J. Rawls

Zwei Stunden Fahrt für 15 Minuten. 15 Minuten weniger Schlaf für J. Rawls, die produzierende Hälfte von den Lone Catalysts, den ich aus dem kuscheligen Hotelbett geholt haben muss. Der Jet Lag nach dem Flug aus New York hat den hervorragenden Produzenten heftigst erwischt und das, nachdem er am Tag zuvor noch in New York gechillt und dem ein oder anderen Freund sein neues Album „The Essence Of Soul“ vorgespielt hat. Vier Jahre nach seinem Debüt mit „The Essence of J. Rawls“, auf dem vor allen Dingen seine rappenden Kumpels vertreten waren, sind auf seinem neuen Release fast ausschließlich Sängerinnen und Sänger zu hören. Innerhalb von lohnenswerten 15 Minuten mit einem müden, doch sehr netten Jason Rawls, war klar, warum das so ist.  

rap.de: Wir kennen dich von den Lone Catalysts und von deinem ersten Solo-Album, aber für einige unserer Leser wirst du neu sein. Erzähl uns deshalb etwas darüber, wer du bist und wie deine persönliche Sicht auf die Person J. Rawls aussieht?

J.Rawls: J. Rawls ist so ziemlich bekannt als Independent HipHop Producer des Projekts „Lone Catalysts“, zusammen mit meinem Partner J. Sands. Wir machen das schon seit einer ziemlich langen Zeit und das war auch richtig gut, aber es war mal an der Zeit für uns auszubrechen und neue Dinge auszuprobieren. Und ich wollte mich an einem Solo Album ausprobieren und das war auch ne gute Entscheidung. Ich hatte viel Spaß bei der Arbeit und bekam viel Unterstützung und viel Liebe. Und ich denke, dass Album ist wunderbar.

  

rap.de: Ich weiß, dass du früher auch unter dem Namen Dynomite gerappt hast. Erzähl uns ein wenig über den MC Dynomite.

J.Rawls: Uhm .. (lacht) Das ist ne wirklich gute Frage. Dynomite ist so eine Art Ausleger von mir. Das ist das, womit ich angefangen habe. Ich habe mit dem Rappen angefangen, weil ich ein großer Fan meiner Stimme war. Ich habe mich dann aber mehr mit dem Produzieren von Beats beschäftigt, weil ich daran immer mehr Gefallen gefunden hab. Es war aber definitiv ne gute Zeit für mich, weil mir das Texten geholfen hat, zu verstehen, wonach MC’s suchen. In bezug auf das Produzieren hat es mich also weiter gebracht.

rap.de: Wie sieht eigentlich eine ganz normaler Tag bei dir aus?  

J.Rawls: In erster Linie Aufstehen und zur Arbeit gehen. Ich bin Lehrer in der fünften Klasse. Außerdem arbeite ich gerade an meinem Masters Degree. Ich versuche halt ein wenig von allem zu machen.

rap.de: Also fängt der Tag für dich als Lehrer an und nach der Schule beschäftigst du dich mit deinen Beats?

J.Rawls: Ja, genau.  

 

rap.de: Lass uns zu deiner Platte kommen. Von den ganzen Sängern auf deiner Platte, kannte ich bisher nur Jonell. Wer sind die anderen Sänger, die auf deiner Platte vertreten sind, und erzähl uns vor allen Dingen etwas über Middle Child, die viermal auf deinem Album zu hören ist.

J.Rawls: Middle Child ist erster Linie Familie. Sie ist aus Youngstown, einer anderen Stadt in Ohio. Sie ist dann nach Columbia gezogen und ich hab sie durch meinen Mann Bobby kennengelernt. Wir haben uns auf Anhieb verstanden und hatten einen guten Vibe miteinander. Wir werden auch in Zukunft viel miteinander machen. Ich habe auch paar Sachen für ihr Album gemacht. Sie ist eine wirklich nette Person. Eric Roberson ist ein Songwriter. Er schreibt für Leute wie Carl Thomas, Jill Scott und Vivian Green. Er steht nicht wirklich im Rampenlicht, aber er hat seine eigene Musik und er ist wirklich großartig. Mit Soul Uprising habe ich gearbeitet, weil ich mit einem von den Jungs seit Jahren befreundet bin. Venus Malone ist eine gute Freundin, die ich von der Arbeit zu ihrem Album kenne. Es hat irgendwie alles zu einander gefunden.

rap.de: ”The Essence Of Soul” ist ja nun dein zweites Solo-Album. Auf deinem Debüt als Solo Künstler „The Essence Of J. Rawls“ waren in erster Linie MCs auf den Songs zu hören. Merkst du Unterschiede in Bezug auf die Arbeit mit Sängern anstelle von MCs?  

J.Rawls: Ich vermute, dass es eigentlich dasselbe ist, mit dem einzigen Unterschied, dass die einen singen und die anderen rappen, aber es ist immer dieselbe Formel. Ich versuche einfach nur gute Musik zu produzieren. Das ist das, worauf wir uns seit Jahren konzentrieren. Es gab echt keine großen Unterschiede. Ein Künstler ist Künstler. Ein guter Künstler ist ein guter Künstler. Der einzige Unterschied bei den Sängern war, dass ich ein wenig auf die Veränderungen im Song achten musste oder ob die Gesangsmelodien mit dem Refrain funktionierten, aber das war es dann auch. Ich gab ihnen die Tracks, sie haben sich die Tracks ausgesucht und dazu geschrieben. It was a 50/50 thing.

rap.de: Also bestimmen die Sänger die Themen und es ist jetzt nicht so, dass du Vorschläge oder Anregungen gibst?  

