Slick Rick

Wahrscheinlich hat er da genug erlebt um zehn Alben mit seinen Stories zufüllen… Erst einmal stand er aber unseren Kollegen vom Breakbeat Magazin Rede und Antwort.

Dein neues Album ist gerade erschienen.Kannst du uns etwas über deine Idee, Konzept und Inhalte erzählen?

"Ich habe verschiedene Arten von Geschichten in meinem neuen Album. Persönliche, individuelle Storys, aber auch sehr humorvolle Geschichten über verschiedene Gegebenheiten und Menschen. Ich versuche, den Menschen visuelle Bilder mit meiner Musik und meinen Lyrics zu vermitteln. Es ist wie das Lesen eines Buches, nur in lyrischer Rap-Form. Eine Geschichte handelt zum Beispiel von den Zeiten im alten Ägypten mit Pyramiden und Pharaonen. Dann gibt es einige unanständige Erzählungen mit einer Menge Sex. Ich berichte von Liebesgeschichten und bringe das Ganze mit viel Humor rüber. Es gibt aber auch ernsthafte Themen über Loyalität, Ehrlichkeit und einige echt böse Battle-Texte. Das Ganze ist ein richtig großes Paket mit vielen verschiedenen Geschichten. Einige der Storys habe ich selbst erlebt, Erfahrungen mit Frauen und der Liebe, oder ich verarbeite meine Eindrücke aus dem Gefängnis, aber viele meiner Lyrics sind auch Fantasy. Ich will die Leute an meinen Erfahrungen teilhaben lassen und versuche ihnen etwas weiterzugeben. Ich will die Leute nicht zu irgendetwas überreden oder mit dem moralischen Zeigefinger auf jemand deuten. Ich erzähle einfach und hoffe, dadurch meine Zuhörer zum Nachdenken zu bringen. Ich sag nur `Okay, das sind meine Geschichten. Hört einfach zu, macht euch eure Gedanken und versucht etwas davon mitzunehmen´"

Du hast, bevor du ins Gefängnis mußtest, zwei Alben fertiggestellt. Was war der Grund für deinen sechsjährigen Gefängnisaufenthalt, und wie war das mit der Produktion dieser Alben?

"Ja, ich war für eine kleine Weile im Gefängnis (lacht). Ich habe auf jemand geschossen, der versucht hat, mich auszurauben. Bevor ich ins Gefängnis gegangen bin, habe ich mich tierisch beeilt, diese zwei Alben fertigzustellen. Das war der Qualität der Alben ziemlich abträglich. Diese beiden Alben sind nicht so gut produziert wie das neue, sowohl von den Lyrics her, als auch von den Beats. Um ein richtiges gutes Album auf die Beine zu stellen, braucht man Zeit und vor allem keinen Druck. So etwas muß wachsen und sich entwickeln."
Wie lief die Produktion dieser Alben ab, und wo liegen die Unterschiede im Vergleich zu deinem neuen Album?

"Wie schon gesagt, mußte ich die ersten beiden Alben in sehr kurzer Zeit fertigstellen. Der Rap war zu schnell, die Lyrics hatten nicht genug Tiefe, und ich hatte in der kurzen Zeit einfach nicht genug Input, um richtig gute Geschichten zu erzählen. Es ist auch klar, das man nicht in der besten Stimmung ist, wenn man weiß, das man bald für sechs Jahre ins Gefängnis muß. Das neue Album konnte ich ohne die Aussicht, ins Gefängnis gehen zu müssen, in Ruhe produzieren. Free Mind – Free Spirit, ich konnte einfach freier mit allem umgehen. Mehr Raum, um meine Ideen auszudrücken und umzusetzen. Ich konnte in mich gehen, um auch verschiedene Seiten von mir zu zeigen. Die Geschichten, die ich in dem neuen Album erzähle, sind eingängiger, leichter verständlich und haben mehr Humor. Ich konnte auch mehr mit Beats und Samples experimentieren und die Lyrics besser anpassen. Diesmal habe ich mit vielen verschieden Produzenten zusammengearbeitet. Jeder bringt sich natürlich mit ein, und so entstehen verschiedene Stimmungen mit unterschiedlichen Vibes. Es gibt differenzierte Konzepte, und man bekommt neue Idee und vor allem andere Meinungen zu den Produktionen zu hören – was natürlich auch viel Spaß gemacht hat."

Auf diesem Album finden sich große Namen wieder, mit denen du zusammengearbeitet hast. Einer davon ist Snoop Dogg. Kannst du uns etwas über diese Kooperation erzählen?

"Na ja, die Geschichte mit Snoop war recht einfach. Ich habe Snoop eigenlich noch nie vorher getroffen, aber mir gefiel sein Style schon immer sehr gut, und ich schätze ihn als Künstler. Also lud ich ihn nach N.Y. ein, um auf meinem Album mitzumachen. Er flog also von Kalifornien nach New York und wir trafen uns im Studio. Es war ganz lustig. Er brachte seinen Lyric-Stuff in seinem typischen Westcoast-Flow, und ich hielt mit meinem New Yorker Slang dagegen. Wir brachten also beides zusammen und wollten damit beweisen, das der Real-Rap stärker ist als dieses Eastcoast / Westcoast Geschwätz. Der Beat ist allerdings unverkennbar Eastcoast. Ich sage einfach `Different beats for different people, you know´".
Gibt es deiner Meinung nach in den USA zu viele Waffen auf der Straße?

"Ja, ich denke schon. Aber ich denke, das eigentliche Problem besteht darin, daß die Straßen einfach nicht sicher sind und die Öffentlichkeit bzw. Bürger das Gesetz in die eigene Hand nehmen. Und das ist genau der Punkt, wo die Probleme beginnen. In den Armenvierteln ist die Kriminalität sehr hoch. Dort liegt die Ursache des Übels. Die Politiker müßten sich darauf konzentrieren, diese Kriminalität in den Armenvierteln zu bekämpfen, denn dort ist der Kern der Sache. Aber es wird mehr Geld ausgegeben, um sich von diesem Kern fernzuhalten, als die Problematik zu lösen. Statt dessen fließt viel Money in die Up- und Middleclass, um diese zu schützen. Und niemand kümmert sich um Alternativen. Kein Wunder, daß die Leute anfangen, sich zu bewaffnen. Sie sollten die Präsenz in diesen `Problem-Vierteln´ massiv erhöhen. Ich denke, allein die Präsenz der Polizei würde die Kriminalität reduzieren."