Interview: Money Boy über „Quick Mart“, Traphouse Kitchen und seinen Aufenthalt in Atlanta

Money Boy ist der wohl polarisierendste deutschsprachige Rapper der letzten Dekade. Vor Jahren noch von vielen ob seiner ungewöhnlichen Herangehensweise an das Genre belächelt, hat er sich mittlerweile längst im Game etabliert. Wir haben mit dem Österreicher über sein kommendes Album, seine Kochshow Traphouse Kitchen und dem Trap-Life im HipHop-Mekka Atlanta gesprochen.

Trap ist inzwischen im Deutschrap etabliert, obwohl du dafür zu Beginn deiner Karriere viel Hate einstecken musstest. Die Leute erkennen aber mittlerweile, dass du im Genre wirklich etwas verändert und Trap nach Deutschland gebracht hast. 

Du bist nicht der erste, der das sagt. Das höre ich tatsächlich von vielen, also muss da auch etwas dran sein. Es ist alles nur eine Frage der Zeit. Es hängt davon ab, wie lange man etwas durchzieht und wie konstant man seine Sachen verfolgt. Ich habe immer daran geglaubt, dass das was ich mache, dope ist. Die Leute haben einfach ein bisschen gebraucht, um da hinterherzukommen.

„Ich habe immer daran geglaubt, dass das was ich mache, dope ist.“

Hauke mit Money Boy im Backstage-Bereich

Im Moment kommt neben der Musik auch viel Neues aus der Traphouse Kitchen. Jeden Dienstag veröffentlichst du eine neue Folge und es sieht immer sehr lecker aus. Wo hast du gelernt, so gut zu kochen?

Also, ich habe es mir eigentlich schon selbst beigebracht, keine Ahnung, wie alt ich da war. Irgendwann habe ich mit einfachen Gerichten angefangen, mit einem Spiegelei oder so… Dann habe ich immer mehr dazugelernt. Mein Dad, der ziemlich gut kochen kann, hat mir auch einiges beigebracht. Später habe ich dann viele Youtube-Videos geschaut oder im Internet nach Rezepten gesucht. Ich habe mich immer dafür interessiert, weil ich gerne nices Food esse. Mir gefällt der Geschmack natürlich, aber auch die Ästhetik. Ich mag das einfach. Ich mag Restaurants, besonders die in Amerika, die Cheesecake Factory zum Beispiel. Viele Rapper, also auch viele Amirapper, stehen voll auf gutes Essen. Action Bronson ist da sicherlich naheliegend, weil er es auch richtig big gemacht hat, auch wenn er als Rapper nicht so mein Typ ist. Ich bin ja eher der Trap-Swag-Rapper. Ich habe auch schon gesehen, wie Cam’ron ein Gericht mit Vice oder Complex kocht. Viele Rapper mögen das und posten es in ihre Stories. 2 Chainz liebt Food, Fabolous liebt Food und, und, und..

Soulja Boy auch…

Genau! Wie man ja auch in meinem Video gesehen hat. Erst gestern habe ich wieder gesehen wie er Chicken mit Kimchi Fried Rice gegessen hat. Das gefällt Rappern einfach. Rapper mögen Jewelry, fancy Clothes und Food auf dem Teller. Deswegen passt es auch sehr gut zu Rap und damit auch in meinen Bereich von Dingen, die mich interessieren. Dinge, die entweder schön sind, gut schmecken oder sich gut anhören. Alles was mit Sinneswahrnehmungen zu tun hat. Wenn es mir eine Befriedigung verschafft, dann mag ich das. Deswegen habe ich dieses Food-Ding immer schon gemocht. Das passt auch perfekt zu diesem ganzen Swag-Rap-Trap, diesdas.

„Wenn es mir eine Befriedigung verschafft, dann mag ich das.“

Dann lieber Fast Food oder ins Restaurant?

