Afu Ra

„Change your style, change the weather!“

 Wenn es um clevere Reime und Rasta- Weisheiten in B-Boy Flows geht, ist Afu Ra aus New York genau der richtige Mann. Nach einigen 12“, einem in Konkurs gegangenen Label und jahrelanger Zusammenarbeit mit den D&D Studios (DJ Premier) ist nun endlich sein Debüt- Album „The Body of a Lifeforce“ erschienen. Grund genug für Alexander Alberti, sich mit dem Meister zu unterhalten. Wenn es etwas gibt, das ich aus dem Mathematikunterricht behalten habe, dann ist es dies: je mehr Zahlen, desto schwieriger wird die ganze Angelegenheit. Das sollte sich auch bei meinem Telefoninterview mit Afu Ra bestätigen. Nach dem ersten Teil der Telefonnummer befand ich mich bei einem Telefonservice, dessen Band mich aufforderte, meinen Passcode inklusive Number-Point einzugeben. Gesagt getan, leider landete ich bloß wieder dort, wo ich angefangen hatte. Die Prozedur wiederholte sich, so dass ich nach zehn entnervten Minuten bereits im Begriff war, das Handtuch zu werfen. Doch plötzlich fragte mich ein Mann, ob er mir weiterhelfen könne. Ich erklärte ihm kurz mein Problem und wurde nach dem Passcode gefragt. Dann passierte auf einmal gar nichts mehr. Stille in der Leitung, bis schließlich nach 15 Sekunden jemand sein Telefon abnahm und zu mir sagte: "This is Afu Ra. Who´s there?" Ein langer Weg war es auch für Afu Ra, dessen Debüt "Body Of The Lifeforce" von der Fertigstellung bis zur Veröffentlichung so manche Hürde zu überwinden hatte. "Gee Street hatten ihre Urban-Abteilung zugemacht, so dass ich zunächst einmal ohne ein Label mit meinem fertigen Album dastand. Ich habe mich dann nach einem neuen Label umgeschaut und bei Koch Records unterschrieben. Das Label hat dann das fertige Album sehr schnell veröffentlicht. Ich bin glücklich, dass es jetzt endlich draußen ist".

Sein eigenes Album beschreibtAfu Ra als eine Zusammenstellung von verschiedenen Stilen und Themen.

"Eigentlich heißt ‚Body Of The Life Force‚ nur Afu Ra. Ich habe versucht, das Album vielfältig zu halten- und unterschiedliche Thematiken erfordern verschiedene Styles, genauso ist es mit den Produzenten".

Bei einer so großen Vielfalt interessiert es mich, welcher denn Afu Ra’s persönlicher Favorit ist. Zunächst antwortet er, dass das ganze Album zusammen sein Favorite-Track ist, aber nachdem ich ihn kurz bearbeitet habe, wird er genauer:

"Whirldwind Through Cities", das war mein erster Track und auf ihm habe ich mich selbst gefunden. Ich sehe den Track wie eine Art Leistungsmarke: Jeden späteren Track habe ich an ihm gemessen, und wollte ihn besser machen. "Whirldwind Through Cities" hat mich sehr angespornt."
Was treibt einen Afu Ra in in seinen Lyrics voran?

"Ich schreibe meine Lyrics mit verschiedenen Methoden. Manchmal schreibe ich sie einfach für mich oder richte sie an eine Person in meiner Einbildung. Ich versuche, meine Lyrics universell, allgemein für alle zu halten. Dazu gehören Battle Lyrics genauso wie Lyrics, die sich zu der negativen Kultur von HipHop äußern: Sex, Geld und Drogen. Mir geht es da nicht direkt gegen bestimmte Personen, die damit leben, sondern vielmehr um die Einstellung im Allgemeinen. Gegen diesen Mindstate versuche ich in meinen Lyrics anzugehen". Ein Mindstate, der mit der Zeit sehr gewachsen ist. "Es geht im HipHop viel mehr um Politik als früher. Es hängt nicht mehr davon ab, wie talentiert oder wie gut du als Writer bist. Die Medien haben heute einen viel größeren Einfluss als früher."

Als Zeitpunkt für die Veränderung im Hip Hop gibt Afu Ra "The Chronic" von Dr. Dre an.
"Als "The Chronic" rauskam, machte sich das alles stark bemerkbar. Das Album wurde millionenfach verkauft, und auf einmal ging es um mehr Geld als jemals zuvor im Hip Hop. Jetzt ist es egal, wie gut die Arbeit ist, die du da machst. Viel wichtiger sind die Connections, die du hast".Afu Ra wird für einen Moment still, dann fügt er hinzu:
"Ich denke nicht, dass ich die Unterstützung bekomme, die ich wert bin. Beziehungen im Musikgeschäft zu haben, ist echt alles, worum es geht." Connections im positiven Sinne hat aber auchAfu Ra, z.B. mit DJ Premier, der die Produktion seines Debütalbums "Body Of The Lifeforce" überwachte und eine Reihe von Tracks beisteuerte.

"Ich habe Premier über die Arbeit mit Jeru kennengelernt, der mich mit ins D&D-Studio nahm. Als Premier dann hörte, dass ich mein Debütalbum auf die Beine stellen will, wollte er unbedingt ein Teil des Ganzen sein. Die Zusammenarbeit mit ihm ist einfach fantastisch. Er ist wie ein Bruder für mich. It’s like that: Er gibt mir den Beat und ich gebe ihm die Lyrics. Weißt du, was ich meine? Das ist ein wirkliches Level an Qualität, das wir da zusammen halten. Ich bin Premier sehr dankbar, dass er mich als Newcomer gefördert hat". Ich frage nach, warum "Body Of The Lifeforce" kein von Premier vollständig produziertes Album ist, wie z.B. die beiden ersten von Jeru. Als ich gerade dabei bin, meine Frage in Punkto Kostenfaktor auszuformulieren, werde ich energisch von Afu Ra unterbrochen:
"Nein, das war keine Kostenfrage… DJ Premier, so gut er auch sein mag, ist nur eine Kammer, aber ich brauchte für meine Sachen einfach verschiedene Styles. Ich wollte mit "Body Of The Lifeforce" ein wirkliches Masterpiece abliefern, und musste mich dafür auch anderer, sehr guter Produzenten bedienen". Auch von Jeru, seinem ehemaligen Partner aus Anfangstagen, machte sich Afu Ra erstmal frei. "Ich musste auf meinem Album einfach ich selbst sein und da hätte Jeru im Moment nicht mit reingepasst. Wir hatten unsere Differenzen, aber ich denke, dass wir in der Zukunft möglicherweise wieder etwas zusammen machen werden". Zukunftsmusik ist das nächste Afu Ra Album allerdings schon jetzt nicht mehr. Zwar ist sein Debüt gerade erst erschienen, aber mit Jahren in der Mache, denkt Afu Ra bereits jetzt über eine Fortsetzung nach. "Ich mache mir jeden Tag über einen Nachfolger zu "Body Of The Lifeforce" meine Gedanken. Ich will es nach der gleichen Formel kreieren, es soll nur besser sein. Einige Artists, mit denen ich schon auf meinem Debüt gearbeitet habe, werden wieder mit dabei sein und es wird ein paar neue geben. Es soll sich alternativ anhören, aber immer noch 100% HipHop sein. Ich will alle Vibes einfangen".