Serk

Mit „Diss Mich Is Nich“ veröffentlicht Serk, Mitgründer und Hausproduzent des Berliner Labels Main Theme, dieser Tage sein zweites Studioalbum. Von dem weniger originellen Titel sollte man sich nicht abschrecken lassen, denn „Diss Mich Is Nich“ entpuppt sich als vielfältige und unterhaltsame Scheibe. Unterhaltsam war auch unser vor wenigen Wochen geführtes Interview, bei dem auch Serks Labelmates She Raw (Beauty & The Beats) und Zwang anwesend waren. Serk über seine neue Platte, seine Ausbildung zum Tontechniker und seine Aktivitäten als Soundtrackproduzent für die „Orgi Pörnchen“-Reihe. 
 

 

rap.de: Erzähl doch mal, wie es zu „Ohne Dich“ mit Godsilla kam – ein Song mit ´nem fetten Beat und einer „etwas anderen“ Textidee.

Serk: Wir saßen halt vollkommen vercrackt bei Orgi [King Orgasmus One, Labelinhaber von „I Luv Money“-Records] im Studio und dachten „Lass uns mal irgend was schreiben, wo wir auf der Bühne stehen, uns ankucken und dem Publikum erzählen können, wie geil wir sind.“ So ein gegenseitiges Eier-Schaukeln. Ich stelle es mir halt total cool vor, Godsilla auf der Bühne die Hand auf die Schulter zu legen und zu sagen „Alter – Du bist doch der Krasseste“, um von ihm dann zu hören „Nein, das bist du“. Und ehrlich gesagt hoffe ich, dass das Publikum danach denkt „Ihr seid beide die Krassesten!“.  

rap.de: Die Single „Ich Zähl Die Dunklen Tage“ ist ein sehr positiver Song. Woran liegt es deiner Meinung nach, dass in Berlin so selten jemand mal was Nettes sagt?

Serk: Im Moment hast du einfach den aggressiven Hype. Ich bin da auch nicht grundsätzlich dagegen. Ich unterscheide für mich Musik, die im Kopf greift und Musik, die im Bauch greift. Orgi ist für mich z.B. Mucke, die absolut im Bauch greift. Da denke ich nicht nach, sondern fühle einfach nur „Der Beat – terror! Geil!“. Ich finde aber trotzdem, dass man auch einen gewissen Anspruch an seine Sprache wahren sollte und schätze dieses ewige „Alles ist scheiße“ nicht so. Auch dieses Gangster-Zeug. Die größten Gangster, denen ich die Hand schüttel, sind trotzdem nett und ich finde, man kann das auch mal sagen. Auch die Zehlendorfer – das sind alles die übelsten Gangster, und ich frage mich halt immer „Woher?“. Ne Kastanienallee ist da ghetto, das geht für mich nicht klar. Man muss nicht unbedingt lügen, und wenn es mir gut geht, kann ich das auch sagen.  

rap.de: Der Song ja ein Reggae-Stück – wie findest du als Berliner Seeed?

Serk (lacht): Ich höre Seeed nicht gerne. Für mich ist „Dickes B“ eine der größten Beleidigungen an diese Stadt gewesen. Bei Seeed muss ich ganz ehrlich sagen: Wenn ich übelst hacke bin und mich so abgeschossen habe, dass ich selbst zu Seeed tanze, dann tanze ich zu Seeed. Wenn ich mir diese komischen Wörter anhöre, die da aneinander gepatscht werden, nur damit es sich reimt, empfinde ich das als Gemeinheit dem deutschen Sprechgesang gegenüber. Angenehm finde ich es, wenn die englische Stimme kommt – dann kann man das nebenbei hören. Aber das ist eben auch so ein Ding: Wenn du dich selbst mit Texteschreiben beschäftigst und dann jemanden hörst, der sich damit anscheinend nicht so beschäftigt, aber trotzdem den größten Erfolg hat, dann kommt in mir einfach der Hater hoch. Das ist Verrohung der Sprache, aber lassen wir das. Ich könnte mich jetzt in Rage reden. Falls die nächste Frage auf Patrice abzielt: Den finde ich auch ganz grauenhaft. Der hat die schwuchtelhafteste Stimme, die es gibt.  

rap.de: Das war nicht beabsichtigt.
 

Serk: Ich bin übrigens auch gar nicht so der Reggae- und Ragga-Hörer. Ich hab früher im Park Bob Marley-Sachen gespielt, weil man damit die Mädels beeindrucken konnte, aber das war es dann auch. Ich glaube, der Song ist auch eher aus dem Zweck heraus ein Reggae-Song geworden. Er soll eben mit dem Dunklen aufräumen.