Sedoussa

Sedoussa: Das sind Celina, Leon und Chriz – ihres Zeichens extrem talentierte Nachwuchs-Künstler aus dem Herzen Berlins. Ihre Songs tragen Namen wie „Monster“, „Zicken“ oder „Geimpft“ – thematisch treffen die drei mit ihren Texten mitten ins Herz und vor allem in den Kopf. Die markanten Sounds zielen eher auf die Füße und Beine – Sedoussa laden zum Tanzen ein, bewegen sich dabei zwischen soften Soul-Stimmungen aber auch hammerharten Schlagzeug-Solos. More Fire heißt es in der aktuellen Sedoussa-Singleauskopplung „Eins Eins Zwo“. Eine vielversprechende Aussage. Wie die Band geplant hat, den Dancefloor – nicht nur der Berliner Clubs – zum Brennen zu bringen und welche Philosophien sich hinter dem Projekt Sedoussa verbergen, verraten Frontfrau Celina und die beiden Vollblut-Musiker Chriz und Leon im folgenden Gespräch.

rap.de: Mich würde zuerst interessieren, welche Bedeutung euer Name Sedoussa hat?

Celina: Eigentlich hat der Name gar keine Bedeutung. Das ist ein ausgedachter Name, ganz unspektakulär. Man kann Sedoussa natürlich auch mit dem englischen Wort Seducer verbinden – das heißt Verführer. Das ist aber auch nur Zufall gewesen.

rap.de: Also hat es z.B., wie ich erst dachte, auch nichts mit Medusa zu tun.

Celina: Nee.

Chriz: Aber als wir uns den Namen ausgedacht haben, bin ich schon auch darauf gekommen. Dann stand irgendwann mal Ser von Server im Raum und dann kam ich auf Dousa. Es ist eigentlich eine Kollage.

rap.de: Der Titel "Zicken" klingt für mich – musikalisch – ein bisschen nach N.E.R.D..
Ist das so gewollt, und empfindet ihr das auch so?

Celina: Kann sein, ja. Wir haben viel N.E.R.D. gehört, als wir die Platte gemacht haben, aber es war nicht so, dass wir bewusst gesagt haben: Ok, diesen Sound wollen wir jetzt nachmachen. Christian hat halt Schlagzeug gespielt, und bei N.E.R.D. gibt es auch ein Live-Schlagzeug. Dieser Sound ist halt gerade in, und für uns war eigentlich auch immer klar, dass wir Live-Instrumente haben wollten – vermischt mit programmierten Sounds.

Chriz: Eigentlich ist es ganz lustig, weil den Song gab es ja schon lange, aber als die Idee für den Beat auf den Tisch kam, hatte ich z.B. gerade Usher gehört und wurde so auch dadurch inspiriert. Und dadurch, dass ich ein Live-Schlagzeug spielen wollte, mag es dann auch „nerdiger“ geworden sein. Man hört oft und viel in unserer Musik, was wir selber gern hören.

rap.de: Wo liegt außerdem eure musikalische Inspiration? Es ist ja doch recht unterschiedlich, was ihr musikalisch betrachtet bietet.

Celina: Das kommt daher, dass wir auf der einen Seite auf HipHop stehen, und HipHop ist ja meistens sehr programmiert und sehr spärlich. Wir stehen aber auch auf richtige Songs – deswegen ist das Album auch so gemischt.

rap.de: Eure erste Single „Eins Eins Zwo“ klingt stark nach Dancehall. Ist das auch eine Leidenschaft von euch?

Celina: Jein. Also, wenn ich tanzen gehe, gerne, aber für zu Hause ist mir das meistens zu anstrengend. Ich hab „Eins Eins Zwo“ aber auch nie wirklich als einen Dancehall-Track empfunden.
Leon: Also es ist Beat-mäßig, bis zur Hälfte eigentlich Dancehall. Aber es ist Zufall gewesen – mal wieder. Eigentlich wollte ich einen Stevie Wonder-Song remixen. Wir waren zufällig gerade im Studio, als dieser Beat lief, und sind dann irgendwie auf die Hook gekommen.
rap.de: Also Stevie Wonder hätte ich jetzt absolut nicht vermutet.

