AIDS

Was ist eigentlich AIDS? Wir alle haben in dem Zusammenhang wohl einige Erklärungsmodelle im Kopf, könnten Antworten auf diese Frage liefern. Der eine hat fachlich recht anspruchsvolle, der andere eher diffuse Ideen und Pauschalantworten zu bieten. AIDS bedeutet jedenfalls im medizinischen Sinne: Aquired Immuno Deficiency Syndrom, was im Endeffekt wiederum nichts anderes heißt als: Angeeignetes Immun-Defekt–Syndrom. Was aber steckt nun hinter dieser – für den Laien doch eher abstrakten – Abkürzung? Das Krankheitsbild, das mit AIDS bezeichnet wird, ist eigentlich nur das Endstadium der Erkrankung aufgrund einer Infektion mit dem HI-Virus. HIV ist eine Abkürzung, die mittlerweile einheitlich Verwendung findet. Sie steht für: Human Immuno Deficiency Virus. Das HIV ist deshalb so gefährlich, weil es sich als Wirtszellen ausgerechnet die für das Immunsystem besonders wichtigen weißen Blutkörperchen aussucht und diese funktionsuntüchtig macht. Die Folge kann auf lange Sicht der gesamte Zusammenbruch des Abwehrsystems und das Ausgeliefert–Sein gegenüber jederlei Infektion (die bei einem stabilen Immunsystem leicht abgewehrt werden könnte) sein. Im Endstadium von AIDS sind deshalb Lungenentzündungen, Pilzerkrankungen und der gefürchtete Hautkrebs Kaposi-Sarkom die Krankheiten, die gegen ein nun völlig wehrloses Immunsystem die Oberhand gewinnen und somit zum Tode führen können. Allerdings muss nicht jede Infektion einen derart dramatischen Verlauf einnehmen. Viele Infektionen sind jahrelang unauffällig und entwickeln keine Symptome von schwindenden Abwehrkräften. Andere Verläufe werden nach ein bis zwei Jahren, im Mittel nach etwa sechs Jahren negativ und gehen in das sogenannte Vollbild AIDS über. Dann tritt ein Gewichtsverlust ein und es bilden sich andere dauerhafte Symptome wie Nachtschweiß, Durchfall und die opportunistischen Infektionen aus. Auch in diesem Stadium kann es relativ lange Phasen geben, in denen sich das klinische Bild nicht verschlechtert. In vielen Fällen ist dann sogar noch eine völlig selbstständige Lebensführung möglich. Das HI-Virus ist in allen Körperflüssigkeiten vorhanden. Die höchste Konzentration weisen Blut und Sperma auf, mit geringem Abstand gefolgt vom Vaginal-Sekret. Deutlich geringer ist die Konzentration in der Muttermilch. Eine Infektion durch Urin, Tränen oder Speichelflüssigkeit konnte bisher nicht nachgewiesen werden, da scheinbar eine HIV 1 Virus weitaus größere Menge Virus-Material vonnöten ist, um eine Infektion herbeizuführen. Der Austausch von Blut ist eines der größten Risiken. Soweit Blutaustausch aus medizinischen Gründen geschieht (Blutspenden), sind seit 1985 in Westeuropa die Risiken fast völlig ausgeschlossen, weil die Blutkonserven auf HIV-Antikörper getestet und die Blutprodukte unter starker Erhitzung hergestellt werden. Hauptinfektionsweg ist jedoch – und das ist ja allseits bekannt – die Sexualität; hierbei vorrangig der ungeschützte Anal-, Vaginal- oder Oralverkehr. Das zeigt, das nicht nur homo- und bisexuelles Sexualverhalten AIDS-gefährdend sind, sondern durchaus auch Heterosexualität Risiken zur Infektion birgt. Männer weisen weltweit jedoch die größte Anzahl an HIV-Infizierten auf. In bestimmten Lebenssituationen kümmern sich Männer eher weniger um ihre sexuelle Gesundheit als Frauen. Beispielsweise lehnen Männer es oft als „unmännlich“ ab, sich um die mit Drogenkonsum verbundenen Risiken Gedanken zu machen oder Kondome zu benutzen. Ein derartiges Verhalten gefährdet dann natürlich wiederum die Frauen, was dazu führt, dass auch hier die Infektionsrate weiter zunimmt. Eigentlich wäre es nach einer simplen Faustregel gar nicht schwierig, sich optimal zu schützen: Man schütze sich vor Eindringen fremden Blutes in den eigenen Organismus, außerdem greife man bei riskantem Sexualverhalten stets und technisch einwandfrei auf ein Kondom zurück. Schwierig wird es jedoch, wenn nur ein Partner sich schützen will und hinter dem Wunsch des anderen, Kondome zu nutzen, Untreue vermutet

