Interview mit OK Kid

Die dreiköpfige Band mit HipHop Wurzeln, hat ihren Stil gefunden, hat sich gefunden. Die Musikgruppe, die mal fünfköpfig und unter dem Namen Jona:S geläufig war, besteht nun aus Jonas (Sänger/ Rapper), Raffael (Schlagzeug/ Beats) und Moritz (Keyboard/ Beats). Mit der Änderung des Namens und der Neuformatierung, lösten sie sich von ihrem alten Rapimage und brachen auf zu neuen Ufern. Sie mischten altbewährtes mit neuen Elementen und kreierten somit ihren ganz eigenen, unverkennbaren Sound. Dem letztjährigen Album „OK Kid“ schieben sie nun eine EP hinterher, die „Grundlos“ EP, die heute erscheint. Wir trafen die drei bescheidenen und aufgeschlossenen Musiker im Hotel in Berlin und sprachen mit ihnen über Festivals, Frauen, Fans und Familie. 

rap.de: Hallo, Jungs. Zu Beginn eine Frage zu eurer EP „Grundlos“. An der Nummerierung erkennt man klar, dass es sich eine Ergänzung des Albums handelt. War das so geplant oder war es euch wichtig, den Verlauf bzw. die Entwicklung der Geschichte, die auf dem Album begonnen wird, noch nachzureichen?

Jonas: Wir haben ja im Herbst mit der EP eigentlich ganz locker angefangen. Da wussten wir noch gar nicht, was wir machen wollen und haben dann gemerkt, dass wir einen Song ganz gerne mitnehmen wollten, der nicht auf dem Album drauf, aber auf der iTunes Version dabei ist. Das ist „Grundlos“, weil wir auch dachten, dass der Song ziemlich genau das auf den Punkt bringt,für was wir gerade stehen, was wir gern aussagen wollen und haben dann auch gedacht, dass das Album eigentlich für uns auch thematisch noch nicht abgeschlossen ist, weil es auch wirklich sehr darum ging, wie nehme ich mein Umfeld wahr? Dass man mit Ende 20 eher an die nächste Party und an den nächsten Vollrausch denkt, als zu überlegen, was passiert eigentlich mit meinem Leben? Was ja auch voll okay ist. Wir haben das ja immer wertfrei gehalten und nie kritisiert. Und dann haben wir uns aber auch gedacht, dass es schön wäre, dem Album ein Ende zu geben, weil der letzte Song darauf „Mehr mehr“ ist. Der lässt einen schon ziemlich verstört zurück und ist kein richtiges Ende. Deshalb haben wir gedacht, wir nehmen den Song „Grundlos“ auf jeden Fall mit, das wird dann die Single der EP und wir bauen die Geschichte um den Track herum, damit es zu einem Abschluss kommt. Im Februar haben wir sie dann aufgenommen.Das ist jetzt echt der Abschluss vom letzten Album und keine Tendenz zum neuen Album.

rap.de: Jonas, deine Stimme ist ja das Markenzeichen von OK Kid…

Jonas: …schön! Endlich sagt das mal jemand!

rap.de: Könnt ihr euch trotzdem vorstellen, dass jemand anderes Mal den Sprechgesangspart übernimmt?

Jonas: Ich lasse Raffi und Moritz gern den Raum, auch mal einen Part zu droppen.

Raffael: Offiziell ist ja Jonas unser Sänger. Also Sänger, Rapper kann man ja nicht sagen, weil er einfach kein ernstzunehmender Rapper ist. Ist das ein geschriebenes Interview? Dann füg mal an der Stelle einen Smiley ein.

rap.de: 🙂(na gut)

Raffael: Wir haben uns ja beim Rappen kennengelernt, manchmal zeig dem Jonas ich nach ein paar Bier, wo der Rapper eigentlich hängt in der Band.

Moritz: Wir können ja mal rappen und Jonas baut die Beats. Können wir ja mal ausprobieren.

Raffael: Das wird ein Megaerfolg werden.

Jonas: Super Idee. (Gelächter)

rap.de: Ihr habt zu jedem Track auf der EP ein Video gedreht. Generell habt ihr immer sehr spezielle Videos, vor allem was die Wahl der Szenerie angeht. Sind das eure eigenen Einflüsse, eure eigenen Ideen?

Jonas: Wir entwickeln die Ideen immer mit demselben Team und das sind jetzt auch dieselben Leute gewesen wie bei „Verschwende mich“ und „Kaffee warm“ zum Beispiel. Das ist der Alex Schiller, der ist Regisseur und jetzt war der Kameramann der Kamil, der auch alle unsere Festivalgeschichten filmt. Wir entwickeln die Ideen immer zusammen. Die Idee mit den fünf Videos war das Ergebnis eines Brainstormings, das wir zusammen mit den Jungs in Köln gemacht haben. Wir haben uns eingeschlossen und dann mal überlegt, wie wir das umsetzen wollen. Dann kamen wir eigentlich alle zusammen zu dem Schluss, dass wir, um die Geschichte der EP angemessen zu erzählen, fünf Videos brauchen und dass diese nicht nur auf ein Video reduziert werden kann. Deshalb haben wir fünf Videos gemacht.

rap.de: Das war doch sicher anstregend, oder? Die kamen ja auch in kürzester Zeit hintereinander raus.

Jonas: Ja, wobei wir uns ja in den Videos nicht in den Vordergrund stellen wollen und daher das Glück haben, nicht bei jedem Dreh dabei sein zu müssen. Jeder hat seinen Part in den ersten drei Videos bekommen, was man dann natürlich bei „Grundlos“ zusammen sieht. Es ist schon anstrengend, aber uns ist das auch extrem wichtig. Viele Leute fragen, warum wir eine EP machen und kein Album und wir sagen: „Nee, fuck! Das ist nicht eine EP, es ist unser Baby und das ist für uns genauso wichtig wie ein Album!“ Weil das auch einfach eine geschlossene Form ist, die wir den Leuten präsentieren wollen. Das ist jetzt nicht so eine Single und vier B-Seiten, sondern das sind fünf eigenständige Songs, die erzählt werden wollen. 

rap.de: Mal eine Frage zum Track „Zuerst war da ein Beat“. Meine schwangere Freundin hat ihn gehört und ein paar Tränchen vergossen, weil der Song einfach sehr rührend ist. Wir haben uns aber beide gefragt, welches Thema im Vordergrund steht. Wird da die Geschichte vom Leben eines Mannes erzählt oder die von der Schöpfung der Musik? Das wird nicht ganz klar.

Jonas: Nein und das ist auch genau absichtlich so. Zum einen geht es darum, wie wir uns kennengelernt haben, um Geburt und Ende generell. Aber natürlich, wenn ich drüber texte, ist es halt auch über unsere Band, denn ohne den Beat, ohne die Rapszene in Gießen und das Umfeld, hätten wir uns nicht kennengelernt und die Band würde es so nicht geben. Das war quasi die Geburt der Band. Auf der anderen Seite, um das Thema größer zu machen und zugänglich zu machen, auch für andere, ist es eben der Beat von dir selbst. Dein Herzschlag. Das ist das Erste, was man von dir hört und das Letzte, das von dir geht. Das miteinander zu vereinen und zwar so, dass es nicht zu pathetisch klingt und nicht zu tränendrüsenmäßig zu machen, war der Anspruch an diesen Song.