Eko

rap.de: Und eben das Alles, vor allen Dingen, in einer relativ kurzen Zeit. Andere nehmen Ähnliches vielleicht mit einem Abstand von ca. zehn Jahren mit. Blickst du da auch mit einer gewissen Wehmut auf die Ereignisse?  

Eko: Nein. Für mich war das ja erst der Anfang. Ich sehe mich ja immer noch als jung an. Im Game bin ich ja immer noch der Jüngste. Da sind vielleicht einige Youngsters, die achtzehn oder neunzehn Jahre alt sind, aber die können ja nicht, in Sachen Bekanntheit, mit mir mitreden. Von den bekannten Leuten bin ich auf jeden Fall immer noch der Jüngste. Deswegen mache ich mir auch nicht so den Kopf. Es gab Zeiten, da habe ich mir schon mehr einen Kopf gemacht, aber das hat sich auch wieder gelegt. Ich bin einfach nur gespannt, wie das Alles für mich weitergeht, weißt du. Ich habe ja erst ein Solo-Album draußen. Es ist ja nicht so, dass ich mehrere Alben gemacht habe. Ich habe nur ein Solo-Album, und das war absolut erfolgreich. Danach habe ich an vielen Projekten gearbeitet – manche waren mehr erfolgreich, manche weniger. Aber für mich ist das immer noch etwas Anderes, als wenn ich ein Solo-Album mache. Ich bin gespannt, wie das für mich so weitergeht. Ich glaube, ich habe bis jetzt viel bewiesen, und ich wollte auch viele Sachen beweisen, weil ich ja immer mit Kontroversen in Verbindung gebracht wurde, oder mit irgendwelchen anderen Geschichten. Irgendwie wollte man mir immer absprechen, dass ich das Alles durch mein Können geschafft hätte. Man konnte das einfach nicht wahrhaben. Und jeder hat immer irgendwelche Argumente gegen mich gesucht.  

rap.de: Aber meinst du nicht, dass du so etwas durch einen gewissen Aktionismus automatisch hervorrufst? 

Eko: Also ich habe viele Sachen gemacht, von denen ich weiß, diese und jene Leute wird das provozieren, oder dem und dem wird das nicht gefallen. Aber im Endeffekt habe ich ja trotzdem eine Geschichte, die ja jeder nachvollziehen kann. Ich habe meine erste CD bei Royal Bunker gemacht – damals waren das ja die Ersten, die überhaupt solche Sachen gemacht haben, die heute voll angesagt sind. Das muss man mal sagen. Ich selbst war damals sechzehn. Anschließend habe ich jahrelang neben Kool Savas gerappt – und das hat auch jeder mitbekommen. Danach bin ich umgezogen und habe meine eigenen Sachen gemacht. Jetzt bin ich zweiundzwanzig  und mache die Pläne für meine nächste Solo-Kampagne. Man kann dies alles nach zurückverfolgen, und ich finde nicht, dass ich mir sagen lassen muss, dass ich mir das nicht verdient hätte. Ich habe, meiner Meinung nach, gute Texte geschrieben.  Es ist auch egal, ob ich nun auch für Andere etwas geschrieben habe. Wenn ich zum Beispiel einen Popsong für irgendjemanden geschrieben habe, dann bedeutet das doch auch, dass meine Texte gut sind, und dass sie so gefragt sind, dass ich eben auch Texte für solche Leute schreiben kann. Ich finde, manche sind so engstirnig! Bei anderen Sachen dann aber wieder voll großzügig. Das finde ich ein bisschen unfair. Wenn ich zum Beispiel eine Underground-CD heraus gebracht habe, dann sagen alle: „Siehste, der hat doch nichts verkauft!“, aber wenn ich eine Major-CD heraus gebracht habe, die voll abgegangen ist, sagen viele: „Ja, das ist doch nur Kommerz!“ Also: Man kann es nur schlecht machen. Wie gesagt, ich habe mich früher oft mit so etwas beschäftigt – wollte mich beweisen etc. Jetzt habe ich keinen Bock mehr darauf! Ich kümmere mich jetzt wieder um meinen Arsch und werde einfach weitermachen.  

rap.de: Das heißt, du wirst dich, wenn du jetzt ein Solo-Album heraus bringst, nicht mehr so straight zu Zurückliegendem positionieren, sondern einfach mit diesen Sache abschließen, und an dem momentanen Punkt deiner Karriere weiter forward gehen. 

Eko: Auf jeden Fall, das ist mein absoluter Majorplan!  

rap.de: Ich hab mir die beiden Interviews, die wir zusammen gemacht haben, noch mal durchgelesen und hier und da ein paar Dinge oder Statements heraus gesucht, die ich gerne, aus der heutigen Sicht, noch mal ansprechen würde. Bei unserem ersten Interview hast du dich, was Savas angeht, noch völlig bedeckt gehalten. Beim zweiten Interview hast du schon mehr ausgepackt, aber dennoch am Ende festgehalten, dass er dein Mentor war und du nichts Schlechtes über ihn sagen möchtest. Jetzt hast du aber, via Mix-Tape, doch noch mal richtig ausgepackt, sozusagen auf musikalischem Weg. Was ist denn der Gedanke hinter diesem Verlauf?