Fast Food ist eine nice Sache, aber real Rap, man kann es nicht jeden Tag fooden. Man hat dann auch keinen Bock mehr drauf und so. Aber ich mag das sehr wohl. Ich war nie so ein Dude, der jeden Tag Fast Food isst, außer vielleicht manchmal, wenn ich in Amerika bin und ich lange nicht dort war. Dann gehe wirklich ein paar Tage hintereinander Fast Food essen, aber normalerweise mixe ich das schon up. Aber ich bin ein riesiger Fast Food Fan, weil mir neben den Gerichten auch die Designs und Logos gefallen. Das ist schon ein Erlebnis für mich. Aber auch ein gutes Restaurant ist cool. Bei Fast Food weißt du halt immer was kommt, weil es standardisiert ist. Du weißt, dass es immer gleich ist. Das ist im richtigen Restaurant nicht so, drum ist es leichter, wenn man zu einem Fast Food-Restaurant geht.

„Fast Food ist eine nice Sache, aber real Rap, man kann es nicht jeden Tag fooden.“

Auf so einer Tour seid ihr ständig auf der Bühne und performt die ganze Zeit. Was macht das Shake Life? Achtest du auf einen gesunden Lifestyle und eine gesunde Ernährung?

Der Begriff „Shake Life“ ist ein sehr cooler Begriff, der aktuell eigentlich nicht mehr so viel Verwendung findet. Damals habe ich den Begriff ins Leben gerufen, weil ich da wirklich eine Zeit hatte, in der ich krass exzessiv gelebt und auch upgeturnt habe. Beim „Shake Life“ geht es eigentlich darum seinen Lifestyle upzushaken und zu ändern. Mittlerweile bin ich eigentlich grundsätzlich healthy, mache Workouts und achte auf meine Ernährung. Du siehst hier, dass ich mein Wasser am sippen bin. Bin immer gut hydriert. Also es gibt das Shake Life noch, aber der Slogan ist jetzt nicht mehr so aktuell, weil diese Upturn-Phase jetzt gar nicht mehr so krass und exzessiv ist.

Zum Start der Tour seid ihr heute in Berlin. Wie sieht der Tour-Alltag bei euch aus?

Das ist jetzt eigentlich keine Tour in dem Sinne. Es sind einfach ein paar Dates, die gut bezahlt sind. Klar, dass ich mir dann meine Bag hole. Die Leute hören einfach nicht auf mich zu buchen. Gott sei Dank zahlt sich meine Arbeit aus und ich bin gefragter denn je.  Es wird aber eine richtige Tour für mein neues Album „Quick Mart“ geben, das im April kommt. Ich habe viele neue Projekte, extrem viel neue Musik und ich werde jetzt einfach knallhart durchziehen und immer weiter wachsen. Alles geht bei mir in die Höhe, die Tendenz zeigt stark nach oben. Das Wichtigste ist, dass man immer weitermacht und ständig Musik und Musikvideos releast. Am Ende zahlt sich das alles aus. Wir kommen, wir pullen up, sind unterwegs und machen unsere Shows, so wie es eigentlich üblich ist. So ist es seit ich im Game bin, seit „Dreh den Swag auf“.

„Wir kommen, wir pullen up, sind unterwegs und machen unsere Shows, so wie es eigentlich üblich ist.“

Du sagtest gerade, dass „Quick Mart“ Anfang April kommt. Die Tracklist steht auch schon. Mit Hustensaft Jüngling hast du nur ein Feature auf der Platte. Wenn ich an frühere Alben denke, hattest du meistens ein paar mehr Gäste. Gibt es einen Grund dafür, dass es diesmal nur bei einem geblieben ist?

Das ist ’ne gute Frage, aber keine Ahnung. Es werden in Zukunft noch mehr Features kommen. Ich habe viele Projekte geplant in nächster Zeit, aber bei „Quick Mart“ habe ich jetzt nicht so krass an Features gedacht. Aber das ist auch cool und so. Die Konstellation ist einfach zufällig entstanden.