Leon: Was ich damit sagen will, ist: Wir haben nicht dagesessen und gedacht, jetzt machen wir einen Dancehall-Beat oder so. Dafür ist der Beat auch zu unkonsequent. Es ist halt einfach passiert.
rap.de: Wie kam es zu der Zusammenarbeit mit Sera Finale, für „Eins Eins Zwo“?

Celina: Der ist ein Freund von mir.
rap.de: Kommt da noch mehr? Habt ihr da noch irgendwas in Planung?

Celina: Ich mit ihm einen Song auf einer Compilation. Da hab ich mit ihm gemeinsam den Refrain gemacht. Es steht aber auch auf jeden Fall fest, dass wir noch einmal was zusammen machen.
rap.de: Sind die Texte auf dem Album eher autobiografisch, oder ist das einfach, was ihr beobachtet, an Menschen und in eurer Umgebung? Die Liebes-Lieder gehen ja manchmal ganz schön deep. Echt oder ausgedachte Thematik?

Celina: Fünfundachtzig Prozent von all dem ist auf jeden Fall, was wir selbst erlebt haben.
rap.de: Als welche Art von Band seht ihr euch?

Celina: Wenn du nach der Musikrichtung fragst, auf jeden Fall Soul.
Chriz: Also wenn man sich dann R`n´B nennen müsste, fände ich das ein bisschen zu plastisch.
rap.de: Manchmal kommt ihr auch ziemlich jazzig rüber, find ich. Vor allem durch Celinas Stimme.

Celina: Ich denke, Soul und Jazz gehen ja eigentlich mehr oder weniger Hand in Hand. Das vermischt sich ganz natürlich. Man könnte, glaube ich, kaum eine Musikrichtungen nennen, die nicht bei uns vorkommt. Ich würde sagen: HipHop, ein bisschen Rock, ein bisschen R´n´B, ein bisschen hier und da.
Leon: Also, unterm Strich ist es Soul!

rap.de: Welchen Stellenwert hat Musik generell für euch?

Chriz:Gibt es noch etwas anderes?
Celina: Musik ist unser Beruf, oder auch Berufung. Egal, wie man es nennen will. Ich finde es gut, dass man sein Hobby zum Beruf machen kann. Das ist echt super, dass das geht. Man sollte eigentlich immer das machen, was das Herz sagt, aber ich versuche, die Musik nicht zu sehr überhand von meinem Leben nehmen zu lassen – es muss ja auch noch etwas anderes geben. Man muss auch mal abschalten von der Musik. Es gibt Leute, die können den ganzen Tag Musik machen und den ganzen Tag Songs schreiben. Das kann ich nicht. Für mich gibt es halt auch noch andere Dinge.
rap.de: Ich komm deshalb drauf, weil z.B. euer „Tour-KollegeClueso sagt: „Es geht mir gut, wenn mich gute Musik geflasht hat…“ – als wäre das ein Motor für ihn, um immer wieder an den Start zu gehen. Ist das, in diesem Sinne, bei euch ähnlich?

Chriz: Total. Ich bin da schon eher wie so ein Sucht-Mensch. Ich wache damit auf, und ich geh damit schlafen. Ich mache natürlich auch mal etwas anderes, aber es geht schon sehr viel um Musik.
Leon: Ich finde, es ist doch so: In der Pubertät stellt sich heraus, was jeder braucht, zum klarkommen. Manche machen halt dann Sport, und bei mir war es die Musik.
Celina: Ich glaube, bei mir war das so, dass ich eigentlich nie Musiker werden wollte. Ich habe das erst sehr spät gemerkt. Ich habe zwar immer Musik gemacht, aber ich wollte es nie zum Beruf machen, weil mein Papa ist auch Musiker, und das ist alles immer so unsicher. Deswegen hab ich da wohl auch eine andere Einstellung zu. Jetzt mach ich trotzdem Musik -und ich mach’s auch gerne – aber ich glaube, ich bin da so ein bisschen…. nicht leidenschaftslos… aber da ist irgendwie für mich eine andere Herangehensweise.
rap.de: Welche Musik hat denn dein Vater gemacht?

