Prinz Pi und Biztram

Prinz Pi, the Artist formerly known as Prinz Porno, einer der wenigen verbleibenden Themenrapper, hat sich nach seiner zeitweisen Abwesenheit schon im letzten Jahr wieder zurück gemeldet. Vom Comeback geht er nun mit leicht abgeändertem Namen in die Offensive über, um der deutschen Rap-Welt einmal mehr zu beweisen, dass seine Fähigkeit, große Inhalte in durchschlagendem Flow umzusetzen, weiterhin seinesgleichen sucht.

Seit 4. August steht die 6-Track EP "Instinkt" im Handel, am 22. September wird es mit dem Album "Donnerwetter" den großen Nachschlag geben. Mittlerweile arbeitet Pi schon seit einiger Zeit mit Biztram zusammen, der den Rap des Prinzen mit der passenden musikalischen Unterstützung untermalt. Die beiden informieren euch im Interview nicht nur über ihre "Hassliebe", auch zum neuen Label No Peanuts, den altbekannten Verschwörungstheorien, russischem Rap und natürlich der Politik, soll nichts verheimlicht werden.

rap.de: In den letzten Jahren gab es einige Verwirrung um dich. Warum hast du mit rappen aufgehört und dann doch wieder angefangen?

Pi: Ich hatte keine wirkliche Lust mehr auf diese HipHop-Szene und das ganze Rap-Ding, weil mich das einfach total angekotzt hat. Die Leute waren mir bis vor kurzem einfach viel zu engstirnig. Es war immer so, dass ein Rapper auch gleich den richtigen "Rap-Look" haben musste, mit dicken Baggy-Hosen und Caps. Wegen mir kann ja jeder rumlaufen, wie er will, mit XXXXXL-Style oder sonst was. Aber die Leute haben sich dadurch gleich eingebildet, sie wären die extrem "echten" Rapper und wenn man nicht so aussieht, dann ist man auch kein Rapper.

rap.de: Sicher war dir dadurch auch der allgemeine Umgang ein Dorn im Auge…

Pi: In dieser HipHop-Szene existiert einfach viel zu viel Neid. Keiner gönnt dem anderen Erfolg und dauernd gibt es diesen kindischen Beef. Wenn Mick Jagger sagen würde, er fand das letzte Aerosmith-Album nicht so cool, würde es deshalb auch keinen Beef zwischen den Stones und Aerosmith geben. Im HipHop ist das eben so, die Leute fühlen sich andauernd auf den Schlips getreten, jeder denkt, er wäre der King und die anderen nur Toys.

rap.de: Gab es noch andere Gründe für dich, mit dem rappen aufzuhören?

Pi: Ich hatte zu der Zeit auch viele private Umstrukturieungen -wie man so sagt-, mit Uni und Freundin und so weiter. Dadurch hatte ich dann auch einfach keinen Bock mehr, Musik zu machen. Das hat einfach zu viel nervigen Stress mit sich gebracht.

rap.de: Warum hast du dich doch wieder entschlossen, weiter zu machen?

Pi: Ich habe dann irgendwann wieder gemerkt, dass ich einfach so unheimlich viele Texte im Kopf hatte und einfach schreiben musste, obwohl ich es eigentlich gar nicht wollte.


 

rap.de: Ist das Verhältnis zu den anderen Ex-Mitgliedern noch freundschaftlich?

Pi: Mit den meisten Leuten ist es sogar besser denn je, zum Beispiel mit Kick, der ja damals der Beatfabrik Produzent war. Er war auch die Achse, wo sich damals alles getroffen hat. Unser erstes Studio war bei ihm zu Hause, heute ist er der Geschäftsführer von unserem Label. Genau wie Coes, unser  2. Geschäftsführer, der auch zum Ende der Beatfabrik quasi mit dabei war. Mit Sash, der früher für das Merchandise verantwortlich war, arbeiten wir auch noch zusammen – er macht Touren und so. Auch mit Kobra habe ich noch viel zu tun, mit den anderen Mitgliedern haben wir uns leider etwas aus den Augen verloren, wie das oft so ist im Leben.

