Hilltop Hoods über „The Great Expanse“, Tour mit Eminem und ihre einzigartigen Fans

Die Hilltop Hoods sind wahre HipHop-Urgesteine: Das Trio um Suffa, Pressure und DJ Debris ist seit über 20 Jahren im Game und auch außerhalb ihres Heimatlandes Australien erfolgreich. Am vergangenen Freitag kam ihr mittlerweile achtes Studioalbum „The Great Expanse“ in die Läden. Aktuell spielen die Hilltop Hoods eine große Tour durch Australien und Neuseeland – zusammen mit niemand Geringerem als Rap God Eminem. Wir haben mit Pressure unter anderem über die Tour und das neue Album gesprochen.


Eure Tour mit Eminem durch Australien und Neuseeland ist gestern gestartet. Wie sind deine ersten Eindrücke?

Letzte Nacht in Brisbane fand die erste Show der Tour statt. Das war krass, es waren ungefähr 60.000 – 70.000 Leute da (Anm. d. Red. Es waren 46.000) da. Em bringt sehr viel Interaktion mit ein und hat einige Klassiker gespielt.

Was ist das Beste am Touren?

Im Moment macht es am meisten Spaß, Musik von der neuen Platte zu spielen und die Reaktionen der Leute zu beobachten. Die letzten zwei Jahren haben nun ja intensiv an unserem neuen Album „The Great Expanse“ gearbeitet. Wir freuen uns riesig, den Leuten endlich die Songs präsentieren zu können.

Welchen Vorteil zieht ihr aus einer Tour als Support von Eminem? Würdet ihr nicht auch alleine die Arenen füllen? Australien und Neuseeland sind ja im Prinzip Heimspiele für euch.

Naja, unsere Shows allein ziehen in Australien lange nicht so viele Menschen an wie die von Eminem. Dementsprechend sind die Veranstaltungsorte auf dieser Tour größer. Dazu kommt, dass wir viele Menschen, die unsere Musik vorher nicht gehört haben erreichen können. Außerdem haben wir die Ehre, Shows mit dem wohl besten Rapper aller Zeiten zu spielen. In Sachen Popularität verhält es sich in Neuseeland ein bisschen anders als in Australien. Obwohl beide Länder räumlich sehr nahe beieinander liegen, ist die Musik-Kultur doch unterschiedlich. Dort sind wir wahrscheinlich ähnlich populär wie in Deutschland.

Ich merke schon, du bist großer Eminem-Fan. Sein Debüt-Album „The Slim Shady LP“ wird an diesem Freitag, dem 22. Februar, 20 Jahre alt und gilt als echter Klassiker. Wie habt ihr den Release und seinen Einfluss auf euch und HipHop insgesamt erlebt?

Das Album war ein absoluter Gamechanger. Eminem entwickelte sich vom brutalen Battle-Rapper, zu jemandem der die Leute auf einmal zum Lachen bringen konnte. Mir fällt so spontan niemand ein, der ursprünglich Hardcore-Rapper war, dann aber auch in der Lage war, Pop-Songs zu schreiben. Es war einfach dieses Charisma, das ihn interessant und witzig gemacht hat. Er hat das ganze Genre revolutioniert.

„Eminem entwickelte sich vom brutalen Battle-Rapper zu jemandem, der die Leute auf einmal zum Lachen bringen konnte.“

Am Geburtstag der „Slim Shady LP“ erscheint nun ja auch euer neues Album „The Great Expanse“. Das erste echte neue Album seit 2014. Warum habt ihr euch so viel Zeit gelassen?

Das ist eine gute Frage (lacht). In der Zwischenzeit haben wir ja das „Restrung“-Album mit dem Adelaide Symphony Orchestra und dem Adelaide Chamber Singers Choir aufgenommen. Zusammen haben wir bestehende Songs neuinterpretiert. Außerdem haben wir ein paar Welttourneen für „Walking under Stars“ gespielt, das 2014 erschienen ist. Suffa und ich haben uns danach erstmal eine Auszeit gegönnt, da wir beide Väter geworden sind. Als es dann wieder etwas ruhiger wurde, haben wir uns wirklich zwei Jahre genommen, um „The Great Expanse“ fertigzustellen. Wir nehmen uns lieber Zeit für ein Album, anstatt jedes Jahr etwas Halbfertiges herauszubringen. Aber du hast Recht, wir haben uns schon eine lange Pause gegönnt und uns nicht hetzen lassen.

Bei den letzten drei Alben, „The Great Expanse“ inklusive, wurde auf den Covers immer wieder das Thema Universum, beziehungsweise Sonne und Sterne, aufgegriffen. Gibt es dafür einen bestimmten Grund?