Celina: Jazz. Das fand ich immer so langweilig. Das war überhaupt nicht mein Ding.
rap.de: Meine Eltern waren auch ein Jazz-Haushalt, aber eher so die Dixieland-Schiene. So Spaß-Jazz…

Chriz: Respect Dixie!
rap.de: Ja, mich hat als Kind immer ordentlich geflasht, wenn die Erwachsenen, die sich sonst so „normal“ geben, so völlig zu Jazz abgegangen sind… Anderes Thema: Wo setzt ihr für euch selbst Maßstäbe? Wie seid ihr an die Produktion des Albums „Sedoussa“ herangegangen? Habt ihr gesagt, hier fangen wir an und bis da und dahin muss es jetzt kommen?

Leon: Es gibt doch irgendwie nie den Punkt, wo man sagen könnte, das ist es jetzt. Es geht immer noch besser, und man will es auch selber immer noch besser und besser haben.

rap.de: Was kann man live erwarten? Ich habe das Club-Konzert in Berlin gesehen, aber wenn ihr im Sommer rausgeht und spielt, was kann man dann erwarten?

Chriz: Es wird auf jeden Fall sehr laut werden! Das Programm hat sich noch eine ganze Ecke mehr gefestigt, denn durch die Platte haben sich die Songs live auch ein bisschen geändert.
Celina: Wir haben auch nicht so wirklich viel gespielt. Das ist auch das, was mich so ein bisschen ärgert. Nur wenn man viel auftritt, wächst die Band so ein bisschen zusammen und man kriegt Routine rein. Wenn man nur einzelne Gigs einmal alle zwei Monate hat, dann musst du dafür jedes Mal wieder eine Woche proben, und dann vergisst man nach drei Wochen wieder alles. Deshalb ist es ganz cool, dass nun ein paar Gigs in der Reihe waren, wo wir uns ein bisschen einspielen konnten. Ich hab auch echt Bock, eine Tour zu spielen oder Support für jemanden zu sein! Irgendwann ist man dann total locker auf der Bühne und denkt gar nicht mehr darüber nach: Kommt jetzt der Refrain oder die Bridge? Oder machen Publikum oder Band jetzt alles richtig?
rap.de: Feature-Tracks auf Tasche?

Chriz: Ja, da sind Sachen geplant – ist aber jetzt noch nichts konkret.
Celina: Also, ich hab auf jeden Fall Bock mit ein paar HipHop-Leuten was zu machen.
rap.de: Gibt es da einen Wunschkandidaten?

Celina: Ludacris! Und von den Deutschen… Naja, da gibt es ja viele eigentlich. BO z.B. oder Philipp von Deichkind. Ich hätte auch Bock auf Moabeat.
Leon: Es gibt halt so viele Leute, die so unterschiedliche Qualitäten haben und deswegen auch unterschiedlich interessant sind.
Celina: Also ich hätte Bock, mit dem Sänger von Beatsteaks was zu machen. Das muss sich ja jetzt auch nicht immer nur in dem Bereich abspielen, wo auch unsere Musik stattfindet. Judith von den Helden könnte ich mir auch vorstellen.
Chriz: Farin von den Ärzten wäre auch geil!
rap.de: Das hätte ich ja nun überhaupt nicht gedacht!

Celina: Bei dem hab ich im Background gesungen. Auf dem aktuellen Ärzte-Album hab ich ein Duett mit ihm. Ich bin auf jeden Fall nicht nur auf HipHop und Soul! Ich habe einfach Bock, mit coolen Leuten zu arbeiten, die geile Texte schreiben und gute Musik machen. Ich habe schon auch Bock auf etwas Neues, und dieses Jahr kommen auch eine Menge interessante Leute raus.
rap.de: Demnach sind alle Wege offen?

Celina: Definitiv!
rap.de: Dann toi, toi, toi von meiner Seite aus!