NoProp21

Letzte Woche führten die Kids von der Westcoast mit dem HipHop an ihrer Seite einen Kampf gegen einen Gesetzesentwurf namens Prop21. Auch Stars wie Mos Def, Talib Kweli und Dead Prez gingen auf die Straße, denn eine Zustimmung der Bevölkerung zur Prop21 hat weitreichende Konsequenzen für die kalifornische Jugend, ihre Rechte, ihre Freiheit – sprich: Ihre Zukunft im weitesten Sinne. Ein Intro zu einer aktuellen politischen Debatte in Kalifornien, die besonders die HipHop Szene beschäftigt. In Kalifornien treibt ein Ex- Gouverneur namens Pete Wilson sein politisches Unwesen und hat mit seiner "Initiative zur Prävention von Jugendkriminalität" eine (zurecht) vor Wut tobende Jugendfront geschaffen, die in den letzten Tagen ihr größtmöglichstes getan hat, um, seinen Antrag abzuwenden. Am 7. März hat die Wahl stattgefunden, die darüber entscheidet, ob die Prop21 in Kraft tritt oder nicht. Zunächst Einiges zu den Inhalten der Prop21: Alle "Gang"-Delikte sollen stärker bestraft und mit Sexualdelikten auf eine Stufe gestellt werden. Die Definition von "Gang" wird dabei so weit gefaßt, dass alles eine Gang sein kann, sobald nur mehr als 2 Leute im Spiel sind. In vielen Fällen werden die Jugendlichen nach dem Erwachsenenrecht behandelt. Die Urteile fallen damit viel schärfer aus. Geringfügige Vergehen werden zu Verbrechen hochgestuft. Nicht-gewaltsame Delikte werden im Schweregrad wie Gewaltverbrechen behandelt. Die geringsten Auffälligkeiten werden im polizeilichen Führungszeugnis festgehalten. Die polizeilichen Führungszeugnisse sollen bei Bewerbungen am College oder an der Universität zugänglich gemacht werden. Hinfort die juristische Diskretion! Die Konsequenzen der Änderungen wären drastisch: Die Jugendlichen werden eingekerkert, weggesteckt, von den Straßen geholt Es müssen noch weitere Gefängnisse in Kalifornien errichtet werden, obwohl: Cali bereits das amerikanische Land mit den meisten Gefängnissen ist, aber nur an Stelle 41 auf dem "Education ranking" liegt. Die Jugendkriminalität in Cali in allen Bereichen deutlich abgenommen hat und weiterhin sinkt. Die Anzahl von Morden/Totschlägen ("homicides") ist zwischen 1994 und 1998 um 50%, die von Verbrechen ("felony") um 30% zurückgegangen. Es wird häufiger auf die Todesstrafe als Sanktionsmittel (!) zurückgegriffen. Die Macht der Richter wird zugunsten der Macht der Ankläger abgebaut. Die Errichtung der Gefängnisse und die "Haltung" bzw. Tötung der Jugendlichen in diesen wird Unmengen von Geld kosten, das natürlich vom Steuerzahler eingeholt wird. Man spricht von "Hundreds of Million Dollars" als anfängliche Einmalkosten und von ungefähr genausoviel an Folgeausgaben. Mr. Wilson scheint sich zu weigern, den Facts in die Augen zu sehen. Stattdessen guckt er lieber Channel Zero und verkauft den ängstlichen bis schwer paranoiden Eltern und Erwachsenen Kaliforniens ein Bild seiner Young Generation, in dem die Kiddos als kriminell und gemeingefährlich, quasi gesellschaftsschädlich erscheinen. Dass das nicht ganz stimmen kann, sieht man ja an den o.g. Statistiken.

Pete Wilson will den großen Teil der Wählerschaft zufriedenstellen, der auf ein härteres Durchgreifen bei Mördern und Vergewaltigern pocht. Das sanfte, moralapostelische Auf-die-Finger-Klopfen soll endlich ein Ende haben! Allerdings erfassen die angestrebten Maßnahmen weit mehr als nur Schwerstverbrecher. Ein kleiner Shoplifter kann für 180 Tage eingebuchtet werden. Wie viele andere Politiker (nicht nur in "The Land of the Free") nutzt der gnadenlose Ex-Gouverneur die menschlichen Bedürfnisse nach Sicherheit und Geborgenheit aus und pervertiert sie mit seiner Panikmache zu einem absurden Ausmaß. Die Einkerkerungspolitik trägt obendrein noch die euphemistische Etikette "Präventionspolitik". Die Prop21 kommt einer Steigerung der "3-strikes-Methode" gleich, die einem wirklichen Präventionsverfahren gegenübersteht. Statistiken haben gezeigt, dass sich Präventionsprogramme wie Belohnungen zum Schulabschluß oder schlicht und einfach die Förderung von Jugendmöglichkeiten bei gleichen Ausgaben viel stärker auf die Kriminalitätsrate auswirkt als die Abschrecktaktik des Einbuchtens. Den seit 1984 in Cali errichteten 21 Gefängnissen steht ein einziger neu hinzugekommener Campus gegenüber. Zum Glück sind die Kids aus Cali nicht auf den Mund gefallen und haben sich wirksam gegen die Prop21 gewehrt. Nach den Motti "No on Prop21" und "Schools not Jails" haben hauptsächlich Jugendliche überall in Kali protestiert, und zwar verbal wie durch Taten, auf der Straße wie im Internet. In der letzten Woche, der "Week of Rage", sowie am letzten Tag vor der Wahl, gab es unzählige Märsche, Rallyes und …Konzerte! Hier, aber nicht nur hier, tritt die HipHop-Bewegung auf den Plan. Mos Def, Talib Kweli und MeShell Ndegeocello haben am Wochenende ein "SchoolsNotJails"-Konzert gegeben. M-1 von Dead Prez hat in Oakland die "HipHop will prevail"-Show angeführt und sogar Lyrics über die Prop21-Gefahr verfaßt. Jugend und HipHop haben sich quasi zu einem "Bay Area Movement" zusammengeschlossen und den "War on youth", ausgerufen von Herrn Wilson und seiner Assistentin Prop21, verurteilt. In vielen Interviews kam heraus, dass die Kiddos mehr als dankbar sind über den Schulterschluß mit dem HipHop, da sie sich durch ihn verstanden fühlen. HipHop sei ein exzellentes Tool, um die Jugend zu organisieren. Mit dieser Szene könnten sich die meisten identifizieren, denn HipHop ist nunmal die Musikgenre Nummer Eins der Schulhöfe. HipHop Events seien unglaublich gut geeignet, um die Jugend zu versammeln und, einmal united, über politische Belange aufzuklären. Die Ergebnisse, die bei schoolsnotjails.com zu finden waren, sind erschreckend: 61,9 % haben sich für, 38,1 % gegen die Prop21 entschieden! Die Wahlbeteiligung lag mit über 98 % sehr hoch. What a shame! Dieses Ergebnis ist sehr enttäuschend und gibt ernsthaft Anlass zur Sorge um die Zukunft der Jugend an der Westcoast!