Boombap

Deutschlandweit hat der geneigte HipHop-Liebhaber und rap.de-Leser schon die Lage gepeilt, kennt die Namen, weiß wer für Qualität steht, wo die Party steppt, die Boxen wackeln und der Tanzboden brennt. Doch als Mensch mit erweiterungsfähigem Horizont ist es nie zu spät, die HipHop-Allgemeinbildung zu erweitern, und wer jetzt am Ball bleibt, kann morgen behaupten alles schon gestern gewußt zu haben.
Es ist ja nichts Neues mehr, daß österreichischer HipHop momentan durch Deutschland weht wie die berühmte frische Brise und diverse Crews und DJs aus dem Alpenstaat sich endlich auch hier die verdiente Reputation erstellen. Die anfängliche Berührungsangst ist dem gewichen, was im HipHop (wie auch sonst in der Musik) die größte Rolle spielen sollte:
Der Anerkennung von Qualität. Wo man Anfang nur vereinzelt neue Namen irgendwo aufschnappte, zählen inzwischen viele österreichische Aktivisten zum festen Bestandteil der Szene. Namen wie Texta, Total Chaos, Waxolutionists oder Schönheitsfehler sollten zum festen Repertoire eines jeden HipHop-Freaks gehören und erfreulicherweise stellt man fest, daß dies auch immer öfter so ist. So ist es nun an der Zeit mal ein bißchen tiefer zu graben in der österreichischen HipHop-Mine.
Ja, ja! Licht ins Dunkel, denn wenn in Österreich eine Party brennt oder ein HipHop-Tonträger an den Start geht, dann hat oft die Boombap-Posse die Finger mit im Spiel. Was man hierzulande "nur" als Wiege von feinen Samplern kennt ist in Wirklichkeit ein brodelnder Haufen Headz, die eine Menge mehr machen, als nur Platten unters Volk zu bringen. Angefangen hatte alles mit der Gründung des Duck Squad Labels 1993.
Die Schönheitsfehler-Masterminds Burstup und Milo schafften damit eine Plattform, die es ermöglichte eigene Produktionen und die von Freunden und Die Boombap-Posse Bekannten aus der noch relativ kleinen österreichischen HipHop-Szene zu veröffentlichen. Da der Andrang von Künstlern stetig größer wurde, kam man bald auf die Idee, einen Sampler zusammenzustellen der letztendlich den Namen "Das Gelbe Vom Ei" erhielt. Als die Resonanz auf "Das Gelbe Vom Ei" sehr positiv ausfiel und außerdem das BMG-Sublabel GiG-Records für den Vertrieb sorgte, entstand kurze Zeit darauf ein zweiter Teil auf dem auch diverse deutsche Künstler wie zum Beispiel die Absoluten Beginner gefeaturet wurden. Das Labelgeschäft nahm inzwischen allerdings zu viel Platz ein, um auch noch Zeit für Veranstaltungen zu haben. Da es aber gute Parties brauchte, schloß man sich schließlich mit einem Wiener Veranstalter zusammen, der schon seit längerem in diesem Bereich tätig war: Georg Schneider. Die kleinen Meinungsverschiedenheiten, die sich im Vorfeld ergaben, wurden bei dem einen oder anderen Bierchen beigelegt und so formatierte sich die Basis, aus der später die Boombap-Posse entstehen sollte.
Zusammen mit Schönheitsfehler, CM Sushi (DJ) , Üz (DJ & Produzent), Uli (Promoter, DDG-Chef und Schönheitsfehler Manager) und Georg veranstaltete man am 23.12.96 die erste Party und gab dem Event den Namen Boombap. Gemeinsam setzte man sich zum Ziel, deutschsprachigen HipHop in Österreichs Clubs zu bringen und den Künstlern Auftritte zu verschaffen. Boombap wurde zum Duck Squad -Trademark für Veranstaltungen, und man fing an, auch mit amerikanischen und deutschen Crews zusammenzuarbeiten. So kamen z.B. Dynamite Deluxe, F.A.B., Hausmarke und Dike zum ersten mal durch Boombap nach Österreich.

Inzwischen ist die 25. Boombap Party mit Eminem, High&Mighty und dem österreichischen Support Die Symbiose und Kamp (watch out for Tapes!) gelaufen, erste finanzielle Sturzflüge sind überstanden, und der Boombap Sampler "Teil 3 vom Ei" knüpft an die Erfolge seiner beiden Vorgänger an. Auch alte Duck Squad Veröffentlichungen sind wieder zu haben, und wer sie damals verpaßt hat, bekommt nun die Möglichkeit, Klassiker wie "Naturwaach" vom Dampfenden Ei oder die erste Texta EP "Geschmeidig" nachzukaufen.
Der HipHop-Hype hat auch von Österreich Besitz ergriffen, und abgesehen davon, daß die Crews nun national mehr Aufmerksamkeit bekommen, hat sich das Selbstverständnis der österreichischen HipHop-Szene gefestigt. Kein deutscher Abklatsch, sondern eigenständiger Charakter war und ist angesagt. Wer genau hinhört, kann den Unterschied zu deutschen Produktionen nicht leugnen. Die Zusammenarbeit mit der deutschen Szene allerdings liegt noch etwas im Ungleichgewicht. So holt Boombap zwar deutsche Crews nach Österreich, umgekehrt läuft es aber noch etwas lau. Vorwiegend sind es immer noch die Jungs und Mädels aus dem Süden, die enger mit den Österreichern zusammenarbeiten, allerdings bleibt auch hier zu hoffen, daß sich die Connections ausweiten. Wo früher auch des öfteren finanzielle Schwierigkeiten dem Projekt die Luft zu nehmen drohten, hat sich heute ein mehr oder weniger solider Grundstock entwickelt, von dem aus sich die Dinge gut handlen lassen. Klar, eine goldene Nase hat sich noch keiner von den Jungs verdient, und ein größerer finanzieller Spielraum könnte es wahrscheinlich immer sein, aber eines haben sich die Duck Squads mit Sicherheit verdient: Unseren geballten Respect. Und wenn der Name Boombap auch weiterhin für die kreative Quelle in Österreich steht, dann können wir mit Sicherheit noch mit einer ganzen Menge Output rechnen. So sind schon diverse Projekte in der Einflugschneise und spätestens nächstes Jahr darf man wohl mit neuen Ergebnissen aus der Soundmeisterei rechen. We stay tuned!