rap.de: Hast du dich jetzt von "Porno" in "Pi" umbenannt, weil das besser zu deinen Inhalten passt? Du hast ja nie wirklich Pornorap gemacht…

Pi: Der Name Prinz Porno hat halt immer suggeriert, dass man diese Porno-Inhalte hätte. So gesehen, habe ich das ja noch nie gemacht, der Name hat sich dann auch immer mehr zum Problem entwickelt. Viele Leute wollten sich erst gar nicht mit der Musik auseinandersetzen, weil sie einfach keinen Bock auf diesen standardmäßigen Berlin-Film. Einige Musikredakteure haben uns unsere CDs ungeöffnet zurück gesendet und gemeint: "Wir haben jetzt genug von diesem Porno-Rap-Kram, wir hören uns das gar nicht erst an".  Dann haben wir uns gesagt, wenn der Name anders gewesen wäre, hätten die sich damit auseinander gesetzt.

 

rap.de: War der Name auch ein Problem, eine größere Fanbasis aufzubauen?

Pi: Ja, gewissermaßen war er das – aber deshalb habe ich ihn nicht geändert. Viele Fans sind zu mir gekommen und meinten: "Das ist wirklich hammer Musik, aber wenn es mir nicht ein Freund gezeigt hätte und ich das nur im Laden unter Porno gesehen hätte, wäre ich nie darauf gekommen, mir das anzuhören, dabei ist es so hammer"

rap.de: Fiel es dir schwer, dich jetzt umzubenennen?

Pi: Nein, in meinen Songs habe ich mich auch schon seit Beginn ab und an Pi genannt und auch meine Kumpels nennen mich schon lange so. Deshalb war es eigentlich für uns nichts neues.

rap.de: Deine neuen Sachen erscheinen über No Peanuts. Erklär doch mal kurz, wie ihr euch gegründet habt…

Pi: No Peanuts war im Endeffekt ein logisches Ding. Ich stand, als ich wieder angefangen habe Musik zu machen, vor der Entscheidung, welchen Weg ich gehen wollte. Man hätte auch zu einem Major gehen und sagen können: "Das ist ein gewachsener Künstler mit einer gewachsenen Fanbase, wir wollen jetzt wieder etwas rausbringen". Darauf hatte ich aber nicht so viel Lust, da das auch einige Einschränkungen mit sich bringt. Natürlich bekommt man am Anfang auch viel Geld und kann teure Videos drehen, was bei uns jetzt nicht so einfach möglich ist, trotzdem habe ich mich für den anderen Weg entschieden. Und bei einem Major kümmern sich die Leute in der einen Woche um dich, in der nächsten Woche hypen sie jemand ganz anderen. Bei uns ist das besser – wie sagt man bei Sopranos? Family Business.

rap.de: Wie ist eure Konstellation, wer gehört alles zu No Peanuts?

Pi: Das sind alles Leute, die ich schon ewig kenne, wie gesagt Kick und Coes, die schon zu Beatfabrik-Zeiten am Start waren. Ich würde sagen, dass Coes sich mehr um geschäftliche Dinge kümmert, und Kick ein bißchen sowas macht wie Künstlerbetreuung oder Creative Managment. Das Gute ist: Wir können das machen, worauf wir Lust haben. Bisher eher in einem kleinen Rahmen, aber es ist einfach eine super Mannschaft, die Leute arbeiten den ganzen Tag hart an unserem Erfolg. Wir wissen, dass wir ganz pathetisch gesprochen unsere Träume verwirklichen und deshalb sind wir motivierter, als wenn wir bei einem Major unter Vertrag wären. Wir kennen uns seit Jahren, vertrauen uns und ziehen unser Ding durch.

rap.de: Und wie lange arbeiten Biztram und du schon zusammen?

