Im Rahmen des Blumentopf-Konzerts in Berlin (mit Texta und Total Chaos) hatte ich Gelegenheit, den Jungs Backstage ihr Bier wegzusaufen, mir von Leima (MC von Texta) Nachhilfeunterricht in Sachen österreichischer HipHop geben zu lassen, Erinnerungen an ein gemeinsames Konzert mit Total Chaos aufzufrischen und auch ein langes Interview mit Holunder zu führen. "Wir sind nie groß auf Jams gefahren, und die meisten anderen Bands haben uns nicht gefallen, weil die immer so superernst waren. Die haben gemeint, sie müßten die übelste Message droppen und hatten Namen wie "Lyrische Potenz" oder "Verbale Omnipräsenz" oder "Das Lyrische Hochquadrat" oder so. Das war einfach nicht so unser Ding, wir haben HipHop nicht als was gesehen, womit man Leute überzeugen muß, sondern wir haben einfach unseren Spaß gehabt. Aus dieser Einstellung ist auch unser komischer Name "Blumentopf" entstanden. Am Anfang haben wir nur im Keller gefreestylet und hatten gar nicht vor, daraus ne Band zu machen. Und darum haben wir uns dann gefreut, als wir die Brote oder Tobi und Bo kennengelernt haben, und gemerkt haben: Hey, da gibt es ja noch andere in Deutschland, die nicht alles so bierernst sehen, und die in ihrer HipHop-Einstellung etwas lockerer drauf sind." …und die zitiert ihr ja auch gerne in Euren Songs. "Ja, viele deutsche Bands scratchen im Chorus irgendwelche englischen Sprüche, aber wenn wir ein deutsches Lied machen, dann ist es für uns einfach stimmiger, wenn wir die deutschen Sprüche scratchen. Und es gibt halt auch einfach gute deutsche Gruppen, wie die Massiven oder so, die coole Sätze sagen. Und natürlich geben wir den Gruppen so auch gerne Props. " Und wie seid Ihr bei Four Music gelandet? "
Wir haben vor 2 1/2 Jahren ne Maxi auf unserem eigenen Label rausgebracht, weil wir noch keinen kannten und keinen Deal hatten, und über eine Freundin von uns hat dann SMUDO die Platte – das war die "Abhängen"-EP – in die Hand bekommen. Und als die dann ein Jahr später ihr Label aufgemacht haben, haben die halt angerufen, weil ihnen unsere Platte gefallen hat." Hat sich durch das gestiegene Budget, mit Videoproduktion und so, denn der Druck erhöht, auch mal was kommerziell erfolgreiches abliefern zu müssen?
"Nee, überhaupt nicht. Four Music kalkuliert nicht so kurzfristig. Die sagen nicht: Wir signen jetzt ne Band, und mit dem ersten Album muß die einen Haufen Gewinn abwerfen. Die versuchen, Bands langfristig aufzubauen. Als wir das Album gemacht haben, war garnicht abgemacht, daß wir ein Video drehen werden. Wir haben das Album einfach so gemacht, wie wir es auch mit unserem eigenen Label gemacht hätten, und die haben uns völlige Freiheit gelassen. Is auf jeden Fall relaxed." Und Eure Songs produziert Ihr in Eurem Band-WG-Studio-Haus? "Ja, 4 von uns 5 wohnen da. Wir haben vom Label ein bißchen Geld gekriegt, damit wir uns ein paar Geräte kaufen können, digitales 8-Spur und so, damit wir ein bißchen aufnehmen können. Im Studio zählt halt jede Stunde, und da kaufen wir uns lieber die Geräte und können uns dann soviel Zeit nehmen, wir wir Lust haben. Und wenn wir’s 5 mal gerappt haben, und dann noch 5 mal rappen, isses auch egal." Die Musik besteht ja fast nur aus Samples, mit anderen Instrumenten macht Ihr nix? "Wenn wir uns jetzt hinstellen und ne Gitarre in die Hand nehmen, dann wird’s eh nur schlechter. Es gibt soviele gute Bands, die ihre Sache schon auf Platte gemacht haben, darum samplen wir lieber ne geniale Band aus den Siebzigern. Solange man noch coole Sachen findet, die nicht schon jeder dreimal gesamplet hat, geht das schon." Was erwartet uns denn auf der nächsten Platte? Gäste oder so? "Auf der ersten Platte haben wir außer David von Main Concept niemanden gefeatured, aber auf der neuen werden wir schon mit einigen Gruppen was zusammen machen. Vor kurzem war mal Ono von Walking Large bei uns zu Besuch, wir haben ein paar Bier getrunken und uns überlegt: Nehmen wir noch schnell was zusammen auf. Das ist ganz lustig geworden, und es kommt wahrscheinlich auf die neue Platte oder einen Sampler. Und dann war vor kurzem mal René 4 oder 5 Tage zu Besuch, mit dem haben wir auch einen Song gemacht, der aufs Album kommen wird."