LL Cool J

komplett irre erklärt worden. Nun ist es geschehen, und tatsächlich scheinen sich die Vorzeichen im „Wer ist hier der Star“-Vergleich sogar komplett umgedreht zu haben: Ein bekannter deutscher MC, der mit dem prominenten amerikanischen Gast bei McDonalds am Potsdamer Platz einkehrte, wurde von Kidz um Autogramme angehauen, sein Hinweis „übrigens, der Typ hier neben mir ist LL Cool J“ wurde von den jungen Fans mit Schulterzucken quittiert… Natürlich ist diese Anekdote nicht repräsentativ – die Art und Weise wie Mr. Smith auf Pyranjas Party von Fans, Film- und Fototeams, sowie kreischenden R´n´B´-Schnecken umschwärmt wurde, war schon relativ eindrucksvoll. Nichtsdestotrotz: Transatlantische Kollaborationen sind möglich, fast schon normal in diesen Tagen. Doch was bedeutet das letztlich – haben sich die deutschen Rapper tatsächlich an das Niveau ihrer amerikanischen Vorbilder herangeschrieben? Trifft hier Respekt auf Respekt, oder ist es geschäftsmännischer Sachverstand, der Deutschland (immerhindrittgrößter Musikmarkt der Welt) zu einem wichtigen Promotionschwerpunkt für die US- Musikindustrie macht? Natürlich erhofften wir uns Antworten auf alle diese Fragen, als wir uns mit LL im Def-Jam-Germany-Hauptquartier zum Gespräch trafen. Als viel aufschlussreicher jedoch sollten sich die nächsten Tage erweisen, in denen der amerikanische MC-Superstar seinen Rückflug nach L.A. verschob, um noch ein paar Tage mit deutschen Kollegen in´s Studio zu gehen. Dabei erwies er sich als ein unglaublich aufgeschlossener, kreativer und respektvoller Profi, der sich niemals in den Vordergrund drängte, sondern voller Teamgeist und Spass an die gemeinsame Arbeit ging. Fast schien es sogar zum Teil so, als würde seine Offenheit dabei manche seiner deutschen Mit-Rapper überfordern, die so etwas mit Sicherheit nicht erwartet hatten. Den gleichen, überaus positiven Eindruck gewannen wir auch in unserem Interview. LL Cool J gehört zu den Menschen, die im Gespräch den direkten Kontakt suchen – mit Blicken und Gesten ebenso wie mit Argumenten. Offensichtlich haben ihn die eher kritischen Reaktionen auf die Wahl seines Albumtitels („Greatest Of All Times“) erst erstaunt und dann getroffen.  "Was erwarten die Leute? Es ist mein verdammter Job als MC, sowas zu sagen. Warum nimmt das irgendwer persönlich? Also ob ich damit irgendwie das Vermächtnis von Biggie und Tupac – ruhet in Frieden! – schänden wollte… Hat sich HipHop so sehr verändert, dass ein MC nicht mehr der Beste sein wollen darf?“

Und eins scheint den Mann zutiefst zu nerven: „Es geht immer weniger um Skills, alles was zählt, ist das Image. Das Publikum ist überfordert, wenn jemand mehr als nur eine Sache macht – z.B. Rappen und Schauspielen. Das hat einen einfachen Grund: Die meisten Leute machen selber nicht mal eine Sache – die machen überhaupt nichts. Wenn dann einer kommt, der mehr macht, ist das zuviel für sie… “ Natürlich haben auch die Aktivitäten im Hollywood- Filmbiz ihn in seinem Selbstverständnis als Entertainer unterstützt – die Verbissenheit der HipHop-Szene hält er für ziemlich albern. LL Cool J ist immer ein Storyteller, Womanizer und HipHop- Entertainer gewesen (alles natürlich mit brilliantem und nie in Frage gestelltem Rap-Talent) – die letzten Jahre aber haben ihn in dieser Rolle bestärkt. „Wieso sind wir so fasziniert von der Selbstzerstörung? Die größten MCs der letzten Jahre haben ihr Leben zerstört, und kurz bevor sie am Ende waren, waren sie für einen kleinen Moment on top of the world. Was soll das? Wieso ist ein Rap besser, wenn der Rapper 50 Leute umgebracht hat oder sich selber? Ich sag euch was: Wenn ich, um von meiner neuen Platte 10 Millionen zu verkaufen, mein Leben zerstören muss, werde ich nie 10 Millionen verkaufen.“ Wer auf die Bilder klickt, bekommt noch mehr Interview- ausschnitte vom Ladies Lover. (Real-Player)