Pi: 2 Jahre etwa…Unsere ersten gemeinsamen Veröffentlichungen hatten wir auf "Guess Who’s Back On The Streets". Da hatte ich gerade wieder angefangen zu rappen. Die aufgenommenen Songs wollte ich eigentlich gar nicht rausbringen, aber alle Leute meinten, "das ist cool, das ist hammer, bring das doch wieder so undergroundmäßig raus". Genau das haben wir dann auch gemacht. In der Zeit habe ich mich auch gerade nach neuen Beats umgesehen und bin über meinen alten Freund Markus Staiger an eine CD mit Beats von Biztram rangekommen. Der erste Beat, der mir da richtig gut gefallen hat, war der für den Song "Würfel". So haben wir uns dann kennengelernt und auf Anhieb gut verstanden. Wir sind beide unendlich von uns selbst überzeugt und arrogant und völlig irre (lacht). Dann haben wir eben zusammen den Plan geschmiedet, gemeinsam Musik zu machen und…

Biztram: …die Welt zu übernehmen. (lachen)

Pi: Genau. So haben wir uns kennen gelernt und das ist jetzt so eine Hassliebe zwischen uns, aber das sind ja sowieso immer die tiefsten und innigsten Lieben. Nein mal im Ernst: Unser Plan ist es, zu dem ganzen Schwachsinn da draußen ein viel bessere, viel coolere, viel intelligentere Alternative zu bieten.

rap.de: Wie sehen eure Labelziele in Zukunft aus?

Pi: Natürlich wollen wir an die Spitze, das will ja jedes Label. Wir wollen die Musik rausbringen, die wir selbst gerne machen. Wir haben den Anspruch, dass unsere Musik einer gewissen Qualität entsprechen muss. Wir wollen nicht von irgendeinem Scheiß möglichst viel veröffentlichen. Wenn wir die Musik dann durch die Releases selbst finanzieren können, wäre das schonmal die erste gute Sache, denn es kostet ja allein auch viel Geld, Musik auf professioneller Ebene zu machen.

rap.de: Wie wollt ihr die deutsche Szene beinflussen?

Pi: Wir wollen die Leute dahin bringen, dass wir dem deutschen HipHop ein bisschen den Drive in Richtung anspruchsvollerer Musik geben. Sowohl musikalisch als auch textlich. Bei Biztram ist es so, dass er absolut nichts machen will, was schon mal da gewesen ist. Bei mir ist das textlich so ähnlich. Ich will nicht über solche "Themen" reden, wie "ich bin krass und die anderen sind weniger krass" oder "ich hab mehr Bräute und die anderen haben weniger Bräute". Das finde ich ziemlich langweilig. Wenn man das auf eine lustige Art und Weise rüberbringt, kann das natürlich auch seinen Charme haben, aber persönlich interessiert mich das nicht mehr so sehr.

 

rap.de: Das sind sicher auch eure Kriterien für andere Künstler, die ihr unter Vertrag nehmen wollt oder schon habt…

Biztram: Ja, No Peanuts sollte schon eine Basis für eine neue Art von Musik sein. Andere verfolgen das Konzept, dass wenn einer gut ankommt, alle Kumpel mitgezogen werden und den Fame durch die Hauptfigur bekommen.

Pi :Ein Beispiel wären 50 Cent und G-Unit. Da kommt einer an, der diesen Gangsterrap unheimlich gut macht und dafür auch ein riesiges Talent hat. Der zieht dann seine 10 Kollegen mit, die irgendwie alle das gleiche machen, nur eben nicht so gut. Oder einfach eine andere Facette vom gleichen Thema beleuchten.

Biztram: Die starten dann mit nach oben. Dadurch, dass dann von dieser einen Richtung unheimlich viele Leute präsent sind, wird der Zuhörer unheimlich auf diese eine Art gepolt und die bleibt im Kopf. Deshalb ist es sehr schwierig, sich jetzt mit etwas neuem durchzusetzen, weil andere Sachen mittlerweile von vielen Zuhörern als der Sound von HipHop gesehen werden. Wir kommen jetzt mit diesem neuen Sound und müssen damit am Anfang sicher unheimlich kämpfen.

