Blumentopf

Als ich am späten Vormittag zum Blumentopf-Interview auf der Four Music-Dachterasse eintreffe, bin ich noch immer angeschlagen. Natürlich hatte ich mir fest vorgenommen, beim Grillen am Vorabend spätestens gegen 23 Uhr die Biege zu machen. Und natürlich war davon keine Rede mehr, als Bernie dazu überging, „den weltbesten Tequila“ zu kredenzen. Also bin ich unausgeschlafen-verkatert und schwitze von meiner Anreise per Fahrrad nach. Nicht gerade ideale Voraussetzungen, aber was soll bei einem Freiluftfrühstück mit dem Topf schon schief gehen? Natürlich nichts, wie sich nach wenigen Minuten zeigt. Man wirft einen Ball hoch, den die Jungs aufnehmen und so lange hin- und herspielen, bis man vergessen hat, was man eigentlich wollte. Dass das Ganze viel Spaß gemacht hat, werdet ihr ahnen – wir ersparen euch, jedes Mal in Klammern anzumerken, wenn irgendwer gelacht hat. Um zum Schluss der Anmoderation aber meinem Auftrag von der Band gerecht zu werden: Julia Schuster hat neue Visitenkarten. Darauf steht u.a. „BlumentopfMusikmaschine“. Laut Roger ist Blumentopf eine sehr empfehlenswerte Band. „Musikmaschine“ heißt ihr neues Album. Erfahrt nun vom Sample-Clearing beim Griechen, vom Oscar für ´s Lebenswerk, von Schu in der Rolle des Peter Manley und Sepalots Gefühlen für Monika Lierhaus

rap.de: Die Promoversion Eures Albums finde ich wegen der gelungenen Moderation sehr unterhaltsam, was bei Promos ja eher die Ausnahme ist. Ist das Tracklisting schon endgültig? 

Cajus: Nicht ganz, ein Song fehlt noch, aber das ist nun geklärt. Wir haben da ein Lindenberg-Sample benutzt, und das war natürlich gefährlich, denn der hätte das schon mitbekommen können.

rap.de: Das Album klingt für mich eh´ nach vielen Samples. Mich hat das etwas überrascht, weil sich bei euch abzuzeichnen schien, dass ihr dazu übergeht, mehr selbst einzuspielen. Musstet ihr viele Samples klären? 

Sepalot: Wir haben für „Mehr“ z.B. ein Sample geklärt, und ich glaube cooler kann man das nicht machen. Das haben wir bei einem Griechen bei einer Flasche Wein gemacht. Das Sample stammt von einem alten Münchner Musiker, der in den 70ern eine Latin-Band namens Sinto hatte. Deren Platten haben übrigens auch ´nen hohen Sammlerwert, es gibt Freaks, die die ohne Ende suchen. Der Mann war neulich auch bei unserem letzten Konzert in München und war ganz begeistert. Angeblich will er den Song nun auch wieder spielen – mit seinem Jazz-Trio. Generell haben wir viele Sachen, die wir selbst eingespielt haben, wie Samples verwurstet. Wir hängen einfach sehr an der Samplesoundästhetik.

Holunder: Wenn du „Du und Ich“ nimmst – das war ja auch ein sample-basierter Song. Die haben wir dann aber komplett durch eigene Sachen ersetzt.

Sepalot: Samt Streicherorchester.

rap.de: Wie – samt Streicherorchester? Habt ihr das einspielen lassen? 

Cajus: Ja, von ´nem Plugin.  

rap.de: Musikmaschine ist euer fünftes Album, eine Leistung, die im deutschsprachigen HipHop fast einzigartig ist. Ich würde sagen, ihr seid kurz vorm Oscar für ´s Lebenswerk. 

Roger: Das war unser einziger Antrieb.

Schu: Ja – wir wollen quantitativ alle übertreffen.

Holunder: Ja, wenigstens quantitativ.

Schu: Nee, mal im Ernst – es war ja nicht ganz sicher, ob es dieses Album überhaupt geben würde. Wir haben uns anfangs eigentlich nur getroffen, um zusammen zu jammen und Live-Band-mäßig Spaß zu haben. Aus der Zeit sind übrigens auch noch zwei Songs auf dem Album – „Chin Chin“ und „Horst“. Deren Instrumentals haben wir damals komplett selbst eingespielt. Wir haben dann gemerkt, dass wir „trotz“ vier LPs noch Spaß zusammen haben, und dass es auch immer noch etwas Neues für uns geben kann. Da haben uns die Instrumente eben auch geholfen. Es war uns auch wichtig, etwas Neues zu machen. Wir haben viele Songs begonnen, bei denen wir irgendwann gemerkt haben „Ja, das is cool. Aber mal ehrlich – das haben wir doch auf der zweiten Platte auch schon in der Art gehabt.“ So ist viel rausgeflogen.