Kannst du schon verraten, was neben „Quick Mart“ so geplant ist?

Bevor das Album erscheint droppen noch einige Videos. Das „Draco“-Video ist schon out now. Dann kommt noch das Video zu meinem Song „Bricks„, dann das Video zu meinem Track „Leichensack“, dann das Video zu meinem Track „Shootingstars“ und auch zu „Cream Soda“ mit Hustensaft Jüngling soll ein Video erscheinen. Die Leute werden das Album auf jeden Fall hart feiern. Da sind richtig krasse Banger drauf und ich kann es kaum erwarten, dass die jeder hört. Das ist erstmal das nächste Ziel, das alle Leute auf dem Schirm haben sollten.

„Da sind richtig krasse Banger drauf und ich kann es kaum erwarten, dass die jeder hört.“

Wieso hast du das Album „Quick Mart“ genannt?

Ich war in Atlanta und habe da an verschiedenen Projekten geworkt. Die Eingebung das Album „Quick Mart“ zu nennen hatte ich, als ich dort in der Gegend war. Quick Mart war in der Trap so ein Corner Store oder so ein Convenience Store, ein kleiner Supermarkt halt. Das war mitten in der Trap und das war auch so ein Treffpunkt, wo viele Dinge zusammengekommen sind und getrappt wurde. Ich war öfter dort und irgendwann hat es Klick gemacht: Das ist der perfekte Titel für den Vibe von meinem Album. Das passt und ich ahne das heavy. Für mich ist das ein nices Bild für diesen ganzen Trap-Lifestyle. Die Leute pullen up in ihren Cars, haben ihre Styrofoam-Cups und sippen ihren Sizzurp. Quick Mart ist einfach so ein Spot in der Trap und das Album ist halt Trap-Musik – extrem dope Trap-Musik.

Wie du sagst, war der Trap-Lifestyle in Atalanta allgegenwärtig. Was war das krasseste das du dort gesehen und erlebt hast? Kannst du da etwas preisgeben?

Selbst, wenn jetzt was Krasses passiert ist, möchte ich darüber jetzt keine Details sagen. Ich sag‘ mal nur so; alles was standardmäßig in Tracks vorkommt, spielt sich dort auch ab, je nachdem, wo du bist und ob du überhaupt rein darfst. Theoretisch kannst du dort alles mit deinen eigenen Augen sehen. Ich kann jedenfalls bestätigen, dass du dort alles findest.

In letzter Zeit war Soulja Boy seit langem wieder sehr stark in den Medien vertreten. Wie man weiß ist Soulja seit jeher eine große Inspiration für dich. Wie hast du es mitbekommen, als er das größte Comeback 2018 für sich beansprucht hat?

Ich habe das schon alles länger in der Entwicklung gesehen, weil ich einfach Soulja Boy-Fan bin – schon immer. Dass er in den Medien jetzt wieder sehr präsent ist, ist das Ergebnis seiner harten Arbeit. Das gibt mir einen zusätzlichen Push und motiviert mich, härter zu hustlen. Großes Shoutout an Soulja Boy, der krasseste Rapper mit dem meisten Swag!

Welche Künstler hast du, fernab von Soulja Boy, in letzter Zeit so gefeiert?

Mein Lieblingsalbum letztes Jahr war „Drip Season 3“ von Gunna. Was ich jetzt in den letzten Tagen gehört habe war das Lil Pump-Album „Harverd Dropout“. Das finde ich eigentlich auch sehr hard, sehr dope.

Gibt es aufstrebende Künstler, die zurzeit noch niemand ahnt, von denen du sagst, dass sie in nächster Zeit ihren Durchbruch schaffen könnten?

Gibt es sicher, aber ich möchte es nicht verraten. Es ist ja doch so ein gewisser Juice, so eine gewisse Sauce für mich, wenn ich weiß, dass ich das für mich feiere. Ich promote nur mich selber. Money Boy ist der coolste Artist, den alle Leute hören sollen.