Pi: Aber wenn wir gewinnen gehört uns alles…

rap.de: Also soll das Ganze auch untereinander breit gefächert werden?

Biztram: Wir hatten die Möglichkeit jetzt jemanden zu signen, der war so ähnlich wie Pi, nur nicht so gut. Den haben wir dann bewusst nicht genommen, damit wir nicht noch einen zweiten Pi im Boot haben, damit die Leute nicht sagen: "Guck mal, die scharren Leute um sich, die so ähnlich sind wie ihr Aushängeschild.“ Bobidze, den wir gerade gesignt haben, bedient wieder ein ganz anderes Publikum, ich bin zwar musikalisch dabei, aber würde textlich auch wieder in eine völlig andere Richtung gehen.  Wir versuchen in jeder Kategorie jemanden zu signen, der richtig krass abgeht, anstatt von einer "Sorte“ Rapper ganz viele.

Pi: Man kann das auch wunderbar mit Essen vergleichen. Wir wollen eben nicht jeden Tag eine Pizza haben, sondern heute was Chinesisches und morgen etwas Indisches. Es wäre auch künstlerisch nicht gerade sinnvoll, wenn wir alle über das gleiche rappen würden. Wir würden uns dann wahrscheinlich nur gegenseitig loben, wie hammer wir sind. Es ist einfach besser, wenn jeder etwas eigenes macht.

Biztram: Dadurch entwickelt sich jeder einzelne auch besser. Ich habe mich musikalisch etwas an Porno angepasst und produziere in diese Richtung. Er hat sich wiederum textlich etwas an mich angepasst. Da bekommt jeder nochmal eine neue Sicht der Dinge. Nichts ist langweiliger, als wenn sich jemand nicht mehr entwickelt.

rap.de: Was darf man in der Hinsicht von der neuen EP "Instinkt" und dem Album "Donnerwetter" erwarten?

Biztram: Das neue Album ist ein wunderbarer Kompromiss zwischen allem. Es werde alte Sachen aufgegriffen, wie etwa bei "Bonnys Ranch III", und es gibt auch viele neue Sachen.

Pi: Es gibt auch wieder Verschwörungs-Sachen, die ich ganz am Anfang oft gemacht habe, es sind auch abgedrehte Storys dabei, die LP wird sehr vielseitig. Man muss auch sagen, dass ich noch nie so lange an Musik gearbeitet habe. Es war auch noch nie so durchdacht, so rund und so oft überarbeitet.

Biztram: Das kann man sagen! (lachen)

rap.de: Wie viel Zeit hast du insgesamt dafür aufgewendet?

Pi: Man kann das nicht so einfach sagen, weil wir eben im letzten halben Jahr extrem viel daran gearbeitet haben. Auch schon vorher, aber eben nicht so fokussiert und so viel. Wir haben auch einige Tracks schon viel früher aufgenommen.

Biztram: Intensiv daran gearbeitet haben wir ca. ein halbes bis dreiviertel Jahr. Insgesamt ungefähr eineinhalb Jahre.

Pi: Ich glaube Biztram hier hat an manchen Tagen schon so 20 Stunden am Stück daran geschuftet… solche Tage sollten doppelt zählen!


rap.de: Es soll sich ja auch noch etwas ganz besonderes auf dem Album befinden…

Pi: Der zweite Teil der "Donnerwetter“ Doppel CD ist eine Art HipHop Hörspiel namens “Herr der Dinge”, ein ca. 45 minütiges Storytelling-Epos über den Aufstieg des Prinzen in 30 Akten. Ein musikalisch unantastbares, noch nie da gewesenes Meisterwerk, das komplett von unserem Hausproduzenten Biztram komponiert wurde. Da werdet ihr Ohren machen!…

rap.de: Kurz zur EP. Wie kommst du dazu ein Lied wie "Russendisko" zu machen? Kannst du etwas über Bobidze sagen, der auf dem Track gefeatured ist?

