rap.de: Es ist halt auch schwierig, gerade im Rap gibt es wirklich viele, die sich eine Fruity Loops Testversion und ein billiges Micro besorgen, damit irgendwas aufnehmen und das direkt an alle Rapmedien verschicken.
Crystal F: Das ist es halt, deshalb hab ich das auch nie jemandem übel genommen. Ich würde als Redakteur da irgendwann selbst keinen Nerv mehr haben. Man hört da bestimmt auch total diesen Zeitgeist raus, heute wollen alle klingen wie Haftbefehl und früher wollten alle klingen wie Savas. Und wie Staiger mal sagte, gibt es auf jeder dieser CDs einen Track, der „Mein Weg“ oder „Ich gehe meinen Weg“ heißt. Da wird man doch wahnsinnig. Aber irgendwann waren wir dann über den Punkt hinaus und ihr habt dann auch mal über uns berichtet als unsere Internet Seite gesperrt und unsere Online-Releases indiziert wurden. Das haben sie dieses Jahr ja dann nochmal gemacht, weil man ein Free-Release runterladen konnte und zu Youtube weitergeleitet wurde. Dann kriegt man parallel dazu noch endlos lange Briefe, welche Textstellen und welchen Szenen im Video denn zur Indizierung führten.
rap.de: Das Problem daran ist ja auch, dass oft die Texte falsch verstanden werden. Bei einer Verhandlung gegen Blokkmonsta führte unter anderem ja auch das dann zum Freispruch.
Crystal F: Auf jeden, mit der Penner-Line. Deshalb bin ich auch mitlerweile skeptisch, wenn Leute mir bei Facebook schreiben und nach den Lyrics fragen. Könnt ja irgendein Jugendschützer sein, der sich die Zeit sparen will, die Texte selbst abzutippen oder gleich Fehlern entgehen will. Aber naja uns schadet das ja letztendlich nicht, wir leben ja nicht von der Musik. Da bin ich immer noch ganz entspannt, solang ich keinen persönlichen Schaden darausziehe.
rap.de: Verständlich. Kommen wir dann mal wieder zu eurem Mixtape. Ich fands recht ungewöhnlich, dass da auch viele Freunde von euch Solotracks drauf haben.
Crystal F: Ja, das ist das Ding. Ich habe viele Freunde, die Musik machen, sich dabei jedoch selbst im Weg stehen. Die machen richtig gute Songs, die dann nie rauskommen. So wie AudioMax, der super talentiert ist, aber kein Bock auf den ganzen Stress hatte und erstmal seine Ausbildung weitermachen wollte oder K-Gunn, der ja eigentlich Untergrund-Status genießt. Der ist ja schon 2003 vor Leuten wie Bushido, Savas oder Curse aufgetreten, aber irgendwann hat er angefangen so harte Musik zu machen, dass das keiner mehr vertreten konnte. Und gerade bei so einem „Lost Tracks“-Projekt fand ich es passend auch deren Tracks mit raufzunehmen. Das hat auch echt Spaß gemacht beim Zusammenstellen der Tracklist. Ich dachte zuerst wir würden vielleicht auf 15 Tracks kommen, aber dann durchsucht man seine alten Festplatten und stößt auf so viele Sachen, die man gar nicht mehr in Erinnerung hatte.
rap.de: Habt ihr die Tracks dann noch bearbeitet oder einfach so draufgehauen?
Crystal F: Wir haben ein bisschen die Beats und Stimmen von der Lautstärke angepasst, dass man überhaupt was versteht, aber ansonsten wollten wir den dreckigen Flair aus der Zeit beibehalten.