Nico Suave

Sein Video zur ersten Single „Vergesslich“ (steht ab dem 05.03. in den Läden) ist bereits auf allen einschlägigen Videokanälen zu sehen und darin am Schlagzeug auch ein alter Bekannter: „der schreckliche Sven“ a.k.a. „Sven Franzisko“ – a former member of Fischmob. Sven hat die Single zwar musikalisch nicht im Sinne von Komposition oder Text beeinflusst, „war aber von der ersten bis zur letzten Minute an den Knöpfen dabei, hat halt aufgenommen und hat die ganze Entstehung begleitet“, wie Nico erzählte. Das war für Nicoschon etwas besonderes“ und so sollte Sven dann im Video am Schlagzeug sitzen. Diese Anekdote hat deshalb Symbolgehalt, weil auch die angenehm wenigen Features auf Nicos Album (gefeatured werden nur Buddy von Deichkind, Dabru Tack sowie Mutter Natur mit Manuva) in vergleichbarer Weise natürlich entstanden sind und sich deshalb auch nicht als businessorientierte Entscheidungen darstellen. Angesprochen auf den Solotrack „Suave“, den Dabru Tack auf der Platte einnimmt, erklärt Nico z.B.: „Dabru Tack – den kenn´ ich halt schon aus der Grundschule. Mit dem hab ich angefangen Musik zu machen und für mich war das einfach wichtig. Wir haben halt damals die Gruppe „Provinzaroma“ gehabt und uns dann aber ´97 getrennt. Die Band ist dann erstmal auseinandergegangen und jeder hat so seinen Kram gemacht und die Sachen, die er heute macht finde ich halt derbe und ich wollte, dass er auf dem Album auftaucht und wollte auch, dass er was besonderes hat, weil er halt eine ganz besondere Rolle in meiner HipHop-Laufbahn spielt. Und da hab´ich halt gesagt, ich hab Bock, dass du ´nen Solotrack auf meinem Album machst. Er sollte nicht nur ´nen typischen Feature-Track machen, so dass er den Refrain schreibt oder die Hälfte des Textes und so ist halt der Solotrack entstanden. Und der handelt ja auch von uns beiden – wie wir uns halt kennengelernt haben, was wir zusammen gemacht haben.“ Völlig zwanglos ist auch die Zusammenarbeit mit Esther Adams zustande gekommen, die die Hook in „Kennst Du das?“ singt, einem Song der Nico auch text- und rapmäßig sehr am Herzen liegt. „Esther ist ´ne Jazzsängerin aus München. Die ham Will und ich kennengelernt, als wir in München einen Track aufgenommen haben – in so ´nem Jazzcafé hat sie halt gesungen mit so ´ner Band und da hab´ ich mir gedacht, die passt bestimmt gut auf den Beat irgendwie und so hat sich das ergeben.“ Nicos Album wird durch langsamere, relaxte Beats dominiert, zu denen es überwiegend entspannte Samples und Melodien gibt, wobei letztere auffällig häufig durch Musiker eingespielt wurden. Auch das ist jedoch nicht Folge eines geplanten Konzepts, sondern hat sich eben so ergeben: „Ich hatte halt Bock irgendwie was mit ´n paar Livemusikern zu machen, d.h. was sehr musikalisches und ich hatte auch einfach Bock, so smoothe Beats zu nehmen – ich hab´mich nicht irgendwie hingesetzt und gesagt, so das Album muss so und so aussehen, das Ding muss sich so und so anhören – ich hab´einfach Tracks gemacht und hab´ gerade bei den Beats so nach meinem Geschmack ausgewählt – wenn mich einer gekickt hat, dann habe ich den reserviert.“ Rapmäßig überwiegt ganz klar Storytelling, was man…

ab dem 02.04. (Album-VÖ) u.a. auf den Tracks "Briefträger-Styles“ (großes Tennis), „Lauf der Dinge“ oder „Barkeeper 2“ bestens auschecken kann. Auf die Frage, ob er schon immer bevorzugt Geschichten erzählt hat, antwortet Nico: „Also das Ding ist, dass Battle ja was super traditionelles ist, gehört auf jeden dazu – ich schreib jetzt seit sechs, sieben Jahren Texte und hab´ auch die ersten drei, vier Jahre fast nur Battle-Lyrics geschrieben. Aber für mich war es jetzt einfach eine Herausforderung, ´nen Schritt weiterzugehen, weil es für mich als Texteschreiber einfach ein geileres Gefühl ist, wenn ich ´ne coole Story hab und die mit guten Reimen und auch ´nem guten Flow zusammenbringe. Wenn ich so ´nen Text schreibe kann ich halt besser einschlafen so, weil ich find´ halt Battle … es gibt halt Leute, die ham das in Deutschland perfektioniert – ein Tone aus Frankfurt, auch ein Sam Deluxe, auch ein Savas und ich finde halt einfach, dass es Leute gibt, die dass cool machen. Für mich is´es aber einfach ´ne größere Herausforderung, ´ne Geschichte zu erzählen und insofern ist so halt der größte Teil meines Albums.