Pi: Es gibt ja dieses Buch "Russendisko" von Wladimir Kaminer. Das ist ja sehr bekannt. Es geht um die Russen, die hier in Berlin leben und die ganze Partyszene. Das war mein Einfluss dafür. Und Bobidze ist unser russischer Rapper, der auch sehr auf diese Dancehall- und Raggasachen steht. Wir wollten einfach einen Party-Mäßigen Track machen, der richtig abgeht und ein bisschen was lustiges über die deutsch-russische Connection erzählen. Der Track hat keine spezielle Message, es geht eben ums Party machen, aber auf ostblockmäßige Art. Ich hatte mal eine russische Freundin…

rap.de: Im Endeffekt auch wieder etwas neues, da russischer Rap in Deutschland ja auch noch nicht so etabliert ist…

Pi: Ich denke mit russischem Rap ist es hier zu Lande so ähnlich wie mit türkischem Rap. Die Russen oder Türken, die die Sprache sprechen, feiern es unheimlich. Für die Deutschen ist es natürlich nur bedingt interessant, was natürlich schade ist. Ich höre beispielsweise sehr gerne türkischen Rap und denke mir immer nur "Mein Gott, flowmäßig machen die uns hier aber ALLE platt“… nur verstehe ich leider nix…

rap.de: Wie wollt ihr Bobidze dann etablieren?

Pi: Bei Bob ist das so, dass er weiß, dass ihn hier nur die wenigen Russen verstehen, die dann aber auch extrem darauf feiern, dass es so was gibt. Darum versucht er durch einen besonders guten Flow und dadurch, dass er auch öfter den Flow wechselt, heraus zu stechen – wenn man seine Texte mal anhört, dann wechselt er echt alle 4 Takte…
Außerdem gibt es ja auch in Russland einen Musikmarkt, auf dem man Bobidze etablieren kann…
No Peanuts Empire.


 

rap.de: Du beschäftigst dich ja sehr ausführlich mit bestimmten Themen. Wie muss man sich das vorstellen, sitzt du den ganzen Tag in einer ruhigen Ecke und liest?

Pi: Bei mir ist es so, ich habe kein Fernsehen und kein Radio, darum lese ich halt wirklich relativ viel. Ich würde sicher gerne den ganzen Tag mit einem Buch in der Ecke sitzen, habe leider nur nicht die Zeit dafür. Ich arbeite ja eigentlich den ganzen Tag. Hauptberuflich bin ich Grafiker. Ab und zu gehe ich auch zur Uni und mache da was. Wenn ich abends noch die Zeit habe, dann lese ich vor dem Einschlafen noch kurz in einem Buch. Ich hätte gern mehr Zeit dafür. Ich lese auch sehr viel Zeitung, weil ich das Fernsehen blöde finde. Ich finde, wenn man nicht permanent für Input sorgt, kann man auch nicht viel Output haben, und den Hörern nichts interessantes erzählen.

rap.de: Eines deiner häufigsten Themen sind Verschwörungstheorien…

Pi: Die Sache mit den Verschwörungstheorien ist natürlich immer mit viel Augenzwinkern zu betrachten. Das ist auch nichts, woran ich jetzt wirklich glaube. Aber wenn man sich da mal etwas herausnimmt, wie etwa diese 23-Manie, dann fängt man auch irgendwie an, die Zahl überall zu sehen. Ich bin zum Beispiel am 23. geboren. Manchmal tritt man auf, guckt noch mal auf die Uhr und es ist plötzlich 23:23 Uhr, und all solche Sachen.

rap.de: Wer beherrscht die Welt wirklich?