Sepalot: Ich glaube, dass der Zugang über die Jamsessions extrem wichtig war, weil wir alle ein großes Bedürfnis hatten, anders an die Sache ranzugehen. Gerade „Gern Geschehen“ mussten wir uns richtig erarbeiten.

rap.de: Das also anstrengend war? 

Sepalot: Genau – das war relativ unlocker und anstrengend zu produzieren. Deshalb war es uns bei Musikmaschine wichtig, einen neuen musikalischen Zugang zu haben. Wir wollten mal alles über den Haufen schmeißen.  

 

rap.de: Einer meiner Favourites ist „Wie Soll Ich ´s Dir Erklären?“ [ein Song, in dem Roger einem Kumpel singend erklärt, dass „Deine Alte nervt“]. Wie passiert so was? 

Roger: Tja – wie soll ich dir das erklären? Eigentlich ging das relativ schnell. Ich hab´ zu hause den Beat gemacht, fand den geil, aber eben auch so nachdenklich schön. Irgendwann hatte ich dann diese Melodie im Kopf und die Idee zu der Zeile „Deine Alte nervt“ gab es schon länger – dieses „Ej – Du bist echt ok, aber deine Alte nervt halt langsam.“ Die Aufnahme auf dem Album ist übrigens auch die Aufnahme von mir zu hause mit ´nem Sure-Mic. Das macht natürlich voll Spaß – du ziehst das in zwei Stunden durch und zeigst es dann deiner Band. Zuerst habe ich es übrigens meiner Freundin vorgespielt, und sie dachte, es sei ein Liebeslied für sie, weil es ja auch so anfängt. Sie war dann erst mal etwas peinlich berührt und hatte diesen „Bitte nicht auf die Platte“-Blick drauf. Am Ende war sie dann sehr erleichtert.  

rap.de: Ich finde es auch sehr entspannt, dass auf der Platte viel Gesang ist und sie in eine leicht poppige Richtung geht. Sie klingt so, als hättet ihr einfach gemacht, worauf ihr Bock habt, ohne Euch von klassischen HipHop-Kategorien einschränken zu lassen. Da wirkt ein Song wie „Gute Musik“ dann fast etwas seltsam, weil ihr darin dann doch auf die aktuelle Szene eingeht. Ist das nicht etwas inkonsequent?

Roger: Nein, denn genau aus der Haltung „Wir machen einfach, worauf wir Bock haben“, ist der ja auch entstanden.

Sepalot: Außerdem zeichnet uns diese Position in der Szene ja auch aus und uns lag es schon am Herzen, das auf der Platte ganz klar zu vertreten.

Roger: Du wirst halt in jedem Interview gefragt „Was hältst Du von dem und dem?“. Am liebsten würde man meistens sagen „Eigentlich ist es mir scheiß egal, was die machen“. Wir haben in dem Song nun thematisiert, dass schon jeder machen kann, was er will, wir aber eben auch nicht ständig hören wollen, was wir tun dürfen.  

rap.de: Habt ihr schon das neue Dendemann-Album gehört? 

Roger: Nein, aber das Gute ist ja, dass wir es heute endlich mitnehmen können.

Sepalot: Ich kenne bisher nur einen Song – den, auf dem ich die Cuts gemacht habe.

rap.de: Wie heißt der? 

Sepalot: „Der Song, wo Sepalot die Cuts gemacht hat.“  

rap.de: Ihr sagtet gerade, es sei nicht von Anfang an klar gewesen, ob ein neues Album entsteht. Wann ist die Entscheidung, es doch zu tun, denn dann letztlich gefallen? 

Cajus: Mit der Anschaffung der Dartscheibe.

Schu: Das stimmt auch ein bisschen. Aber letztlich ist das eben so passiert, als wir bei den Jamsessions merkten, dass es wieder Spaß macht oder auf eine andere Art Spaß macht…

rap.de: Und wann kam dann die Dartscheibe? 

Sepalot: Was halt auch cool war, war die Nahost-Tour, die uns einen Monat Pause in der Produktionsphase gegeben hat. Einerseits hat uns all das, was wir da – positiv wie negativ – erlebt haben, als Band völlig neu zusammen geschweißt. Andererseits war es auch cool, die Sachen, die wir bis dahin aufgenommen hatten, nach der Tour mit einem gewissen Abstand anhören zu können. Dazu hast Du sonst kaum Gelegenheit. Meistens bist du sonst so nah an der Musik, die du machst, dass du sie nicht mal ansatzweise objektiv beurteilen kannst. Danach ging es ja dann auch erst richtig los.

rap.de: Ja, aber was hat es nun mit der Dartscheibe auf sich? 

