monaten landete das dritte Album von Azad, „Der Bozz“, auf dem Index und musste somit vom Markt genommen werden. Nun ist „Der Bozz“ wieder zurück, in einer neuen, innovativen Verpackung und mit einem neuen Gesicht. Die Remix-Idee machte schnell ihre Runde, die ganze Szene ist auf das Resultat gespannt. In der Zwischenzeit sind Azad und Sti am Ziel angekommen, am 8.12.06 wird „Der Bozz“ wieder erhältlich sein. Wir wollten mehr über die Hintergründe des Projekts erfahren, das Gespräch mit den beiden wollen wir euch nicht vorenthalten.

rap.de: Wie hast du damals reagiert, als „Der Bozz“ auf dem Index gelandet ist?

Azad: Ich war sehr verwundert, vor allem weil das Ganze nach so langer Zeit passiert ist und das meine ersten Songs waren, die auf dem Index gelandet sind. Ich hatte nicht damit gerechnet, war wirklich sehr überrascht, aber es hat mich nicht wirklich geärgert. Ehrlich gesagt hatte ich keine Ahnung, ob ich mich ärgern oder freuen sollte. „Ist das jetzt was Gutes?“, solche Fragen habe ich mir anfangs gestellt. Mein Eindruck war immer, dass eine Indizierung den Künstlern noch einen zusätzlichen Hype gibt, anstatt dass es ihnen Abbruch tut. Im Nachhinein finde ich die Angelegenheit aber halb so schlimm, von dieser Indizierung halte ich absolut nichts, da sie in meinen Augen keinen Sinn ergibt. Nach einiger Zeit bringt man die Platte einfach wieder auf den Markt und die Indizierung hat dazu auch noch zur Promo beigetragen. Aus dem Grund habe ich die Sache mit Fassung getragen und mir keinen Kopf gemacht.


 
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: Welche Zeilen gaben den eigentlichen Ausschlag für die Indizierung?

Azad: Das kann ich nicht genau sagen. Indiziert wurden aber die Songs „Judgment Day“ (feat. Warheit) und „Blackout“. Die angebliche Gewaltverherrlichung war vor Gericht ausschlaggebend, zu dem Gerichtstermin bin ich allerdings nicht erschienen. Soll ich denen sagen, dass die alle dumm sind? Ich habe es mir unterdrückt und bin der Verhandlung fern geblieben.

rap.de: Am 8.12.06 wird das Remix-Album von „Der Bozz“ veröffentlicht. Was war der Anlass für dieses Projekt und wer ist auf diese Idee gekommen?

Sti: Das Album „Der Bozz“ ist bekanntlich auf dem Index gelandet, nicht gerade vorteilhaft, wenn man mit einem Produkt auf dem Markt präsent bleiben will. Daher mussten wir uns etwas einfallen lassen. Die besagte Idee mit dem Remix-Album hatten wir schon länger, allerdings war diese Geschichte ursprünglich für „Game Over“ geplant. Mein persönliches Ziel war es schon immer eine Visitenkarte, mit der ich mein Potenzial unter Beweis stellen kann, auf dem Markt zu haben. Wer aber genau auf die Remix-Idee kam, kann ich leider nicht mehr genau sagen. Jedenfalls haben wir uns aber dann auf „Der Bozz“ konzentriert, da die Platte eben vom Markt genommen wurde, wir das Album aber irgendwie wieder für den Verkauf freigeben wollten. Natürlich gab es auch noch einen weiteren Grund, warum wir und schließlich für „Der Bozz“ entschieden hatten. „Game Over“ verfügt über fast 20 Tracks, „Der Bozz“ lediglich über 10 Songs, und daher ließ sich das Ganze schneller und leichter remixen.

 rap.de: Was ging dir durch den Kopf, als die Idee mit dem Remix-Album konkretisiert wurde?

