Interview mit OK Kid

rap.de: Ihr habt ja jetzt mittlerweile einen hohen Bekanntheitsgrad und den habt ihr ja auch in kürzester Zeit erlangt. Gibt es bei euch überhaupt noch sowas wie einen Alltag?

Moritz: Hmmm, also Alltag gibt es echt nicht. Also klar, wir waren jetzt 30 Tage auf Tour letztes Jahr. Da hatten wir schon 30 tage lang sowas wie einen Alltag. Immer spielen und nachts um 2 ins Bett, nachdem wir abgebaut haben und morgens um 9 wieder raus. So gesehen ist ein Alltag ja auch nichts schlechtes. Das war eine extrem geile Zeit auf der Tour, aber es gibt echt sauviele verschiedene Sachen und es gibt immer so Phasen natürlich durch die Tour oder die Studiosessions, das ist total abwechslungsreich. Also einen richtigen Alltag haben wir schon lange nicht mehr.

rap.de: Ihr habt letztes Jahr auf dem splash! Festival gespielt. Habt ihr euch vom Hip Hop Publikum angenommen gefühlt? 

Raffael: Mega! Wir sollten ja erst am Sonntag in einem anderen Block spielen und dann wurden wir gefragt, ob wir die Hauptbühne eröffnen wollen. Dafür, dass wir der erste Act auf der Hauptbühne waren, war es echt voll und die Leute haben richtig mitgemacht. Wir haben Handtücher verteilt und dann gab es einen Part, wo alle die Handtücher rausgeholt haben und den Helicopter gemacht haben. Das war voll gut.

Jonas: Das Publikum aufm splash! ist halt ein ganz anderes, als es noch vor zehn Jahren war. Auch heute, wenn wir da spielen, sind wir noch krasse Exoten. Wir kommen ja auch aus der HipHop-Szene und sind damit groß geworden, aber ich glaube, wir hätten selbst unsere Musik vor zehn Jahren nicht geil gefunden. Das sag ich voll oft, aber es ist so. Ich war da voll engstirnig und verkopft in der Szene drin war und dachte immer, alles was nicht Rap ist, ist schlecht. Das Lustige ist, dass dann anscheinend die Fans dort eine ähnliche Entwicklung durchgemacht haben, wie wir und sich locker machen. Auch im Backstage sind alle cool miteinander. Es gibt überhaupt keinen Hate, keinen Neid. Jeder gönnt dem anderen was. Wir waren noch nie vorher Backstage aufm splash!, aber man hat früher gehört, dass jeder so in seinem Camp war und dann halt von da aus nur auf die Bühne sind und wieder runter.

rap.de: Das war tatsächlich so. Ist aber auch schon lange her.

Jonas: Ja, ne? Das ist doch aber einfach cool so, wie es jetzt ist. Dass jeder Raum für den anderen lässt.

Raffael: Das Wetter war auch super und alle hingen draussen rum. Der Vibe war voll geil einfach. Man läuft da halt so rum und lernt Leute kennen.

Jonas: Nur nette Leute.

Raffael: Die sind echt alle nett einfach.

Jonas: Ich fand es schon lustig, wen du so triffst, der deine Musik auch feiert, von dem du es auch überhaupt nicht erwarten würdest.

rap.de: Wer denn zum Beispiel?

Jonas: Nee, keine Ahnung. Auch wirklich eher battlemäßige Rapper.

rap.de: Kannst du uns einen Namen nennen vielleicht?

Jonas: Da müsste ich schon mehrere Namen nennen.

rap.de: Dann nenn mehrere.

Jonas: Angefangen hat es ja bei uns mit Chakuza oder ob es ein Ali As ist. wer noch? Eben viele Rapper, die weit auseinander liegen inhaltlich im Vergleich zu dem, was wir machen.Das ist halt lustig, gerade weil die so weit weg sind und ich glaub das liegt eben auch daran, dass wir Leuten gar keine Angriffsfläche bieten mit dem, was wir machen.

rap.de: Gibt’s jemanden, wo ihr sagt, mit dem einmal zusammen zu arbeiten, das wäre das Krasseste überhaupt?

Jonas: Bei deutschen Acts finde ich das schwierig. Wir haben sehr großen Respekt vor Künstlern, die was schaffen, aber unsere Leute hören das nicht. Also, wir schauen schon sehr auf die Szene und finden Sachen krass, aber dieses „Aaaah, ich will unbedingt mal auf einer Platten von XY drauf sein“ oder „Den Rapper müssen wir mal fragen, ob er was mit uns zusammen macht“, das gibt es nicht.

Raffael: Ist halt auch irgendwie so’n Fame-Ding. Nach dem Motto schaut alle her, ich hab ein Feature mit dem und dem. Das bringt ja der Musik an sich nichts. Findet man dann halt selber toll, weil man den Typen geil findet oder damit man das anderen Leuten sagen kann, dass man einen krassen Featurepartner hat.

rap.de: Klar, aber entwickelt man sich nicht auch musikalisch weiter durch solche Begegnungen?

Raffael: Doch, aber dann sucht man sich eher Leute aus, die nichts mit Fame zu tun haben. Es war ja beim Album zum Beispiel so, dass wir mit zwei Produzenten zusammengearbeitet haben. Der eine war Sven Ludwig aus Köln, der war halt davor nicht so bekannt und der andere war Robot Koch, weil wir gedacht haben: Wir feiern seine Mucke einfach krass. Das wäre total erweiternd für uns, wenn wir was mit dem machen. Das war aber nicht so: „Wow, Robot Koch, voll geil, der ist Fame.“ Um sowas ging es gar nicht. Es ist glaub ich immer gesünder, das aus der musikalischen Perspektive zu sehen.

Raffael: Ich hab schon mit verschiedenen Leuten zusammengearbeitet, aber nicht in erster Linie aus dem Grund, dass ich Geld dafür haben wollte. Da ist auch meistens kein Geld geflossen, sondern ich hab das gemacht, weil ich das Endprodukt halt geil fand. Das ist auch etwas ganz Abseits der Band.

rap.de: Jetzt, wo euer Bekanntheitsgrad gestiegen ist, nutzt ihr euren Status als bekannte Person manchmal aus?

Moritz: Wir lassen uns auf alle Gästelisten schreiben und saufen alles leer! (lacht) Nee, überhaupt nicht.

Raffael: DOCH! Das machen wir schon! Also nicht ausnutzen, aber….

Moritz: Ja, wir nutzen die Chance natürlich gern, auf jeden Fall. Klar, gibt’s schon Leute, die einen erkennen, aber das hält sich alles noch in einem extrem netten Rahmen. Es ist alles noch total cool. Bei anderen Künstlern, wie Casper oder Marteria kann ich mir schon vorstellen, dass es auch anstrengend wird, wenn die mal zum Bäcker gehen oder so und gar nichts mehr geht und man statt zehn Minuten eine halbe Stunde braucht. Bei uns ist das nicht so. Das wächst ja so langsam, so dass wir es auch nachvollziehen können.