Schu: Wir haben den Chorus von „Chin Chin“ gemacht, saßen morgens so um vier Uhr im Studio, wollten aber noch nicht nach Hause gehen. Also haben wir den Fernseher angemacht und da kam dann gerade Dart. Peter Manley und Collin Loyd waren an der Scheibe, wenn ich das mal so sagen darf.

Cajus: Die Namen wurden gleich übernommen.

Schu: Wir haben dann bis acht Uhr morgens Dart geschaut und dachten uns „Verdammt noch mal, wie geil ist das denn?“ Dann haben wir uns für zehn Uhr in ´nem Sportladen verabredet, haben ´ne Scheibe gekauft, uns um 12 Uhr ins Studio gestellt und erst mal 20 Legs geschmissen. Seitdem sind wir voll auf Dart. Das war auch gut, weil wir dann immer was zu tun hatten, wenn jemand aufgenommen hat. Wegen des Darts sind wir dann aber auch oft ins Studio, ohne die Absicht zu haben, Musik zu machen. Die Zeiten, in denen wir alle zu fünft in ´nem Kreis saßen und erwartungsvoll einen von uns angeglotzt haben, um mitzubekommen, ob das was Tolles raus kommt, sind nun ja auch vorbei.

Cajus: Ja, es war schon oft so „Treffen wir uns mal auf ein Leg“. Das war einfach ´ne Geheimwaffe, um mit dem Album richtig in Tritt zu kommen.

Roger: Und wer unsere Dartscheibe sieht, ist lange beeindruckt. Sepalot: Ja – wir haben die Doppel-20 richtig zerschossen.

Roger: Die steht raus wie Heu.

Holunder: Ich war ja viel auf der Uni und hab´ nicht so viel Dart geschmissen, aber meistens hab´ ich die Jungs bis zum Double-Out dann doch wieder eingeholt.  

rap.de: Und wer ist bei euch nun der Dart-König? 

Roger: Also Duffy Dart war ´ne Zeit lang eine Größe.

Cajus: Der Schuster hat das größte Finish…

Schu: Vor allem konnte ich einmal glänzen, als ich Besuch von HipHoppern aus Düsseldorf hatte, die sich das auch mal anschauen wollten.

rap.de: Das mit dem Dart oder was? 

Schu: Nee, meinen Rapworkshop. Naja, jedenfalls waren wir dann im Studio und haben geworfen. Ich brauchte noch vier, ziel aber auf die Doppel-Eins, weil ich es verplant habe, und treff die tatsächlich auch. Dann hab´ ich es gemerkt und dachte mir „Ach scheiße – wirfste halt noch mal auf die Doppel-Eins“. Dann hab´ ich die wieder getroffen und kam mir vor wie Peter Manley.

Cajus: Ja, darauf ist er an der gesamten Produktion der Platte am stolzesten.

Sepalot: Ja, aber Dart ist jetzt doch schon wieder irgendwie out.

Cajus: Schon, aber behandel das mal nicht so respektlos. Wir brauchen einfach ´ne neue Scheibe und dann kommt das wieder. Ich glaube zur nächsten Plattenproduktion wird es auf jeden Fall…

Sepalot: Nen Snookertisch…

Cajus: Klar, wenn die Platte gut läuft, gibt es ein oder zwei Snookertische, das ist klar.

Holunder: In dem entsprechend größeren Studio.  

rap.de: Gut, ich hab noch andere Themen, Monika Lierhaus zum Beispiel. Ganz großartig. Auch diese Verzögerung in der ersten Anmoderation, als sie selbst fast so ´ne Rapgeste gemacht hätte…

Sepalot: Die wurde immer lockerer. Ich bin seitdem großer Monika Lierhaus-Fan und würde sie auch gerne mal kennen lernen.

rap.de: Ja, aber die ist verheiratet. Die is´ ausm Geschäft. 

Sepalot: Schade, ich wollte sie wenigstens einmal zum Essen einladen.

Cajus: Ich glaube ja, dass die nach unseren Raportagen die Scheidung eingereicht hat…

rap.de: Ja, sie war ja auch so begeistert, als der Poldi sie gerufen hat. Vielleicht ist die Ehe doch nicht unanfechtbar. 