Azad: Ich habe mich richtig gefreut über diese Idee. Der eine oder andere Beat kann nach zwei bis drei Jahren den Hörer langweilen, somit konnte das Gesamtprodukt nochmals aufgefrischt werden. Allgemein war die Erfahrung eine ganz neue für mich, aus diesem Grund war ich auch sehr gespannt. Im Nachhinein war auch alles viel komplexer, langwieriger und schwieriger als wir es uns vorgestellt hatten. Speziell für Sti war das Projekt mit mehr Arbeit verbunden als gedacht. Aber nun haben wir es geschafft und sind sehr stolz auf unsere Arbeit. Ich persönliche freue mich vor allem darüber, dass „Der Bozz“ wieder im Handel erhältlich sein wird. Meine Musik, insbesondere meine vier Alben, ist für mich ein Gesamtwerk, aber wenn ein Album nicht mehr erhältlich ist, dann ist schlichtweg ein Viertel meiner Kunst für die Leute nicht mehr zugänglich. Jetzt ist „Der Bozz“ wieder zurück und ein wichtiger Schritt  getan.

 

rap.de Mussten Azad und du über manche Instrumentals diskutieren, an manchen Stellen Kleinigkeiten verändern oder hattest du in dem Bezug vollkommene Freiheiten?

Sti: Azad hat nicht mehr alle Songs neu eingerappt, von daher gab es nicht so viele Abstimmungsschwierigkeiten. Ursprünglich wollten wir alles Lyrics neu aufnehmen, letzten Endes haben wir uns aber doch dagegen entschieden. Insgesamt hat Azad nur 4 Songs neu aufgenommen. Jonesmann hat die Hook von „Kopf hoch“ ebenfalls noch einmal eingesungen, um den Song bestmöglich abzurunden. Aber angefangen hat die ganze Sache mit 3-4 Remix-Skizzen, die ich für jeden Song angefertigt hatte. Also keine kompletten Instrumentals, sondern Grundideen, die verdeutlichen sollten, in welche Richtung das Endergebnis gehen wird. Daraus hat dann Azad jeweils seinen Favourite gepickt und ich am Anschluss den fertigen Remix jedes einzelnen Songs produziert.

rap.de: Einige Songs musstest du neu einrappen. Standst du überhaupt noch hinter dem Flow und allen Texten?

 Azad: Zu 100 Prozent, obwohl sich einiges mit der Zeit verändert hat. Im Moment geht mein Geschmack in eine ganz bestimmt Richtung. Ich will überall abspecken und alles genau auf dem Punkt haben. Früher wollte ich alles ausreizen und den krassesten Flow an den Tag legen, der Song „Blackout“ ist ein gutes Beispiel hierfür. „Der mieseste, agressiveste, realeste, deepeste, …“, das ist ein Flow, der nach Vorne geht und einfach unübertreffbar ist. Wie soll man das noch toppen? Mehr als ein Wort auf das Nächste zu reimen ist unmöglich. Damit hatte ich die Geschichte mit de Flow ausgereizt und mir folglich etwas anderes überlegt. Nun will ich abgespeckt und punktgenau in die Seele hineinarbeiten. Aber kurzgefasst, ich stehe immer noch hinter allen Texten. Ich bin stolz auf „Der Bozz“. Wäre es ein Album mit vielen schwachen Songs gewesen, dann hätten wir dieses Projekt auch nicht realisiert. „Phoenix“ und „Mein Block“ sind einfach unglaubliche Werke, da werde ich immer dahinter stehen.

rap.de: Welcher Track war dein Favorit auf „Der Bozz“? Welchen würdest du auf dem Remix-Album als Solchen bezeichnen?

Azad: Auf dem Original war es „Mein Block“, auf dem Remix-Album ist „Frankfurt“, einer der zwei exklusiven Songs, mein Favourite.

 

rap.de: Sti hat die komplette Remix-Platte produziert und zählt schon lange zu deinen Wegbegleitern. Wie würdest du euer Verhältnis beschreiben? Warum funktioniert eure Zusammenarbeit so prächtig?

Azad: In erster Linie bin ich ein Fan von Sti und seiner Arbeit. Er ist einfach einzigartig, macht die übelsten Beats, die mich vom Hocker hauen. Dazu arbeitet er zuverlässig wie ein Schweizer Uhrwerk, mischt seine Beats perfekt ab und lässt sie einfach perfekt klingen. Sogar andere Produzenten loben Sti für seine Arbeit und die Soundqualität. Eigentlich arbeite ich gerne mit allen Leuten zusammen, von deren Kunst oder Handwerk ich ein absoluter Fan bin…

 rap.de: Hast du darum auch Brisk Fingaz bei Bozz Music gesignt?