Manche Männer haben wohl auch Angst vor einem "Männlichkeitsverlust" nach einer jahrzehntelangen entspannten Freiheit durch die empfängnisverhütenden Pillen. Seine Männlichkeit jetzt wieder in Latex zu hüllen, scheint eben nicht jeder“manns“ Sache. Nach der Revolution der Anti-Baby-Pille gab es kaum mehr eine Aufklärungskultur, geschweige denn eine Kultur der Sexualität, die in der Lage wäre, das Präservativ lustvoll in ihr Liebesspiel zu integrieren.  Außer der überaus langweiligen und unansprechenden „Mach´s mit“ –Kampagne, die seit Jahren den gleichen Werbegag präsentiert, scheint nicht viel in Sachen Aufklärung zu passieren. Denn obwohl versucht wird, den Wissensstand der gesamten Bevölkerung zu erweitern, scheint davon nicht allzu viel bei dieser anzukommen. Die überregional eingesetzten Faltblätter werden oft kaum beachtet, öffentliche Diskussionen werden wahrgenommen – jedoch nicht verinnerlicht, Anzeigen scheinbar übersehen. Die Thematik AIDS ist eben auch mit Angst und Verdrängung verbunden. Es herrscht das allgemeine, altbewährte Verdrängungssymptom: „Mir wird schon nichts passieren! Ich jedenfalls kenne niemanden, der AIDS hat.“ Aber auf dieses Phänomen sind vor ein paar Jahren ja schon TicTacToe genauer eingegangen: „Noch nie gehört von EEHDS?“ Das wichtigste Instrument der Aidsbekämpfung sind derzeit wohl die AIDS-Hilfen: Gruppen von engagierten Menschen aus verschiedensten Berufszweigen, die sich zusammengefunden haben, um Informationen zu sammeln und weiter zu tragen. Materialien und Aktionen werden entwickelt und Betroffenen Hilfestellung geleistet. Klar ist jedoch nach wie vor: Solange es keine Impfmöglichkeit gegen HIV gibt und keine wirksamen Medikamente gegen die Vermehrung von AIDS-Viren entwickelt worden sind, ist die Prävention keine medizinische Aufgabe. Helfen kann da also nur Lernen aus eigenem Antrieb, das durch öffentliche Kampagnen, vor allem aber durch eigenständige Prävention auf den unterschiedlichsten Ebenen gefördert werden kann. Zwar hat sich die Lebenserwartung und -qualität durch die seit ca.1996 fortschreitende Entwicklung neuer Medikamente erhöht, eine Heilung ist jedoch nach wie vor ausgeschlossen. Der erste AIDS-Fall der BRD wurde im Jahre 1981 bekannt. Insgesamt leben derzeit etwa 37.000 HIV-infizierte Menschen in Deutschland, davon 29.000 Männer und 8.000 Frauen. Unter den Neuinfektionen bilden zwar noch immer homo- bzw. bisexuelle Männer den größten Anteil (50%), aber auch der Anteil der über heterosexuelle Kontakte Infizierten (17%) hat in Deutschland in den letzten Jahren zugenommen. Die Zahl der durch Drogenkonsum Infizierten ist jedoch relativ stabil geblieben (12%). Die Zahl der infizierten Kinder konnte inzwischen auf wenige Einzelfälle reduziert werden. Noch dramatischer ist die AIDS-Problematik in Ländern der sogenannten 3. Welt. Hierbei sind vor allem Afrika (besonders die Regionen südlich der Sahara), die Karibik und Südostasien betroffen. Aber auch Russland kämpft derzeit mit einer Welle neuer AIDS-Infektionen. Eine Entwicklung, die auf eine explosionsartige Ausbreitung des (intravenösen) Drogenkonsums, vor allem unter Jugendlichen, zurückzuführen ist. Was bleibt uns also noch übrig, nach Jahrzehnten der wohl größtenteils an uns vorbeigerauschten Aufklärungsversuche? Es müsste eigentlich jeder zumindest soviel mitbekommen haben, dass er weiß wie man sich (nicht) ansteckt, welches die Risikofaktoren sind, und wie man die Risiken möglichst meidet. Solidaritätsaktionen wie die „Red-Ribbon“-Initiative können zwar schon manchmal etwas nerven, im Endeffekt scheint es jedoch nach wie vor nötig zu sein, die Menschheit immer wieder mit der Nase auf den bestehenden Sachverhalt zu stoßen. Checkt die Red Ribbon Beatz jedenfalls mal aus: Vom Erlös gehen nämlich mindestens 8DM (!) an die sechs großen AIDS-Hilfen in Berlin. Das Einzige, was zählt, und dessen sich jeder klar sein sollte, ist ihr wisst es schon: „Gib AIDS keine Chance“. Oder, O-Ton Red Ribbon Beats Sampler: „Sex ist wie Freestyle! In Echtzeit und ohne Regeln. Just respect your partner.” Also macht euch locker. Übrigens: AIDS Tests sind bei den Gesundheitsämtern kostenfrei..