Aphrodelics

Die Aphrodelics, deren Gassenhauer "Rollin´ on Chrome" europaweit ein Erfolg war und sicher dem einen oder der anderen noch im Ohr klingt, haben mit einem neuen Album namens "Enormis" nachgelegt. Die ursprünglich aus Wien stammende Gruppe hat mittlerweile Homebases auf der ganzen Welt. Ihr erklärtes Ziel ist es, international zu sein – überall gehört zu werden. Die Beats der Aphrodelics haben einen deutlichen Schlag ins elektronische, werden sie doch u.a. von niemand geringerem als Peter Kruder produziert. Während der Popkomm hatte rap.de die Gelegenheit, mehr zu erfahren. Die Sonne knallt von Kölns Himmel auf alle Köpfe, die doof genug sind, sich ihr jetzt voll auszusetzen. Vor dem Hyatt lungern dicke Mädchen, um im richtigen Moment im Pulk auf Fernseh-Fressen zuzustürzen. Fotos werden gemacht, es wird geschoben und gedrückt, auch wenn man nur zu fünfzehnt ist und weil man fünfzehn ist – Hauptsache, is´ cool! "Kumma is´ des nich dä…". Die Sonne setzt allen zu. Die Aphrodelics schlendern gechillt zum Rhein, und ein paar verwegene Fotosafarimädchen hocken sich tuschelnd daneben. Zwischen Hyatt und Rhein hat BMG eine VIP Lounge aufbauen lassen, die Leute zum Leute-reingehen-gucken zieht. Dann kann´s ja losgehen. Zwei Interviewer bekommen zuvor noch Antwort auf ihre Fragen, bevor meine Nägel vom Brennen befreit werden.
rap.de: Was bedeutet der Titel?
Shegun: Wir wollten einmal ein Wort finden, das "außergewöhnlich" heißt. Von der Norm abweichend – das heißt es ja: Enormis! Deswegen passt das auch sehr gut zum Album, weil es voll anders ist. Es gefällt nicht jedem. Ich glaube, die, die genau hinhören und es verstehen, denen wird es gefallen.
rap.de: Wie war die Resonanz auf die Platte, auch der HipHop-Puristen?
Shegun: Die Resonanzen waren bis jetzt positiv. Old School Beats sind auch nicht anders gemacht, auch elektronisch – z.B. Afrika Bambaataa. Das hat alles früher mit Elektronik angefangen, für die, die es nicht wissen. Nicht elektronisch, wie es heute gemacht wird, aber es war schon ein funky Sound. Ich denke, man kann nicht sagen, dass es für einen HipHop-Head zu schlimm ist. Leute, die irgendwie auch gern verschiedene Sachen hören, nicht nur eine Richtung von HipHop, nicht nur New York Rap oder so, die verstehen uns aus jeden Fall. Es geht darum, dass du mehr Richtungen im HipHop hörst, nicht nur Premier, DMX, Biggi. Auch die, die z.B. aus dem Süden der USA kommen. Oder halt Leute von der Westcoast, Snoop zum Beispiel, der hat auch einen eigenen Sound, das gefällt nicht jedem – mir gefällt´s!
rap.de: Wie lautet eure Definition von HipHop?
Shadee: HipHop ist die Form für uns. In dieser Form können wir uns selber entwickeln – in der gesamten Matrix. Der scheiß Kodex, der da die ganze Zeit herrscht, der ist voll für´n Arsch, weil das das ganze HipHop Ding stoppt, verstehst du? Darum gibt es auch 100 Gruppen, die gleich klingen. Weil alle glauben, wenn du jetzt keinen Breaker und keinen Maler drin hast, bist du voll nicht cool, und wenn auf´m Splash die Breaker-Bühne nicht genau so groß ist, wie die von den Artists, ist´s auch nicht cool. Das sind lauter so Images. HipHop ist ein Riesending. Es gibt Leute, die machen Möbel, es gibt Leute, die malen Bilder oder Kleidung, Schuhe. Einer ist vielleicht nur ein HipHop-Frisör und macht nur Frisuren. Du kannst dir halt deine Nische aussuchen. Wir haben unsere gefunden, wir machen eben Beats. HipHop ist eine Riesenwelt, eine Kultur, und in der Kultur kannst du dich frei bewegen. Da gibt es keinen Kodex oder irgendwas, also es gibt schon gewisse Regeln: Man darf nicht wack irgendeine Scheiße machen, aber in seiner künstlerischen Freiheit ist man nicht eingeschränkt. That´s HipHop for me. "Do your thing the way you feel it and the way you want to express yourself". Es ist auch irgendwie das Coolsein und das: "Jetzt ist Hardcore HipHop angesagt!" Jetzt darf man keine Partys mehr machen oder in den Club gehen oder so was. Das finde ich auch irgendwie komisch, weil wir doch eigentlich alle erwachsene Menschen sind und auch unseren Spaß haben wollen. Wir wollen nicht nur für HipHop leben. HipHop lives for us! Nicht umgekehrt. Das ist der springende Punkt.
rap.de: Ihr scheint gelöst von Orten zu sein, ihr wohnt nicht nur in Wien, auch in N.Y. und Köln? 
Shadee: Wir repräsentieren Wien natürlich, weil wir Wiener sind. Wir sind auch stolz drauf. Aber das muss ich nicht die ganze Zeit erwähnen – T-Shirts tragen, wo das draufsteht. Für uns ist eben wichtig, dass wir in Mailand genauso gespielt werden wie in Paris oder wie in Holland. Das ist echt der Punkt. Wenn dann Leute in Holland zu dir kommen oder dir eine Mail schreiben, auf deiner Internetseite (www.aphrodelics.com), und sagen: "I´m peepin‘ your sound!" Das ist echt ein fettes Ding, ´s gefallt ma! Das finden wir cool, und d´rum schauen wir, dass wir über die Grenzen hinaus schießen, und darum auch das Englische: International, you know! Try to stay international!