Kraans de Lutin ist im Jahr 2006 da angekommen, wo viele HipHop-Produzenten hin wollen. Er hat den Soundtrack eines großen Kinofilms produziert: „Goldene Zeiten“, der am 26.01. startet, ist der dritte Langfilm Peter Thorwarths, der mit „Bang Boom Bang“ und Oliver Korittke eine Kleinkriminellen-Komödie mit Kultstatus geschaffen hat (checkt die Links für mehr Info rmationen über Peter Thorwarth und den neuen Film).
Irgendwann einen „richtigen Soundtrack“ zu machen ist für viele Beatschmiede ein erklärtes, zumeist aber unerreichbares Ziel. Zwar tauchen immer wieder einzelne Songs in Filmen und Videospielen auf – die Produktion des Scores, also der atmosphärisch-instrumentalen Musik, bleibt in der Regel aber klassischen Produzenten vorbehalten. Als Ausnahmen können RZA für „Ghost Dog“ (Jim Jarmusch, 1999) & "Derailed" 2006 und die Bomb Squad (Public Enemy) für Spike Lees „He Got Game“ (1998) sowie in Frankreich Cut Killer für den Banlieue-Streifen „La Squale“ (Fabrice Genestal, 2001) genannt werden. Alle drei Beispiele zeigen aber auch, dass sich HipHop-Producer mit ihren Soundtracks tendenziell in Filmen wieder finden, die ohnehin Ihre angestammte Zielgruppe bedienen. Wer sein Leben lang an Loops geschraubt, aber nie ein Instrument gespielt oder eine Band abgenommen hat, wird sich mit den Anforderungen eines Genre-überschreitenden Scores auch schwer tun.
Kraans de Lutin, der schon Tracks mit Dendemann, Flowin´ Immo, Nico Suave, Afrika Bambaataa und Mr. Complex produzierte, hat den Pfad der sample-dominierten Beats vor ein paar Jahren verlassen und begonnen, mit Musikern und Instrumentalisten zu arbeiten. Vor allem die Produktion der Alben „Sturm“ und „Das 5te Element“ des Songwriters Mellow Mark haben ihn flexibel gemacht. Jetzt sitzt er wieder im Studio, um das kommende Album von Martin Jondo produzieren. Ich traf ihn dort, um mit ihm über seine Erfahrungen bei der Soundtrackproduktion zu sprechen.
rap.de: Bevor wir einsteigen: Was sind deine eigenen Lieblingssoundtracks?
Kraans: Ich ein großer Fan all der Blaxploitation-Soundtracks von Quincy Jones. Auch der „Coffy“-Soundtrack von Roy Ayers aus den 70ern [Jack Hill, 1973, Pam Grier in der Hauptrolle, Anm. d. Red.] ist natürlich groß. Ennio Morricone-Sachen liebe ich auch.
rap.de: Hast du dir während der Arbeiten an deinem Soundtrack Filme bewusst mit Blick auf ihre Score-Musik angesehen?
Kraans: Natürlich. Ich konnte fast ein ganzes Jahr keinen Film gucken, ohne auf die Musik zu achten. Und natürlich habe ich mir viele Filme gerade wegen der Musik angeschaut – Recherche-mäßig, z.B. die ganzen 80er-Actionfilme und -Serien.