rap.de: Wie läuft denn die Abstimmung mit dem Schnitt?
Kraans: Der Film wurde schon während des Drehs geschnitten, so dass ich recht schnell nach Drehende eine erste Komplett-Fassung hatte. Allerdings war die auch noch ungefähr 180 Minuten lang. Danach bekam ich dann zahllose gekürzte und anders geschnittene Versionen, bis es schließlich drei Wochen vor den endgültigen Abgabe noch mal ´nen Umschnitt gab. Ich habe sicher sieben oder acht verschiedene Versionen des Films gesehen, teilweise aber auch nur einzelne, geänderte Szenen neu vorgelegt bekommen. Da wird lange viel gekürzt, dann aber plötzlich auch wieder was neu eingesetzt. Im Prinzip ist das wie beim Arrangieren eines Songs, nur eben auf einem anderen Level.
rap.de: Du warst ja dann auch bei der Ton-Abmischung des Films dabei. Wie läuft das?
Kraans: Bei uns im Studio geht es zunächst mal damit los, dass die Score-Musik im Gegensatz zu den Hintergrundsongs in fünf Stereo-Päärchen abgezogen wird, damit die anschließend für ´s Kino surround gemischt werden können. Dafür müssen die Sounds getrennt werden, damit sie später im Raum wandern können. Die tiefen Sachen, die über ´nen Subwoofer kommen, kommen auf eine extra Spur, genauso Sachen, die von vorne, von den Seiten und von hinten kommen sollen. Danach ging es nach Dortmund in die Ruhrsound-Studios, wo die Hauptmischung gemacht wurde. Der geht die sogenannte Dialogmischung voraus, bei der die Synchronisation und die Nachsynchronisation gemacht wird. Der Film wird ja noch mal komplett neu eingesprochen, genau wie auch die gesamten Geräusche noch mal von einen Geräuschemacher nachgemacht werden, was man „Geräusche-Synchron“ oder „Foley-Mischung“ nennt. Das ist nötig, damit Du Geräusche und Dialoge auf unterschiedlichen Spuren hast, sie also trennen kannst. Das macht es z.B. möglich, den Film für ´s Ausland synchronisieren zu lassen. Bei der Hauptmischung werden die ganzen Hintergrundsongs dann auch mit Räumen versehen – wenn bei der Fickszene in der Jacht z.B. Boseboxen zu sehen sind, wird der Song halt so abgemischt, dass es nach kleiner Kajüte mit Boseboxen klingt.
rap.de: Es gab ja vor der Hauptmischung schon eine Testvorführung des Films in Berlin. Du hast den Unterschied zwischen der Version für die Testvorführung und der finalen Version ja dann selbst direkt mitbekommen. Wie stark wirkt sich die Mischung aus?
Kraans: Der Effekt ist unfassbar. Ich hätte nie gedacht, dass das so beeindruckend ist – gerade auch die Sounddesigner-Sachen. Als in dem Film z.B. jemand erschossen wird, haben sie die Atmo raus genommen – du hörst nach dem Schuss also keine Umweltgeräusche mehr. Dann wurden auf den Dialogen die Höhen abgesenkt und meine Musik kam nur noch im Bass, so dass du plötzlich das Gefühl eines Tinitus hast. Du fühlst Dich wie in Zeitlupe, auch wenn der Film im Normaltempo weiter läuft. Diese ganzen Kleinigkeiten machen den Film viel intensiver.
rap.de: Auf dem Soundtrack ist ein Song mit Mr. Complex und Edot aus New York – der einzige Raptrack, der im Film in einer Szene mit Ralf Richter in einem Bordell zu hören ist. Wie kam es dazu?
Kraans: Der Song entstand, als Complex und Edot in Deutschland gemeinsam mit Non Phixion auf Tour waren. Sie hatten ein paar Off-Days und kamen für die Kollabo extra nach Berlin. Wir haben zwei Tage zusammen verbracht und die Beiden haben bei uns im Studio gepennt. Der Song hatte ursprünglich auch ein anderes Instrumental, das zu der Puff-Szene aber nicht so gut gepasst hätte. Dafür passt der Text umso besser, wenn man genau hinhört. Also habe ich einen clubbigen Remix gemacht, der sich mit der Atmosphäre der Szene ideal ergänzt.
rap.de: Was hältst du von der aktuellen deutschen HipHop-Szene? Verfolgst du das Geschehen noch mit oder hast du dich ausgeklinkt?
Kraans: Nein, ausgeklinkt habe ich mich definitiv nicht. Ich habe zwar leider nicht mehr die Zeit, um zwei Mal pro Woche in den Plattenläden alle Releases auszuchecken, und viele Dinger, die ich dann doch mitbekomme, sagen mir nicht unbedingt zu. Aber gerade im Moment passiert ja doch Einiges, was Spaß macht – gerade in Berlin.
rap.de: Vielen Dank für das Gespräch.