J.Rawls: Nicht im Geringsten. Nein.

rap.de: Hast du eine reguläres Studio, das du nutzt oder produzierst du in verschiedenen Studios?

J.Rawls: Ich produziere in dem Studio in meinem Keller.  

rap.de: Ist dort auch die gesamte Platte entstanden?

J.Rawls: Ja, so ziemlich, bis auf paar Aufnahmen. Soul Uprising haben ihre Aufnahme in L.A. gemacht, genauso wie Aloe Blacc. Ich bin nach New Jersey gefahren, um Eric Roberson aufzunehmen. Aber sonst kommt die Platte gänzlich aus meinem Keller.

rap.de: Was ist eigentlich das älteste Instrument oder Gerät, das in deinem Studio steht und das du immer noch nutzt?

J.Rawls: Wahrscheinlich mein Fender Rhodes aus dem Jahre 1973. Das ist mein Baby. Ich liebe das Ding. Ich habe es von meinem Cousin bekommen und liebe es.

rap.de: In der Info zu der Platte stand, dass du in naher Zukunft eine Biographie in Romanform herausbringen willst. Ist das wahr?

J.Rawls: Es wird nicht unbedingt in Romanform erscheinen, aber das Buch wird erzählen, wie dieses Album zustande gekommen ist, denn dieses Album ist eigentlich nicht wirklich geplant gewesen, sondern es ist einfach passiert. Ich habe einfach Leute, die ich kenne, aus Spaß aufgenommen, und ich musste feststellen, dass es mehr Leute gab, die auf meine Beats gesungen haben, statt zu rappen. Und aus der Tatsache heraus ist die Platte entstanden.

rap.de: Nenn uns bitte mindestens drei Musiker, mit denen du gerne arbeiten würdest, von denen mindestens einer nicht mehr lebt und ein weiterer nicht aus dem HipHop kommt.

J.Rawls: Mit wem ich auf jeden Fall arbeiten möchte ist Astrud Gilberto. Aber ich kenne niemanden, der schon tot ist. Ich würde auf jeden Fall gerne mit Pete Rock arbeiten. Ich habe ihn schon als MC gemocht. Ich hab letztes Wochenende mit ihm telefoniert und das wäre etwas, was ich definitiv gerne machen würde. Aber ich kenn echt niemanden, der verstorben ist. Das weiß ich grad wirklich nicht. Es gibt auf jeden Fall paar Jazzcats, mit denen ich produzieren möchte. Ich würde gerne mit Roy Ayers arbeiten. Carl Jada, und er ist auch schon gestorben. Mit ihm hätte ich gerne gearbeitet, denn das Vibraphon ist eines meiner Lieblingsinstrumente.

 

rap.de: Hast du schon mal mit einem europäischen oder deutschen Künstler produziert?

J.Rawls: Ja, mit jemandem aus Deutschland. Mit Da Germ hab ich einen Song gemacht. Ich musste jetzt auch schon ein wenig überlegen, weil ich ihn echt schon lange nicht mehr gesehen habe. Also Germ, was geht? Hier ist Rawls. Holla at me!!!

rap.de: Wenn ich ihm mal über den Weg laufen sollte, kann ich ihm das ja mal ausrichten.

J.Rawls: Ja, tu das. (Anmerkung: Eine Woche später bin ich Da Germ dann tatsächlich über den Weg gelaufen und konnte ihm das persönlich ausrichten.) 

rap.de: Was macht Jermaine (J.Sands von den Lone Catalysts) gerade?

J.Rawls: Jermaine ist schwer beschäftigt mit Buka Entertainment, dem Label, das wir beide zusammen hatten. Er arbeitet wirklich hart. Das Lone Catalyst-Album kommt demnächst. Ich denke, dass Groove Attack es im September bringen wird. Es ist ein wirklich gutes Album. Wirklich gute Musik. Piakhan, Masta Ace, Mixmaster Ice von UTFO, Wordsworth, es sind echt viele Leute mit dabei. Eine wirklich gute Platte.

rap.de: Was kommt nach deiner Solo-Platte auf dich zu, und worauf dürfen wir warten?

J.Rawls: Ich werde ein Jazzalbum machen. Ich bin nun mal so, dass ich immer etwas anderes und neues machen möchte. Etwas, das man nicht von mir erwartet. Ich will, dass ihr die Nachricht verbreitet. Erzählt jedem: J. Rawls macht ein Jazzalbum. Es wird unglaublich werden. Ihr werdet es lieben. Ich habe eine Band mit dem Namen Liquid Chrystal. Haltet danach Ausschau. Des Weiteren arbeite ich mit Piakhan und Dig By.

rap.de: Das war’s dann. Ich danke dir, dass du dir die Zeit genommen hast.

J.Rawls: Kein Problem. Deswegen bin ich doch hier. Ich danke euch für euren Support und vielen Dank für das Interview.