Pi: Das ist schon ein ernstes Thema. Ich glaube, die Welt wird immer mehr von einer Oligarchie von gewissen Medien und Firmen beherrscht. Es werden Kriege im Interesse von irgendwelchen Konzernen geführt. Irgendwelche Firmen-Konglomerate haben mittlerweile so viel Medienmacht, die sie abrufen können, wo sich so viele Monopole gebildet haben. Früher gab es halt in Deutschland die Sache mit Springer, worüber sich jeder aufgeregt hat. Jetzt gibt es in Italien Berlusconi und in den USA den NBC-Konzern. Es ist schon sehr beängstigend, wenn einige, wenige Firmen den kompletten Medienapparat kontrollieren.

rap.de: Was würdest du an der momentanen Situation ändern, wenn du die Macht dazu hättest?

Pi: Ich würde irgendwie dafür sorgen, dass es zwischen den unterschiedlichen kulturellen Gruppen mehr Transparenz gibt. Es gibt derzeit krass verschobene Rollenbilder zwischen der muslimischen Welt und der Welt im Abendland, auf beiden Seiten wird einseitige Propaganda gegen die andere Kultur verbreitet. Außerdem gibt es meiner Meinung nach sehr viele ungerechte Kriege, wie zum Beispiel den Konflikt zwischen Israel und den Palästinensern, die sich seit Jahrzehnten auf grausame Weise gegenseitig angreifen. Niemand scheint diesen, eigentlich kleinen, Krieg wirklich schlichten zu können. Amerika schickt hunderttausende Soldaten in den Irak, wenn sie glauben, dass Erdöl könnte knapp werden. Aber für diesen Konflikt müsste auch endlich mal eine Eingreiftruppe her, dass finde ich wichtiger, als ein Krieg wegen ein paar Fässern Öl.

rap.de: Du trittst ja für Die Partei im September zur Wahl zum Berliner Abgeordnetenhaus an. Wie sieht euer Wahlprogramm aus?

Pi: Unser Wahlprogramm ist: "Baut die Mauer wieder auf" (lacht). Es ist im Endeffekt nicht so, dass ich ernsthafte politische Ambitionen habe oder meinen musikalischen Fame benutzen würde, um ernste Ziele durchzusetzen. Die Partei gehört zum Satiremagazin Titanic und startet öfters solche Verarschungsaktionen. Das ist im Allgemeinen alles eine große Verarschung. Es geht auch im Allgemeinen darum, irgendwelchen Unsinn zu veranstalten. Und dafür bin ich natürlich zu haben.

Anm.d.Red: Aufgrund einiger angeblich "unleserlichen" "ungültigen" Unterschriften, wurde die Listung von Prinz Pi überraschender Weise abgelehnt.


rap.de: Durch dein Grafikstudium, hast du dir ein festes Standbein, die Firma Pornographics, aufgebaut. Schränkt das deine Musik ein?

Pi: Als Künstler ist man meistens auf mehreren Ebenen aktiv. Für mich ist die Grafik das wichtigste. Ich verdiene gerne einige Euros extra mit der Musik dazu, aber als Grafiker will ich mein richtiges Geld verdienen. Ich würde aber auch gern in 10-20 Jahren noch Musik machen, aber derzeit kostet das mehr als es einbringt.

rap.de: Welche Art von Grafikarbeit machst du genau?

Pi: Mein Hauptding ist, Images von Leuten zu entwickeln, was nicht unbedingt nur mit Grafik zu tun hat. Wenn jetzt jemand ankommt, der eine Firma, ein Konzept oder eine Idee hat, sage ich ihm, wie er das textlich und visuell am besten präsentieren kann. Ich setze das dann mit den passenden Leuten grafisch um. Wir entwickeln auch Logos und Slogans, oder Claims, wie man heute sagt.

rap.de: Müsst ihr noch etwas loswerden?

Pi: Na ja, unsere Releasedates eben, sonst wurde ja alles gesagt. Ab 4. August steht die EP im Laden. Am 22. September kommt das Album als Doppel-CD und in der Premium-Edition, als 3-CD. Die Leute sollten sich das auf jeden Fall mal anhören und am besten natürlich kaufen…