Dieser Kosmos-Aspekt in den Albumcovern ist wahrscheinlich einfach eine Geschmacksache. „The Great Expanse“ steht eigentlich nicht mit den zwei vorherigen in direkter Verbindung. „Walking under Stars“ und „Drinking from the Sun“ sind da schon eher als zweiteiliges Projekt zu sehen. Wir haben das aktuelle Album so genannt, weil wir zuerst 40 Songs ausgesucht hatten, dann aber alle bis auf die besten 12 plus Intro weggelassen haben. 

Das ist eine ganz schon hohe Ausschussquote, oder?

Also die 40 Tracks waren jetzt nicht komplett fertig, aber wir sind vorher mit 5 verschiedenen Produzenten durch mehrere Hundert Beats gegangen. Ungefähr 40 Songs, die wir über die zwei Jahre gemacht haben, waren dann am Ende aufgenommen und gemastert. Dann haben wir 12 Songs gepickt und eben das Intro.

13 Songs auf einem Album sind in der heutigen Streaming-Ära schon eher wenig,  wenn man bedenkt, dass einige Künstler darauf aus sind, einen möglichst hohen Output und entsprechend mehr Streams zu erreichen.

Stimmt, 13 Songs ist etwas Oldschool. Klar, wir hätten noch einige Songs mehr raushauen können. Dann wären aber vielleicht zehn Songs drauf gewesen, die sich für uns wie Filler angefühlt hätten. Das ist nicht das, worum es beim Musik machen geht. Es geht weder um Charts, noch um Verkäufe. Wir haben uns einfach für die Musik entschieden, von der wir wollen, dass die Leute sie hören. Nicht die, die bei einem Mainstream-Publikum am besten ankommt. Lieber habe ich nur zehn Songs auf einem Album, muss dafür aber nicht jeden zweiten skippen.

In Sachen Mainstream-Erfolge fällt mir neben euch nur Bliss N‘ Eso als australische Rapper beziehungsweise Rap-Gruppe ein. Was unterscheidet euch von anderen Australischen Rappern?

Oh man, ich weiß nicht was das Rezept ist. Vielleicht sind wir einfach beständiger als andere, oder arbeiten härter; weiß nicht. Vielleicht hatten wir auch einfach Glück. Aber es gibt einige Acts die Australien, die gerade sehr gut sind. Illy zum Beispiel. Er macht tolle Shows und ist auch auf unserer neuen Platte vertreten. Mit ihm arbeiten wir auch schon sehr lange zusammen. In Australien sind wir populär, weil wir unsere eigene Kultur sehr stark bedienen und auch mit lokalen Referenzen arbeiten, die die Leute auch verstehen. Ehrliche Musik verbindet einfach. Ich glaube, dass wir auch über Australien hinaus bekannt sind, weil wir über Jahre unseren eigenen Sound gefunden haben.

Ich kann mir vorstellen, dass Fans, die euch seit 20 Jahren hören, mit euch und eurer Musik wachsen. Du sagtest ja bereits, dass ihr in der Musik auch immer ein Stück weit euer Leben reflektieren wollt. So schafft ihr es dann wahrscheinlich auch, diese Leute über die gesamte Zeitspanne weiter mitzureißen.

Wir haben eine große, loyale Zuhörerschaft, die schon die ganze Reise über an unserer Seite ist. Das ist fast schon wie eine große Familie. Sie kommen auch nach all den Jahren noch zu unseren Shows. Viele Leute in der Crowd sind 40, 50 Jahre alt und haben ihre Kinder dabei. Das ist großartig. Klar haben wir auch viele junge Fans, aber insgesamt ist unsere Fanbase schon sehr gemischt und das finden wir klasse.

„Viele Leute in der Crowd sind 40, 50 Jahre alt und haben ihre Kinder dabei. Das ist großartig.“

Ihr habt nun schon zahlreiche Welttourneen hinter euch, wart überall auf der Welt, auch schon in Deutschland. Kennst du deutschen Rap und deutsche Künstler?

Ich kenne nur wenige, wenn dann die, die uns als Support-Act auf einer Tour begleitet haben. Blumentopf zum Beispiel. Mein großes Problem ist, dass ich nie weiß, was sie sagen (lacht). Die Beats und Produktionen finde ich aber immer wieder stark. Aber auch wenn ich keine Ahnung habe was sie sagen, kann man die Sound insgesamt schon würdigen.

Hilltop Hoods im Interview: Neues Album, verrückte Fans und das Familienleben