People Under The Stairs

Ohne Videorotation auf MTV, ohne großmäulige Sprüche, ohne Titelbilder in der einschlägigen Presse… Die LP "The Next Step" von Double K und ThesOne – zusammen die "People Under The Stairs" – gehört mit Sicherheit zu einem der musikalischen Highlights dieses Winters, und so lohnt es sich, ein wenig genauer zu sehen, was sich unter der Treppe verbirgt. Sechs Jahre ist es her, seit sich ThesOne und Double K klassisch in LA im Plattenladen trafen. ThesOne: "Wir waren ja beide notorische Beatbastler in unserer Nachbarschaft. Also waren wir natürlich gespannt darauf, rauszufinden was der andere so drauf hat. Als wir uns dann trafen, hat es sofort geklickt, und der Rest ist HipHop-Geschichte." Nach ein paar Jahren hatten sich in ThesOne´s Schlafzimmer über 50 Titel angesammelt, und man fing an, sich nach einer Veröffentlichungsmöglichkeit umzusehen. Allerdings stellte sich die Suche nach einem geeigneten Label als nicht sehr einfach heraus. Frustriert von ungünstigen Angeboten und schlechten Vertragsvorlagen beschlossen ThesOne und Double K schließlich, ein eigenes Label zu gründen und so ihren Titeln den Weg auf den Markt zu ermöglichen. PUTS Records wurde ins Leben gerufen und mit dem Vibe des Creed Taylor Labels CTI, dessen Logo als optisches Vorbild fungierte, schafften sich People Under the Stairs ihre eigene Plattform.
Warum gerade CTI als Vorbild?
TheOne: "CTI-Sachen sind zwar vielleicht nicht das exklusivste und rarste was Du im Bereich Jazz und Funk bekommen kannst, aber es gehört zur Grundlage einer jeden B- Boy Geschichte. Wenn man zurückblickt auf Wildstyle oder alte D-Jay Sachen, dann kann man immer die beiden gelben Label auf den PLattenspielern rotieren sehen. Wir wollten den Spirit von CTI auffangen."
1000 Stück ihres Albums pressten PUTS auf dem eigenen Label, dazu 1000 Maxis der Single "The Next Step II".
ThesOne: "Ich gebe zu, wir wußten rein garnichts über die Musikindustrie und mußten das meiste auf die harte Tour lernen. Aber das geht wohl den meisten Independents so. Immerhin hat es uns eine Menge Erfahrung gebracht, was den ganzen Prozess, die Maschinerie des Plattenverkaufens, das ganze Buisness und die beschissene Politik darum angeht. Am Schluß landeten wir bei Om, und das war auch gut so." Om-records, ursprünglich nur an einem Track für eine Compilation interessiert, witterte das große Potential. Chris, der Besitzer des Labels, fragte PUTS nach ihrem Vertragsinteresse, und nur eine Woche später kam von Om genau der Vertrag, mit dem sich PUTS einverstanden erklären konnten. Die komplette künstlerische Freiheit inklusive Artwork etc blieb bei PUTS, Om versprach, sich "lediglich" um den ebenso lästigen wie nötigen Krempel wie Pressung, Vertrieb etc. zu kümmern. Erste Handlung von Om: die internationale Wiederveröffentlichung von "The Next Step". Oberste Priorität für ThesOne und Double K ist es, in keiner Art und Weise einen Teil der Stücke in fremde Hände zu geben. Etwas, was laut ThesOne im aktuellen HipHop gänzlich verloren gegangen ist:
"Wir haben versucht, die Songs mit ganzem Herz zu machen, ganz im Gegensatz zu all den HipHop- Selbstdarstellern und Scherenschnitten. Wenn man sich ein PUTS-Album anhört, dann ist es wie ein Gespräch mit uns. Das Album ist ein großes Ganzen, da kann ich nicht einfach einen Teil der Arbeit weggeben."

ThesOne produzierte die Titel, während Double K alle Scratches machte. Das Songwriting fand zusammen statt, ebenso wie das MCing. ThesOne: "Wir haben uns nie gestritten oder waren uneinig über unsere musikalische Richtung. Wir haben niemanden bei unseren Produktionen hinzugezogen, denn wir sind zwei Minds, die an einem musikalischen Strang ziehen. Wir sind sehr eng befreundet und das hilft uns auch bei der Umsetzung unserer Ideen. Wenn wir im Studio sind, ist es niemals Arbeit, eher Gelächter und High Fives. Wir sind uns so nah wie Brüder. Musikalisch und persönlich." Die Frage nach den Dingen, die PUTS beeinflußt haben, ist bei einem so starken Anspruch an Authentizität nicht uninteressant. ThesOne:
"Beeinflußt haben uns sehr viele verschiedene Dinge. Jazz, Funk und Rock aus den Jahren 68-75 zum Beispiel. Oder HipHop so zwischen 90 und 94. Oldschool-Sachen natürlich… aber natürlich auch nur einfach gute Musik! Wir lieben alles, was aus dem Herz kommt und Verstand hat, alles was Funk hat – ganz egal ob Kinderplatte oder Countrymusik. Ich persönlich bin sehr, sehr stark von Stereolab beeinflußt worden. Sie haben meine Herangehensweise an das Musikmachen grundlegend verändert, und ich werde mich ihnen deshalb immer verpflichtet fühlen.."
Und Kalifornien, die HipHop-Szene in der Nachbarschaft? In Amerika?
ThesOne: "Cali hat so gut wie keinen Einfluß auf uns. Wir sind zwar LA- Muppets, aber beeinflußt hat uns – wenn überhaupt – mehr das New York der 90er, 80er und 70er. Und die ganzen Leute, die hier an der Westcoast aktiv sind… die meisten wissen nicht einmal wo sie musikalisch herkommen. Was immer unser No. 1 Klassiker bleiben wird sind die beiden Alben von Freestyle Fellowship. Madkap, Pharcyde, Heiro, NWA, CMW, King Tee und alle anderen waren natürlich auch bis zu einem gewissen Grad ein Einfluß, aber wenn´s um die Leute geht, die momentan in der Szene aktiv sind, dann fühlen wir uns mit keinem irgendwie verbunden. Wahrscheinlich sind wir einfach nur ALT. Alte Schule: New York, LA was auch immer, alt eben." Mit der Einschätzung, PUTS wären fremdelnde Autisten, liegt man aber falsch. Eine Band gibt es allerdings schon, mit der sich PUTS in gewisser Weise verbunden fühlt, und mit der auch Dinge in Planung sind:
ThesOne: "Ugly Duckling. Das sind unsere Homies! Wir hoffen auch, daß wir in Zukunft mehr mit ihnen arbeiten werden!" Mehr deshalb, weil schon in Kürze eine Maxi von Captain Kid Lexus in Zusammenarbeit mit Ugly Duckling auf PUTSrecords erscheinen wird. Ebenso kommt demnächst das (diesmal wirklich) neue Album von Double K und Thesone auf den Markt. ThesOne:"Das neue Album heißt ‚Question in the form of an answer‘ und erscheint im Frühling, die erste 12" ‚Youth Explosion‘ sollte demnächst erscheinen." Die Plätze unter der Treppe bleiben also interessant, und man darf gespannt sein, wie sich die Dinge entwickeln. ThesOne hat bezüglich HipHop nur ein Anliegen: "Hört alle auf, Euch so verdammt ernst zu nehmen und lernt mal wieder Spaß zu haben! HipHop – lighten the fuck up!!!"