Dein Album „Das Dicke R.“ ist dein Debütalbum.
Ja, wie gefällt es dir?
Gut. Ich fand es soundtechnisch nicht so glatt und oberflächlich wie die meisten anderen Alben, eher ein bisschen raw. Wie lange hast du daran gearbeitet?
Alles in allem dann doch knapp zwei Jahre, vom ersten bis zum letzten Song.
Wie bist du darauf gekommen, jetzt ein Album machen zu wollen?
Ich mache ja schon recht lange Rap, aber habe es nie geschafft, mich hinzusetzen und das von Anfang bis Ende durchzuziehen. Ich habe immer Features gemacht, oder auch mal eine EP, gefreestylet. Dann war ich lange in China, hatte gar nicht so den Zugang zur deutschen Szene. Dann hatte ich in China auf einmal so einen Flash, wo ich dachte: Wenn du jetzt zurückkommst, dann machst du endlich ein Album. Das habe ich dann recht konsequent durchgezogen. Ich bin rausgekommen, habe ein bisschen Studio aufgerüstet und habe einfach angefangen, alles zu produzieren, einzurappen und einfach hundertprozentig mein eigenes Ding zu machen. So dass ich am Ende des Tages sagen kann: Ich habe mein Album gemacht, so wie es ist.
Was hattest du für Ansprüche an dein Album?
Es sollte klassisch werden, das war auf jeden Fall mein Wunsch. Ich habe mit Absicht ganz klassische Rapthemen abgearbeitet, wollte Rap nicht in dem Sinne neu erfunden. Es sollte schon meinen unverkennbaren Style haben, aber die Themen mit denen ich mich auseinandergesetzt habe, sollten eben diese jahrelange Liebe zum Rap und seinen Themen präsentieren. Eigentlich sind es ja immer wieder die selben Bilder, die in Rap reproduziert werden. Das Album steht quasi für Rap und für die Jungs, die mich seit Tag Eins supporten und sagen: Ey, du bist ein geiler Rapper und ich hab Bock dein Zeug zu hören. Für die habe ich das gemacht, das war meine Ambition. Damit ich in zwanzig Jahren nicht zurückblicke und es trotz der lebenslangen Liebe zu Rap nicht geschafft habe, ein Album zu machen.
Deshalb hast du „Das Dicke R.“ auch selbst produziert. Womit hast du da gearbeitet?
Vor allem mit Maschine, Native Instruments und Logic. Also auch vieles eingespielt.
Wovon hast du dich beim Sound inspirieren lassen?
Also zunächst die Namen, die ich auf dem Album droppe. Big Pun, Big L, Method Man, Wu-Tang, das sind ja Leute, die da auftauchen. Auch Beenie Man, ich habe auch eine gewisse Reggae-Vergangenheit. Wir haben früher viel mit Reggae-Künstlern zusammengearbeitet. Das hat mich bis heute so begleitet, aber ich bin auch offen für neuen Sound und feier das voll. Aber ich bin jetzt Anfang 30, höre Rap seit ich 14 bin. Ich habe soviele Künstler, die feierbar sind im Rap auch miterlebt. Ein paar davon sind hängengeblieben, ein paar sind gegangen und neue sind dazugekommen. Ich würde sagen, mein Soundbild, an Klängen die ich gerne benutze, ist wirklich ein Mix von 2000 bis heute eigentlich. Ich kann auf klassische 88 oder 93 BPM Boombap-Beats extrem abflashen, fühle mich da super wohl drin, aber steh auch voll auf so Neo-Sounds, so synthetische Dinger.
Also würdest du dich im klassischen HipHop einordnen?