“ Und die Geschichten, die er erzählt sind ausschließlich autobiografisch, auch dort, wo – wie in Briefträger Styles – 80-jährige Damen strippen oder Leichen die Postzustellung erschweren: „Ich hab´halt so vier Monate mal als Briefträger gearbeitet, weil ich irgendwie auch meine Miete zahlen musste und keinen Bock hatte auf Fabrik. Es gab da so ´n paar Reihenhäuser und ich musste da halt immer anschellen, weil die Briefkästen drinnen waren und bei Haus Nummer … 42 war es, glaube ich – habe ich eben immer bei dieser einen Frau geschellt, weil ich halt wusste, die ist einfach da und die macht mir auch jeden Tag die Tür auf und das war auch eigentlich immer alles smooth. Irgendwann hat es dann mal ein bißchen länger gedauert, bis die Tür aufging und ich habe das erst gar nicht so richtig realisiert – sah halt erst nur so, dass sie ´n Handtuch um den Kopf hatte, was ja nicht weiter wild ist. Und ich so nur kurz „Moin“ gesacht, Post reingepackt und da hat sie halt noch irgendwas geantwortet und ich ging dann so in Richtung Tür .. und dann stand sie halt da und hatte nichts an, weißt du (einvernehmliche Heiterkeit an dieser Stelle)… Und die Frau is´ halt – keine Ahnung vielleicht war sie auch 75, aber ich hab´ sie echt schon so auf 80 geschätzt.“ … „Ein anderes mal komm ich wieder so an einer meiner Standardkurven an und seh´ schon von weitem so Krankenwagen, Leichenwagen und geh´dann mit meiner Karre an so ´ner kleinen Blutlache vorbei und stell mein Gerät da irgendwo ab. Ja – und dann kommt halt so ´n Bulle an, der dann so meinte, was ich da so wollte mit meiner Uniform und meiner Karre – weißt du – was soll ich da wollen? – und geb´ ihm dann halt die Post für das Haus und guck´ so rechts rüber und seh´ dann eben die Frau da in dem Türrahmen liegen.“ Auf den ständigen Vergleich mit Dende angesprochen meint Nico nur: „Es ist immer das Naheliegendste für den Zuhörer, der nicht wirklich zuhört und nur das Endprodukt in der Hand hält, zu sagen: „Nico Suave? Woher kenne ich den? Eins, Zwo – alles klar.“ Mehr Gemeinsamkeiten sieht er da schon in der Angewohnheit, Raps von anderen MCs zu analysieren: „Für mich zählt zwar erstmal was für ´n Vibe bei ´nem Stück rüberkommt. Kickt mich das Stück – berührt mich das Stück? Und dann fang´ ich aber natürlich auch an, zu analysieren. Beim deutschen HipHop ist es noch ein bißchen anders, weil man da ja alles auf Anhieb versteht – da reicht dann auch oft nur ein Satz und die Stoptaste wird gedrückt. Wenn du aber viele Reime, geile Reime in kurze Zeilen oder in kurze Sätze packst, dann ist es schon krass, wenn das auch alles Hand und Fuß hat. Das ist eben auch ´ne Entwicklung, die für mich auch sehr wichtig war – dass man halt auch irgendwann an ´nem Punkt angelangt ist, wo man es schafft, ´ne Story zu erzählen, die Hand und Fuß hat. Reime zu benutzen, die nicht die simpelsten sind oder Reime zu benutzen, die nicht schon jeder zweite benutzt hat und dann auch noch Flow zu haben. Aber das ist halt ´ne Entwicklung, die erstmal stattfinden muss. Die Leute vergessen gelegentlich, dass Talent alleine nicht ausreicht. Es ist zwar ganz wichtig, aber selbst jemand, der Talent hat, muss ja erstmal daran arbeiten, auch wenn er schneller lernt, Texte zu schreiben.“ Wie gesagt – das Album kommt am 02.04., im Mai gibt es eine (zunächst mal nur) deutschlandweite Tour mit Mr. Schnabel, wobei die Tourdates auf Nicos Homepage www.nicosuave.de abgefasst werden können. Wer mit Nico ´n Interview macht, der kann schnell feststellen, dass der Typ genauso relaxt ist, wie die Platte. Danach hört man zum Levelhalten am besten „The Essence Of J.Rawls“.