Cajus: Da war sie ganz schön angetrunken.

Sepalot: Ja, da war sie so richtig locker, das war echt geil. Außerdem hat Poldi ja gesagt, er habe sie gar nicht gerufen. Er meinte, er sei im Hotelzimmer gewesen und hätte sich gewundert, was die Moni da gerade erzählt.

Roger: A propos: Miroslav Klose hat uns in seiner Top-10 erwähnt, was ich sehr gut finde.

Sepalot: Es war einfach super geil, auf diese Art bei der WM dabei und ein Teil der Sache sein zu können. Das war unfassbar. Dadurch, dass das teilweise am Freitag Abend nach den Lottozahlen stattgefunden hat, hattest du natürlich das breiteste Spektrum an Leuten unter den Zuschauern, das du dir vorstellen kannst.

Roger: Bei uns im Gästebuch gab es sogar Leute, die meinten, ihre Mutter hätte es auch gut gefunden. Das ist natürlich ein Traum.    

Schu: Für uns war auf jeden Fall auch total cool, dass die deutsche Mannschaft so gut abgeschnitten hat. Wir haben da schreiend im Studio gestanden und gefeiert. Die Leute waren eh´ alle auf so ´nem Positiv-Film und das Spiel dann noch mal in unserer Raportage abfeiern zu können, war natürlich geil.

rap.de: Welches Spiel ist denn im Nachhinein Euer Lieblingsspiel? 

Sepalot: Argentinien

Schu: Ja, Argentinien. Da stehst du einfach auch ganz anders im Studio. Bei Equador war halt schon alles entschieden, und man hatte Spaß. Aber bei Argentinien haben wir halb vorm Fernseher gekniet und geschrien „Jetzt hau ihn halt rein“. Und nachdem er ihn reingehauen hat, hieß es dann „So – wir haben jetzt noch ´ne Stunde, lass uns in die Kabine gehen“. Und du sitzt dann so auf Adrenalin da und fängst an zu schreiben, das kannst du dir nicht vorstellen.

Sepalot: Eineinhalb Stunden später trifft man sich dann in ´nem Café und schaut auf einer Großleinwand bei der ARD genau das, was man vor 20 Minuten per E-Mail weggeschickt hat. Das war Wahnsinn.

Roger: Das war super krass. Normalerweise überlegst du eineinhalb Monate wegen der Single rum. Du holst Treatments für das Video ein, drehst das dann. Irgendwann wird es dann vielleicht sogar mal nachts von drei Leuten gesehen. Hier machst du einen Track in einer Stunde, und es sehen mit Abstand die meisten Leute ever. Vor allem ist es danach ja auch direkt vorbei. Du denkst dir dann nur „Übermorgen wieder  – oh Gott. Hoffentlich gewinnen die!“  

rap.de: Holunder – du hast dich im „Holunder Skit“ ja ziemlich aus dem Fenster gelehnt. Musste das mal raus? 

Holunder: Ja, der Ego-Aufpose-Film gehört schon zu Rap, und das kann auch mal Spaß machen. Ich will hier nicht persönlich werden, aber der Tenor zurzeit ist ja der „Man braucht kein Abitur“. Da finde ich es ok zu sagen „Wenn man schlau ist, ist schon auch cool.“

rap.de: Ja, schadet irgendwie nicht. 

Schu: Hab´ ich mir auch sagen lassen.

Holunder: Natülich ist das posig.

Roger: Der Wunder hat den Track ja allein aufgenommen, und wir haben den dann am nächsten Tag gehört. Ich dachte dann auch „Ach kuck mal, der Wunder – so ganz anders.“

Schu: Wenn Studentenrap, dann so.

Roger: Ja, sonst hörst du ja immer nur „Wir sind so geil aso

Schu: Ja, „Wir sind so geil dumm“.

Roger: Die Leute brüsten sich heute ja wirklich damit. Immer dieses „Hmm. Du bist so schlau und du hast es so leicht gehabt.“ Da denke ich mir doch auch „Du kennst mich doch gar nicht.“ Nur weil ich zwei Sätze geradeaus sprechen kann, bin ich doch nicht soo schlau. Wenn du mich in ´ne andere Szene stellst, würde keiner sagen „Ach ist der so schlau.“ In der HipHop-Szene bin ich dann der Studentenklugscheißer. Das ist doch Wahnsinn. Da kann dann einer, der wirklich was im Kopf hat, auch mal sagen „Ja, dann hab ich ´s halt. Vielleicht stell ich euch später mal ein, wenn ihr brav seid.“  

rap.de: „Die City Schläft“ hat mich atmosphärisch natürlich an „Nachschattengewächs“ erinnert. Habt ihr daran auch ein bisschen gedacht? 