Ich ordne mich als Rap-Fan ein. Universal. Ich liebe einfach die Musik. Ich liebe diesen Beat, ich liebe diese Energie, die Rap hat. So eine gewisse Macht, die einfach auf Leute anspringt. Gewisse Beats, die du hörst, lösen bei dir ein Gefühl aus. Du fühlst dich melancholisch, fängst an nachzudenken. Du sitzt in der Bahn, wenn du den richtigen Track hörst, guckst aus dem Fenster raus. Du kommst im Morgengrauen von einer Party heim, und der richtige Sound begleitet dich die ganze Zeit und bringt dich noch mehr in so ein Atmosphäre, so ein Gefühl rein. Oder du hörst einen Beat, gehst Pumpen oder so. Dann bist du ja auf einen Film, in den dich die Musik bringt. Das ist für mich das, was ich an Rap liebe, weil es Rap immer wieder schafft. Egal, ob das die alten Tracks sind, die 2000 kamen, das können irgendwelche Wu-Tang-Sachen sein, die mich auf einen Film bringen, oder ob das heute so A$AP-Mob-Neo-Sound ist. Diese Art und Weise, Musik zu machen, sich an diesem Rythmus zu halten und darüber sein Innerstes rauszurappen, das bewegt mich immer wieder. Das ist Rap für mich. Ob das jetzt klassisch ist oder nicht, der Vibe ist wichtig, dass es einfach funktioniert.
Würdest du sagen, dass sich der Vibe mit der Zeit verändert hat, vielleicht sogar verloren gegangen ist?
Nach wie vor kommen extrem geile Künstler, die ich sehr feier, die es auch schaffen, super guten Vibe zu transportieren. Aber ich würde sagen, auf mich wirkt es so, dass das Geschäft doch unfreundlicher und kompromissloser geworden ist. Was aber Gott sei Dank die guten Artists nicht davon abhält, weiter gute Musik zu machen, gute Sachen zu produzieren. Man muss vielleicht etwas genauer hingucken. Vielleicht ist es an manchen Stellen etwas unsymphatischer geworden. Aber solange auf der anderen Seite immer noch genug geile Rapper und gute Musiker nachrücken, ist das okay so. Du brauchst dich ja nicht mit dem Schlechten zu umgeben, kannst dich ja davon fernhalten.
Wen feierst du da jetzt aktuell?
So Namedropping find ich immer ein bisschen blöd. Dann bist du gleich in so einer Ecke. Also ich kann auf jeden Fall mit diesem ganzen Neo-New-York-Sound viel anfangen, ich steh voll auf Atlanta und diese ganzen Trap-Sachen, das find ich alles geil. Ich hab jetzt keinen Bock zu sagen, der und der Künstler ist es, dann heißt es: „Der Robda hat dies oder jenes über den gesagt“. Ich find den aktuellen Sound schon ganz geil. Ich mag es halt nicht, wenn es auf persönlicher Ebene so aggressiv wird. Wenn ganz negativ gegen andere Menschen geschossen wird. Ich mag Battle-Rap, aber diese persönliche Ebene, die es manchmal erreicht, ist nicht so mein Ding. Da frag ich mich, woher die Motivation kommt, so negativ gegenüber anderen Menschen zu sein, so persönlich.
Bist du auch noch in der Darmstädter Szene aktiv? Beschäftigst du dich auch mit den aktuellen Künstlern wie Döll und Mädness oder auch Olexesh?
Ich kenne die alle, bin auch cool mit denen, also es ist völlig entspannt. Aber wir waren halt immer ganz unterschiedliche Crews. Also ich hab meine alten Homies und man ist sich auf Jams und Freestyle-Sessions immer über den Weg gelaufen, hat auch gerappt und so. Döll kenn ich nicht so gut, seinen Bruder (Mädness, Anm. d. Red.) kenn ich besser. Alles cool, aber wir sind halt keine Crew in dem Sinne. Aber es ist halt Liebe für die Stadt, wir halten zusammen. Nach außen halten wir zusammen, aber wir chillen jetzt nicht jeden Tag gemeinsam.
Was zeichnet die Darmstädter Szene aus?