 Azad: Richtig! Mein Konzept ist es, aus Bozz Music das Dream Team von HipHop in Deutschland zu formen, natürlich aus meinem Gesichtspunkt betrachtet. Allgemein versuche ich die talentiertesten Künstler an Bozz Music zu binden, um die krasseste HipHop-Armee hierzulande zu bilden. Ich glaube, ich besitze das Talent andere Talente zu entdecken, um diese dann wiederum voll und ganz fördern zu können.

rap.de: Wie lange wurde insgesamt an diesem Projekt gearbeitet? Also vom Zeitpunkt der Idee bis zur Fertigstellung des Produkts?

Sti: Das ist schwer zu sagen, da ich währenddessen auch noch mit anderen Arbeiten beschäftigt war oder es im Allgemein zu zeitlichen Problemen kam. Grob über den Daumen kann man sagen, die Idee ist vor etwa drei Monaten entstanden, mit der Produktion, dem Mix und den Arrangements war ich dann über einen Zeitraum von zwei Monaten beschäftigt.

rap.de: Wurden alle Instrumentals extra für das Projekt produziert oder hast du auch ältere Beats verwendet?

Sti: Im Grunde genommen habe ich alles neu produziert. Bei den schon erwähnten Remix-Skizzen waren vielleicht zwei oder drei ältere dabei, bei denen ich dachte, da könnten die Vocals darauf passen. Letztendlich sind aber nur die ganz neuen Sachen auf das Album gekommen. Meine Hauptaufgabe war es ein einheitliches Album, das vom Sound und Flavour optimal zusammenpasst, zu produzieren. Somit war ich praktisch gezwungen alles neu zu produzieren, um nicht den Gesamtfluss der Platte zu stören.

 rap.de: Bei den Produktionen musstest du dich an gewisse Richtlinien halten (bpm-Zahl, Tonhöhe, Songstruktur). Hast du den Großteil selbst eingespielt oder auch gesamplet?

Sti: Das ist ein sehr wichtiger Punkt. Auf dem ganzen Album ist kein Sample verbaut; abgesehen vom Intro wurde alles von mir persönlich komponiert, sogar die Gitarren bis hin zum Piano selbst eingespielt. Das Resultat ist wirklich ein reines Beatprodukt. Es gab auch keinen Co-Producer oder irgendwas in dieser Richtung. Ich alleine bin für das musikalische Ergebnis verantwortlich.

rap.de: Mit was hast du produziert? Kamen auch Musiker zum Einsatz?

Sti: Eingespielt wurde das Meiste mit Plug-ins. Speziell für den Piano-Sound gibt es spezielle Plug-ins, die ich benutze. Darüber hinaus verwende ich noch spezielle Synthesizer, die Gitarre spiele ich selbst über den Verstärker ein und die Drums werden ganz normal auf dem PC programmiert. Da ich auf keine Hilfe angewiesen war, kamen auch keine Musiker zum Einsatz.

 

rap.de: Welcher Track war dein Favourite auf „Der Bozz“? Ist dir das Produzieren speziell bei diesem Song, oder auch bei anderen Liedern, schwerer gefallen, da du Befürchtungen hattest das Original nicht toppen zu können?

Sti: Mir persönlich fällt es richtig schwer einen Lieblingssong aus dem Album herauszuziehen. Bevor ich mich an die Arbeit mit der Remix-Platte gemacht habe, musste ich mir „Der Bozz“ einige Male durchhören, um in die richtige Stimmung zu kommen. Dabei habe ich dann realisiert, was für ein unglaubliches Album das Ganze eigentlich war. In meinen Augen ist es immer noch ein brandaktuelles Album, obwohl es schon vor über zwei Jahren auf dem Markt erschienen ist. Mit Songs wie „Mein Block“, „Phoenix“ oder „Kopf hoch“ hat Azad einfach den Vogel abgeschossen. Speziell bei „Mein Block“, den ich auch im Original gemacht hatte, machte ich mir kleinere Sorgen ihn nicht toppen zu können. Das Original kam bei vielen Leuten sehr gut an. Von daher konnte ich mir daher nicht sicher sein noch einmal einen draufzusetzen. Letzten Endes habe ich dem Song ein komplett neues Bild verpasst, und wie es bei den Leuten ankommt, werden wir in ein paar Wochen sehen. Allgemein wird es wohl darauf hinaus laufen, dass dem einen Hörer das Original von einem Song und dem anderen Hörer der Remix dieses Songs besser gefällt.

rap.de: Bekanntlich musstet ihr zwei Songs von der Platte runter nehmen, Dafür habt ihr nun zwei Bonus-Tracks hinzugefügt. Kannst du uns etwas über diese Songs erzählen?