Sepalot: Von der Thematik her ist es natürlich ähnlich, musikalisch aber doch sehr verschieden.

Schu: Ich finde es vor allem cool, dass das Instrumental so viel treibender ist…

Holunder: Bei mir persönlich ist „Nachschattengewächs“ auch einer meiner Lieblings-Deutschraptracks überhaupt. Wenn man da einen Vergleich zieht, finde ich das auch gar nicht schlimm.

rap.de: Der Song ist eben sehr filmisch, man kann sich das gut vorstellen… 

Sepalot: Durch das Tempo hat er halt auch etwas schwebend-treibendes.

Cajus: Schnell ist er eigentlich eher zufällig entstanden. Wir hatten den ursprünglich auf 96 oder 100 BPM-irgendwas programmiert und fanden das auch ganz cool. Roger hat den auf blöd dann einfach mal auf 180 hochgeschraubt. Da saßen wir dann und meinten „Des is richtich geil, da löschen wir noch zwei Bassdrums raus, und dann wird das ein hammer Ding“,

Roger: Eigentlich haben wir den Beat dann noch mal neu gemacht, aber den Grundgroove beibehalten und sind am Ende eben bei 159 BPM gelandet. Wir haben dann nachts auch noch den Chorus aufgenommen und irgendwie war das Thema eh´ von Anfang an klar.

Holunder: Und ich durfte nicht mehr mitmachen…

Roger: Ja, der Wunder war dann zu langsam. Das hat er halt von seinem schlauen Studentendasein.

Schu: Ich hab´ gleich ´nen Dummy aufgenommen, wie wir das nennen. Ich wollte einfach unbedingt dabei sein. Da nimmst du halt einfach 12 Zeilen auf, egal ob die es dann am Schluss auch werden oder nicht. Hauptsache, du hast schon mal was hingepackt und deinen Platz reserviert. Natürlich ist das dann nur „so ´ne Vorabversion“.

Sepalot: Ja ja, du hast so dein Handtuch über deinen Part gelegt….

Schu: Das ist schon ein Traum bei uns, wenn du über die Jahre so Arbeitsweisen mitverfolgst. So – „Boar, der Song wird richtig geil, aber heut´ bekomm´ ich es nicht mehr hin.“ Also schreibst du erst mal irgendwie 12 Zeilen und machst ´s dann später richtig.

Sepalot: Das kennzeichnet auch so etwas die positive Competition, die wir in ´ner fünfköpfigen Band haben.

Schu: Ja, da ruft man auch schon mal den Kollegen an, ob er sich zum Grillen treffen will und erscheint dann selbst nicht, damit man im Studio seine Ruhe hat.  

rap.de: Bei „Lass die Show“ habt ihr ja Clueso dabei… 

Roger: Es war plötzlich einfach klar, dass Clueso den Chorus singen muss. Den Dummy hatten wir schon, aber er hat ´s dann noch mal um 30% besser gemacht. Das war krass, gerade mit den Flächen. Es wird sowieso immer krass, wenn jemand ins Studio kommt, der so ist wie er. Der kommt nicht nur und sagt irgendwann „Ok, ist halt so aufgenommen, den Rest schneidet ihr dann schon.“ Der kommt um 21 Uhr und dann sitzt du eben auch bis um 7 Uhr in der Frühe da und es geht ab.

Sepalot: Um das abzukürzen: Mit ´m Clueso zusammen zu arbeiten ist ein Traum.

Schu: Ja, es sei denn, er fängt um 5 Uhr morgens an, die Hi-Hat zu verschieben.  

rap.de: Haben die Strophen von „Lass die Show“ eigentlich einen realen Hintergrund?

Holunder: Beim Roger und beim Flo sind die auf Leute bezogen, die wirklich existieren.

Schu: Deshalb hab´ ich auch zehn Seiten für den ganzen Part geschrieben. Das war halt ein Freund aus dem Freundeskreis, mit dem es Streit gab, und so ein Part muss dann ja auch Bestand haben. Der wusste schon was los ist – es ist also nicht so, dass ich über die Platte Bescheid gebe. Wenn ich dann aber darüber rappe, muss ich am Ende auch sagen können „Ja – genauso isses aber.“. Da machst du dir dann halt ganz andere Gedanken, weil es nicht nur um Flow und Reime geht. Wenn du den Typ vor Augen hast und der Beat auch noch so scheiß schnell ist, dann wird es richtig schwierig.