Was ich geil finde an Darmstadt ist, dass die Stadt, obwohl sie so klein ist, super viele kleine unterschiedliche Styles hervorgebracht hat. Mädness rappt ganz anders als Döll, wobei die natürlich schon zusammen rumhängen. Olexesh ist natürlich auf einem ganz anderen Film, aber auch geiles Niveau. Ich feier die ja alle. Dann hast du so Legenden wie Manges oder Afrohesse, die auch aus Darmstadt kommen und auch wieder ein ganz anderes Soundbild hatten. Ich würde mich da jetzt auch nicht bei einem von denen einordnen, weil ich auch nochmal ganz anders klinge. Und für so eine kleine Stadt, soviele Styles hervorzubringen, find ich geil. Darmstadt hat viel für mich getan, ist alles super.
Dich kennen ja viele gar nicht. Erzähl doch mal von dir.
Ja, ich bin total unbekannt. Mich kennt keine Sau. (lacht) Ich kann dir hunderttausend Geschichten erzählen. Ich bin Kung-Fu-Lehrer, bin also nicht auf Rap angewiesen. Ich mache das aus Liebe für die Jungs, das ist meine Hauptmotivation und mir ist es auch wichtig, dass das rüberkommt. Ich war immer schon ein Künstlertyp, wollte etwas machen, was andere nicht machen. Für mich kam ein 9to5-Standardprogramm nie infrage, das hab ich schon recht früh gewusst. Den Weg gehe ich jetzt seit 4 Jahren konsequent, ob das jetzt in der Kampfkunst ist oder im Rap, das sind meine zwei Leidenschaften und ich bin froh, dass ich das so machen kann, wie es jetzt ist. Und jeder, der Bock hat, das mit mir zu teilen, ist herzlich dazu eingeladen, sich das Album zu peilen und zu sagen: Das ist geil, was der macht. Aber zunächst mache ich das für mich und meine Jungs und jeder der Bock hat auf dem Film mitzufahren, der kann mitkommen, und wenn nicht, ist es auch cool. Das kann ich über Robda sagen, das ist mein Style. Eine positive Sache, ich liebe den Scheiß und das bleibt auch so, egal was von außen an mich herantransportiert wird. Es kommt mir ja auch nicht nur positives entgegen.
Findest du also, Rap sollte kommerziell unabhängig sein? Also nicht unbedingt hauptberuflich betrieben werden?
Ich bin kein Freund von diesem schwarz/weiß-denken. Wenn du es kommerziell machst, dann hat es gleich einen Negativ-Stempel und wenn du es einfach so machst, ist es real. Das finde ich ein bisschen schwierig. Es gibt definitiv den Fakt, dass viele Leute zu konzipiert und gewollt an die Sache rangehen, weil sie Scheine machen müssen, sodass es dann ein bisschen zu angepasst klingt. Wenn man diesen Druck, der aufgebaut wird, so in der Musik hört, dann finde ich das nicht cool, das darf nicht passieren. Aus der Motivation fängt man ja nicht an, sollte man jedenfalls nicht. Man macht es ja erstmal aus Liebe und nicht für Geld. Wenn ich jetzt aber dafür von außen Geld bekomme, weil jemand das geil findet, dann werde ich das nicht ablehnen. Ich struggle jeden Tag, der Weg der Kunst ist brotlos. Und jeden Moneytoe den ich mir einstecken kann, nehme ich auch gerne. Da sage ich nicht: Das ist mir jetzt nicht real genug. Wenn ich mich verändern sollte, habe ich die Jungs, die sagen: Ey, mach mal locker, übertreib’s nicht. Aber dafür bin ich auch nicht der Typ, für mich ist real bleiben und das für das Feeling zu machen, kein Problem. Und wenn ich damit etwas verdienen kann, dann freu ich mich, dass ich keinen Bürojob machen musste, sondern Geld für das bekommen habe, was ich geil finde.