Azad: Produziert wurden beide Songs von Sti. „Frankfurt“ feat. Warheit, der bereits schon erwähnte Song, ist in meinen Augen der beste Warheit-Song seit Jahren und ein Vorgeschmack auf das kommende Warheit-Album. Der Track wird einigen Leuten bekannt vorkommen, er ist nämlich bereits auf der „Chronologie“ von Jeyz erschienen. Ich persönlich wollte diesem Song mehr Aufmerksamkeit schenken, also habe ich ihn auf das Remix-Album gepackt. Allerdings wurde der Song ein wenig verändert, es gibt eine neue Hook und an manchen Details wurde ein wenig gearbeitet. Der andere Songtitel lautet „AZ Pitbull vs. Shmok Muzik“, da sagt der Titel alleine eigentlich schon alles aus. Die Jungs haben mich gedisst, das ist meine persönliche Antwort.
rap.de: Was ist euer erklärtes Ziel mit dem Projekt?

Sti: Mein persönliches Ziel war es von Anfang an, den Leuten eine neue Version von „Der Bozz“ zu bieten. Diejenigen, die das Album schon haben, die können sich das Album in einem neuen Gewand reinziehen und es auf eine andere Art und Weise aufs Neue erleben. Abgesehen davon hatte ich noch einen anderen Anspruch. Durch die Tatsache, dass ich das Album komplett produziert habe, befindet sich nun eine persönliche Visitenkarte auf dem Markt. Die Leute werden nun einsehen, dass ich in der Lage bin, ein einheitliches, harmonierendes und komplettes Album zu produzieren, und nicht nur einen einzelnen Banger.

Azad: Meine Erwartungen sind eigentlich schon erfüllt. Ich habe keine großen Verkaufserwartungen. Allein die Tatsache, dass das Album wieder erhältlich sein wird, macht mich glücklich und stolz. Die schon angesprochene Visitenkarte von Sti auf dem Markt ist natürlich auch ein wichtiger Schritt.
rap.de: Wie sieht es bei dir mit neuen Projekten aus? Was steht bei dir in Zukunft an?

Sti: An erster Stelle stehen die Bozz-Releases, insbesondere das Warheit-Album, das wahrscheinlich im März erscheinen wird. Im Moment arbeite ich noch am neuen Bozz-Sampler, welcher praktisch fertig ist, exakt wie das Album von Jeyz und die neuen Projekte von Jonesmann, da werde ich überall wieder vertreten sein. Ansonsten werde ich auch für andere Künstler produzieren, wie ich es auch schon in der Vergangenheit getan habe. Ich möchte noch keine Namen verraten, aber wir sind mit einigen Leuten in Kontakt. International wollen wir auch ein wenig Welle schieben, unsere Augen sind hierbei auf die USA und Frankreich gerichtet…

rap.de: …Booba?

Sti: Ja, richtig. Also wir stehen schon in Kontakt mit den Jungs, allerdings ist das nicht immer einfach. Die hatten damals schon Beats gepickt; allerdings wurde die ganze Sache dann doch wieder verworfen. Es ist einfach immer ein Hin und Her, man muss einfach geduldig bleiben. In den Staaten gibt es auch ein paar Kontakte, von denen wir uns viel versprechen, aber wir nennen erst die Namen, wenn alles unter Dach und Fach ist. Ansonsten stellt man irgendwelche Behauptungen auf, ist aber schließlich doch nicht auf dem Album vertreten. Das kann peinlich enden.

rap.de: Habt ihr noch Worte an die Leser?

Azad: Ich möchte mich bei allen Lesern bedanken, die Bozz Music unterstützen und bei uns in den Supporter-Club eingetreten sind. Ein Dank geht auch an alle Leute, die bei uns im Forum mit uns chatten, unsere Arbeit loben und auch immer wieder wichtige Kritik geben. Kurzgefasst bei allen Personen, die an uns glauben und an unseren Projekten rund um Bozz Music teilhaben.

rap.de: Vielen Dank für das ausführliche Interview!